Restauration und liberale Gegenkräfte

G

Gast

Gast
Ich habe einige Fragen zum oben genannten Thema:

1. Warum waren Reichsdeputationshauptschluss und Rheinbund Reformen, die die Liberalen ersehnt hatten?

2. Woran kann man in der Heeres- und Universitätsreform Preußens den liberalen Geist erkennen?

3. War Fichte ein Liberalist?

4. Warum zog sich das Bürgertum aus der politischen Mitwirkung zurück nach der Revolution?

Wäre nett wenn ihr das für Dumme erklären könntet -g-
Ich bedanke mich schon im Vorraus
 
Gast schrieb:
3. War Fichte ein Liberalist?

Typische Fangfrage, da nicht zu beantworten. Fichte hatte, was Liberalismus angeht, zwei Gesichter. In Bezug auf persoenliche Freiheit, bzw. Privatsphaere war er sehr wohl als 'liberal' anzusehn; betrachtet man allerdings seine beispielsweise oekonomische Sichtweise der Dinge, entpuppt er sich schnell als das genau Gegenteil. Alles in allem war Fichte wohl mehr Idealist als alles andere.
 
Gast schrieb:
Ich habe einige Fragen zum oben genannten Thema:


4. Warum zog sich das Bürgertum aus der politischen Mitwirkung zurück nach der Revolution?

das bürgertum hat sich weniger zurückgezogen, sondern es wurde wohl eher zurückgedrängt, nachdem der versuch des bürgertums, politische mitwirkung zu erlangen mit der revolution gescheitert war.
also: nicht rückzug des bürgertums, sondern rückweisung des bürgertums durch die herrschenden aristokratischen kräfte.

ponzelar
 
Gast schrieb:
Ich habe einige Fragen zum oben genannten Thema:

1. Warum waren Reichsdeputationshauptschluss und Rheinbund Reformen, die die Liberalen ersehnt hatten?

2. Woran kann man in der Heeres- und Universitätsreform Preußens den liberalen Geist erkennen?

3. War Fichte ein Liberalist?

4. Warum zog sich das Bürgertum aus der politischen Mitwirkung zurück nach der Revolution?

Wäre nett wenn ihr das für Dumme erklären könntet -g-
Ich bedanke mich schon im Vorraus

versuchen wirs mal:

1. die gesitslichen territorien wurden säkularisiert, ein punkt, den jeder liberale unterstützen musste. ausserdem wurde aus dem flickenteppich heiliges römisches reich ein bund relativ weniger staaten (baden, bayern, würrtemberg, die beiden hessen etc.). ausserdem wurden von frankreich der code napoleon übernommen, der das zivilleben grundlegend regelte und von fürstenwillkür befreite (und auch der hatte eine antiklerikale note). in frankreich und napoleon sah man zunächst auch den helfer aus der not, nachdem der eigene kaiser ja eher habsburgische denn reichspolitik machte, und zwar seit jahrhunderten. mit zunehmender belastung durch napoleons kriege hat sich diese auffassung aber relativ schnell ins gegenteil verkehrt.

2. beim militär an erster stelle die allgemeine wehrpflicht, die verteidigung des staates wird nicht mehr gebdungenen söldnern anvertraut sondern freien bürgern. ausserdem steht die offizierslaufbahn (zumindest auf dem papier) allen schichten offen.
es handelte sich nicht nur um eine universitätsreform, sondern das gesamte bildungswesen wurde reformiert. die ausbildung der lehrer wurde vereinheitlicht und die schüler wurden nicht mehr ausgedienten unteroffizieren anvertraut. der zugang zu den universitäten wurde geregelt, die forschung und lehre waren prinzipiell frei und zweckfrei.
(ein link mit stichwörtern: http://www.geschi.de/artikel/preussreform.shtml)

3. lass ich mal offen

4. welche revolution ist gemeint, 48/49? oder das biedermeier nach den befreiungskriegen?
das biedermeier nach 1815 ist sicher zum einen auf die sehnsucht nach "ruhigen" zeiten nach fast 30 jahren revolutions- und napoleonischen kriegen zurückzuführen. zum anderen aber sicher auch am zunächst erfolgreichen versuch der restauration durch die fürstenhäuser. man brauchte die bürger zwar zur befreiung vom französischen joch und versprach vielleicht sogar als dank eine verfassung, hielt sich aber dann nicht unbedingt daran. und wer vom bürgertum aufmuckte, bekam repressalien zu spüren.
nach 48/49 ist die situation noch schärfer. das bürgertum hat revoltiert und ist vor den bajonetten gescheitert. die radikalen politischen führer sind entweder emigriert oder verhaftet, die gemässigten begnügten sich mit den kleinen fortschritten, die es nach der revolution gab. ausserdem war man nun mehr an der einigung deutschlands als an seiner inneren verfassung interessiert.
 
parago schrieb:
Alles in allem war Fichte wohl mehr Idealist als alles andere.
Johann Gottlieb Fichte mag "Idealist" (was auch immer das meint) gewesen sein - in allererster Linie war er jedoch Philosoph, dessen Lehre eine Fortbildung des Kantschen Kritizismus zu einem metaphysischen Idealismus war.


parago schrieb:
Typische Fangfrage, da nicht zu beantworten. Fichte hatte, was Liberalismus angeht, zwei Gesichter. In Bezug auf persoenliche Freiheit, bzw. Privatsphaere war er sehr wohl als 'liberal' anzusehn; betrachtet man allerdings seine beispielsweise oekonomische Sichtweise der Dinge, entpuppt er sich schnell als das genau Gegenteil.
Hier widerspreche ich deutlich. Fichtes politische Schriften sind kein Gegenteil damaliger liberaler Ideen, sondern eine der fraglichen Zeit durchaus entsprechende andere Strömung des Liberalismus. Insofern findet sich im Ausgangsbeitrag auch keine "typische Fangfrage"!
 
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