Grundsätzlich können sich hohe Einnahmen aus dem Export von Rohstoffen auch nachteilig auf die übrige Wirtschaft auswirken, in dem durch die hohen Einnahmen von Devisen und deren Umtausch in die eigene Währung diese aufwertet und dadurch Importe billiger und Exporte teurer werden und in Folge der industrielle Sektor und gegebenenfalls auch die landwirtschaftliche Produktion schrumpft. Das ist als sog. Holländische Krankheit bekannt geworden.
Nun war die sowjetische Währung ja nicht frei konvertierbar, dennoch denke ich, dass dort möglicherweise ähnliche analoge Mechanismen eine Rolle gespielt haben und die industrielle Entwicklung der Sowjetunion gegenüber dem kapitalistischen Ausland, aber auch gegenüber den sozialistischen Bruderländern ausgebremst haben. Bei Russland dürfte das heute auch eine Rolle spielen.
Ich wrüde das eher an der Verfasstheit der Volkswirtschaften der "Bruderstaaten" und den Notwendigen Konsequenzen des sowjetischen Rohstoff- und Grundstoff-Überschusses selbst festmachen.
Für die Sowjets mit ihren eigenen Überschüssen in diesem Bereich, machte es überhaupt keinen Sinn die meisten Arten von Rohstoffen zu importieren.
Das bedeutet, wenn Handel für die Sowjetunion überhaupt einen Sinn ergeben sollte, mussten für die Rohstoff- und Grundstoffüberschüsse, die vorhanden waren und auf die die sowjetische Industrie seit der Stalinzeit ausgelegt war auf der anderen Seite entweder ein Handelsbilanzüberschuss mit anderen Partnern stehen, der aber in harten, weltmarktfähigen Devisenzuflüssen unterlegt hätte sein müssen, oder es mussten im Gegenzug höherwertige Industriewaren und Konsumgüter eingehandelt werden.
Entsprechende weltmarktfähige Devisen, konnten die anderen realsozialistischen Länder nicht bieten, für höherwertige Industrieprodukte, waren zumindest in den westlichen Staaten des sowjetischen Machtbereichs, vor allem in der DDR, der CSSR und Polen (vor allem Schlesien) ja durchaus die industriellen Vorraussetzungen gegeben.
Ich würde sagen, die Sowjetunion stand vor dem Problem, dass sie auf einem von Stalin implementierten Wirtschaftssystem aufbaute, dass tendenziell eigentlich auf das Erreichen von Autarkie ("Aufbau des Sozialismus in einem Land") ausgereichtet war, jetzt aber aus politischen Gründen mit Satelitenstaaten (+ China) in Europa und Asien irgendwie in wirtschaftliche Beziehungen treten musste, um die auf den Kreml eingeschworenen Regimes dort halten zu können, denn die wären natürlich diskreditiert gewesen, wenn sich die Sowjetunion auf Ebene des Handels gegen die "Bruderstaaten" abgeschottet hätte.
Wenn die Sowjetunion Handel mit den anderen sozialistischen Staaten treiben und gleichzeitig die eigenen weiterverarbeitenden Industrien für konkurrenzfähige Konsumgüter hätte ausbauen wollen, hätte das einen radikalen Umbau der Sowjetunion selbst vorrausgesetzt, dergestalt, dass man dann von sowjetischer Seite die eigenen Rohstoff- und Grundstoffindustrie hätte schleifen müssen, um in der Sowjetunion selbst einen Importbedarf zu schaffen, der es selbst den anderen realsozialistischen Staaten erst ermöglicht hätte, im Handel mit der Sowjetunion mit irgendwas anderem, als Industriegütern zu zahlen, die den Aufbau eigener weiterentwickelter Industrien in der Sowjetunion aber hemmen mussten.
Oder es wäre eben notwendig gewesen, darauf zu bestehen, selbst und in den anderen realsozialistischen Staaten weltmarktfähige Wärungen zu haben, so dass Handelsbilanzüberschüsse gegenüber den Satelitenstaaten sich für Importe aus den USA oder Westeuropa oder anders geartete Investitionen dort geeignet hätten.
Von dem her, sehe ich da eher ein Zusammenspiel handelspolitischer, diplomatischer und wirtschaftlicher Zwänge am Werk, als Probleme an Einnahmeüberschüssen und daraus resultierenden Währungsumwertungen.