Reisen durch Preussen und K.u.K. - Routen und Orte?

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thymos

Gast
Hallo liebe Historiker,

ich möchte die nächsten Jahre 2 alte Reiseträume von mir verwirklichen.

1. eine Reise durch das ehemalige Preussen

2. eine Reise durch das ehemalige Österreich-Ungarn

Für jede dieser geographisch ja recht weitläufigen Reisen werde ich mir 4-6 Wochen Zeit nehmen. Nun muss ich mich allerdings als jemand outen, der eher eine Art romantisches Interesse an diesen alten Staaten hat. Ich habe zwar einen gewissen Überblick über die entsprechende Geschichte, aber sicherlich kein komplettes Bild und auch keine so perfekte Gewichtung der einzelnen Aspekte.

Daher dachte ich: fragst mal Leute mit Auskenne.

Es kommen sowohl Städte als auch Landstriche in Frage. Schön wäre es, wenn sich Routen machen liessen die von der Orts- und Epochenwahl nicht allzu unchronologisch verlaufen, aber eine Bedingung ist das nicht. "Reisserische" Sachen interessieren mich weniger, und es ist klar mit eingeplant in der einen oder anderen Stadt/Gegend auch einfach mal ein paar Tage Stimmung zu atmen.

Wenn jemand dazu Ideen hat (auch Einzeletappen) würde ich mich sehr freuen, sie zu lesen! Vielen Dank :)
 
1. eine Reise durch das ehemalige Preussen

2. eine Reise durch das ehemalige Österreich-Ungarn

Schøne Idee, viel Spass auf Deiner Tour.

Zu 1.) fællt mir ein, dass sich die Grenzen Preussens massiv geændert haben. Zu der Zeit, als Østerreich-Ungarn gegruendet wurde (1867), war ja bald alles nørdlich des Mains preussisch. Es wäre also wichtig zu wissen, ob in deiner Tour alles dabei sein soll, was irgendwann mal preussisch war, oder ob du es auf eine bestimmte Zeit begrenzen willst.

Sehr schøn und interessant ist aber in jedem Fall das "urpreussische" Ostpreussen. Zu mindest die poln. Hælfte kannst du besuchen, Ortelsburg, Allenstein, Danzig und Umgebung.

Zu 2), auch wenn die Grenzen von Ø/U mehr stabil waren, auch da die Frage nach der Eingrenzung.

In jedem Fall wære Tirol, einschliesslich der heute ital. Seite, bei mir ganz oben auf der Liste.

Gruss, muheijo
 
Hm, also ne Art Themenreise durch "Preußen"? Wie wäre es damit einfach an die Schlüsselorte des Großen Kurfürsten zu reisen? Da wären natürlich erstmal die Niederlande, wo er ein Leben im Exil führte, das ihn sehr stark prägte.
In Brandenburg selber regierte er vom Stadtschloss in Berlin aus; das Zeughaus, heute DHM, ist immerhin noch recht zeitnah unter seinem Sohn errichtet worden, der in Köpenick zeitweilig, sozusagen aus Angst vor seiner Stiefmutter und in Opposition zum Gr. Kurfürst lebte. Schloss Köpenick gefällt mir ganz gut. Da findet man auch ein Porträt von Friedrich I. und das Schloss versprüht für mich noch ein bisschen vom Flair der Zeit des ersten Preußenkönigs. Für die Stätten in Berlin würde ich 2-3 Tage einrechnen, ein bisschen mehr, wenn Du auch sowas wie das Reiterdenkmal des Gr. Kurfürsten vor dem Schloss Charlottenburg - immerhin auch aus der Zeit Friedrich I. - besichtigen willst.
Dann wäre natürlich ein wichtiger Ort Fehrbellin, der Ort von Friedrich Wilhelms berühmtesten Sieg über die Schweden. Zudem ist Nordbrandenburg ne nette Urlaubsregion, v.a. für Tagesausflügler. Leider ist die Gegend da vom Eisenbahnnetz abgehangen, von daher ist man eher mit Einschränkungen unterwegs, so man auf ÖPNV angewiesen ist. Es gibt in der Gegend noch einige hübsche Seen, Neuruppin (der Garnisonsstandort Friedrich II. mit einem kleinen hübschen Garten) und Rheinsberg sind auch nicht weit davon entfernt.
Über die A11 kommst Du dann nach Stettin. Um das Erbe der Herzöge von Pommern drehten sich viele seiner Konflikte. Schwedisch-Pommern konnte vom Gr. Kurfürsten nach der Schl. bei Fehrbellin 1678 erobert werden. Nun wäre es eben die Frage, ob Du an der Küste lang nach Königsberg reist. Kolberg ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort, nicht nur durch die Belagerung im 4. Koalitionskrieg, 1807, sondern auch schon durch frühere Belagerungen im Siebenjährigen Krieg zum Beispiel. Königsberg ist aus vielerlei Hinsicht sehr wichtig gewesen. Hier fand 1701 die Krönung Friedrich I. statt, hier widersetzte sich aber auch die Bevölkerung den Anweisungen des Gr. Kurfürsten. Berühmt geworden ist auch die Abwehr des schwedischen Angriffes auf Ostpreußen durch die Jagd über das Kurische Haff.
Auf der Rückreise aus Ostpreußen kann man auch in Ostbrandenburg die letzten Etappen von Friedrich Wilhelms Leben nachvollziehen. Küstrin als Zufluchtsort der brandenburgischen Fürsten in schweren Zeiten liegt auch am Weg. Freilich architektonisch überformt findet man an der B167 das Schloss Gusow, der Sitz des Alten Derflingers, des berühmtesten Feldherrn unter dem Großen Kurfürst. Früher gab es in dem Schloss eine umfangreiche Zinnfigurenausstellung. Heute gibt es noch ein Hotel und ein Museum und man kann es besichtigen. Die Leichenruhe des Generals wurde im 2. WK von sowjetischen Soldaten gestört, die seine Gebeine durcheinander gebracht haben sollen. Weiter auf der B167 gelangt man nach Bad Freienwalde (Oder). Hier brachte der GR. Kurfürst viel Zeit in seinen letzten Lebensjahren zu, da er sich durch Kuren Linderung seiner Beschwerden im Alter zu verschaffen. Im Stadtzentrum findet man noch ein paar Bauten aus der Zeit des Gr. Kurfürsten und im Gesundbrunnen die sogenannte Kurfürstenquelle. Das heute existente Schloss hat allerdings nichts mit ihm zu tun, sondern wurde für die zweite Gemahlin Friedrich Wilhelm II. nach Plänen von Gilly d. Ä. errichtet. Damit wärest Du wieder in der Mark. Wenn Du dann nicht genug Preußen-Brandenburg hast, dann geh vielleicht noch nach Königs-Wusterhausen oder Potsdam.
 
Da hier die Rede von Königsberg ist.

Falls die jetzige Exklave Kaliningrad mit auf der Route liegt, da brauchst Du ein Visum von den Russen.

Ich habe Kaliningrad 2012 besucht und Mühlhausen. Gern wäre ich auch nach Tharau gefahren, aber das gab das Visum und auch die Zeit nicht her.

Vom Schloss Königsberg siehst Du allerdings nichts. Da steht ein halbfertiger Protzbau, den der Vertreter „der Stagnation“ begonnen hatte.

Aber es gibt anderes interessantes, z.B:
· I. Kant.
· J. Rupp.
· Königsberger Dom mit der neuen Orgel aus Potsdam (Schuke Orgel).
· Mühlhausen (jüngste Tochter von M. Luther wirkte und starb auch dort).
· Im Dom findest Du auch etwas zu R. Wagner. Er heiratet ja in Königsberg.

Empfehlen würde ich vielleicht vorher mit der „Baltische Förderale Immanuel-Kant-Universität“ irgendwie in Kontakt zu kommen.

Für Königsberg und Umgebung sind 3 – 4 Tage nicht zu viel. Übernachtung im „Radisson Hotel“ könnte ich empfehlen.


Grab von Kant am Dom.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön wäre es, wenn sich Routen machen liessen die von der Orts- und Epochenwahl nicht allzu unchronologisch verlaufen,
ein skurriler Vorschlag: die großen preussischen Festungen (die dann später Reichsfestungen waren)
Weichselmündung
Königsberg (siehe den Beitrag von @Ralf.M)
Marienburg
Graudenz
Feste Boyen
Thorn
Posen

und bzgl. desselben Themas in KuK-Landen: Przemysl und Krakau

übrigens gibt es noch (?) oder gab es jedenfalls mal (leider sehr kostspielige) geführte Reisen von der so genannten baltic fortress route
 
Um Dich auf Österreich-Ungarn einzustimmen empfehle ich Dir die großartigen Bücher von Patrick Leigh Fermor - "Zeit der Gaben" und "Zwischen Wäldern und Wasser". Der damals 18-jährige Engländer machte sich im Herbst 33 zu Fuß auf den Weg nach Konstantinopel. Sein Reisebericht der Wanderung entlang von Rhein und Donau sind ein faszinierendes Portrait der Zeit. Vor allem die Beschreibung Ungarns und Siebenbürgens im zweiten Band machen Lust die beschriebenen Orte zu entdecken.
 
Wenn man dem Großen Kurfürsten folgen will, sollte man die Sparrenburg bei Bielefeld nicht vergessen. Es war seine 3. Residenz, er hat sich dort häufiger aufgehalten, einige seiner Kinder sollen dort geboren worden sein und sein Denkmal steht dort noch immer. Außerdem ist es, abgesehen von Stadtbefestigungen, die größte Festung Westfalens.

Und man könnte in der Nähe die Burg Ravensberg besichtigen, und einmal durch das ursprüngliche Kleve zu ihren Füßen fahren. Als Reminiszenz an die westlichen Gebiete Preußens, wenn diese nicht außen vor bleiben sollen, wären diese Ziele wenigstens nah beieinander.
 
Danke für die vielen Antworten! Insbesondere die Festungen interessieren mich sehr und die Lesetips sind sehr spannend. Damit arbeite ich mal weiter!

Ich habe mich tatsächlich etwas unklar ausgedrückt was Preussen anging. Sicherlich gehören die Teile auf dem heutigen Bundesgebiet unabdingbar mit dazu, meine Neugier hängt aber schon eher an den Ostgebieten, dem Expansiven in diese Richtung und die (mehr und sicher auch weniger sympathischen) Anstrengungen die dort gemacht wurden.

Ein schöner Exkurs in diesem Gebiet wären natürlich auch die Ordenszeit und das Baltikum, aber das verdient schon wieder eine eigene Reise... falls jemand hierzu was vorschlagen möchte... ;)
 
Da ich hier damals viele schöne Anregungen bekommen habe, wollte ich mich mal wieder zum Thema melden.

Preussen habe ich mittlerweile zu gewissen Teilen geschafft, insbesondere die Brandenburger Hinweise, Teile des Baltikums und die östlichsten Gebiete, wobei mir die russische Enklave noch fehlt. Auch möchte ich die Festungen noch bereisen, der Vorschlag gefällt mir immer noch sehr gut.

Zur Abwechslung beginne ich jetzt aber erst mal mit dem 2. Projekt Österreich-Ungarn. Leider hat es sich als schwierig erwiesen, nochmal so lange am Stück frei zu bekommen, so dass ich dies wohl eher in kleineren Etappen angehen muss. Zunächst will ich klassisch Wien und Prag besuchen, die Reihenfolge ist noch nicht ganz klar. Geographisch ist es "falsch herum" einfacher...auf der anderen Seite sollte man vielleicht schon in der Hauptstadt beginnen. Wie dem auch sei, im Herbst soll sich dann zunächst der Osten anschliessen. Ich rechne mit einer 2. Etappe Lemberg - Czernowitz/Bukowina. Später dann soll Tirol zu seinem Recht kommen, und entweder direkt anschliessend oder separat noch der k.u.k.-Süden.
 
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