Im Gegensatz zur reinen Literaturverfilmung der Kleistschen Komödie ist "Jud Süß" (1940)
neben dem "Dokumentarfilm" "Der ewige Jude" wohl das übelste Machwerk, das die UFA je herausgebracht hat. Jahrelang verschwand er in den Giftschränken und durfte in der Bundesrepublik nur im Rahmen wissenschaftlicher Seminare mit Sondergenehmigung gezeigt werden. Mit der Verfilmung von Jud Süß-Film ohne Gewissen ( u.a mit Tobias Moretti, Mathias Schweighöfer, Erika Maroszan) kam er wieder ins Gespräch.
Seit ein paar Jahren ist er unkommentiert und untertitelt in mehrere Sprachen (u. a. Englisch und Ungarisch) bei Youtube zu sehen. Das ist erstaunlich, denn manch andere Filmchen, auch relativ harmlose, werden sofort gelöscht, weil sie die Gefühle von Zuschauern verletzen könnten oder gegen den Jugendschutz verstoßen.
Verglichen mit Jud Süß ist aber selbst noch der härteste Porno das reinste Kindergeburtstagprogramm. Der Film bringt es auf eine bemerkenswerte Anzahl von "Clicks" und eine geradezu beängstigende Zahl von "Likes". Sicher macht er nicht jeden zum Antisemiten, der ihn sich angesehen hat. Viele werden ihn sich wie ich aus Neugier reingezogen haben solange er zu sehen war, in der sicheren Erwartung, dass er schnell wieder gelöscht wird. Das ist aber bisher noch nicht geschehen. Die Botschaft ist barbarisch, handwerklich ist der unter Regie von Veit Harlan entstandene Streifen sehr gut gemachte Propaganda, und es wirkten seinerzeit einige der bekanntesten und besten Schauspieler der UFA mit: Ferdinand Marian, Lil Dagover, Heinrich George, Christina Söderbaum, Malte Jäger und Werner Krauss, der gleich 2 oder 3 jüdische Nebenrollen übernahm. Viele machten nolens volens mit- so sagten sie jedenfalls später, und Goebbels ließ sich laufend über den Verlauf der Dreharbeiten berichten und nahm wohl auch Einfluss auf das Skript. Wie schon im "Ewigen Juden" zwang man Bewohner der Ghettos und Insassen von KZs zur Mitwirkung als Komparsen. Man wird sich fragen dürfen, wie viele und wie lange von denen die Dreharbeiten überlebten. Als der Film in die Kinos kam, hatte schon in Polen längst das Morden begonnen und der Plan der Endlösung der Judenfrage nahm Konturen an. Himmler verfügte, dass alle Mitglieder der Einsatzgruppen sich den Film als Pflichtprogramm ansehen mussten, um sie für ihren Job richtig schön aufzuhetzen. Ralph Giordano erzählte mal in einem Interview, dass er sich den Streifen gemeinsam mit einem Freund angesehen habe. nach der Vorführung habe der sich nicht von ihm verabschiedet und nur gesagt "irgendetwas muss doch dran sein....(am Antisemitismus). Nach der Uraufführung kam es in manchen Städten zu spontanen (?) antijüdischen Demonstrationen.
Wie bei anderen Propagandafilmen (Der Große König, Die Entlassung) war im Vorspann eine Einblendung zu sehen, dass der Film Originaldokumente zitiere und die historische Wahrheit abbilde. Mit Lion Feuchtwangers Jud Süß und der historischen Persönlichkeit des Hoffaktors Joseph Süß Oppenheimer, der nach dem Tod des Herzogs Karl Alexander von Württemberg einem Justizmord zum Opfer fiel, hat der Film aber herzlich wenig zu tun. Doch zur Handlung:
In Württemberg folgt 1733 Herzog Carl Alexander seinem Vater als Regent. Er schwört, die Verfassung zu achten, und die Landstände sind bereit, ihm eine kleine Leibgarde zu finanzieren, nicht aber ein Ballet. Wenig später sucht ein Offizier des Herzogs den Juwelier Süß-Oppenheimer auf. Der zeigt ihm verschiedene Pretiosen, die der Herzog natürlich nicht bezahlen kann. Ein Rabbi (Werner Krauss) und ein anderer Ghettobewohner unterhalten sich darüber: O-Ton "Was will denn der feine gojsche Pinkel bei unserem Oppenheimer?" "Was fragste, Geld will er natürlich!" Der Oppenheimer wird ihm aber keins geben?" Doch, er wird ihm geben, damit er ihm umso mehr kann nehmen!" Oppenheimer (Ferdinand Marian) erklärt sich bereit, dem Herzog den Schmuck auf Pump zu überlassen, allerdings nur, wenn er selbst den Schmuck persönlich übergeben kann. Die Residenzstadt Stuttgart ist allerdings Juden verboten, wie der Offizier bemerkt. Oppenheimer legt daraufhin den Kaftan ab, lässt sich den Bart und die Schläfenlocken abrasieren und verwandelt sich in einen "Kulturjuden". Sein Faktotum Levi (Werner Krauss) fragt ihn, ob er "meschugge" sei und keine Moire (Furcht) vor dem Rabbiner habe, worauf ihm dieser antwortet, dass er für die Juden die Tür öffnen werde. "es wird vielleicht nicht sein heute oder übermorgen, aber sein wird es!" In der nächsten Einstellung sitzt Oppenheimer in barocker Hoftracht in einer Kutsche auf der Fahrt nach Stuttgart. Wegen seiner "jüdischen Hast" fordert er den Kutscher auf, schneller zu fahren, was damit endet, dass die Kutsche im Straßengraben landet. Zum Glück für Oppenheimer kommt Dorothea Sturm (Christina Söderbaum),die Tochter des Landschaftskonsulenten Sturm des Wegs und Oppenheimer lässt sich von der etwas naiven Blondine nach Stuttgart fahren. Dorothea lässt ihn ins Haus, und Oppenheimer fragt sie, ob sie ein gutes Hotel kennt. Dorotheas Verlobter, der Actuarius Faber (Malte Jäger) erkennt Oppenheimer als Juden und lässt ihn abfahren und sagt "mein Herr, in Stuttgart gibt es keine Judenherberge!" Oppenheimer entgegnet, dass er aus Rücksicht auf die Demoisselle Faber nicht die Antwort gibt, die er verdient. Im Schloss schlägt er dem Herzog vor, ihm als Bezahlung Straßenzölle zu überschreiben. Bald schon gibt es Ärger, die Preise für Grundnahrungsmittel steigen. Eine Schmiede steht der Straße im Weg, Levi (Werner Krauss) und Süß-Oppenheimer lassen das Haus zur Hälfte einreißen, als sich der Schmied dagegen wehrt und handgreiflich wird, erwirkt "Jud Süß" sein Todesurteil. Oppenheimer wird zum ersten Minister und hält seinen Herzog (Heinrich George) bei Laune, der das Ballett und eine stattliche Leibgarde bekommt. Auf Oppenheimers Initiative lädt der Herzog die Töchter des Adels und Bürgertums ins Schloss und macht sich an sie heran. Er überredet den Herzog, die Judensperre aufzuheben, worauf Ghettogestalten mit Sack und Pack in Stuttgart einziehen. Oppenheimer wiegelt den Herzog auf, die Landstände einfach zu entmachten und ein Geheimkabinett zu installieren. Die Leibgarde gibt dem Herzog die Macht, das zu tun. Oppenheimer will dazu die Unterstützung des Landschaftskonsulenten Sturm (Eugen Klöpfer) der großes Ansehen bei der Bevölkerung genießt. Außerdem hat er ein Auge auf dessen Tochter geworfen. Sturm weigert sich und wird auf Oppenheimers Betreiben verhaftet. Ein alter Kriegskamerad des Herzogs versucht, diesem ins Gewissen zu reden, zitiert dabei Luther. "Wisse denn, du Christ, dass du keinen schlimmeren Feind hast, als einen rechten Juden."Der Herzog ist zunächst verärgert, zweifelt aber etwas an Oppenheimers Ratschlägen. Darauf lässt dieser einen jüdischen Astrologen (Werner Krauss) kommen und instruiert ihn, den Lauf der Gestirne und die Folgerungen daraus in seinem Sinne zu manipulieren. Oppenheimer wird zum allmächtigen Minister und lässt auch Faber (Malte Jäger) verhaften und foltern, um so Sturms Tochter gefügig zu machen. Diese ertränkt sich daraufhin im Fluss. Da Christina Söderbaum auch im Streifen "Die Goldene Stadt" ein Mädchen spielte, das ins Wasser geht, brachte ihr das den spöttischen Spitznamen "Reichswasserleiche" ein. Das Volk demonstriert gegen Süß- Oppenheimer, und dem Herzog kommen immer mehr Skrupel. Er erregt sich und erleidet einen Herzanfall.
Die Landstände machen daraufhin Süß-Oppenheimer den Prozess, Sturm, der am meisten unter "Jud Süß" gelitten hat, soll als Hauptankläger sprechen. Dieser sagt, Auge um Auge, Zahn um Zahn, sei nicht christliches Gebot, und er wolle keine Rache, sondern Gerechtigkeit. Er zitiert einen angeblichen Paragraphen aus "dem alten Reichsgesetz":
"So ein Jude sich fleischlich vermengt mit einer Christin, soll er zum Tode gebracht werden". Neben Verrat, Korruption und anderen Vergehen lautet der Hauptanklagepunkt "Rassenschande" und Oppenheimer wird in einem Käfig gehenkt. Er fleht vergeblich um Gnade, und Sturm verkündet den "Willen des Volks", alle Juden haben binnen drei Tagen Württemberg zu verlassen. Er schließt mit dem Satz: "Mögen unsere Nachkommen ehern an diesem Gesetz festhalten, auf dass ihnen viel Leid an Gütern und Blut erspart bleibe".
Obwohl der Film den Anspruch erhebt, die "historische Wahrheit" abzubilden, sind die Exekution des Schmieds Bogner, die Verhaftung von Sturm, die Folterung von Faber und die Vergewaltigung von Sturms Tochter völlig frei erfunden. Aus dem Opfer eines Justizmordes wird Joseph Süß-Oppenheimer zum Täter gemacht und verleumdet. Die "Juden sind unser Unglück", sie sind von Natur aus bösartige Parasiten. Das war schon immer so, unsere Vorfahren wussten das. Dieses Wissen wurde von "Humanitätsduslern", "Gutmenschen" und weltfremden Idealisten verwässert zum Schaden des Volkes.
Die Nürnberger Rassegesetze werden legitimiert als angeblich "uraltes Recht", obwohl in der Constitutio Criminalis Carolina oder ihrer Vorläuferin der Bambergensis ein Rassenschandeparagraph überhaupt nicht existierte. Auf eine perfide Weise versuchte man, Opfer zu Tätern zu machen.