Rechnungswesen und Planvorgaben in DDR-Betrieben

Anfang der 80iger war ich Mitglied einer Arbeitsgruppe des Ministeriums für Bauwesen.
Wir entwickelten ein Grundmittelrechenprojekt für das Bauwesen der DDR mittels des Rechners R300.

R300 -> siehe Wiki.

Das Programm enthielt auch ein Teilprogramm „Umbewertung der Grundmittel“.

Da ich dieses komplexe Rechenprogramm in dem Kombinat wo ich arbeitete nach Fertigstellung sofort eingeführt hatte, konnte ich diese Umbewertung EDV-mäßig durchführen.
Der Hauptbuchhalter des Kombinates atmete auf und mit ihm die Hauptbuchhalter der 8 Teilbetriebe die zum Kombinat gehörten.
Man war froh dass dies EDV- mäßig klappte.

Persönlich war dies für mich der Beginn für die aufkommenden Personal-Computer die Programmiersprache BASIC und DBASE im Selbststudium zu erlernen.

Habe dann nach der Wende – ich verlies dann auch das Bauwesen – habe ich viele Programme geschrieben wo der Geschäftsführer froh war kein Geld ausgegeben zu müssen. Mit meinem Programm war es möglich schon 1995/1996 die Rechnungen an die Verrechnungsstelle der „METRO“/Düsseldorf in Kehl-Sundheim per Internet zu senden.
 
Vielleicht hatte die höhere Bewertung von Produktionsergebnissen den Zweck, das gesamtwirtschafltiche Preisniveau zu erhöhen, um Geldüberhang zu beseitigen und die Rationierng über Warteschlangen in Grenzen zu halten?
 
Das stimmt zum Teil.

Kaufkraftabschöpfung nannte man dies oft.

Man argumentierte gern mit zu hohen Spareinlagen der Bevölkerung. Die letzte Zahl die mir noch in Erinnerung ist, 5.000 DDR Mark/Kopf. Also eine normale 4 köpfige Familie 20.000,- Mark auf der Sparkasse.

Und die Zauberformel zur Kaufkraftabschöpfung war: „Neue Erzeugnisse verbunden mit höheren Gebrauchswerteigenschaften“.

Aber ich denke mal es ging auch und vor allem um Argumente zur Story „10. Industriemacht/-nation der Welt“.
 
Vielleicht hatte die höhere Bewertung von Produktionsergebnissen den Zweck, das gesamtwirtschafltiche Preisniveau zu erhöhen, um Geldüberhang zu beseitigen und die Rationierng über Warteschlangen in Grenzen zu halten?

Der MfS-Bericht von Anfang Januar 1982 zur DDR-Wirtschaftslage notiert eben S. 20 in diesem Punkt u.a.

Ein weiteres Grundproblem der gegenwärtigen Leitung und Planung der Volkswirtschaft zeigt sich darin, daß vorwiegend beginnend mit den zentralen Planvorgaben auf die wertmäßige Erhöhung der Leistungen orientiert wird und damit von vornherein unreale, durch echten materiellen Leistungszuwachs nicht erfüllbare Planziele den Kombinaten und Betrieben gestellt werden. Damit wird gewollt die Möglichkeit geschaffen, auf zentraler und betrieblicher Ebene ein Leistungswachstum auszuweisen, welches durch verfügbares Endprodukt nicht belegt werden kann.
 
Der laufende Volkswirtschaftsplan für 1981 zeigte bereits kurz vor den ersten Beschlussfassungen für den Volkswirtschaftsplan 1982 im August 1981 offenkundige Abweichungen zum 1981er Plan, die bereits für 1981 eingetretenen und für den 1982er Plan abschätzbaren Abweichungen wurden nun rechnerisch durch die Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz beim Politbüro des ZK weitgehend reduziert. Q: MfS-Bericht Januar 1982, S. 12-13.
Gleichzeitig wurden auch bereits die auflaufenden Differenzen für die Plan-Jahre 1983-1985 innerhalb des Fünfjahresplanes 1981-1985 rechnerisch korrigiert.

Die Protokolle und Vorlagen usw. der Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz sind online via BStU/Bundesarchiv frei zugänglich, hier entsprechend aus dem Zeitraum Juni 1981 - August 1982, besonders lesenswert jene vom August 1981.
 
Beim wertmäßigen Grundfondsbestand (Betriebsmittel) muss man berücksichtigen das wir Anfang der 80iger eine sinnlose buchmäßige Aufwertung machten (BW, NW und auch Abschreibungssätze). Diese Aufwertung war auch Bilanzseitig wirksam.

Die Aufwertung war bilanzseitig wirksam, das war schließlich der Auslöser. Den Zweck dieser Aufwertung würde ich weniger als ein "Aufhübschen" sehen (schließlich gab es außer vorgesetzten Kombinaten und Staatlichen Planungskommissionen keine Adressaten wie etwa Eigen- oder Fremdkapitalgeber).

Dazu muss man etwas ausholen, und kann gleich die nachgestellten Fondsfragen mit abarbeiten.

Gegeben sei ein VEB mit einem Gewinn von 100 (Umsätze 500 - Aufwand 400). Steuern vernachlässigen wir, obwohl es betriebliche Besteuerung von ein paar Prozent gab (plus staatliche Finanzrevision).

Dieser Gewinn wurde vollständig abgeführt an die Kombinate, vergleichbar einem Ergebnisabführungsvertrag im bundesdeutschen Gesellschaftsrecht innerhalb von Konzernstrukturen. Die Ergebnisabführung wurde auch cash-mäßig abgewickelt. Damit war eine "Eigenkapitalbildung" aus Thesaurierungen bei VEBs unmöglich, weil durch Ergebnisabführungen immer "glattgestellt" wird.

Hier setzt das Fondssystem an. Gebildete Fonds vermindern oder verteilen (above oder below the line) den erzielten Gewinn. War also eine Fondsbildung zulässig, etwa für Grundmittel (Investitionen, Anlagevermögen), zB von 40, sank der ausgewiesene (und abzuführende) Gewinn von 100 auf 60. Diese Mechanik bezieht sich auf alle Fondsbildungen. Damit wurden dann Investitionen, Prämien, etc. "finanziert", zB mit der Investition setzten Abschreibungen in folgenden Geschäftsjahren ein, und in Höhe der Abschreibungen wurde der Fonds wieder aufgezehrt. Beim Prämienfonds erfolgte der Fondsverbrauch direkt gegen die ausgezahlten Leistungsprämien im Folgejahr.

Das Fondssystem entspricht also strukturell (ergebnisverwendenden) Rücklagenbildungen bzw. (aufwandswirksamen) Rückstellungsbildungen in marktwirtschaftlichen Abschlüssen, iwS einer "Eigenfinanzierung" der VEBs und Kombinate zum Drücken der Ergebnisabführungen mit "Vorsorge" für künftige Aktivitäten.

Damit zu den Umbewertungen: Das DDR-wirtschaftliche Problem lag in völliger Überalterung des Kapitalstocks in weiten Teilen, die Betriebe waren überaltert mit einem Investitionsstau von hunderten Milliarden. Wenn man sich Standorte angeschaut hat, arbeiteten die - wenige Ausnahmen - in großen Teilen sozusagen mit einem Vorkriegs-Anlagevermögen.
Hier setzt das Problem an: vernachlässigbare Restbuchwerte im Anlagevermögen, (führen in der Folge zu:) fehlenden Abschreibungsbeträge, (also) zu wenig Aufwand gegen die aus den GRundmitteln/Anlagevermögen ausgelutschten Umsatzerlöse. Schlussergebnis: Ausweis von Scheingewinnen (und die würden dann noch abgeführt = völliger Murks).

Hier setzten die "Umbewertungsrunden" an, die man sonst nur aus Hochinflationsländern kennt. Die Hochbewertung (Inflationierung) abgeschriebenen Anlagevermögens (technisch ergebnisneutral gebucht per Anlagevermögen an Eigenmittel) "bringt" in den Folgejahren neue Abschreibungen aus den höheren "indizierten" Restbuchwerten -> daraus Gewinnminderungen, ergo verminderte Ergebnisabführungen "an den Staat" (bzw. Kombinat).

Eine Improvisation folgt also auf die andere. Ausgangspunkt waren Gewinn- und Verlustverrechnungen, die nur noch Scheingewinne auswiesen. Und diese noch durch zahlreiche "Umsatzstützungen" (Exportstützen, NiWP-Stützen, soundso-Stützen, etc.) hochgepusht.

Die gesamten "Bewertungsrechnungen" (Abschlüsse und Wirtschafts-Pläne in Geldeinheiten) fußten auf einem realwirtschaftlich völlig maroden System bzw. Zustand, der vor dem Zusammenbruch und in völliger Mangel- und Hamsterwirtschaft stand.

Dafür waren die Betriebe und Belegschaften nicht verantwortlich.
Es ist mir heute noch unbegreiflich, welche güterwirtschaftlichen Leistungen die technischen und kaufmännischen Belegschaften aus derartigen unzulänglichen Betriebszuständen herausholten, und welche Improvisationen dort gefunden werden mussten.
 
Ok, jetzt wird mir die Logik dieses Fondssystems ein bisschen klarer.
Hat es vielleicht auch einen Fonds für Erweiterungsinvestitionen gegeben?
 
Gut ausgedrückt.
So isses, so ähnlich haben ich und ein paar damalige Kollegen in meinem Umfeld es auch gesehen.
Wir haben es nur etwas anders ausgedrückt und der Bezug zur Betriebswirtschaft marktwirtschaftlicher Unternehmen fehlte uns.

In Deinen Betrachtungen fehlt eigentlich nur die Steuerungskatagorie -> „Produtionsfondsabgabe“.

Ist ja lange her, aber ich glaube die Höhe waren 6% auf den produktiven Fonds (Grund – und Umlauffons).

6%, da beziehe ich mich auf das GBL der DDR Teil II vom 14.01.1971 „Verordnung über die Produktionsfondsabgabe“.
Aber ich glaube da gab es auch in den Branchen Reglungen zur Höhe.

Nach der Umbewertung der Grundmittelbestände wurde dieser Prozentsatz nach unten bei den Grundmitteln korrigiert. Umlauffonds, da blieb es allerdings bei den 6 %.

Diese PfA diente der effektiven Nutzung dieser Bestände. Der Staat kassierte hier mal schon vorab und sicher mittels dieses Normativs einen nicht ganz unbeträchtlichen Betrag.
Ich glaube Bruttogewinn – PFA = Nettogewinn.
Bei den Grundmittel war die Bezugsgröße der Bruttowert, also 6 % auf den Bruttowertbestand. Durch die Umbewertung wäre dies natürlich ein deutlich höherer Betrag geworden, deshalb dann Neufestsetzung.
 
Hier setzt das Problem an: vernachlässigbare Restbuchwerte im Anlagevermögen, (führen in der Folge zu:) fehlenden Abschreibungsbeträge, (also) zu wenig Aufwand gegen die aus den GRundmitteln/Anlagevermögen ausgelutschten Umsatzerlöse. Schlussergebnis: Ausweis von Scheingewinnen (und die würden dann noch abgeführt = völliger Murks).

Hier setzten die "Umbewertungsrunden" an, die man sonst nur aus Hochinflationsländern kennt. Die Hochbewertung (Inflationierung) abgeschriebenen Anlagevermögens (technisch ergebnisneutral gebucht per Anlagevermögen an Eigenmittel) "bringt" in den Folgejahren neue Abschreibungen aus den höheren "indizierten" Restbuchwerten -> daraus Gewinnminderungen, ergo verminderte Ergebnisabführungen "an den Staat" (bzw. Kombinat).

Guter Beitrag. Ralf schrieb nun:
Und wenn ich erst zur wertmäßigen Leistung eines Baubetriebes was schreibe (PdB usw.) kommt man damit nur klar (Gefahr der doppelten Leistungsverrechnung), wenn man damit praktisch zu tun hatte.

Beim wertmäßigen Grundfondsbestand (Betriebsmittel) muss man berücksichtigen das wir Anfang der 80iger eine sinnlose buchmäßige Aufwertung machten (BW, NW und auch Abschreibungssätze). Diese Aufwertung war auch Bilanzseitig wirksam.

Die vor allem nur rechnerisch durch Höherbewertung erreichte Steigerung der produzierten Güter Anfang der 1980er Jahre, wie oben beschrieben,
Ein weiteres Grundproblem der gegenwärtigen Leitung und Planung der Volkswirtschaft zeigt sich darin, daß vorwiegend beginnend mit den zentralen Planvorgaben auf die wertmäßige Erhöhung der Leistungen orientiert wird und damit von vornherein unreale, durch echten materiellen Leistungszuwachs nicht erfüllbare Planziele den Kombinaten und Betrieben gestellt werden. Damit wird gewollt die Möglichkeit geschaffen, auf zentraler und betrieblicher Ebene ein Leistungswachstum auszuweisen, welches durch verfügbares Endprodukt nicht belegt werden kann.
korrespondiert offenkundig mit der Umwertung/Höherbewertung/Neubewertung der Anlage-/Produktions-/Betriebsmittel. Sie u.a. führten wohl zu neuen, höheren Abschreibungen, damit zu höheren Produktionskosten, damit wohl zu wertmäßigen Steigerungen der produzierten Güter.
 
Ok, jetzt wird mir die Logik dieses Fondssystems ein bisschen klarer.
Hat es vielleicht auch einen Fonds für Erweiterungsinvestitionen gegeben?

Fonds für Erweiterungsinvestitionen kenn ich nicht.
Aber...
Aber es war nicht ganz einfach die Titelliste der beabsichtigten Investitionen beim vorgesetzten Organ (entweder Rat des Bezirkes – Fachorgan, oder VVB oder direkt Fachministerium) durchzusetzen.

Die Titelliste war getrennt nach Ersatz – und Erweiterungsinvestitionen vorzulegen.

Ersatz – was man aussondern wollte (Typ, Inventarnummer, Bruttowert, Nettowert und textliche Begründung).

Erweiterung – warum und mit Nutzeffektberechnung incl. des Nachweises der Finanzierung.
 
Dieser Gewinn wurde vollständig abgeführt an die Kombinate, vergleichbar einem Ergebnisabführungsvertrag im bundesdeutschen Gesellschaftsrecht innerhalb von Konzernstrukturen. Die Ergebnisabführung wurde auch cash-mäßig abgewickelt. Damit war eine "Eigenkapitalbildung" aus Thesaurierungen bei VEBs unmöglich, weil durch Ergebnisabführungen immer "glattgestellt" wird.

Beim ersten Durchgang hielt ich es für (D)eine Hypothese, beim zweiten fiel mir ein, dass die Honecker-Ära ab 1971 einen neuen industriepolitischen Schwerpunkt setzte, die Bildung und Förderung von Kombinaten.
 
Ich hatte mal einen DIA-Vortrag zur Grundfondswirtschaft erarbeitet. War so in den 70igern.
Der Vortrag:
· Ca. 60 DIA,
· und ein Tonband was die einzelnen DIAs erläuterte.
Der Vortrag ging also nur mit einem DIA-Projektor und parallel dazu ein Tonbandgerät.
Das Tonband habe ich in einem Tonstudio eines Betriebes anfertigen lassen. Als Baubetrieb hatten wir keinen Betriebsfunk.
War eine freiwillige Leistung und dafür gabs auch kein Geld (Schulterklopfen).
Hier mal ein DIA daraus.
Und die Frage, wer kann dies kurz interpretieren?

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Äh, ich auch nicht. Ist > denn ein Größer- oder ein Folgezeichen?

Und noch mal zu den Fonds: nach meinem Verständnis wäre es zum Zweck des Erhalts der Unternehmenssubstanz bei einer ökonomisch richtigen Gewinnermittlung nicht notwendig, Gewinnabführungen durch die Anlage von Fonds zu verhindern, denn Abschreibungen auf Anlagen müssten als Aufwendungen den Gewinn schon reduziert haben. (Schon klar, haben sie damals offensichtlich nicht.)
 
@Ralf.M , kannst Du dich vielleicht noch daran erinnern, ob Dir im Rahmen Deiner EDV-Hilfe für die Buchhaltung bei der Grundmittelumwertung Anfang der 80er bekannt geworden war, warum man die Grundmittelumwertung durchführte?

1963/1964 wurde ebenfalls schon eine Grundmittelumwertung vorgenommen, Ziel war anscheinend die Korrektur der zu niedrigen Abschreibungen gewesen, die Grundmittelumwertung ermöglichte eine nun einheitliche Bewertung der Grundmittel sowie die Bestimmung einheitlicher und dem tatsächlichen Verschleiß entsprechender Amortisationssätze für die jeweiligen Grundmittel. Q: W. Zimmermann, Die industrielle Arbeitswelt der DDR unter dem Primat der sozialistischen Ideologie, Teilband 1, 2002, S. 159 f.



Und noch mal zu den Fonds: nach meinem Verständnis wäre es zum Zweck des Erhalts der Unternehmenssubstanz bei einer ökonomisch richtigen Gewinnermittlung nicht notwendig, Gewinnabführungen durch die Anlage von Fonds zu verhindern, denn Abschreibungen auf Anlagen müssten als Aufwendungen den Gewinn schon reduziert haben. (Schon klar, haben sie damals offensichtlich nicht.)

Siehe Silesias Bemerkungen:

Damit zu den Umbewertungen: Das DDR-wirtschaftliche Problem lag in völliger Überalterung des Kapitalstocks in weiten Teilen, die Betriebe waren überaltert mit einem Investitionsstau von hunderten Milliarden. Wenn man sich Standorte angeschaut hat, arbeiteten die - wenige Ausnahmen - in großen Teilen sozusagen mit einem Vorkriegs-Anlagevermögen.
Hier setzt das Problem an: vernachlässigbare Restbuchwerte im Anlagevermögen, (führen in der Folge zu:) fehlenden Abschreibungsbeträge, (also) zu wenig Aufwand gegen die aus den GRundmitteln/Anlagevermögen ausgelutschten Umsatzerlöse. Schlussergebnis: Ausweis von Scheingewinnen (und die würden dann noch abgeführt = völliger Murks).

Hier setzten die "Umbewertungsrunden" an, die man sonst nur aus Hochinflationsländern kennt. Die Hochbewertung (Inflationierung) abgeschriebenen Anlagevermögens (technisch ergebnisneutral gebucht per Anlagevermögen an Eigenmittel) "bringt" in den Folgejahren neue Abschreibungen aus den höheren "indizierten" Restbuchwerten -> daraus Gewinnminderungen, ergo verminderte Ergebnisabführungen "an den Staat" (bzw. Kombinat).
 
Zu Silesias Ausführungen: natürlich interessant, aber meine letzte Bemerkung bezog sich nicht auf die desolate Lage in den 70ern und 80ern, sondern darauf, wie ein solches Rechenlegungssystem prinzipiell funktionieren könnte oder sollte.
 
Zur Grundmittelumbewertung etwas später.
Erstmal zu dem DIA.

Das nannte man in der sozialistischen Ökonomie ein „ökonomisches Normal“. Wachstumsbeziehungen ökonomischer Werte/Größen.

Die Abkürzungen bedeuteten:

· BE = Betriebsergebnis oder Gewinn

· WP = Warenprodiktion. Im Bauwesen verwendeten wir da auch den Begriff „Bauproduktion“ ober auch „Produktion des Bauwesen“.

· GF = Grundfondsbestand (Bruttowert).

· AK = Arbeitskräfte.

· AP = Arbeitsproduktivität (Produktion/Arbeitskräfte M/AK)

· Ga = Grundfondsausstattung (Grundfondsbestand/Arbeitskräfte M/Ak)

· Gq = Grundfondsquote (Produktion/Grundfondsbestand (M/M kürzt sich ja auf (-))

· Gr = Grundfondsrentabilität (Gewinn/Grundfondsbestand (M/M kürzt sich auch hier)

= Wachstum in % eines Zeitraums, in der Regel Jahreszeiträume.

Zeichen > größer als.

Das konnte man natürlich auch für andere Sachverhalte machen (andere Fonds usw.)
Wenn also die Entwicklung des Betriebes nach diesen > verlief war das ökonomisch Normal.
Und wenn man noch hatte, konnte man auch den "roten Stern" auf den Dach leuchten lassen.

Und wenn natürlich so mancher „Schrotthaufen“ (gleich ob Bau, Ausrüstung/Maschinen) aufgewertet wurde – sprich „Umbewertung“ - dann konnte man das Ganze in die Tonne drücken.

Auch auf Doppelverrechnungen bei der Produktion musste man achten und ggf. Bereinigungen vornehmen.

Ja so wars, so wars bei uns bis 1990. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
GF hatte ich noch rausbekommen, bei Ga, Gq + und Gr war zumindest der Zusammenhang mit GF offenkundig....


Zu Silesias Ausführungen: natürlich interessant, aber meine letzte Bemerkung bezog sich nicht auf die desolate Lage in den 70ern und 80ern, sondern darauf, wie ein solches Rechenlegungssystem prinzipiell funktionieren könnte oder sollte.

War nicht nur in den genannten Jahrzehnten so
1963/1964 wurde ebenfalls schon eine Grundmittelumwertung vorgenommen, Ziel war anscheinend die Korrektur der zu niedrigen Abschreibungen gewesen, die Grundmittelumwertung ermöglichte eine nun einheitliche Bewertung der Grundmittel sowie die Bestimmung einheitlicher und dem tatsächlichen Verschleiß entsprechender Amortisationssätze für die jeweiligen Grundmittel.

Unabhängig von Deiner eigentlichen Frage hatte man in der DDR einen großen Bestand an 'Grundmittel' "übernommen", der schon paar Jahre alt gewesen war, und immer älter wurde, bei vergleichsweise wenigen Neuanschaffungen.

Und, naja, die Hälfte der Ausführungen bei Zimmermann, Die industrielle Arbeitswelt der DDR..., S. 159 f., verstand ich zumindest im ersten + zweiten Anlauf sowieso nicht...;) Du könntest es wohl verstehen, schätze ich.
 
Es gab ja für die Produkte keine Preisbildung wie in den NSW.
Das Statistische Bundesamt hat eine Sonderreihe mit Beiträgen zum Gebiet der ehem. DDR veröffentlicht, Heft 34, DDR - Statistik, frei online abrufbar, bietet S. 194-200 einen Einblick u.a. in die Industriestatistik und die Berechnungsgrundlagen verschiedener betrieblicher Bilanz-/Rechnungs-Größe wie Erlöse, Kosten/Aufwendungen oder Finanzielles Ergebnis (Gewinn). Da finden sich eine ganze Anzahl von Positionen, die es nicht im NSW gab.

Beispiel Erlöse (S. 195):
Erlöse aus realisierter Warenproduktion zu IAP
+ produktgebundene Preisstützungen
- produktgebundene Abgaben
= realisierte Warenproduktion zu Betriebspreisen

Oder auch die Ergebnisrechnung usw.
 
Es gab ja für die Produkte keine Preisbildung wie in den NSW.
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Weiß ich nicht so genau.
Aber das Kombinat wo ich tätig war hatte eine Abteilung Preise. Gehörte bei uns zum Technischen Direktor.
Die kalkulierten wohl den sogenannten IAP = Industrieabgabepreis.
Der ging dann zu Amt für Preise, wurde i.d.R. auch genehmigt.

Das Amt für Preise legte dann wohl den Preis für den Verkauf und ggf. die Stützung fest.
Soweit mir bekannt ist, wir bekamen nur den bestätigten IAP.
Regelungen erfolgten nur durch und über die Staatsbank der DDR. Alle Unternehmen hatten da ihre Konten.
 
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