Rafael schrieb:
Hallo zusammen,
vor einigen Monaten las ich in der Zeitung (Dürener Nachrichten) Wissenschaftler hätten anhand von restlichen Farbspuren herausgefunden, dass der Aachener Dom ehemals rot verputzt war. In einer Diskussion mit gleichem Zusammenhang erwähnte ein anderer Geschichtslaie, er hätte gelesen, dass die Burgen damals auch nicht so grau und kalt ausgesehen hätten, sondern farbenfroher gewesen seien.
Man kann es sich vorstellen, dass die Kirchen und Burgen von aussen nicht so romantisch dunkel angehaucht waren. Doch kann man wirklich (wie mir gesagt) von blau oder andersfarbig "angemalten" Burgen sprechen?
Die Burgen im Mittelalter besaßen wahrscheinlich keinen bunten Außenanstrich, auch repräsentativ gestaltete Innenräume waren in den frühen Burgen eher die Ausnahme.
In den Anfängen der Adelsburg ( bis ins 10./11. Jahrhundert) stand der Befestigungsaspekt im Vordergrund. Die frühen Burgen (Wallburgen, Ringwälle) waren einfachste Konstruktionen aus Holz, Erde und Stein mit Gräben und Erdwällen (Mauern treten zunächst als Trockenmauern auf) als Befestigungswerke. Die Häuser in den Befestigungen bestanden aus Holz (nur die Herdstellen/Öfen waren aus Stein gemauert) und entsprachen damit konstruktiv den Wohnhäusern, aber auch den frühsten mittelalterlichen Kirchen. Die Kaiserpfalzen (Vorbild waren antike Kaiserresidenzen) waren aufwendiger gestaltet, die Existenz von Marmorverkleidungen, Mosaiken und Putzoberflächen ist jedoch leider nur schriftlich überliefert und nicht erhalten.
Erst die Entwicklung des Sakralbaus im 8.-12. Jahrhundert schuf die Grundlagen dafür, dass der Selbstdarstellungsanspruch des Adels technisch umgesetzt werden konnte. Die klassische Adelsburg entstand im 12./13. Jahrhundert und blieb bis ins Spätmittelalter vorbildhaft. Ihre Grundfunktion war die Befestigung, d.h. die effektive Abschließung gegen jeden Versuch des Eindringens und Zerstörens, daneben verwirklichte sie einen hohen repräsentativen Anspruch. Die steinerne Wand ist das gestalterische Grundelement der klassischen Adelsburg. Als besonderer Ausdruck des Ritterethos galt dabei der Buckelquader, der von der früheren Forschung sogar als Symbol des staufischen Königtums bzw. angestrebter renovatio imperii angesehen wurde. Holz spielte nur noch eine untergeordnete Rolle (wurde hauptsächlich für Wirtschaftsbauten und sonstige Nebengebäude verwendet), die funktional und optisch definierenden Bauteile (Ringmauern, Wohnbauten, Palas, Kapelle und Turm) besaßen massive Wände in Mörtelmauerwerk. Das Wohnbauten und Kapelle mit Wandmalereien repräsentativ gestaltet wurden ist nachweisbar.
Im norddeutschen Flachland (von den Niederlanden bis nach Ostpreußen) blieb die Holz-Erde-Bauweise bis Ende des 13. Jahrhunderts vorherrschend und wurde erst im 14. Jahrhundert durch den Backsteinbau (mit Fundamenten aus Moränenfindlingen) abgelöst – auch hier bleibt wenig Raum für eine bunte Fassadengestaltung.
Quelle: Thomas Biller, Technischer Wandel im Burgenbau. In: Europäische Technik im Mittelalter, Hg. Uta Lindgren, Berlin1996, S.95ff.