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Mir geht es darin zu sehr drunter und drüber. Rock'n'Roll ist mehr als nur Rockabilly, Rockabilly ist eine Spielart des Rock'n'Roll, mehr aber auch nicht. Seine eigentliche Hochphase hatte der Rockabilly erst in den späten 70ern und 80ern [...]
Okay, die Doku war ja auch nur der Stein des Anstoßes für meine Themeneröffnung. Grundsätzlich finde ich es mal Interessant, über historische-kulturelle-gesellschaftliche Themen zu sprechen, wie immer nur Stahl, Krieg und Tot … aber das nur so am Rande …
Um auf deine Worte im o.g. Zitat zurückzukommen, würde ich dem gern widersprechen, denn die Problematik ist weit aus verworrener und nicht eindeutig einer Strömung oder als Abzweigung des als allgemein Bezeichneten Rock'n'Roll als Musikstil oder auch Lebensgefühl, zuordenbar, wie das gern getan wird, vor allem meist noch mit der Zuteilung eines bestimmten Zeitabschnittes.
Interessant in diesen Zusammenhang ist der/das Hinweis/Zitat: „ Je weniger die Leute über uns wissen, desto besser ist es für uns!“ …
Ich glaube, es gibt keine intolerante Subkultur, als die reine Rock'n'Roll Szene mit all ihren Facetten.
Dabei ist der Begriff Rock'n'Roll auf die als Ursprünglich bezeichnete musikalische Richtung des weißen Country und des schwarzen Rhythm & Blues zurückzuführen und nicht im erweiterten Sinn der Nutzung des Begriffes Rock'n'Roll auf Musik, die durch den gebrauch von elektrischen Gitarren „rockt“ bzw. beeinflusst ist und als Oberbegriff dieser Art von Musik missbraucht wurde, und das bis heute ...
Daher ist der Begriff Rockabilly als Bezeichnung für den wahren Rock'n'Roll aus der Mitte der 50iger Jahre bezeichnender, als der Rock'n'Roll selbst. So wird der frühe Elvis, wie auch Gene Vincent, Eddie Cochran, Buddy Holly, Carl Perkins (z.B. musikalische Wurzeln von Joey Ramone) oder Jerry Lee Lewis dem Genre Rockabillie zugeordnet, wenn auch schon wieder der Hauch von Mainstream durch den Plattenkonsum einsetzte …
Daher würde ich den Rockabilly an sich nicht nur auf ein Revival dieser ursprünglichen Musikrichtung aus den 70igern Festmachen. Hier wird nur etwas stilisiert , was es schon vor 20 Jahren gab und ich denke, hier wurde so ein gewissen Alleinstellungsmerkmal gesetzt, was zu dem o.g. Zitat passen würde.
Ich weiß nicht, ob ich von einer Subkultur sprechen würde, weil es ja nicht "Sub-" war, es war eher eine umfassende Jugendbewegung, oder mehr noch vielleicht die Entdeckung des Jugendlichen als künstlerisch-musikalische Zielgruppe. Und auch da gab es ganz viele Spielarten und eben nicht nur eine große Bewegung, von den Halbstarken bis hin zu den Peter-Kraus-Fans war alles dabei.
Ich denke gerade durch die ersten Einflüße bzw. durch das Vermischen der Weißen und Schwarzen Musik, grenzte sich die Jugend als ursprünglichen Rock'n'Roller von der noch sehr strickt herrschenden Rassentrennung in den USA unter dem Begriff als Subkultur von der Gesellschaft ab.
Dabei sollte nicht die spätere Kommerzialisierung der Maßstab sein, sondern der Eindruck der Gesellschaft in den 50iger auf die vulgäre und obszöne „Affenmusik“ oder „Niggermusik“, die sich negativ auf die Jugend auswirkend sollte bezeichnend sein.
Damit bekommt diese „Jugendbewegung“ vor Ihrem kommerziellen Ausverkauf über die neu wachsende Plattenindustrie und dem damit folgenden neuen Freizeitverhalten der Jugend aus der Zeit nach 45 bzw. nach den 50iger einen ganz anderen Aspekt.
Kleiner Literturtipp: Rockabillies – Rock'n'Roller - Psychobillies – Portrait einer Subkultur von Susanne El-Nawab.