Das ist ein Thema der frühbyzantinischen Kriegsgeschichte*) en Detail entlang der zeitweilig löcherigen und zeitweilig zurückverlegten Ostgrenze (Donaugrenze) von Iustinian bis ins frühe 11. Jh. (größte byz. Ausdehnung). In diesen großen Zeitraum fallen mehrere "Reichsgründungen" teilweise innerhalb des byz. Territoriums, bis dergleichen jahrhundertespäter wieder begradigt wurde.
Mir ging es hier
nicht um die Kriegsgeschichte, die für die Umwälzungen einen Kontext bildet.
Das Thema richtet sich viel mehr auf die Bevölkerungs-, Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte des Byzantinischen Reiches auf dem Südbalkan, bzw. südlich der Donaulinie ab ca. 500, in Verbindung mit dem Auftreten, bzw. Erscheinen* der Slawen.
*Ethnogenese würde ich zunächst mal vermeiden.
Von drüben kopiert geht es auch darum:
Der langen Rede kurzer Sinn: einen Anteil am erwähnten Bevölkerungsanstieg auf dem Balkan haben die nachweislich im zweiten Drittel des 6. Jhs. genau dort einsickernden Slawen. Diese tauchten im Kontext mit dem Druck auf die Ostgrenzen auf und besiedelten dezentral mal kriegerisch mal friedlich bevölkerungsarme (siehe Kriegswirren) ehemalige Provinzteile sowie seinerzeit aktuelle Gebiete des oström. Territoriums. Wo das friedlich ablief (Ansiedlung, einsickern), war das willkommen: die Spätantike und das Frühmittelalter kannte das Problem der "demografischen Armut" (damit ist arm an Bevölkerung gemeint, vgl. Demandt) und hatte überall daran Interesse, dass brachliegende Gebiete wieder besiedelt und bewirtschaftet werden. Die weitere Geschichte der Slawisierung auf dem Balkan ist dann Sache der byz. Geschichte des 7.-9./10. Jhs.
und:
In diesen Raum wanderten seit dem 6./7. Jh. allmählich Slawen ein, deren Vordringen auch byzantinische Feldherren und Kaiser nicht aufhalten konnten. So drangen z.B. 577/78 nach antiken Berichten 100 000 (?) Slawen in Hellas ein und verwüsteten das Land. ...
Das alles gibt einen Eindruck davon, wie dezimiert die griechische Bevölkerung war, was erklärt, warum Slawen in großer Zahl das Land besetzen und dort siedeln konnten. In der folgenden Zeit breiteten sich Slawen über ganz Griechenland und die Peloponnes aus. ]
Das galt seit dem vorletzten Jahrhundert, und bis vor 15 Jahren.
Zu diesen in den Quellen diffus** beschriebenen Entwicklungen, eine "Migrationsthese" der Slawen (davon abgeleitet natürlich auch mal einen Streit über die "Urheimat"), gibt es
inzwischen einen ordentlichen Forschungsdisput. Florin Curta als einen Akteur in diesem Disput habe ich oben erwähnt. Zur Person, und insbesondere Publikationen:
Name | Department of History | University of Florida College of Liberal Arts and Sciences
Der Streit ist äußerst interessant, weil die archäologischen Nachweise insbesondere der letzten 30 Jahre (und auf diese bezieht sich Curta, zB mit siedlungs-, kulturgeschichtlichen und numismatischen Analysen) den älteren Quelleninterpretationen entgegen gestellt werden.
Southeastern Europe in the Middle Ages sowie Making of the Slavs wurden schon erwähnt. Aber auch Dzino (Becoming Slav, becoming Croat) oder der Sammelband Curta/Kovalev (The Other Europe in the Middle Ages) sind beachtenswert.
Diese Forschungskontroverse über frühe slawische Migration sollte erwähnt werden, mehr geht ohne Sprengung des Rahmens in einem Forum nicht. Das Ergebnis ist nach meinem Eindruck offen, sicher ist nur: es wird nicht in einem Forum entwickelt.
Von daher ging es mir darum, einmal darauf hinzuweisen und den Blick für diese interessanten Publikationen zu öffnen. Wer sich informieren will, kommt natürlich auch über GoogleScholar etwas weiter, wo sich einzelne Publikationen finden.
** so mein Eindruck aus dem Forschungsdisput.