Und wie funktionierten diese Heere? Wie waren sie bewaffnet? und wie verlief so eine Schlacht im taktischem Sinne?
Der Aufbau richtete sich noch bis ins Spätmittelalter - wie bereits geschrieben - nach der Vasallität; sprich: der jeweilige Vasall brachte neben sich selbst incl. seiner Kampfkraft und Ausrüstung, Waffen, Pferde etc. noch eine Gruppe unterschiedlicher Bewaffneter mit, für deren Zahl und Art sich kaum allgemeine Aussagen treffen lassen. Aus mehreren dieser vasallischen Einheiten (Lanzen) bildete sich ein Banner und aus fünf bis zehn solcher Banner der Heeresverband (Schlachthaufen). Das war ja alles soweit in
http://www.geschichtsforum.de/281255-post99.html auch nachzulesen.
Neben diesen Verbänden konnten ab dem 13. Jh. auch sog. Städtische Aufgebote ins Feld ziehen; darunter verstehen wir bewaffnete (Fuß-)Truppen, welche sich aus den Reihen der Stadtbürger - oftmals gemeinhin nach Zünften u.ä. organisiert - rekrutierten.
Taktik und Funktionsweise waren recht einfach, da dies aus heutiger Sicht relativ bieder erscheint: die eigentliche Schlacht wurde im Hochmittelalter (11. bis 13. Jh.) von den berittenen Berufskämpfern (Ritter, Sergenten) geschlagen, während das Fußvolk als Hilfstruppe galt; erst im Laufe des Spätmittelalters (14./15. Jh.) gewannen die Fußkämpfer stärkere Bedeutung.
Daß Ritter und Sergenten nicht zwangsläufig immer und in jeder Schlacht den Schockangriff mit eingelegter Lanze führten, sondern ebenso desöfteren abgesessen zu Fuß kämpften, steht dabei außer Frage. Waren die Voraussetzungen (Gelände etc.) dafür günstig, führten Ritter und Sergenten den genannten Reiterangriff natürlich aus.
Das einfache Fußvolk rückte nach bzw. schützte die eigenen Schützen gegen (Reiter-)Angriffe; die Schützen wiederum (Bogen- oder Armbrustschützen) versuchten grundsätzlich, die gegnerischen Reihen zu dezimieren, indem sie gegnerisches Fußvolk direkt beschossen, während sie bei der gegnerischen gepanzerter Reiterei versuchten, die Pferde zu töten.
Anm.: Auch das Fußvolk war übrigens bestrebt, einen Reiterangriff dadurch abzuwehren, indem primär nicht der Ritter/Sergent selbst zum Ziel genommen wurde, sondern indem man versuchte, das Pferd zu töten.
Zur Bewaffnung lassen sich - einmal abgesehen davon, daß diese sich im Laufe von den hier betrachteten ~500 Jahren natürlich veränderte - außer grundsätzlichen Allgemeinplätzen nur wenig Aussagen treffen, da es
die Bewaffnung wie auch
den (Aus-)Rüstungsgrad so nicht gab, weil sich abseits von Ordenskontigenten sowie den französischen und englischen Heeren des Spätmittelalters diesbezüglich keine Einheitlichkeit ausmachen läßt. Und noch im Hochmittelalter galt faktisch der Grundsatz: jeder bringt das an Waffen, Rüstung und evt. Pferden mit, was er hat bzw. was sein Herr ihm gegeben hat.
Das Fußvolk ging während des Hochmittelalters gewöhnlich ungepanzert oder nur leichtgepanzert in die Schlacht und war mit einem Speer bzw. einem Spieß/einer Fußlanze, einem einfachen (Rund-)Schild, einem Messer, Dolch oder Kurzschwert, ggf. auch einer Axt und/oder einer einfachen genagelten Keule bewaffnet. Aufgebote besonders reicher Städte wie bspw. Köln mit kettengepanzerten Schwertkämpfern waren da eher die Ausnahme.
Grundsätzlich läßt sich für das Spätmittelalter bemerken, daß die Spieße der Fußkämpfer mehr und mehr verlängert wurden, bis sie sogar den Rittern damit außerordentlich gefährlich bzgl. ihrer Reichweite werden konnten, sowie zusätzliche Spezialistenwaffen wie bspw. die Hellebarde aufkamen.
Bereits im Hochmittelalter hatte die Armbrust den Bogen in vielen Heeren abgelöst und wurde seitdem von diesem auch nicht wieder verdrängt - England stellt mit seinen Langbogenkontigenten ab 1285 diesbezüglich ebenfalls eine Ausnahme dar.
Für die Ritter und Sergenten wird die Darstellung noch differenzierter, wobei ich dazu jedoch auf einige Vorarbeit (s. Links) verweisen möchte...
Vgl. dazu auch die folgenden Threads (und bitte möglichst auch ganz durchlesen):
http://www.geschichtsforum.de/f48/r-stung-und-bewaffnung-des-west-europ-ischen-ritters-8129/
http://www.geschichtsforum.de/f77/soldaten-6728/
http://www.geschichtsforum.de/f77/woran-erkannte-man-freund-und-feind-der-schlacht-7002/
http://www.geschichtsforum.de/f77/welche-infanterie-war-f-hig-einen-ritterangriff-zu-stoppen-13443/