B. Willing 02.01.2009 schrieb:
Was hätte Dr.Walther Pflug uns zum Jubiläumsjahr zu sagen?
Wir wissen es natürlich nicht! Aber wir wissen zumindest, was er zehn Jahre nach Herausgabe seines Buches "Media in Germania" gedacht und seinen Freunden geschrieben hat. Zu dieser Zeit waren bereits über 36 "Schlachtorte" bekannt. Lindemann hatte gerade seine These vom Schlachtort bei Hildesheim aufgestellt. Pflug erhielt von allen Seiten Zeitungsartikel geschickt mit der Bitte um Stellungnahme. Mit dem Hinweis auf gefundene zerhackte Silbergefäße lehnte Pflug die These ab. Er sah auch den Tacitus nun kritischer und näherte sich Walser. Und er erneuerte seine strategischen Überlegungen zu den Vorgängen in Mittelgermanien: Der geniale Sentius Saturninus wäre als Heerführer in Germanien abgezogen worden, in dem er seine Funktion an den in Syrien im Außendienst der Römer durch Ausbeutung des dortigen Landes und Volkes geschulten Varus... abtrat. Und er stellt die entscheidende Frage, welche Aufgabe dem, von dem an reichen Erfahrungen im Kampf gegen seine vielen Gegner sich behauptenden, Augustus wohl gegeben worden sein könnte.
Ohne großer Politiker oder Stratege sein zu müssen, könne man erkennen, dass die dem Varus verbliebenen fünf Legionen, (darunter drei aus Veteranen, die das Vorrecht hatten, ihre Frauen und Kinder mit ziehen zu lassen) einzig und allein dazu in Germanien blieben, um an den Grenzen das Markomannenreiches den, dem alten Feind so wohlfeil in den Schoß gefallenen, Waffenstillstand zu überwachen... vom Elbsandsteingebierge bis zum Fränkischen hin. Aber was man als Eventualfall einkalkulieren musste, geschah nicht, denn Marbod verhielt sich ruhig. Ebenso die, etwa eine Vereinigung mit ihm erstreben könnenden, Germanenstämme zwischen Elbe und Rhein. So waren die Legionen von der Grenzwacht im Markomannenreich in den Jahren 6, 7, 8 und 9 von ihren Posten abgezogen worden, um wieder , wie schon in den Jahren 4 und 5, in die Winterquartiere "mitten in Germanien" zu ziehen. Da brach die von Arminius ausgeklügelte, gut geplante und ausgeführte Revolte gegen diejenigen Römer aus, die den mittelgermanischen Winterquartieren zustrebten, welche sich weder am Rhein, noch im Westen befunden haben können. Also konnte die Schlacht auch dort nicht stattgefunden haben. Und er meint abschließend, was jetzt noch fehle, sei das Umdenken und sich Lossagen von den Vorstellungen, die aus romantisch- nationalistischen Gründen immer noch gehalten würden, "weil es halt so schön ist, zu denken, dass im schönen Lippe-Ems-Weser-Gebiet der Befreier Germaniens die Römer besiegte:"
Ich glaube, diese Meinung hätte er auch im Jahre 2009 noch vertreten. Und er stünde damit nicht allein. Ein frohes und gesundes Neues Jahr!