Redewendungen

Joelina schrieb:
Nietzsche gibt die Antwort darauf in seinem Vorspiel ganz am Schluss:



Das will er durchbrechen und eben absehen von der Moral und ihren Vorurteilen, von dem Guten und Bösen und deshalb: Jenseits von Gut und Böse.

Das ist nur meine Vermutung, ob sie stimmt, kann ich morgen sagen, wenn cih Zugang zu meiner Bibliothek habe, da schläft grad mein SOhn drin...:rolleyes:

Hallo Joelina, warst du schon in der Bibliothek? Hätte gern gewusst, obs stimmte, ist aber schon irgendwie einleuchtend....und schönen Dank schonmal, das wusste ich nämlich nicht.
 
unter Pfarrerstöchtern

Was soll denn das:
Architekturkritik ist entweder ein Selbstgespräch unter Pfarrerstöchtern, sprich, eine Angelegenheit der Fachzeitschriften oder sie wird ins Ghetto der ‘Kultur’ abgeschoben

Ist das mit den Pfarrerstöchtern eine stehende Redewendung?
 
Kann mir jemand sagen, wo die Redewendung her kommt, nach der man "auf einen Holzweg" gerät?
 
Rafael schrieb:
Kann mir jemand sagen, wo die Redewendung her kommt, nach der man "auf einen Holzweg" gerät?

Vermutung aus dem Handgelenk: Holzwege sind meist Stege, die auf´s Wasser oder in´s Moor führen... :pfeif:
 
Auf dem Holzweg sein:

Die Redewendung kommt aus dem Mittelalter. Der Holzweg war die Spur, die ein gefällter Baum beim Transport hinter sich zog (mit einem Rückepferd). Folgte man irrtümlich dieser Spur, so endete dieser irgendwann am Baumstumpf. Kein Ausweg, sondern ein Irrweg.

Lili schrieb:
Den Löffel abgeben tat man in einer Zeit, als der Löffel das einzige Besteckteil und ein kostbarer persönlicher Besitz des Einzelnen war und vererbt, als abgegeben wurde.
Häufig bekam man als Täufling einen Löffel zur Taufe. Er war ein lebenslanges Geschenk des Paten. Und wenn man denselben wieder abgeben mußte, war es halt vorbei.
Es heißt ja auch: "Der ist mit einem silbernen Löffel im Mund auf die Welt gekommen." , d.h. man kommt aus einer wohlhabenden Familie, die sich einen solchen Löffel leisten konnte.

Rafael schrieb:
"Herein, wenn es nicht der Schneider ist":
Diese Redewendungen verwenden wir, wenn wir jemandem signalisieren möchten, dass er das Zimmer betreten kann.

Herkunft:
Diese Redewendung ist einwenig verformt, denn es heisst eigentlich:
"Herin, wans nit der Schnitter is!"

Der Schnitter ist der Tod!

Dazu habe ich etwas anderes gelesen:

Schneider gehörten zu wenig geachteten Berufsständen. Ihr Sozialprestige war so gering, dass der Besuch eines Schneider keine willkommene Angelegenheit war mit der man sich selbst aufwerten konnte.

Mit dem geringen Sozialpresige ging auch ein niedriges Einkommen einher. Die Schneider hatten oft Mühe die Bezahlung für bereits abgelieferte Textielien einzufordern. Aufgrund des geringen Prestiges viel es leicht (weil gesellschaftlich allgemein akzeptiert) einen Schneider wiederholt werzuschicken, wenn er ins Haus kam um Geld einzufordern. Natürlich war das für den Kunden auf die Dauer lästig (zumal er sich doch schuldig fühlte, den Forderungen des Schneiders nicht zu entsprechen).

So entstand die Redewendung: "Herein, wenn´s kein Schneider ist."

Es heißt ja beim Skatspielen, wenn eine Partei nur 30 oder weniger Punkte hat, nicht ohne Grund Schneider - man ist eben arm dran bzw. hat es zu nicht viel gebracht! Der Skat-Kommentar dazu lautet dann: "Schneider sind auch Leute." Ansonsten ist die Figur des armen Schneiders ja auch in der Literatur verbreitet (Märchen, Kellers Kleider machen Leute z.B.).

Die Redewendung "jemand über den Tisch ziehen" stammt aus der Zeit als man noch nicht schriftlich rechnete, sondern auf den Linien (einem System mit Rechensteinen oder Münzen und Linien bzw. Zwischenräumen unterschiedlicher Wertigkeit 1, 5, 10 usw. - ein Abakus auf dem Tisch sozusagen. (siehe Adam Ries - Rechnen auf den Linien)
Und wenn sich der Rechnende die Steine, während der Rechnung ein wenig zu seinen Gunsten verschob, wurde das Gegenüber über den Tisch gezogen.

Angeregt durch den "Löffel abgeben" anbei zahlreiche Umschreibungen bzw. Redewendungen für den Tod bzw. das Sterben - hier einmal eine kleine Zusammenfassung, die ich im Netz fand:
  1. Der Gärtner beißt ins Gras
  2. Der Maurer springt von der Schippe
  3. Der Koch gibt den Löffel ab
  4. Der Turner verreckt
  5. Den Elektriker trifft der Schlag
  6. Den Pfarrer segnet das Zeitliche
  7. Der Spachtelfabrikant kratzt ab
  8. Der Schaffner liegt in den letzten Zügen
  9. Der Beamte entschläft sanft
  10. Der Religiöse muss dran glauben
  11. Der Zahnarzt hinterlässt eine schmerzliche Lücke
  12. Der Gemüsehändler schaut sich die Radieschen von unten an
  13. Der Fechter springt über die Klinge
  14. Die Putzfrau kehrt nie wieder
  15. Der Anwalt steht vor dem jüngsten Gericht
  16. Der Autohändler kommt unter die Räder
  17. Der Kfz-Mechaniker schmiert ab
  18. Der Förster geht in die ewigen Jagdgründe ein
  19. Der Schornsteinfeger erbleicht
  20. Der Rabbi geht über den Jordan
  21. Der Optiker schließt für immer die Augen
  22. Der Eremit wird heim gerufen
  23. Der Tenor hört die Englein singen
  24. Der Spanner ist weg vom Fenster
Die Sprache ist doch recht vielfältig.
 
Holzweg

Beim sprichwörtlichen Holzweg handelt es sich um eine schmale Schneise im Wald, die der Förster angelegt hat, um Holz abzutransportieren. Für alle Anderen ist dieser Weg jedoch wertlos, weil er mitten im Wald endet und zu keinem Ziel führt. Belegt ist dieser Ausdruck bereits seit dem Mittelhochdeutschen, unter benutzt sie Geiler von Kaysersberg 1495 in einer Sittenpredigt: „Man findet unter tausent nicht einen, der dem rechten weg nachtrachtet, sondern sie gehn alle dem holzweg nach und eilen heftig, bis sie zur hellen kommen.“
Aus Ostpreussen ist überliefert:
"Jener geit den Holtweg, de andre den Soltweg."
Der rechte Weg zahlt sich aus.
vgl. Röhrich, LexRedA
 
Merci, Mercy! Mit Quellenbelegen hat das ganze schon ein schönes Fundament.
Danke Renard für die Informationen. Eine kleine Frage, du hast den Spachtelfabrikanten in deinem Beitrag abkratzen lassen. Woher kommt diese Redensart?
Wenn ich mich richtig erinnere, dann bringt man "Schab ab." in Verbindung mit dem Sterben oder dem Tod. Kommt daher die Möglichkeit "abzukratzen"?
Oder bin ich hier auf dem Holzweg?
 
Zu den Pfarrerstöchtern:

Im Internet kann man folgende Zeilen lesen:

1. "[...]Ja, wir haben ständig hin- und hergeflachst. Die gesamte Korrespondenz mit Albrecht Götz von Olenhusen, der uns nicht nur als Anwalt vertritt, sondern der auch unser Freund ist, war neben den juristischen Argumenten eine einzige Flachserei über solche Positionen. Denn diese Vivisektion von Literatur kann man doch unter Pfarrerstöchtern nicht ernst nehmen. Also noch einmal: Auch, wenn reale Personen in einem Buch vorkommen, so werden sie doch auf dem Papier mehr oder weniger zu fiktionalen Figuren. Die einzige Möglichkeit eine Figur nicht zu erfinden: Du kannst die Person, nach der sie abgebildet ist, in Formalin legen. Dann ist sie aber tot.
[...]"

http://www.spex.de/web/basics/text_print.php?id=269

2. "Sag mal Da . freak , so unter uns Pfarrerstöchtern , meinst du das Blümchengeschreibe eigentlich alles wirklich ernst ? [...]"

Diesen Satz kann man nur noch bei Google im Verzeichnis lesen, ansonsten ist die Seite verschwunden.

Vielleicht hilft das bei einer Interpretation.
Ich habe so im Gefühl, dass die Pfarrerstöchter evtl. eine Gruppe von nur wenigen Fachmenschen sind. Nur wieso dieses Bild? Keine Ahnung!
 
Zuletzt bearbeitet:
Tach zusammen,

vielleicht könnt Ihr mir ja auch mal helfen. Im Dt. ist der Begriff "spitz-/scharfzüngig" ja recht bekannt. Gerade habe ich einen älteren spanischen Text (1498) vorliegen, in dem die Frage gestellt wird, was das schärfste Ding der Welt sei und die Antwort lautet "die Zunge des Mannes oder der Frau."
Normalerweise gehe ich davon aus, dass solche sprichwörtlichen Wendungen - vor allem dann, wenn sie supranational sind - biblischen Urspungs sind, weiß es aber eben nicht genau. Falls jemand also zufällig die Herkunft dieser Wendung kennt bzw. eine Sprichwörterbuch zuhause hat, wäre ich für jede Hilfe dankbar.
 
Einen biblischen Bezug konnte ich nicht finden (eine Konkordanz habe ich nicht konsultiert).
Vielleicht hilft dir das weiter:

Die zung ist das best vnd das bösst glid. – Franck, I, 112b; Pauli, Postille, 587b; Gruter, I, 38; Petri, II, 153.
Ein Ausspruch des Griechen Anacharsis. »Das bösse glied, das jemand treit, ist die zung, wie Sanct Jacob sei't.« (Waldis, II, 11, 77.) – Ein rabbinischer Spruch sagt: »Von der Zunge kommt Gutes, von der Zunge kommt Schlimmes; ist es Gutes, gibts nichts besseres; ist es Schlimmes, gibts nichts schlimmeres.« (Jüdisches Volksblatt 1865, S. 156.)
Mhd.: Daz ergste lit, daz iemen treit, daz ist diu zunge, sô man seit. (Freidank.) – Daz boeste vleisch, daz ie getruoc wolf oder hunt in sînen munde, daz was boese genuoc; des boesen menschen zunge ist boeser vil. (Reimar Zweter.) (Zingerle, 184.)
[[Sprichwörterlexikon: Zunge. Deutsches Sprichwörter-Lexikon, S. 55265
(vgl. Wander-DSL Bd. 5, S. 632)]

Eine böse Zunge ist das schärfste Schwert, sie lässt weder Mann noch Frau unversehrt. – Schmitz, I, 201, 257.
Böhm.: Vía jazyknežli meĕ potíná. (Čelakovsky, 72.)
Engl.: Sometimes words hurt more than swords. (Bohn II, 489.)
Poln.: Barziéj boli od języka niž od miecza. (Čelakovsky, 72.)
[[Sprichwörterlexikon: Zunge. Deutsches Sprichwörter-Lexikon, S. 55279
(vgl. Wander-DSL Bd. 5, S. 635)]
 
Hallo Mercy, hallo Hyokkose,

erstmal: des Koreaners Hinweis ist an mir vorbeigegangen, den sehe ich erst jetzt. Ich selber habe aber bei Lutz Röhrich im großen Lexikon der Sprichwörter noch einen französischen Hinweis gefunden und bei [SIZE=-1]Walter Gottschalk, Die bildhaften Sprichwörter der Romanen, Heidelberg 1936, Bd.III den Hinweis auf Jesus Sirach 28, 22, welcher falsch war. Jesus Sirach 28, 18 wäre richtig gewesen. Dort heißt es ungefähr: Viele kamen durch das Schwert um, aber noch mehr sind durch die Zunge zu Fall gekommen. Gottschalk zitiert das Sprichwort aus dem Italienischen. [/SIZE]
 
Beniesen

Beniesen.

1. Er hat's beniest, folglich muss es wahr sein.
Wenn jemand eine unwahrscheinliche Sache erzählt und er selbst oder ein anderer dazu niest. Vielleicht daher, weil der Niesende eine solche Bewegung mit dem Kopfe macht, als wenn er Ja sagen wollte.

*2. Ich beniesses, 's is woahr. - Gomolcke, 486; Robinson, 630.

[Sprichwörterlexikon: Beniesen. Deutsches Sprichwörter-Lexikon, S. 4521 (vgl. Wander-DSL Bd. 1, S. 311 ff.)]

Gomolcke = Der Heller gilt am meisten, wo er geschlagen ist. Tausend Sprichwörter, welche in Schlesien im Schwange gehen. Von Daniel Gomolcken. 1734.

Robinson = Curieuse Sammlung von tausend in Schlesien gewöhnlichen Sprichwörtern und Redensarten, herausgegeben von Michel Robinson. Leyden 1726.
 
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Backfisch

Du benimmst dich wie ein Backfisch: ein wenig schmeichelhafter Vorwurf für verspieltes, übermütiges Verhalten oder Betragen schwärmerischer, unreifer junger Mädchen. Die sprachgeschichtliche Ableitung des mehrdeutigen Wortes blieb lange Zeit umstritten.
Wahrscheinlich meint es ursprünglich einen nur halbwegs ausgereiften Fisch, der lediglich zum Backen geeignet ist. Später übertrug man den Begriff auf Studienanfänger.
Erstmals verwendet Erasmus Alberus (1550) die Bezeichnung Backfisch für einen Bruder Studio. Nur wenige Jahre danach hatte der Begriff einen anderen Inhalt gewonnen.
Vielleicht nach der Auffassung, die Wesensmerkmale des Unfertigen, Unvollkommenen, die dem Backfisch anhaften, entsprächen eher einem weiblichen Wesen, nennt Heinrich Bebel (1555) eine Halbwüchsige 'Backfischlein' ('Facetiae' 393).
Aus dem Studentenjargon drang der Name in die Schriftsprache ein. Die Mundarten haben ihn in dieser Bedeutung nicht aufgenommen, so volkstümlich das Wort auch zu sein scheint. In vielen Abwandlungen grassiert noch heute der Spruch:

Mit dreizehn Jahren und zwei Wochen
Da ist der Backfisch ausgekrochen.
Mit siebzehn Jahren, zehn Sekunden
Da ist der Backfisch schon verschwunden.

Abgeleitete Formen sind: 'Backfischkaserne' - 'Backfischaquarium' = Mädchengymnasium oder Pensionat, Heimschule für Mädchen.

Auf Backfisch machen: sich jugendlicher kleiden, als es den eigenen vorgerückten Jahren entspricht.
Eine gänzlich andere Bedeutung fand der Begriff in Norddeutschland: 'He kreeg Backfisch' heißt schleswig-holsteinisch: eine Ohrfeige einstecken müssen.


Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Bd. 1, S. 128 ff (Taschenbuch-Ausgabe).
 
"Ich verstehe nur Bahnhof":

Bahnhofansagen sind meistens sehr Laut und durch den Hall versteht man fast kein Wort. Man versteht also nur Bahnhof.
 
"Ich verstehe nur Bahnhof"

Redewendungen
Ich verstehe nur Bahnhof besagt heute umgangssprachlich, etwas nicht verstehen zu können. Ursprünglich verwendeten kriegsmüde Soldaten Ende des 1. Weltkrieges diese Redewendung, um jedes andere Thema als die ersehnte Heimreise abzuwürgen. Der Bahnhof stand bei den Musketieren metonymisch für die Rückkehr aus dem Krieg in die Heimat. Die Redewendung hatte damit die Bedeutung: Ich missbillige was du sagst und will nichts anderes mehr hören.


sagt Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof
 
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