Hallo
Ich möchte mich hier nur kurz über den im ersten post verlinkten Artikel äußern,wobei ich jetzt schon nicht verhehlen kann,daß ich die Veröffentlichung für methodisch und handwerklich schlecht gemacht halte,auch wenn dieses Urteil eigentlich an den Schluß meiner Bemerkungen gehört.
Auf die im Artikel gemachten Aussagen zum Kalender,Kalenderbeginn, "bonne saison" und der Interpretation der Symbole möchte ich hier nicht näher eingehen,Einwände zu den Aussagen dieser Themen sind ja schon von meinen Vorpostern vorgebracht worden.
1.Methodik
Ich halte es für einen grundsätzlichen methodischen Fehler in einer geisteswissenschaftlichen Arbeit eine These aufzustellen,um sie dann per Fakten,Funden zu beweisen. In der Physik kann ich z.B. in der Quantenmechanik eine neue Theorie aufstellen und habe dann als Maßstab ob ich richtig oder falsch liege zuerst die Mathematik und wenn dieser Beweis gelingt,die Verifizierung per Versuch. Bei den Geisteswissenschaften, hier Archäologie müssen alle Fakten,Funde zuerst unvoreingenommen gesammelt und bewertet werden um dann daraus eine "Theorie" zu erarbeitet,andernfalls werden nämlich Funde die ins Raster passen bevorzugt,andere einfach neutral behandelt oder gar unter den Tisch fallen gelassen,wie hier im Artikel an mindestens einer Stelle geschehen.
There were no meaningful differences in the results of analyses with or without fish.
Dabei machen Fische 16,24% aller Funde von Punkten,Strichen mit und ohne Y aus.Wenn für 16% aller Fälle die Interpretation nicht stimmt,sollte man sich schon die Frage stellen,ob dann alle anderen Fälle nicht auch anders zu bewerten sind,aber sie dann weil es paßt rauszunehemn,finde ich schon sagen wir grenzwertig.
2.handwerkliche Fehler
Die Auswertung und Analyse umfaßt laut table1 862 Zeichnung,Malereien und Ritzungen. Davon sind lediglich 14 ! abgebildet (8farbige und 6 Umzeichnungen in sw) worden, Figure1 + Figure2.Und selbst hier fehlen teilweise die Quellenangaben,also wo und um welche Abb. es sich handelt.Exemplarisch sei hier Figure2a erwähnt.Bei 2a steht nur B.Bacon sonst nichts,aber B.Bacon taucht in der Literaturliste nicht auf,Quellenangaben habe ich jedenfalls anders gelernt! Das von den restlichen 828 Abbildungen weder Abb. noch genaue Quellenangaben,also S. + Abb. im Text zu finden sind,erstaunt dann auch nicht weiter.Zur Qualität der Interpretation der Funde möchte ich 2 Beispiele anführen,erstens figure1g und zweitens figure2b. Figure1g zeigt einen Fisch,der Umzeichnung nach (Schwanzflosse) ein Thunfisch. Als Beschreibung dann im Artikel ((g) Salmon (?): Pindal,) und als Referenz Berenguer Reference Berenguer1994, 92, fig. 63. Wobei das die originale Umzeichnug von Breuil ist,die wohl falsch ist,wie Leroi-Gourhan,Prähistorische Kunst,1982 auf S.585,Abb.834 darlegt,demnach handelt es sich um einen Lachs,oder eine Forelle,nicht um einen Thunfisch.Bei Figure2b handelt es sich um ein Pferd, Quelle nur B.Bacon,sonst nichts. Dieselbe Abbildung Nr.286 bei Leroi-Gourhan zeigt als Umzeichnung ein Pferd und einen Steinbock,sowie ein Foto eines Felsstücks(das Original) mit Einritzungen,wobei man außer den 2 Tieren noch weitere Linien und somit wohl auch weitere Tiere wird identifizieren können. Wenn schon bei 2 Abbbildungen von 14 Zweifel an der Umzeichnung und der daraus resultierenden Interpretation bestehen,was soll man dann von den restlichen nicht gezeigten und damit nicht verifizierbaren Abbildungen halten?Durch diesen handwerklichen Fehler kann im Grunde keine Diskussion und erst recht keine Bewertung der Thesen erfolgen,da der Author dem Leser die Beweise (Abbildungen) vorenthält,ja er es noch nicht mal für nötig hält,die Abbildungen insgesamt in einer Tabelle,oder wie auch immer,zu dokumentieren,sodaß ein Leser wenigstens anhand der Quellangaben die Interpretation der Bilder überprüfen kann.
mfg
schwedenmann
P.S.Bilder zum Pferd aus Leroi-Gourhan,1982
Bild "abb286a_copy63i1a.jpeg" anzeigen.
Bild "abb286_copy9fczs.jpeg" anzeigen.