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Für mich wäre es interessant zu wissen wie verbreitet diese Rüstungen waren und was die Gegner unternommen haben um so einen Gegner zu besiegen.
Es sind relativ viele erhalten so dass ich annehme dass sie im betreffenden zeitraum recht weit verbreitet waren.
Dazu kommt vermutlich noch der Fakt dass es prestigeobjekte waren und danach eine lange Firedenszeit begann so dass sie nicht entsorgt oder durch modernere Ausrüstungsgegenstände ersetzt wurden.
Für mich als Laie ist auffällig das diese neuen Rüstungen hauptsächlich den Torso und Lendenbereich abdeckten.
So wie der Halbharnisch in Europa. Hängt mit dem Gewicht zusammen. Die späten schweren Plattenrüstungen konnten als Vollharnisch nur mit Hilfe der großen und kräftigen Schlachtrösser verwendet werden, die es in Japan nun nicht gab.
Da diese auch in Europa extrem Kostspielig waren, wurde die Anzahl der so ausgerüsteten Panzerreiter immer geringer, während die Kämpfer zunahmen die nur einen Halbharnisch oder gar nur ein Kürass, eventuell mit Armschienen und Helm trugen.
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Was mir auffällt ist aber das sie kaum Waffen entwickelt haben die solche Rüstungen knacken könnten. Das war wohl so weil die Schusswaffen eine immer wichtigere Rolle spielten und so diese "Panzerknacker" Waffen nicht mehr nötig waren.
Es gab den Yoroidoshi, ein kurzes spitzes Schwert bzw. langer Dolch mit starker Klinge der als Panzerknacker diente. Daneben gab es auch Äxte (Ono) verschiedene Keulenarten so wie Lanzen mit kurzen und steifen Spitzen (z.B. die Yari aber auch Kavallerielanzen). Also im Grunde nicht wesentlich anders als im Westen.
Einen guten Harnisch zu knacken war jedoch auch damit sehr schwer, so dass man entweder durch eine Schwachstelle stach oder wie Du schon korrekt schreibst, die Muskete verwendet, bzw. in Europa die Armbrust.
Da möchte ich dann auch auf die Fragestellung zurück kommen, dort ging es nämlich um das 15 Jahrhundert. Man muss ja auch sehen das es im 16 Jahrhundert aufgrund der Umstände auch in Europa der klassische Ritter nicht mehr vorhanden war. Die Voll Rüstung wurde ersetzt durch Halb oder dreiviertel Rüstungen.
Der klassische Ritter existierte im 16. Jahrhundert noch sehr wohl. Nur hatte er auf dem Schlachtfeld nicht mehr seine dominierende Rolle wie im 12. oder 13. Jahrhundert. Diese fing er jedoch bereits im 14. langsam zu verlieren. (sieh z.B. die Schlacht von Courtrai:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sporenschlacht).
Das archetypische Bild des Ritters in Plattenrüstung stammt in der Tat aus einem zeitraum als er das Schlachtfeld schon lange nicht mehr alleine dominierte und viele geharnischte streng genommen keine "Ritter" mehr waren sondern Reisige.
Man muss dabei vorsichtig sein und den Ritter als sozialen Stand und als militärischer Faktor zu unterscheiden. Der Niedergang des Rittertums hat vielfältige soziale und wirtschaftliche Gründe und ist nicht in ganz Europa zur selben Zeit erfolgt.
Der militärische Niedergang bzw. der Verlust seiner vorherrschenden Rolle auf dem Schlachtfeld hatte wiederum andere Gründe, einige davon technischer, andere ebenfalls sozialer, ökonomischer und politischer Natur.
Vielleicht die letzte große und wichtige Schlacht bei der ein großer Kontingent an echten "Rittern" teilnahm war Pavia, wo die französischen Gendarmes, eine Einheit schwerer Panzerreiter bestehend aus Mitgliedern des Adels, sich eine glänzende Attacke leisteten die das kaiserliche Zentrum erschütterte. Sie wurden dann jedoch von Pikenieren und Musketieren umzingelt und zusammengeschossen.
Auch auf der kaiserlichen Seite gab es schwere Panzerreiter, sie hatten jedoch nicht diesen adeligen Elitecharakter wie die Gendarmes bei denen der französische König selbts mitritt.
Panzerreiter gab es jedoch noch lange (in der Tat bis zum ersten Weltkrieg) und lange rekrutierten sie sich aus dem Adel, vor allem zu den Zeiten als man sich die Ausrüstung noch selber bezahlen musste.