Die Herkunft beziehungsweise die Entwicklung hin zur Namensbildung „Angelsachsen“ ist heute nicht mehr nachvollziehbar, dennoch lassen die vorhandenen Quellen Rückschlüsse zu, die daraus abgeleitete Annahmen plausibel machen. Grundsätzlich scheint bei den Kolonisten, besonders bei den Jüten und Angeln, die Bindung zu den kontinentalen Verwandten recht schnell Lockerungen unterworfen gewesen zu sein bis hin zum Abbruch.
Beda lokalisierte die Jüten in Kent und gibt sie in der Namensform
Iutae wieder, die nicht aus heimischer angelsächsischer Überlieferung stammt. Die angelsächsische Form wäre
*Eotas, oder
*Eotan, wobei diese aber nirgends überliefert ist. Beda kannte also den korrekten Namen nicht mehr. Um 700 können nur noch schwache Erinnerungen an den Namen und die damit in Verbindung stehende Urheimat existiert haben. Alfred der Große gab in seiner Übersetzung von Bedas
Kirchengeschichte dann
Iutae mit
Geatas wieder, den Namen der Gauten aus Schweden.
Die häufige angelsächsische Form
Ongle für
Angle gab Alfred anstatt mit der korrekten Form
Angli, mit dem Namen der Landschaft wieder,
Angel. Auch er kannte somit selbst nicht mehr die Namen für die alten Stämme.
Die Sachsen behielten ihre Kontakte aus dem historisch ersichtlichen Zusammenhang der dominanten kontinentalen Ausbreitung des Stammesverbandes. Die Kolonisten nannten zur Unterscheidung des englischen Zweiges diese
Eald-seaxan, Altsachsen.
Beda war nicht klar, dass Angeln und Sachsen unterschiedliche Stämme waren. Er bezeichnete sie als
Angli sive (vel) Saxones, als seien sie ein und dieselben. Alfred berichtigte Beda hierin durch ein
ond beziehungsweise durch ein oder. Bedas Grundlage für seine Wiedergaben und Annahmen mögen tradierte Sprüche und Merkreime in der Form des Stabreims gewesen sein.
„of Englum ond Eotum (Iutum) ond of Ealdseaxum“
„von den Angeln und den Jüten und den Altsachsen stammen die Angelsachsen“
– Beda Hist. ecc. gen. Ang. I,15
Dieser Typus eines Dreiklangs passt zu dem alten Muster germanischer Abstammungssagen wie beispielsweise der Stammbaum des
Mannus in Tacitus Germania, Kapitel 2.
Der Name der Angeln dominierte den der Sachsen als vereinheitlichten Namen für alle Germanen auf der britischen Insel. Die angelsächsischen Könige nannten sich
rex Anglorum, oder
rex Anglorum Saxones. Papst Gregor I. nannte den König Ethelbert von Kent – selbst jütischer Abstammung – in seinem Brief von 601
rex Anglorum. Um 1000 verdrängte der aus dem altnordischen und von den Wikingern eingeführte Begriff für Land und Volk,
Englar und
Englaland die älteren einheimischen wie unter Anderem
Āngelþeod „Angelvolk“. Diese neue Form tritt sowohl in den altnordischen Texten als auch in den angelsächsischen auf und führte schließlich zur Herausbildung der Kurzform
England.