Maglor
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Ich hab den Film und die Rolle des Mohren als Kind gemocht. Heute erscheint mir der Film aber wie ein tiefer Griff ins Klo.Was das Kino anbelangt, würde mich interessieren, was 91 die Meinung über Morgan Freeman in der damaligen "Robin Hood"-Adaption von Kevin Reynolds war. Die Rolle ist ja auch nicht plausibel, aber in seiner Überzeichnung mit dem Fantasy-Krummsäbelschwert-Dingens von vornherein nicht für voll zu nehmen, von den anderen Comic-Charakteren ganz zu schweigen.
Die für den Film erfundene Rolle vom Mauren oder Mohren des Robin Hood ist Orientalismus in Reinform.
Im englischen Original ist Freemans Rolle ein "moor". Die feine Unterscheidung von Maure und Mohr gibt es im Englischen nicht. Wie ein Maure aus Nordafrika sieht er auch nicht aus. Es ist also sicherlich der Mohr gemeint.
Präsentiert wird ein zeitloser Orient. Freemans Kostüm erinnert mich stark an die traditionelle Tracht der heutigen Tuareg, das übertriebene Krummschwert verweist aber eher auf Türken-Karikaturen. Es passt also nichts zusammen und mit den mittelalterlichen Sarazenen hat das alles nichts zu tun, sieht man mal vom Islam ab.
Der Orient wird in "Robin Hood - König der Diebe" als reinste Folterkammer präsentiert, in dem schwarze und weiße Menschen gemartert werden. Robin Hood befreit den schwarzen Mann. Der befreite Mohr steht Robin Hood anschließend als treuer Askari im Sherwood-Forest zur Seite.
Das ganze klingt mehr nach neokolonialer Phantasie als nach Repräsentanz von Minderheiten.
Im Grunde spielt dieses Klischeebild jedoch auch auch orientalistische Vorstellungen der afroamerikanischen Kultur an, etwa auf den "Moorish Science Temple of America" oder die "Nation of Islam". Schwarzsein, Islam, Asien und Afrika sind hier in diesen afroamerikanischen Islam-Schwärmereien zu einem einzigen schwarzen Orient verschmolzen. Der schwarze Mohr ist im Film auf der Seite Robins und damit einer der "Guten". Er erfüllt natürlich das Hollywood-Trope des "magical negro".
Eigentlich hätte man die Rolle in "Robin Hoood - Helden in Strumpfhosen" gar nicht karikieren müssen, weil bereits das Original nur eine Karikatur ist. Der rappende Mohr mit Sonnenbrille bei Mel Brooks entlarvt jedenfalls den Black-Pride-Orientalismus dahinter.
Die Idee, dass es im Heiligen Land zur Zeit von Saladin und Richard Löwenherz ein paar schwarze Menschen gab, ist nicht verkehrt. Die Gleichung, dass die schwarzen Menschen auch Muslime sind, ist jedoch falsch und sicherlich der speziell amerikanischen Black-Pride-Sicht auf den Islam zu verdanken. Die schwärzesten Menschen in Jerusalem waren sicherlich äthiopische Pilger, aber die waren Christen. Die Ausbreitung des Islams war zu im Hochmittelalter nicht so tief ins innere Afrikas vorgedrungen.
(In mittelalterlicher Buchmalerei variiert die Abbildung der Sarrazenen stark. Manchmal sind sie weiß, manchmal schwarze Karikaturen, manchmal wie Ritter gekleidet mal wie Römer - auf jeden Fall Phantasie.)
Innovativ ist die Mohren-Rolle im Robin-Hood-Film von 1991 keineswegs. Die Idee für schwarze Schauspieler absurde Exoten-Rollen in Mittelalterfilmen zu erfinden, gab es schon früher 1958 in "Die Wikinger". Hier spielte der schwarze Schauspieler Edric Connor selbstverständlich einen Sklaven der Wikinger - was sonst. Wahrscheinlich musste es noch einen schwarzen Sklaven, damit der Zuschauer begreift, dass die Wikinger Sklaven halten.
Bei Edric Connor erkennt man aber sehr gut, wie für welche Rollen schwarz gelesene Schauspieler in Hollywood gecastet wurden.
Immerhin durfte Edric Connor in "König der Könige" (1961) den Balthasar spielen. In "Ben Hur" (1959) wurde Balthasar noch von einem weißen Schauspieler gespielt. Das hatte aber nichts mit "color blind" zu tun. In Hollywood galten weiße Menschen immer als die normalen Menschen, die alles und jeden spielen dürfen, während schwarze Menschen auf die Rolle von Sklaven und Wilden festgelegt waren.
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