Sind wir alle Homo Erectus ?

(Sind wir vielleicht doch alle Pan Erectus ?)
Die Frage ob wir alle Pan- erectus sind bzw.Gesamt- Erectus ist mit nein zu beantworten.
Es gibt außer den Fossil-Vergleichen auch die Möglichkeit ,die Mitochondriale DNA zu untersuchen. Z. B. wurde das bereits bei einigen Fossilien des Homo neanderthalensis gemacht.
eine kurze Erklärung dazu: " Die DNA der Mitochondrien (mtDNA ) erben wir nur von unsere Mutter. Vergleicht man die mtDNA-Linie,kann man diese zu einem weiblichen Vorfahren aller heute lebenden Menschen zurückverfolgen."
Bei vielen heutigen Menschen hat man ebenfalls schon umfangreiche Untersuchungen angestellt,demnach lebte unsere Urmutter vor rund 200000 Jahren.
Zum Vergleich mit dem Neanderthaler und dem Erectus steht auf folgender Seite :Mitochondriale Eva ? Wikipedia
"Nach diesem Modell würde selbst eine kleine Mischquote ausreichen, damit die mitochondriale DNA des Neandertalers die des modernen Menschen vollständig verdrängt (was nicht der Fall war). Currat und Excoffier (2004) ermittelten, dass es in den 12.000 Jahren, in denen moderne Menschen und Neandertaler Europa bewohnten, nur maximal 120 „Mischkinder“ geben konnte. Die Autoren vermuteten wegen dieser extrem geringen Zahl, dass moderne Menschen und Neandertaler verschiedene Arten sind, die zu keiner gemeinsamen Fortpflanzung fähig waren.
Auch große Teile Asiens waren bereits von Vertretern der Gattung Homo (Homo erectus) bewohnt, als sie von modernen Menschen aus Afrika besiedelt wurden. Auch hier finden sich keine mitochondrialen Erblinien, die auf eine Vermischung hindeuten würden."
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese mtDNA-Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Da mtDNA nur auf der direkten weiblichen Linie vererbt wird, ist es purer Zufall wenn sie überlebt. Der mit Abstand wahrscheinlichste Fall für Mischlinge zwischen einer kleinen Minderheit mit einem mtDNA-Typ und einer großen Mehrheit mit einem anderen mtDNA-Typ ist, dass die mtDNA der Minderheit nach wenigen zig Generationen aus dem Genpool völlig verschwunden sind. Das Gleiche gilt für die entsprechenden Y-Chromosomen.

EDIT: Wow, hier ist noch Sommerzeit. Oh, du schöner Sommer, seufz!
 
Diese mtDNA-Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Da mtDNA nur auf der direkten weiblichen Linie vererbt wird, ist es purer Zufall wenn sie überlebt.

Das ist doch bei chromosomaler DNA auch nicht anders.

Auch ein Allel z. B. auf einem X-Chromosom, das in männlicher und weiblicher Linie vererbt wird, hat pro Zeugungsvorgang nur eine 50%-Chance.
 
Die Frage ob wir alle Pan- erectus sind bzw.Gesamt- Erectus ist mit nein zu beantworten.

Es ist vielfach eine Ermessensfrage, wie Skelettfunde des paläolithischen Menschen klassifiziert werden. Man muss sich darüber klar sein, dass Begriffe wie Homo erectus, Homo heidelbergensis oder Homo neandethalensis nur ein ganz grobes Raster darstellen. Dazwischen gibt es mannigfaltige menschliche Varianten, sodass die Grenzen fließend sind. Auch in der Forschung bleibt die Einordung mancher Funde umstritten. So wird der Heidelberg-Mensch von einigen Paläoanthropologen als Variante des Homo erectus betrachtet, während andere ihn als eigene Art (Homo heidelbegensis) einstufen.

Der Homo erectus existierte etwa 1,5 Millionen Jahre und ob man nun diese oder jene Variante zu einer eigenen Art erhebt, ist eigentlich unwichtig. In der Übergangszone zwischen ihm und dem modernen Menschen in Afrika und dem Neandertaler in Europa gibt es so viele anthropologische Spielarten, dass man nicht für jede eine eigene Art kreieren kann. Also spricht man bei den direkten Vorläufern des modernen Menschen vom "archaischen Homo sapiens" (früher anatomisch moderner Mensch), weil sonst eine Arteninflation die Folge wäre.

Wir müssen uns damit abfinden, dass es besonders in den Übergangszonen der verschiedenen menschlichen Arten anthropologische Varianten gibt, die sich nicht eindeutig klassifizieren lassen. Und um einer Arteninflation vorzubeugen, ordnet man sie - zuweilen umstritten - den sechs zentralen Hauptarten zu: Homo habilis, Homo rudolfensis, Homo erectus, Homo heidelbergensis, Homo neanderthalensis, Homo sapiens.
 
Zuletzt bearbeitet:
Damit geh ich mit dir konform .
"Biologen definieren eine Art als eine Gruppe von Individuen, deren Mitglieder sich unter natürlichen Bedingungen untereinander fortpflanzen . Man bezeichnet dies als >>Konzept der Biologischen Art>>."
Das heißt also noch lange nicht das die eine Gruppe von Individien z. B. Homo Erectus (lebten von 1,8 Mio. - 30000 J. ) sich mit der anderen Gruppe von Individien z.B eben den Homo sapiens (Jetztmenschen 20000 J. bis heute )
paaren konnten. Vielmehr ist auch möglich das die genetische Ausstattung einer Population auf geographische Isolation in der Entstehungsphase dieser Population zurückzuführen ist.
Somit bleibt das Rätzel einer späteren Vermischung ja oder nein ungelöst.
 
Damit geh ich mit dir konform .
"Biologen definieren eine Art als eine Gruppe von Individuen, deren Mitglieder sich unter natürlichen Bedingungen untereinander fortpflanzen . .

Ob und wo es Fortpflanzungsschranken zwischen menschlichen Arten gibt, lässt sich heute meist nicht mehr entscheiden. Selbst bei so nahe beieinander liegenden Spezies wie dem Neandertaler und dem modernen Menschen war sich die Forschung stets unschlüssig. Erst spezielle Genanalysen der letzten Jahre haben gezeigt, dass ein Genfluss zwischen beiden Arten stattgefunden hat.
 
Auch wenn die Gene und Mitochondrien z.Zt. en vogue sind, sollte man sie nicht überbewerten.
Ich lese gerade über die Funde in Bilzingsleben und Schöningen. Bilzi soll ein Erectus gewesen sein, der in einer warmen Zwischenzeit am Harzrand jagte. Ausgrabungssttte Steinrinne Bilzingsleben | Homo erectus Bilzingslebenensis
Man fand Reste von mehreren, einfachen Wohnhütten mit Feuerstellen und Arbeitsplätzen für die Werkzeugherstellung davor. Fertige Speere hat man zwar nicht gefunden aber bis zu 2,5m lange Stangen, die als Jagdgerät gedient haben könnten.

Die Schöninger Speere entstammen der nächsten Warmzeit und werden in dem Band von 1998 einem archaischen Homo sapiens zugeschrieben. Lt. Wiki dem Heidelberger Schöninger Speere ? Wikipedia

Der Unterschied bei Lebensverhältnissen und Kulturausdruck scheint mir aber nicht bes. groß zu sein. Auch nicht zum zeitlich späteren Neandertaler.
 
Auch wenn die Gene und Mitochondrien z.Zt. en vogue sind, sollte man sie nicht überbewerten.
Ich lese gerade über die Funde in Bilzingsleben und Schöningen. Bilzi soll ein Erectus gewesen sein, der in einer warmen Zwischenzeit am Harzrand jagte. Ausgrabungssttte Steinrinne Bilzingsleben | Homo erectus Bilzingslebenensis


Der Fundplatz Bilzingsleben ist in vieler Hinsicht beachtlich. Die Archäologen, die Skelettreste der Menschen ausgruben, klassifizierten sie als Homo erectus. Auch hier zeigen sich unterschiedliche Bewertungen:

International werden europäische Funde von Fossilien der Gattung Homo aus dieser Epoche häufig der Chronospezies Homo heidelbergensis zugeordnet, aus der wiederum die Neandertaler hervorgingen; die Übergänge von Homo erectus, Homo heidelbergensis und frühen Neandertalern sind allerdings graduell, weswegen unterschiedliche Abgrenzungen in der Fachliteratur vertreten werden


]Fundplatz Bilzingsleben ? Wikipedia

Die Einordnung als Homo heidelbergensis soll zeigen, dass die Menschen bereits dem Neandertaler nahestanden, doch sind die Unterschiede - wie der Beitrag betont - nur graduell.

Die Schöninger Speere entstammen der nächsten Warmzeit und werden in dem Band von 1998 einem archaischen Homo sapiens zugeschrieben. Lt. Wiki dem Heidelberger Schöninger Speere ? Wikipedia

Der Unterschied bei Lebensverhältnissen und Kulturausdruck scheint mir aber nicht bes. groß zu sein. Auch nicht zum zeitlich späteren Neandertaler.

Einen Besuch des Schöninger paläon-Museums, wo die Speere ausgestellt sind, kann ich sehr empfehlen. Welche Unterschiede bei der Bewältigung der Umwelt und der kulturellen Ausprägung zwischen dem Homo erectus vor 300 000 Jahren und dem Neandertaler vor 100 000 jahren bestanden, weiß ich nicht. Ich vermute allerdings, dass schon die Hirnkapazität differierte, Feinheit und Umfang der Werkzeuge sowie Bestattungsarten und logisches Denken beim Neandertaler besser ausgeprägt waren. Immerhin ist es auch anatomisch noch ein Schritt zwischen Homo erectus und Neandertaler.
 
Welche Unterschiede bei der Bewältigung der Umwelt und der kulturellen Ausprägung zwischen dem Homo erectus vor 300 000 Jahren und dem Neandertaler vor 100 000 jahren bestanden, weiß ich nicht. Ich vermute allerdings, dass schon die Hirnkapazität differierte, Feinheit und Umfang der Werkzeuge sowie Bestattungsarten und logisches Denken beim Neandertaler besser ausgeprägt waren. Immerhin ist es auch anatomisch noch ein Schritt zwischen Homo erectus und Neandertaler.

Zwischen Bilzingsleben und Schöningen liegt ja auch eine Kaltzeit und etliche zehntausend Jahre. Mir erschien der Unterschied bei der Fundbeschreibung nicht sehr groß. Beide Jäger/Sammlergruppen jagten häufig Großwild, allerdings keine ausgewachsenen Elefanten.

Beim Neandertaler bin ich noch nicht, jagte der denn schon Mammuts?

Wir vermuten immer gern einen Fortschritt anhand von Hirnkapazitäten.
Größeres Hirn heißt aber nicht zwangsläufig logischeres Denkvermögen, in das "Riesenhirn" des Neandertalers ist schon einiges hineinspekuliert worden.
Welche konkreten Unterschiede kann man denn anhand der Funde zwischen den Bilzingslebenern/Schöningern einerseits und den Neandertalern andererseits feststellen?
 
Beim Neandertaler bin ich noch nicht, jagte der denn schon Mammuts?

Auf dem Speisezettel des Neandertalers standen alle Tiere der Eiszeit, darunter auch Großwild wie Mammut oder Wollnashorn. Der Neandertaler zählt zu den erfindungsreichsten Jägern mit ausgefeilten Jagdtechniken, was z.B. die Funde im Lonetal gut zeigen. Neandertaler

Wir vermuten immer gern einen Fortschritt anhand von Hirnkapazitäten.
Größeres Hirn heißt aber nicht zwangsläufig logischeres Denkvermögen, in das "Riesenhirn" des Neandertalers ist schon einiges hineinspekuliert worden.

Das Gehirnvolumen des Homo erectus schwankt etwa zwischen 900-1250 cm³, liegt also deutlich unter dem der Neandertaler oder modernen Menschen, die es auf etwa 1600 cm³ bringen. Die Geräte des Neandertalers sind viel feiner bearbeitet als die einfachen Gerätschaften des Homo erectus und darüber hinaus weitaus vielfältiger und umfangreicher. Bekannt sind Neandertaler-Bestattungen und Grabbeigaben in Form von Ocker oder Blumen, obwohl das letztere verschiedentlich angezweifetl wird. Alles in allem hatte der Neandertaler bereits die nächsthöhere Entwicklungsstufe nach dem Homo erectus erreicht.
 
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Die Geräte des Neandertalers sind viel feiner bearbeitet als die einfachen Gerätschaften des Homo erectus und darüber hinaus weitaus vielfältiger und umfangreicher. Bekannt sind Neandertaler-Bestattungen und Grabbeigaben in Form von Ocker oder Blumen, obwohl das letztere verschiedentlich angezweifetl wird. Alles in allem hatte der Neandertaler bereits die nächsthöhere Entwicklungsstufe nach dem Homo erectus erreicht.

Ja, das ist die allgemeine Darstellung, die überall steht.

Gerade Bilzingsleben und Schöningen zeigen doch aber, dass schon der Erectus planvoll dachte. Um aus einem Fichtenstämmchen einen Speer von der Qualität des Schöningers herauszuarbeiten, braucht es viele, wohlüberlegte Arbeitsschritte. Das fängt schon mit der Auswahl des Stammes an. Die Bearbeitung erfolgte so, dass der Markstrahl nicht in der Mitte saß. Bei den Steinwerkzeugen findet man bereits Abschläge aus einer zugerichteten Knolle.
 
Ich möchte mal einen Gedanken (ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit) in die Diskussion werfen, der mich umtreibt :

1. Der hauptsächlich Unterschied zwischen Homo Sapiens und Homo Erectus besteht in der Ausbildung des präfrontalen Cortex' (Vorderhirn). Dieser ist beim Erectus weniger ausgeprägt, was sich äußerlich in seiner flacheren Stirn zeigt.

2. In der Pubertät findet bei einem/r Jugendlichen nicht nur die sexuelle Reifung statt, sondern, was wahrscheinlich viel mehr Einfluss auf sein/ihr Verhalten hat, ist die Neuorganisation des Vorderhirns. Es bilden sich in diesem Zeitraum alle diejenigen Eigenschaften aus, die beim Pubertierenden gerade wg. der momentanen "Baustelle" besonders schwach ausgeprägt sind : Sozialverhalten, Selbstbeherrschung, vorausschauendes Handeln. Diese Eigenschaften sind auch für unser "Menschsein" wesentlich.

Man sagt ja, dass bei der Entwicklung eines Embryos alle Phasen der Evolution durchlaufen werden. Oben (#7) habe ich geschrieben, dass der Mensch als Frühgeburt - mit einem noch sehr unfertigen Gehirn - zur Welt kommt. Wie wäre es, wenn diese Entwickung der embryonalen/ evolutionären Menschwerdung erst mit der Pubertät ihren Abschluss fände ?

Wäre also die Gehirnentwicklung des vorpubertären Homo Sapiens mit der des erwachsenen Homo Erectus vergleichbar ? Ist das, was uns von diesem unterscheidet das - während der Pubertät - stärker entwickelte Vorderhirn ?

Vielleicht sollte die Eingangsfrage besser heißen : Sind wir alle vor der Pubertät Homo Erectus ?
 
Ja, das ist die allgemeine Darstellung, die überall steht.

Dazu gibt es auch eine Fülle aussagekräftiger Abbildungen, die die Unterschiede deutlich zeigen und die Fortschritte des Neandertalers (und später des Homo sapiens) bei der Herstellung von Werkzeugen und Geräten gut erkennen lassen. Insgesamt lässt sich anhand der Funde und Überreste eine aufsteigende Linie erkennen, die vom Homo habilis über den Homo erectus hin zum Neandertaler und modernen Menschen führt.

Gerade Bilzingsleben und Schöningen zeigen doch aber, dass schon der Erectus planvoll dachte.

Niemand wird bestreiten, dass der Homo erectus, der z.B. in Bilzingsleben seine Spuren hinterließ, planvoll dachte. Dieses planvolle Denken zählt schließlich zu den Kennzeichen der menschlichen Spezies, das seit dem Urmenschen Homo habilis vorhanden ist. Dennoch gibt es seither evolutionäre Entwicklungen hinsichtlich der Anatomie und der kognitiven Fähigkeiten, was sich anhand vieler Sachfunde nachweisen lässt. Insofern gibt es vom Homo erectus zum Neandertaler nochmals einen Entwicklungssprung. Dennoch sind die Grenzen fließend und auch der Homo erectus, der vor 1,8 Millionen Jahren in Afrika lebte, ist nicht mit dem zu vergleichen, der vor 300 000 Jahren bei Schöningen auf Jagd ging.
 
Es gefällt uns zu denken, dass wir die Krone der Schöpfung seien. Um dass zu sein frommt es uns zu glauben, dass Menschenfunde mit zunehmendem Alter primitivere Menschen repräsentieren. Aber das ist doch zunächst mal eine Denke, in der der Wunsch den Gedanken leitet.

Natürlich besitzen wir Fähigkeiten, die wir bei Schimpansen nicht erkennen können. Und natürlich besitzen Schimpansen Fähigkeiten, die wir bei Kaninchen nicht sehen. Wenn wir in solch langen Zeiträumen denken, liegt sicherlich eine Entwicklung vor, die auch diese zusätzlichen Eigenschaften hervorgebracht hat.

Aber: Der Zeitpunkt ab dem unsere Vorfahren von ihrer genetischen Ausstattung her alles konnten, was wir heute können, liegt sicherlich nicht nur 6.000 oder 20.000 Jahre zurück. Dann wäre nämlich nicht zu erklären, warum alle heute lebenden Menschen das alles können. Die jüngsten gemeinsamen Vorfahren aller heute lebenden Menschen hatten offenbar bereits diese genetische Ausstattung.

Das im vorstehenden Absatz gesagte geht von einer Baumvorstellung aus: Nach dieser Sichtweise teilen sich Gruppen immer weiter auf, ohne wieder zusammen zu fließen. Wenn wir dagegen von einer Entwicklung ausgehen, wo neben Spaltungen auch immer wieder Zusammenflüsse von Genpools stattfinden, würde ich von einer chaotischen Netzstruktur sprechen. Chaotisch, weil wir uns bei einem Netz regelmäßige Maschen vorstellen, was hier aber nicht der Fall ist.

Und das führt zu einer denkbaren Alternative: Die entsprechenden genetischen Eigenschaften sind zunächst in einer Teilpopulation aufgetreten, ohne dass dabei eine Artschranke aufgetreten ist. Mitglieder dieser Gruppe haben sich dann im Laufe der Zeit mit den Mitgliedern anderer Gruppen vermischt und da die neuen Eigenschaften einen erheblichen Selektionsvorteil brachten, haben sich unter den Nachkommen die Träger der neuen Eigenschaften im Laufe der Zeit vollkommen durchgesetzt. Diese Variante könnte den Formenreichtum des homo sapiens erklären. Sie setzt allerdings einen ganz erheblichen Selektionsvorteil voraus.

Je weiter zurück also noch keine Artschranke bestanden haben sollte, desto wahrscheinlicher ist diese Hypothese. Im Umkehrschluss könnte man aber auch postulieren: Je größer der Formenreichtum des heutigen oder des in historischer Zeit und mit den entsprechenden Fähigkeiten belegten Menschen ist, desto weiter zurück muss diese Artschranke liegen.
 
Und das führt zu einer denkbaren Alternative: Die entsprechenden genetischen Eigenschaften sind zunächst in einer Teilpopulation aufgetreten, ohne dass dabei eine Artschranke aufgetreten ist. Mitglieder dieser Gruppe haben sich dann im Laufe der Zeit mit den Mitgliedern anderer Gruppen vermischt und da die neuen Eigenschaften einen erheblichen Selektionsvorteil brachten, haben sich unter den Nachkommen die Träger der neuen Eigenschaften im Laufe der Zeit vollkommen durchgesetzt. Diese Variante könnte den Formenreichtum des homo sapiens erklären. Sie setzt allerdings einen ganz erheblichen Selektionsvorteil voraus..

Das ist sicher ein akzeptables Modell, um evolutionäre Entwicklungen von Spezies zu Spezies zu erklären.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die anatomischen und kognitiven Veränderungen über hunderttausende von Jahren erstrecken und die Grenzen von der einen zur anderen Menschenart (Homo habilis, Homo rudolfensis, Homo erectus, Homo neanderthalensis usw.) fließend sind.
 
Ich habe noch was gefunden zum Zusammenhang zwischen Aufrechtem Gang und Hirnkapazität von Homo X :
Bewegung benötigt unheimliche Rechenressourcen. Roboter können heute zwar vieles besser als wir Menschen, aber es existiert immer noch keine Maschine, die vernünftig gehen kann. Dafür braucht man Feedback-Mechanismen, die noch kein Prozessor hinbekommt, weil sie in Echtzeit ablaufen müssen. Bewegung wird also komplett unterschätzt; bereits einfaches Gehen bedeutet eine riesige Rechenleistung für unser Gehirn.
(In dem Artikel Sport und Hirnentwicklung: Nichts als Bewegung im Kopf - Spektrum.de) geht es eigentlich um Sport, aber - könnte es nicht auch so sein, dass unser Hirnvolumen deshalb so stark gewachsen ist, damit wir den aufrechten Gang überhaupt hinbekommen ?
 
Ich habe noch was gefunden zum Zusammenhang zwischen Aufrechtem Gang und Hirnkapazität von Homo X :
(In dem Artikel Sport und Hirnentwicklung: Nichts als Bewegung im Kopf - Spektrum.de) geht es eigentlich um Sport, aber - könnte es nicht auch so sein, dass unser Hirnvolumen deshalb so stark gewachsen ist, damit wir den aufrechten Gang überhaupt hinbekommen ?

Es gibt inzwischen unzählige Hypothesen, warum die Hirnkapazität beim Übergang vom Vormenschen Australopithecus zum Urmenschen Homo habilis/rudolfensis einen Sprung machte. Das lässt sich u.a. auch mit einer Zunahme gruppendynamischer Prozesse und somit neuen kognitiven Fähigkeiten erklären - und noch mit zahlreichen weiteren Bedingungen und Voraussetzungen.

Ich vermute, dass es bei dieser Angelegenheit um ein komplexes Phänomen geht, das nicht monokausal erklärbar ist. :)
 
Ich möchte mal einen Gedanken (ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit) in die Diskussion werfen, der mich umtreibt :

1. Der hauptsächlich Unterschied zwischen Homo Sapiens und Homo Erectus besteht in der Ausbildung des präfrontalen Cortex' (Vorderhirn). Dieser ist beim Erectus weniger ausgeprägt, was sich äußerlich in seiner flacheren Stirn zeigt.

2. In der Pubertät findet bei einem/r Jugendlichen nicht nur die sexuelle Reifung statt, sondern, was wahrscheinlich viel mehr Einfluss auf sein/ihr Verhalten hat, ist die Neuorganisation des Vorderhirns. Es bilden sich in diesem Zeitraum alle diejenigen Eigenschaften aus, die beim Pubertierenden gerade wg. der momentanen "Baustelle" besonders schwach ausgeprägt sind : Sozialverhalten, Selbstbeherrschung, vorausschauendes Handeln. Diese Eigenschaften sind auch für unser "Menschsein" wesentlich.

Man sagt ja, dass bei der Entwicklung eines Embryos alle Phasen der Evolution durchlaufen werden. Oben (#7) habe ich geschrieben, dass der Mensch als Frühgeburt - mit einem noch sehr unfertigen Gehirn - zur Welt kommt. Wie wäre es, wenn diese Entwickung der embryonalen/ evolutionären Menschwerdung erst mit der Pubertät ihren Abschluss fände ?

Wäre also die Gehirnentwicklung des vorpubertären Homo Sapiens mit der des erwachsenen Homo Erectus vergleichbar ? Ist das, was uns von diesem unterscheidet das - während der Pubertät - stärker entwickelte Vorderhirn ?

Vielleicht sollte die Eingangsfrage besser heißen : Sind wir alle vor der Pubertät Homo Erectus ?

Als philosophischer, spekulativer Ansatz gefällt mir das ganz gut. Nicht so sehr wegen der Vorderhirngrößenentwicklung, sondern eher als Bild für die immer schneller folgenden Entwicklungsschübe.
Mal angenommen, beim Erectus wäre die Pubertät nicht so stürmisch verlaufen, wie sie das bei uns oftmals tut, hätten die dieses automatische Korrektiv nicht gehabt, als das ich die Pubertät gern bezeichne.
D.h. alles was die Eltern und Vorfahren wußten und als Kulturtechniken kannten, wurde kritiklos von den Kindern übernommen.
Auf heute übertragen, würde das bedeuten, alter Lehrbuchinhalt würde in Endlosschleifen wiederholt.
Ganz so innovationsresistent und unflexibel sehe ich den Erectus zwar nicht, das Bild könnte man aber diskutieren.

Je weiter zurück also noch keine Artschranke bestanden haben sollte, desto wahrscheinlicher ist diese Hypothese. Im Umkehrschluss könnte man aber auch postulieren: Je größer der Formenreichtum des heutigen oder des in historischer Zeit und mit den entsprechenden Fähigkeiten belegten Menschen ist, desto weiter zurück muss diese Artschranke liegen.

Die Schimpansen, die mit uns am nächsten verwandten Menschenaffen haben 24 Chromosomenpaare, wir nur 23. Irgendwann muß es eine Mutation gegeben haben, bei der die Informationen von 2 Chromosomen auf eins verdichtet wurden. Bisher habe ich nicht gefunden, wann das war.
Wenn Chromosomensätze zahlenmäßig nicht zusammenpassen, kann nach meiner Kenntnis keinesfalls eine erfolgreiche Fortpflanzung stattfinden, ab diesem Zeitpunkt bestand auf jeden Fall eine Artgrenze.
Das könnte jedoch schon gaaanz früh in Afrika passiert sein und danach war Vermischung theoretisch immer möglich, praktisch ist sie nur vorgekommen, wenn sich verschiedene Gruppen begegnet sind und das hing natürlich von der Besiedlungsdichte, Regionslage und weiteren Faktoren ab.
So rein theoretisch gefällt mir deshalb dein Ansatz.:winke:

Ich habe noch was gefunden zum Zusammenhang zwischen Aufrechtem Gang und Hirnkapazität von Homo X :
(In dem Artikel Sport und Hirnentwicklung: Nichts als Bewegung im Kopf - Spektrum.de) geht es eigentlich um Sport, aber - könnte es nicht auch so sein, dass unser Hirnvolumen deshalb so stark gewachsen ist, damit wir den aufrechten Gang überhaupt hinbekommen ?

Du argumentierst meist mit der Hardware, Klaus. Sind ein paar Prozent mehr Hirnkapazität, Vorderhirngewichtung oder Fältelung wirklich so entscheidend. Kommt es nicht vielmehr auf die Software/Nutzung an. Die Unterschiede bei der Gehirngröße schwanken doch auch bei heute lebenden Menschen beträchtlich. Frauen haben idR weniger Volumen. Warum soll das bei Erectus anders gewesen sein. Der Durchschnittstrend ist allmählich gestiegen, wobei der Neandertaler im Schnitt der gefundenen Schädel noch mehr Volumen gehabt haben soll.
Aufrecht bewegt hat sich Erectus doch in jedem Fall, wie alle Hominiden, das ist doch eins der Klassifizierungsmerkmale. Oder meinst du, das durch den aufrechten Gang das Gehirnwachstum zunahm. Da hatten wir doch schon die proteinreichere Ernährung, die komplexen sozialen Beziehungen, die Sichtanforderungen bei Abständen und und und :confused:
 
Wo in dem in Bezug genommenen Artikel steht denn, dass der aufrechte Gang mehr Hirn braucht als der vierfüßige? Ich lese nur, dass man zum Gehen viel Rechenleistung benötigt. Ich würde im Gegenteil vermuten, dass es wesentlich schwieriger ist, einen vierfüigen geschmeidigen Gang zu programmieren als einen 2füßigen. Wenn man natürlich mit Gestockel zufrieden ist, kann man einen 4-Fuß-Roboter immer wieder auf die eben angehobenen Füße fallen lassen. Da liegt der 2Füßler natüßrlich schneller am Boden. Das kommt so in der Natur aber nicht vor: Keine Katze, kein Hund, kein Pferd stokelt durch die Gegend wie ein Studienroboter aus dem Labor.
 
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