Also Schlesier und Freiwillige/Kreuzfahrer waren definitiv Polen/Slawen?
1. Kreuzfahrer:
Es hat bei Liegnitz kein organisiertes Kreuzfahrerheer gegeben. Papst Gregor IX. begann wohl ( die Hausarbeit hier stellt es unter dem Punkt zug Gregor IX einigermaßen schön heraus
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/.../Mongolen_Hausarbeit_komplett_Open_Source.pdf ) ab Juni 1241 damit gegenüber den "mongolischen" Invasoren zum Kreuzzug aufzuforden, aber die Schlacht von Liegnitz war bereits zwei Monate vorher geschlagen worden.
Sprich es konnte überhaupt kein Kreuzfahrerheer im größeren Stil zusammengetrommelt werden, schon gar nicht aus entfernteren Regionen.
Es wäre nicht unüblich gewesen, wenn christliche Herrscher, die es mit einem nichtchristlichen Widersacher zu tun hatten, diese Auseinandersetzung mit der Attitüde eines Kreuzzugs geführt hätten, aber das gab ihnen weder die Autorität einen solchen auszurufen, noch gar die Möglichkeit quer durch Europa ein Heer zusammen zu ziehen.
Im Hinblick auf das Prussenland und Litauen mit seiner damals noch nichtchristlichen Bevölkerung, mag ähnlich, wie für die iberische Halbinsel so etwas ähnliches wie ein dauerhafter Kreuzzugsaufruf gegolten haben oder jedenfalls wurde ein engagement in den Auseinandersetzungen mit den "Heiden" und Muslimen dort wohl als annähernd gleichwertig einer Kreuzzugsteilnahme im "Heiligen Land" gewertet, aber dadurch bedingt ließen sich auch keine großen, aber in Zeit und Zielsetzung begrenzten Unternehmungen organisieren, sondern es gab einen gewissen Zustrom an Adeligen, die dort, wenn überhaupt mit kleinem Gefolge eine Art bewaffneter Wallfahrt absolvierten.
Unter "Kreuzfahrern" wird man in diesem Sinne ein eilig ausgehobenes Landesaufgebot verstehen dürfen, dem man dann fix notdürftig ein Kreuz irgendwo aufnähte und vielleicht noch eine Hand voll sich berufen fühlener Ritter aus Böhmen, Mähren, der Lausitz und vielleicht noch den angrenzenden Sachsen und Brandenburg, um mehr wird es sich nicht gehandelt haben.
Der Begriff "Slawen" ist in diesem Sinne relativ wenig sinnvoll, weil er zu massiven Abgrenzungsschwierigkeiten führt.
Was sollte denn ein "Slawe" sein?
Woran wollte man das festmachen?
- An irgendwelchen "Blut-und-Boden-Volkstums-Ideen"?
- Am Sprechen einer slawischen Sprache, bzw. eines slawischen Dialektes vor dem Aufkommen der Hochsprachen?
- An der materiellen Kultur, wenn man in eher archäologischen Richtungen denken möchte?
Der Blut-und Boden-Unfug von irgendwelchen ethnisch reinen "Völkern" widerlegt sich ja schon dadurch, dass die als "slawisch" bezeichneten Gruppierungen in weiten Teilen des heutigen Polens nicht in einen luftleeren Raum hineinstießen, sondern in Gebiete, die nach wie vor, wenn auch eher dünn von einer Bevölkerung bewohnt wurde, die verschiedentlich als "ostgermanisch" angesprochen worden ist, und die in ähnlicher Weise absorbiert wurde, wie die deutsche Kultur nach und nach die Elbslawischen und altprussischen Traditionen, Gebräuche und Kulturen absorbierte.
Von dem her hat es in diesem Raum immer Vermischungen gegeben und in dieser Hinsicht dürften die Bewohner dieses Raumes mit Angehörigen als "germanisch" angesprochener Kulturen nicht weniger gemeinsamkeiten haben, als mit Angehörigen von als "Süd-" oder "Ostslawisch" angesprochenen Kulturen.
Sprechen einer Sprache? Wie angerissen, mit der "Ostsiedlung" ging es damals gerade erst los und in Schlesien, der Lausitz, Pommern, sicherlich auch der Neumark und wahrscheinlich auch noch in einigen Teilen Sachsens und der Kurmark und Mecklenburg herrschten in dieser Zeit noch slawische Dialekte vor oder waren jedenfalls noch sehr verbreitet, in Böhmen ohnehin.
Insofern ist steht ein potentielles "Slawentum", wenn man es an sprachlichen Merkmalen festmachen möchte im Hochmittelalter einem "Deutschtum" im Sinne dessen, dass die Person Untertan des deutschen Königs gewesen ist und nach deutschem Recht lebte, überhaupt nicht entgegen.
im Sinne der Sprache ist das kein sinnvolles Abgrenzungskriterium.
Materielle Kultur? Das gleiche Spiel. Im Hinblick auf die materielle Kultur dürften Bewohner der nordwest-slawischen gebiete innerhalb des Reiches mit den angrenzenden als westslawisch angesprochenen Gebieten außerhalb des Reiches mehr gemein gehabt haben, als mit manchem "deutschen" Territorium innerhalb des Reiches, etwa in Schwaben, Tirol oder Friesland, schon weil die Umweltbedingungen das erforderten.
Der Begriff "slawisch" mag als Modellbegriff in der Linguistik und im Bezug auf die Materielle Kultur als Dachkategorie, die zuordnungen erleichtert in der Archäologie seine Darseinsberechtigung haben. Hier macht er nicht wirklich Sinn, weil er nicht scharf zu definieren ist.
Polnisch wird ein großer Teil der Schlachtteilnehmer wenigstens in dem Sinne gewesen sein, dass er aus einem Landstrich stammte, der damals noch zum polnischen Königreich gehörte, an die Böhmische Krone und in den Territorialverband des Heiligen Römischen Reiches kam Schlesien erst später.
Ob irgendwer, der an dieser Schlacht teilnahm indes der Meinung war, er seit Pole gewesen, statt Bewohner Schlesiens oder der sich herausbildenden anderen polnischen Teilfürstentümern, bzw. Untertanen von deren Landesherren, sei dahingestellt, wird man kaum nachprüfen können.
Ich möchte mich dem was hier schon geschrieben wurde aber nochmals anschließen und behahupten, dass größere Kontingenten von "Deutschen" im Sinne von Sprechern deutscher Dialekte an dieser Schlacht teilgenommen haben, dürfte man eher für unwahrscheinlich halten.