Segway

collo

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Kurz nach 9/11 wurde im Dezember 2001 in der Fernsehshow Good Morning America ein revolutionäres Fahrzeug vorgestellt, der Segway Personal Transporter.

Für mich keine Sensation, denn mein Bürokollege und mein Boss waren, noch vor 9/11 vom Erfinder Dean Kamen eingeladen worden, einen ersten Blick darauf zu werfen. Und mein Chef hatte Bilder von dem Trip im Abteilungsordner abgespeichert gehabt.

Im Frühjahr 2002 trafen dann 2 Exemplare in Bonn ein, die ersten in Europa und, nach einer Einweisung, durften wir jeder ne Runde drehen (den Post Tower gabs noch nicht, unser Büro war im ehemaligen Postministerium, heute Umweltministerium, ein Bau mit langen, verwinkelten Fluren).

Die Teile waren natürlich nicht für unseren Spaß aus Amerika gekommn, sondern weil getestet werden sollte, ob, wie Dean Kamen es hinausposaunte, der Segway die Mobilität revolutionierte. Er sah gerade Postunternehmen als größtes Potenzial.

Also testeten wir.

1. Problem, die rechtliche Situation. Die StVO schrieb einen Sitz und eine Bremse für Kraftfahrzeuge vor.
Deshalb luden wir die entsprechenden Fachleute aus dem Verkehrsministerium ein. Praktischerweise residierte das im Nachbargebäude (letztendlich erfolgreich, Segways dürfen in Deutschland gefahren werden)

2. Problem, die Praktikabilität. In Amerika stehen die Briefkästen häufig am Straßenrand und können im vorbeifahren befüllt werden. In Deutschland/Europa ist das selten der Fall.
Ein größeres Problem stellte aber die Kapazität dar. Die Post hatte gerade ein neues Behältersystem für Briefe entwickelt und alle Betruebsmittel darauf abgestimmt, Rollbehälter, Autos und Fahrräder. Diese Behälter passten nicht auf den Segway und hätten größere Änderungen verursacht, wenn man den Segway abgepasst hätte.
Die von Segway konzipierten Taschen fassten gerade mal die Hälfte der Briefe, die ein, damals noch nicht elektrisches Zustellrad mitnehmen konnte.
Dazu kamen verschiedene kleinere Probleme beim Handling

3. und größtes Problem, der Preis. Die Heavy Duty-Version hätte über 7000 $ pro Stück gekostet. Das Standardzustellrad damals um die 2000€.

Schon bevor tatsächlich ein Segway in der Zustellung getestet wurde, war klar, dass Ding taugt nix.

Jahrelang verstaubten die im Keller, so gegen 2007/8 haben wir sie dann der Sammlung des Postmuseums übergeben. Aber nicht bevor wir noch ein Ründchen um den Block gefahren sind.
 
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Endgültig Segway das Genick gebrochen dürften, neben Preis und Praktikabilität zwei Dinge:

Das Bild vom Sturz des damaligen Präsidenten Bush mit einem Segway

Das Aufkommen des eBikes


Vom Segway hieß es bald, er war eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.



Not-so-fun-fact:

2009 wurde das Unternehmen Segway an einen britischen Unternehmer verkauft. 9 Monate später verunglückte dieser Unternehmer tödlich, als er mit einem Segway über eine Klippe fuhr.
 
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