Marignano war nicht der Beginn einer neuen Eidgenössischen Politik da bin ich ganz bei Naresuan, auch war es nicht der Beginn der Neutralität - wie das gerne von gewissen Politikern gepriesen wird. Was war Marignano dann?
In der Geschichte gibt es immer wieder Niederlagen, die dann zu einem heroischen Geschichtsbild werden. Marignano gehört dazu – eine heroische Niederlage als Gründung einer Gemeinschaft. Dieses Geschichtsbild wird vermittelt und prägt sich in die Geschichtsschreibung ein und wird (zumindest bei mir war das noch so) im Geschichtsunterricht der Schule weitergegeben. Dabei werden wichtige Ereignisse und Gegebenheiten ausgeblendet oder in einem anderen Zusammenhang erzählt.
1499 wurde der Schwabenkrieg beendet, dieser Krieg war unter andrem auch ein Konkurrenzkampf zwischen den Söldner. Nach dem Schwabenkrieg dienten die Söldner aus der Schweiz für vor allem für Frankreich, aber auch in anderen europäischen Heeren findet man Söldner aus der Schweiz. Hin und wieder standen sie sich dann auch feindlich gegenüber. Die eidgenössischen und die zugewandten Orte versuchten nach 1499 das Söldnertum zu kontrollieren und konnten so eine kurze Zeit eine eigene Grossmachtpolitik ausüben. Vor der Schlacht bei Marignano war das Herzogtum Mailand von den Eidgenossen dominiert. (die genaue Vorgeschichte und Schlachtgeschichte kann man gerne noch ausführen) Der französische König Franz I erhob ebenfalls Anspruch auf die Lombardei (dazu sollte man sich auch die Geschichte von der Familie Sforza anschauen). Die Überlegenheit der beweglichen französischen Artillerie hat ja schon Neddy ausgeführt. Ausgang der Schlacht – die Eidgenossen haben verloren und mussten sich zurückziehen.
Naresuan hat es ja angetönt, die Eidgenossen dachten nicht daran sich zu Mässigen oder gar neutral zu werden. Im Gegenteil, nicht nur die Eroberung der Waadt etc. gehörte dazu, sondern auch der grosse Anteil der Schweizer Söldner, die ihren Anteil in den europäischen Kriegen hatten, zwar nicht unter der eignen Flagge, war nicht unerheblich.
Dank dem ewigen Frieden von 1516 und dem Soldbündniss von 1521 hatte vor allem Frankreich eine privilegieren Zugang auf die Schweizer Söldnerressourcen. Frankreich galt als Schutzmacht und Schiedsrichter, denn die Kantone waren sehr oft zerstritten und uneinig. Als Gegenzug erhielten die Kantone einen privilegierten Zugang für den Export von Waren und ganz wichtig in dieser Zeit auf die Salzlieferungen aus Frankreich. Frankreich hingegen bildete Männer zu Soldaten aus. Dies war für die eidgenössischen Ort wichtig, da der Boden nicht alle Bewohner ernähren konnte.
Die Eidgenossenschaft als Verbund zog sich aus den Schlachtfeldern zurück, aber nicht die Schweizer die als Söldner in diversen Kriegen mittaten. Der Rückzug aus der kriegerischen Aussenpolitik hatte aber sehr wenig mit der verlorenen Schlacht in Marignano zu tun, sondern damit das innerhalb der eidgenössischen Orte es zu widerstand kam – innenpolitisch geriet die alte Eidgenossenschaft in Not.
- Es gab Debatten über die massiven Verluste
- Soziale und kulturelle Veränderungen aufgrund der Kriegserfahrungen
- Übernahmen von fremden Bräuchen.
- Streit um das Beutegut und Korruption der Pensionsherren, welche den ausländischen Mächten Nachschub von Söldnern versprach.
- In den Zeitgenössischen Quellen wird immer wieder die Sittenverfall der jungen Männer beschrieben.
- etc
Einer der wichtigsten Fürsprecher der Kritiken war Ulrich Zwingli, der als Leutpriester bei der Schlacht dabei war und durch seine Erfahrungen zum entscheidenden Gegner des Soldienstes und der Abhängigkeit durch das Ausland wurde. Über die Auswirkungen der Reformation schreibe ich jetzt hier nichts.
Nur soviel – die Eidgenossenschaft war ein tief gespaltenes Gebilde, nur schon aus diesem Grund konnte keine wirkliche Aussenpolitik betrieben werden. Es gab kein einheitlicher Fürst, keine einheitlich Armee und keine gemeinsamen Ziele die man verfolgen konnte. Nicht zu unterschätzen war auch, dass es nach der Reformation auch keine einheitliche religiöse Verbundenheit mehr gab.
Die früheren Truppen der Schweizer Kantone schworen jeweils einen Eid und mit diesem Eid bildeten sie dann jeweils eine Eid-Genossenschaft. Diesen Eid wurde nach der Reformation bis 1798 nicht mehr geschworen. Denn die Reformierten weigerten sich auf die Heiligen zu schwören und die Katholiken beharrten darauf.
Nur schon aus diesen Gründen konnte die alte Eidgenossenschaft keine wirkliche Grossmacht werden. Und es kommt dazu, dass die Eidgenossenschaft eingebunden war in die europäische Politik.