Sammelthread - Kurzkritiken über neue Spielfilme mit historischen Inhalten

P.S.: ich glaube, besonders in China hat man da auch einen anderen Ansatz. "Hero" basiert ja auf historischen Ereignissen, allerdings steht doch ganz klar die Ästhetik, die Choreographie (wie bei vielen dieser Filme) und die narrativen Techniken im Vordergrund als die historische Authentizität.
Oder bei den Filmen für den internationalen Markt wird die Choreographie überbewertet. Wenn ich an "Der Kaiser und sein Attentäter" (1999) denke :)yes: ), dann war hierbei höchstens der Schnitt als nennenswertes Stilmittel zu erkennen - keine Menschen flogen durch die Luft oder hopsten ulkig herum, dass einem schwindelig wird. Dito bei "Der König von Sulu und der Kaiser von China" (1987), wobei bei letzterem auch auf einen schnellen Schnitt verzichtet wurde und einfach nur die Ausstattung, die Schiffe, die Residenz des Kaisers... imponierten. ... nur ein kleiner Einwurf, weiter im Thema.
 
Ich hab ihn noch nicht gesehen, aber "Brotherhood" soll ganz gut sein.:winke:
(wenn das auch eher die neuere Geschichte betrifft).

Meinst du diesen südkoreanischen Streifen der auch als "Brotherhood of War" bekannt ist?
Der lief vor nicht all zu langer Zeit im TV (ZDF). Aber da hast du nicht viel verpasst. Mir kam er vor wie ein südkoreanischer Durchhaltefilm für den Nord-Südkonflikt. Die beiden Brüder, besonders der der immer rumflennt, handeln die ganze Zeit recht unlogisch. Die Nordkoreaner sind durchweg dumm, link und verräterisch: "Bitte erschieß mich nicht. Ich bin Student." Die Kriegsszenen waren aber super in Szene gesetzt.
 
Aber da hast du nicht viel verpasst. Mir kam er vor wie ein südkoreanischer Durchhaltefilm für den Nord-Südkonflikt. Die beiden Brüder, besonders der der immer rumflennt, handeln die ganze Zeit recht unlogisch. Die Nordkoreaner sind durchweg dumm, link und verräterisch: "Bitte erschieß mich nicht. Ich bin Student." Die Kriegsszenen waren aber super in Szene gesetzt.
Ich fand ihn super. Eindeutig der eindrucksvollste Kriegsfilm der letzten Zeit. Nur die schöne, heile Welt am Anfang hat etwas genervt. (9 von 10).
 
Zuletzt bearbeitet:
Da fällt mir noch ein, dass "Joint Security Area" ein ganz guter Film über den heutigen Korea-Konflikt sein soll, ich habe ihn aber noch nicht gesehen.
 
Hi Donnie Darko... ;)
Ich fand Oldboy auch geil, hab ihn zuerst gesehen (10 von 10), aber Lady Vengeance und Sympathie für Mr. Vengeance nur 4/10 und 5/10, da sie mich irgendwie langweilten...
Ansonsten, bei den genannten neueren "historischen" Filmen ne kleine Kurzkritik, um nicht zuviel im Offtopic zu bleiben? ;)
 
"Marie Antoinette" von Sofia Coppola.

Sie wird verheiratet.
Sie kauft viele Schuhe.
Sie feiert Party's mit viel New Wave und Synthie Pop.
Sie hat erfolgreichen Sex mit ihrem Ehemann.
Sie läuft in den Gärten von Versailles umher.
Sie verabschiedet sich von ihren Zitronenbäumen.
Ende.

4 von 10 Guillotinen
 
Hi, hab gestern

Der Fluch der goldenen Blume
114 Min.
gesehen. Hier ein paar Worte dazu (ohne Spoiler):

Regie: Zhang Yimou (Hero, House of Flying Daggers, Rote Laterne)
Schauspieler: Chow Yun-Fat, Gong Li, etc.

Wenn, dann im Kino sehen! Wirklich!

1. Story: Der Film ist ein episches und opulentes Martial-Arts-Melodram.
China im Jahr 928 n.u.Z., zur Zeit der späten Tang-Dynastie. Die Figur des Kaisers scheint fiktiv, die Kostüme sollen hingegen historisch authentisch und detailgetreu sein, kann es aber nicht genau beurteilen, da ich nicht (mehr) über China so gut informiert bin.
In Kürze: Palastintrigen á la Shakespeare, erinnernd an Kurasawas "Ran", vermischt mit hochstilisierten Kampfszenen, die sich im Laufe des Film immer mehr steigern.
So wird man im ersten Drittel des Film an die Figuren herangeführt, kann mich aber nicht so richtig in die Charaktere hineinversetzen: Kaiser und Kaiserin, drei Söhne, drei Nebendarsteller (Hofarzt, Frau und Tochter). Emotional lassen sie mich meistens seltsam kalt. Obwohl man spürt, dass eine ungeheure Energie in dem Kaiser und der Kaiserin schlummert, die einem Vulkan ähnlich jederzeit explodieren kann, wenn ihre Augen Funken sprühen. Das Beziehungsgeflecht wird zwar deutlich, aber irgendwann wartet man dann doch auf die ersten Kämpfe. Denn diese politischen Ränkespiele fesselten mich nicht allzu sehr. Diese emotionale Ferne zu den Protagonisten macht aber nicht viel aus, denn der Film bietet wesentlich mehr. Insgesamt finde ich die Geschichte nicht sooo interessant, wie die von Hero, Tiger and Dragon oder House of Flying Daggers.

2. Schauwerte: Du meine Güte! So haben wir den Kaiserpalast seit Bertoluccis "Der letzte Kaiser" nicht mehr gesehen. So viel Opulenz in der Ausstattung, so ein satter Farbrausch. Fast schon zuviel, diese Orgie der reinen Grundfarben, nah am Kitsch, zumindest mit westlichen Augen. Man fühlt sich fast wie in einem LSD-Trip oder an die Musikvideos der Achtziger erinnert. Trotzdem fasziniert mich dieses furiose Spektakel, voller Symbolik, edler Pracht und fernöstlicher Ästhetik. Apropos Symbolik. Die scheint in fast jeder Einstellung noch einen Subtext zu vermitteln, ähnlich wie "Pans Labyrinth". Schade, dass ich mich da überhaupt nicht auskenne, um dieses Mandala an Aussagen zu verstehen. So könnte ich mir vorstellen, dass die teilweise beißenden Farben, hinter Gaze hervorstechend, wie das Gift der Spinne in diesem goldenen Käfig wirken soll. Was meint ihr?
Hero gefiel mir optisch aber besser, da dort mein Augapfel mal ausruhen konnte. Allerdings hatte auch "Der Fluch der goldenen Blume" jede Menge wie gemalte Szenen, die ich nie vergessen werde, und sicher zum schönsten zählen, was dieses Jahr im Kino zu bewundern ist. Kein Wunder, dass es für die Kostüme ne Oscarnominierung gab. 4 Stunden sollen die Anproben jeden Tag von Gong Li gedauert haben, wie ich hinterher las.
Dazu eine Kamera, die es immer wieder schafft, mit neuen Blickwinkeln zu überraschen. Als wenn hier ein experimentierfreudiger Filmstudent, und nicht der Meisterregisseur am Schaffen ist.
Übrigens spielt fast der gesamte Film im kaiserlichen Palast.
Die Musik hätte sicher dem Film die eine oder andere Dramatik mehr vermitteln können, oder die unterschwellige Bedrohung stärker verdeutlichen können. Diese unterstützende Aufgabe bleib in meinen Augen unvollständig erfüllt.

3. Die Kampfszenen sind wie schon angedeutet spärlicher gesät, als in Hero oder Tiger and Dragon. Sie nehmen aber mit der Dauer des Filmes zu, also Geduld. Die Kampfszenen bieten wie schon in seinen vorhergehenden Filmen eine Verbildlichung der inneren Konflikte der Charaktere. Sie haben aber auch eine solche Kraft, und vor allem Originalität, dass man sie auch einfach nur genießen kann, ohne seinen Kopf einzuschalten. Gerade diese Originalität fasziniert mich. Man denkt, man hat schon alles gesehen, und dann wird man überrascht, dass hier weitere Ideen und Facetten der Martial Art präsentiert werden. Wow! Wenn man sich an die anfängliche Szene in House of Flying Daggers erinnert, wo mittels des in Zeitlupe wehenden Kimonos die im Keis stehenden Trommeln geschlagen werden, dann hat man eine Vorstellung davon, was einen erwartet. Ästethik pur.
Zum Ende wird es gar gewaltig. Ich dachte beim Filmschauen an Computereffekte, musste aber im Nachhinein lesen, dass es tatsächlich ca. 1000 Statisten waren, die diese
perfekt choreografierten Massenszenen opulent inszenieren.
Der Realismus der Kampfszenen liegt zwischen "Musa - Der Krieger" und "Tiger and Dragon", also hier fliegen sie nicht "magisch" in Baumwipfeln herum, sprengen aber doch mal die physikalischen Gesetze, wenn sie an Seilen hängend Spiderman-ähnlich herumschwingen. Toll!

4. Fazit: Ein wunderschönes
Schwertkampfdrama mit Schwächen in der Story, die sich bisweilen in der ersten Hälfte zähflüssig entwickelt, leider nicht die Dramatik eines Shakespeare erreicht, mit atemberaubenden und spektakulären leider etwas spärlicher gestreuten Kampfszenen und einer verschwenderischen Ausstattung, die so nur im Kino wirken kann. Es ist kein richtiger bzw. reiner Actionfilm, ihr müsst ein bischen Geduld mitbringen.

Wenn ihr unbedingt einen Trailer sehen wollt, dann würde ich, wenn überhaupt, nur folgenden empfehlen, da dieser nicht sämtliche tollen Szenen zeigt und damit ein falsches Bild vermittelt, wie die anderen:
Trailer

Wertung:
Wenn Hero 10 von 10 Punkten hat, Tiger and Dragon 10 von 10 Punkten hat, und House of Flying Daggers 9 von 10 Punkten hat (1 Bonuspunkt wegen der tollen Kamera), dann hat dieser Film:

9 von 10 Punkten (2 Bonuspunkte wegen der exquisiten Ausstattung und Kamera, wie bei House of Flying Daggers, und wegen origineller Martial Art.)

Ich werde ihn mir nochmals im Kino ansehen, da gerade die Kampfszenen ein Augenschmaus sind und zu schnell vorbeigingen.

Ahoi, LG lynxxx
 
Zuletzt bearbeitet:
...und House of Flying Daggers 9 von 10 Punkten hat (1 Bonuspunkt wegen der tollen Kamera)

9 von 10, hmm.
Ich hatte "HoFD" seinerzeit nicht so hoch eingeschätzt. Irgendwie fand ich das sie es mit dem visuellen Zauber ein wenig übertrieben haben. Allein in der Bordellszene mit den Trommeln wurde man ja schon vom Bild erschlagen. Auch was Handlung und Schauspieler angeht fand ich ihn deutlich schwächer als "Hero".

Ich gebe ihm 6 von 10 fliegenden Messer
 
Richtig, deutlich schwächer an Handlung und Schauspieler als Hero.
Wenn du das mit den "visuellem Zauber" bei HoFD schon übertrieben fandest, dann wird dir Fluch der Goldenen Blume wohl auch nicht sooo gut gefallen, denn der bietet nun noch mehr "optischen Overkill"... :)
 
Richtig, deutlich schwächer an Handlung und Schauspieler als Hero.
...

Ja, bei "Hero" wurden die optischen Reize an den richtigen Stellen wirksam eingesetzt. Eben in den Erzählungen des Namenlosen, wenn ich mich recht erinnere wurde jede Geschichte die er erzählte in je einer Grundfarbe dargestellt. Zudem bieten die Szenen der Audienz des Namenlosen beim Herrscher eine willkommene Pause für die Augen des Zuschauers. Und da überzeugten mich die Leistung des Schauspielers der den Kaiser spielt (leider kenne ich seinen Namen nicht) und von Jet Li, den ich bis dahin nur als Handkantenschwinger aus "Lethal Weapon 4" kannte.
lynxxx schrieb:
Wenn du das mit den "visuellem Zauber" bei HoFD schon übertrieben fandest, dann wird dir Fluch der Goldenen Blume wohl auch nicht sooo gut gefallen, denn der bietet nun noch mehr "optischen Overkill"... :)
Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Immerhin spielt mein Lieblingschinese Chow Yun Fat und Gong Li ("Der Kaiser und sein Attentäter") mit. Da kann ja gar nichts schief gehen.
 
Das Bild kenne ich, aber im Film konnte ich die Sequenz nie entdecken. Kannst du einen ungefähren Zeitpunkt nennen, an dem ich den Himmel absuchen sollte?
Hmm Leider kann ich dir den Zeitpunkt nicht nennen, habe es auch nur auf einem Bild bei google gesehen, aber wenn ich mir den Film wieder anschaue, werde ich darauf achten.
Und wenn ich das Flugzeug entdecke, schreibe ich dir eine nachricht wann ungefär du drauf achten musst.
 
Da fällt mir Shogun ein, erster Teil, erste Szene: man sieht minutenlang den Schatten des Kamerahubschraubers um die portugiesische Karavelle kreisen... (Edit: Quatsch, war ja gerade kein portugiesisches Schiff!)
 
Zuletzt bearbeitet:
@ lynxx
Zu: Der Fluch der goldenen Blume
In der Zeitschrift vom Cinemaxx stand, dass es ein Historienepos sei. Ich hatte ja in meinem letzten Beitrag genannt, was ich für historische chinesische Filme halte. Auf den Bildern, die ich bis jetzt zu Gesicht bekam, schaute die Ausstattung für mich eher nach Fantasy aus, teilweise entblößte Schultern bei den Frauen, scheinbar wieder wunderlich durch die Gegend hopsende Krieger. Habe ich jetzt ein falsches Bild von dem Film?
 
Du hast recht.
Ich hatte glaube ich hier http://www.metacritic.com/video/titles/curseofthegoldenflower
irgendwo gelesen, dass die Kostüme historisch seien, aber inzwischen habe ich in einem "Making of" gesehen, dass die Kostümbildner sich nicht ausschließlich an die späte Tang-Zeit halten brauchten und künstlerische Freiheiten bekamen, um die Dekadenz zu verdeutlichen und stark stilisieren durften.
Auch das Setdesign betreffend wurde mit Gold nicht gekleckert sondern geklotzt.

Die Krieger liegen in ihrem Realismus zwischen Tiger and Dragon und Musa, wie ich schon schrieb. Also sie hopsen nicht magisch von Baum zu Baum, sondern halten sich meistens an die Gesetze der Physik. Daneben gibt es aber noch Ninja-ähnliche Krieger, die an Seilen herumschwirren, wie Spiderman. Dieses ist natürlich unrealistisch, aber wenigsten halten sie sich noch an den Seilen fest und schweben nicht durch die Landschaft.
Es ist somit ein Drama, mit historisierenden Kostümen, also inspired by History, aber als Fantasy würde ich einen Film dann bezeichnen, wenn die magischen Momente stärker sind. Wenn es um Zauberei geht, wenn die Gesetze der Schwerkraft völlig ausgesetzt werden können, so wie in Shinobi.

Hier kann man auf der chinesischen Seite noch einen Blick auf die Kostüme werfen, ohne dass man zuviel vom Film selber sieht:
http://ent.sina.com.cn/hjj/index_flash.html

Ciao, LG lynxxx
 
Hab gestern Abend "Letters from IwoJima" gesehen. War sehr interessant mal "die andere Seite" zu sehen. Die meisten Filme über den 2. WK sind ja entweder aus deutscher Sicht, oder aus Sicht der Alliierten gedreht. Als einziger Film aus einer anderen Sicht fällt mir jetzt nur "Duell - Enemy at the Gates" ein, wovon ich aber nicht weiß ob die Story nur erfunden ist.
Nun werd ich mal schaun obi ch "Flags of our fathers" irgendwo finden kann.
 
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