Obwohl wir bei diesem Thema immer wieder auf die Spezifiken der Deutschen Sprache bzw. der deutschen Dialekte zu sprechen kommen - mE auch zu sprechen kommen müssen -, erlaube ich mir, nochmals auf den Ausgangspunkt der Diskussion zurückzukommen...
Um was es aber Repo (und auch mir) ging, war das Auseinanderdriften von West- und Nordgermanisch(en Sprachen).
Dazu eine zeitlicher Kurzabriß - wer genauere Angaben und/oder Korrekturen hat, sei ausdrücklich um solche gebeten!
Nach
Indogermanisch - Gemeingermanisch - Althochdeutsch - Mittelhochdeutsch - Frühneuhochdeutsch - Neuhochdeutsch und
Lautverschiebungen
Erste Lautverschiebung
Zeitraum: ca. 1500 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr. (die Lautverschiebung soll jedoch nach neuen Erkenntnissen erst nach 100 v. Chr. abgeschlossen gewesen sein)
Ergebnis:
Gemeingermanisch trennt sich von
Indogermanisch/Indoeuropäisch
-> Hier liegt demnach die Bildung und Ausprägung der germanischen Gemeinsprache!
Anm.: Um die Zeitenwende wird via linguistischer Rekonstruktionen gemeinhin von der Auflösung der germanischen Spracheinheit gesprochen; diese Auflösung liegt demnach zwischen 100 v. Chr. und 100 n. Chr. ...
Zweite Lautverschiebung
Zeitraum: ca. 500 bis ca. 1050 (die Lautverschiebung wurde erst im Verlauf des 8. Jh. abgeschlossen)
Ergebnis: Trennung zwischen
Althochdeutsch,
Altniederdeutsch (Altsächsisch),
Altfriesisch und
Altniederländisch
Anm.: Ab dem 5. Jh. spaltete sich infolge der Landnahme von Angeln, Sachsen und Jüten in Britannien das
Angelsächsische vom
Altniederdeutschen ab und entwickelte sich zum
Altenglisch!
-> Hier liegt demnach das Auseinanderdriften innerhalb der westgermanischen Sprachen sowie die bereits mehrfach angeführte Trennung der deutschen Sprach- bzw. Dialekträume Nieder- und Hochdeutsch!
Noch einige weitere Anmerkungen...
Altenglisch nahm ab seiner eigenständigen Entwicklung Elemente des
Altnordischen infolge der Landnahme und Einwanderung dänischer und norwegischer Wikinger ab dem 8. Jh. sowie lateinische Elemente aufgrund des verstärkt religiösen Wortschatzes auf. Diese Einflüsse treten im ihm folgenden
Mittelenglisch (entw. nach 1066; als gesprochene Gemeinsprache ab dem 12. Jh.) verstärkt zu Tage, wobei dieses zudem aber auch infolge der normannischen Eroberung stark französisch beeinflußt worden ist.
Altnordisch wurde von etwa 800 bis etwa 1500 in Dänemark, Schweden und Norwegen sowie auf den Orkneys, Shetland, Färöer, Island und Grönland gesprochen (dazwischen kurzzeitig auch in Teilen Schottlands, Irlands und Englands); sein Vorläufer ist das vom 1. bis 8. Jh. höchstwahrscheinlich in Dänemark, Schweden und Norwegen gesprochene
Urnordisch.
Die unter
Altnordisch gefaßten
Altostnordisch (mit
Altdänisch,
Altschwedisch und
Altgutnisch)
Altwestnordisch (mit
Altnorwegisch,
Altisländisch und
Altfäröisch) unterschieden sich zumindest bis ins 13. Jh. nicht stark voneinander; die Weiterentwicklung der Nordgermanischen Sprachen setzte wohl erst ab dem Spätmittelalter ein, wobei sich
Isländisch und
Färöisch am wenigsten vom
Altnordischen weg entwickelten...
Die Ostgermanischen Sprachen - mW am ehesten rekonstruierbar über Textzeugnisse des
Gotischen - trennten sich wohl zuerst von den anderen ab, was damit erklärt wird, daß sie die gemeingermanische Endung
-s des Nominativ Singular (im Gegensatz zum Verschwinden dieser Endung in den Westgermanischen und dem Wandel zu
-r im Altnordischen) beibehielten. Kennzeichnend für die Ostgermanischen Sprachen bzw. die
gentes, welche seine Sprachträger waren, ist zudem - räumlich gesehen - eine zur Zeitenwende bereits existente Ansiedlung im östlichen Baltikum bzw. (östlichen) Mitteleuropa und ab dem 2. Jh. weitere Bewegungen in südliche bzw. südöstliche Richtung.
Vor dem Hintergrund all dieser "aus verschiedensten Ecken zusammengesuchten" Punkte dürfte das Auseinanderdriften zwischen westgermanischen, nordgermanischen und ostgermanischen Sprachen gegeneinander mit der Auflösung der germanischen Spracheinheit zusammenfallen, wobei sich das Ostgermanische mE bereits um die Zeitenwende abspaltete, während sich west- und nordgermanische Sprachen im Verlauf des 1. Jh. n. Chr. voneinander trennten.
Wer es genauer hat, bitte posten... :fs: