Seltsame Bezeichnung; „Esel“

pelzer

Aktives Mitglied
Hoi zäme

Neulich stiessen wir auf einen unerklärlichen Ausdruck: „Esel“.
So bezeichnete man einst in unserer Gegend das Anschlagbrett für die amtlichen Mitteilungen. Es war ein Holzbrett bei der Kirche. Da nagelte die Obrigkeit ihre Mitteilungen drauf. Und nebenan konnte die Bevölkerung ihre Kleinanzeigen anbringen...

Woher könnte die Bezeichnung „Esel“ kommen?
Gibt es auch in eurer Region „Esel“?

liebe Grüsse
Pelzer

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Hoi zäme

Neulich stiessen wir auf einen unerklärlichen Ausdruck: „Esel“.
So bezeichnete man einst in unserer Gegend das Anschlagbrett für die amtlichen Mitteilungen. Es war ein Holzbrett bei der Kirche. Da nagelte die Obrigkeit ihre Mitteilungen drauf. Und nebenan konnte die Bevölkerung ihre Kleinanzeigen anbringen...

Woher könnte die Bezeichnung „Esel“ kommen?
Gibt es auch in eurer Region „Esel“?

liebe Grüsse
Pelzer

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Keine Antwort auf deine Frage, aber der Begriff "Eselei" wird mir nun klarer.

Grüße
excideuil
 
Woher könnte die Bezeichnung „Esel“ kommen?
Eine vage Möglichkeit: "esel heiszt auch ein holzgestell zum tragen, lat. equuleus, pluteus, fr. chevalet, support, z. b. chevalet de peintre". (GRIMM)
"Gestell" erinnert mich an Leute, die früher mit zwei umgehängten Tafeln - vorn und hinten - durch die Straßen gingen, auf denen sich Werbemittel befanden. Befestigt man so ein Gestell an einem Baum/Pfahl, kann man Schriftstücke darauf anbringen.

Na ja, etwas phantasievoll...:grübel:
 
Eine vage Möglichkeit: "esel heiszt auch ein holzgestell zum tragen, lat. equuleus, pluteus, fr. chevalet, support, z. b. chevalet de peintre". (GRIMM)
"Gestell" erinnert mich an Leute, die früher mit zwei umgehängten Tafeln - vorn und hinten - durch die Straßen gingen, auf denen sich Werbemittel befanden. Befestigt man so ein Gestell an einem Baum/Pfahl, kann man Schriftstücke darauf anbringen.
Hoi jschmidt

Etwa das gleiche dachte ich mir auch - aber es ist halt leider sehr allgemein und beliebig... :grübel:

Gruss Pelzer

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Ihr seid wahrscheinlich auf der richtigen Spur

Hoi zäme

Leider hat sich der Hinweis auf den "Easel" nicht bestätigt. Hier die Auskunft eines Schriftgelehrten:

-Im Idiotikon sind verschiedene übertragene Bedeutungen von "Esel" belegt, unter anderem: „gewisse Gerätschaften und Vorrichtungen, die namentlich als Träger und Unterlagen zu dienen haben", nicht aber diejenige von "öffentliches Anschlagbrett".
-Wir gehen davon aus, dass es sich bei dieser Bedeutung von "Esel" auch um eine Übertragung handelt.
-Ein Anglizismus (aus "easel") ist in unserer Anglizismensammlung nicht nachzuweisen. Die Bedeutung "Anschlagbrett" wäre auch im Englischen als Übertragung zu beurteilen.
-Um eine solche Übertragung zu erklären, braucht man das Althochdeutsche nur zu bemühen, wenn dort schon diese Bedeutung "öffentliches Anschlagbrett" nachgewiesen wäre. Das ist nicht der Fall.
-Althochdeutsch "esil" ist dort nur in der eigentlichen Bedeutung "Esel" belegt.


vielleicht hat jemand noch eine Idee...


Gruss Pelzer


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Hoi Pelzer,
bei allem gebotenen Respekt vor deinem Schriftgelehrten, will ich meinen Easel nicht ganz kampflos aufgeben.:cool:
Dass "dein" Esel kein Anglizismus ist, ihr in also nicht in England geborgt habt, daran habe ich keinen Zweifel. Eher denke ich, dass ihn die Angelsachsen oder, wer auch immer, vom Kontinent mitgenommen haben. Dass beide den selben Ursprung haben, meine ich immer noch. Ob das "Grautier" dahinter steckt, oder eine Verballhornung, lasse ich dahingestellt. Dass es eine Bezeichnung für eine Vorrichtung ist, an der man etwas befestigen kann, bestätigt ja auch dein Schriftgelehrter.
Der Schweizer ist halt mehr der praktischen Nützlichkeit zugeneigt und hängt kein mit Farbe bekleckstes Leintuch, sondern lieber eine amtliche Bekanntmachung dran.;)

Sowohl Anschlagbretter für Bekanntmachungen wie Staffeleien werden zu althochdeutschen Zeiten sehr rar gewesen sein. Beide Nutzungsarten für das mutmaßlich grundsätzlich schon gebräuchliche Gestell werden erst später hinzu gekommen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist wahrscheinlich, dass die Übertragung - wenn auch vielleicht nicht belegt oder belegbar - für eine Möglichkeit des Anschlagens, der Bekanntmachung usw. richtig ist.
Dazu würde ja auch die "Eselsbrücke" gehören.

(Duden-Universalwörterbuch: Eselsbrücke, die
[in der Schulsprache des 18. Jahrhunderts als Lehnübersetzung von mittellateinisch pons asinorum = Ausdruck der scholastischen Philosophie für einen logischen Mittelberiff]
umgangsspraclich:
1. a.) (Anhaltspunkt als) Gedächtnisstütze;
b.) Verstehenshilfe; Hinweis, Wink, der jemandem etwas erleichtern soll.
2. (Schülersprache) unerlaute[rweise benutzte] Übersetzung, Übersetzungshilfe.)

Mir scheint hier die Erläuterung 1.a.) und 1.b.) gut in den Zusammenhang zu passen.
 
:grübel: Ist die Eselsbrücke nicht mit der Assoziation Esel = dumm verbunden?
Also, dass der Allegorie Esel hier eine Brücke geboten wird, woran der Esel sich etwas merken kann, wofür die eigene Intelligenz nicht ausreichend ist?
 
Bei mir klingelte es da im Bereich Buchherstellung (meinem Berufsschullehrer sei Dank).

„Für die Bereitstellung des Papiers wurde ein spezieller Tisch im Griffbereich des aufgeklappten Deckels aufgestellt, er wurde Esel genannt; später blieb davon nur ein Holzstab, der unter das Papier gelegt wurde, dass es leichter zu greifen war.“

Kleines Buchdruck-Lexikon: Druckerpresse
 
Bei mir klingelte es da im Bereich Buchherstellung (meinem Berufsschullehrer sei Dank).

„Für die Bereitstellung des Papiers wurde ein spezieller Tisch im Griffbereich des aufgeklappten Deckels aufgestellt, er wurde Esel genannt; später blieb davon nur ein Holzstab, der unter das Papier gelegt wurde, dass es leichter zu greifen war.“

Kleines Buchdruck-Lexikon: Druckerpresse

So langsam bekommen wir ja eine richtige Herde zusammen:friends:


:grübel: Ist die Eselsbrücke nicht mit der Assoziation Esel = dumm verbunden?
Also, dass der Allegorie Esel hier eine Brücke geboten wird, woran der Esel sich etwas merken kann, wofür die eigene Intelligenz nicht ausreichend ist?
Sehe ich auch so. In diese Kategorie dürfte auch das Eselsohr gehören.

Die Gestelle dürften ihren Namen dagegen der Eselsgeduld verdanken, mit der sie alles mögliche tragen, das man ihnen auflädt.
 
Wiki sagt:

Esel sind sehr wasserscheu und weigern sich beharrlich, auch kleinste Wasserläufe zu durchwaten, auch wenn sie diese physisch leicht bewältigen könnten („sturer Esel“), denn ein Esel kann durch die spiegelnde Wasseroberfläche nicht erkennen, wie tief der Bach ist. Daher baute man ihnen in Furten kleine Brücken, die sogenannten „Eselsbrücken“.

Merkspruch ? Wikipedia

Wenn das der Ursprung der Eseleien sein sollte, dann ist es möglich, dass es sich bei den weiteren Verwendungen von "Eseln" um Assoziationen an, nicht um direkte Übertragungen aus fremden Sprachen handeln könnte.

Zur Etymologie bietet DWDS übrigens dies:
ahd. esil (9. Jh.), mhd. esel, asächs. esil, mnd. mnl. ēsel, nl. ezel, aengl. esol, eosol und got. asilus beruhen auf einer sehr frühen Entlehnung (germ. *asiluz) aus lat. asinus ‘Esel’ (kaum aus dem gleichbed. Deminutivum lat. asellus). Dagegen geht aengl. assa, engl. ass über keltische, anord. asni über afrz. Vermittlung auf lat. asinus zurück. Der lat. Name und auch griech. ónos (ὄνος) ‘Esel’ stammen wohl durch thrakisch-illyrische Vermittlung aus einer kleinasiatischen Sprache im Süden des Schwarzen Meeres

DWDS
 
Der Ruf, den Esel bei uns haben (Einer zieht am Zügel, einer schiebt und prügelt hinten, während sich die Hufe des sturen Viehs in den Boden bohren.), ist eher für unsere Breiten typisch. Esel in wärmeren Gefilden sind meist überaus nützliche und folgsame (sic!) Tiere und nicht zu einer Karikatur der Wildform gezüchtet.
 
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