Suche Biographie über Tiberius

Panthea

Mitglied
Erst mal hallo! Ich bin neu in Eurem Forum und bräuchte einen Tip:
Über Kaiser Tiberius ist ja jede Menge geschrieben worden. Ich suche eine gute und umfassende Biographie über ihn. Kann mir jemand was empfehlen?
"Tiberius" von Zvi Yavetz hab ich gelesen, aber darin wird hauptsächlich die Zeit nach 14n behandelt. Hat mir trotzdem gefallen, aber jetzt suche ich eine vollständige Biographie.
Vielleicht weiß jemand eine lesenswerte.
Viele Grüße... Panthea
 
Sorry hab ich erst jetzt gelesen. Wenn du eine umfassende und faire Biographie über Kaiser Tiberius suchts, dann les: Ernst Kornemann, Tiberius. Ein Klassiker so von 1980. Über das Zentralverzeichnis für antiquarische Bücher kannst du das kaufen. Hat 279 S. kostet da nur um die 14 €. Ich hoffe das hilft dir. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Louis! Ich kenne den Kornemann. Ich besitze diese überarbeitete Ausgabe von 1980. Bas Buch ist aber viel älter. Es wurde 1960 aus dem Nachlass Kornemanns veröffentlicht. Kornemann schrieb es in hohem Alter. Gestorben ist er 1946.
Das Tiberius-Bild von Kornemann gilt als umstritten. Im Vorwort der Herausgeber wird darauf hingewiesen, dass Kornemann " zum Bilde des Tiberius so manches von seinem eigenen Wesen gegeben hat".
Spätere Forschungen, wie z.B. die Untersuchungen von E. Koestermann über die Majestätsprozesse (1955) neigen dazu, wieder das düstere, von Tacitus entworfene Bild von Tiberius zu rezipieren.
Trotzdem: wer sich mit Tiberius beschäftigen will, kommt an Kornemann nicht vorbei. Die Ergebnisse seiner Forschungen tragen entscheidend zum Verständnis des Menschen Tiberius bei.
Bei aller, sicherlich berechtigter Kritik hab ich das Buch dennoch sehr gerne gelesen und kann es auch jederzeit weiterempfelen.
Ich suche jedoch nach neueren Biographien. So aus den letzten 20 Jahren.
Trotzdem vielen Dank!
 
Wo du's sagts fällt mir es auch wieder ein dass das älter war. Mir hat das Buch aber auch ganz gut gefallen und es war auch ordentlich geschrieben. Im Gegensatz zu Yavetz, dass ich doch sehr kurz gehalten fand.

Zu den düsteren Bild des Tiberius veruch doch mal Manfred Baar, Das Bild des Kaisers Tiberius bei Tacitus, Sueton und Cassius Dio Stuttgart 1990. Hab ich zwar nicht gelesen, klingt aber recht interessant. :p
 
Manfred Baar ist leider auch gebraucht nicht mehr zu kriegen. Ich warte schon seit längerem ob er mal bei Ebay auftaucht...
Es stimmt, Yavetz hat sich kurz gefasst. Aber er bot einige Ansätze, die ich interessant fand. In seinen bibliographischen Nachbemerkungen werden Robin Seager und Barbara Levick empfohlen. Beide gibt es nur in englischer Sprache. Levick schrieb auch eine Biographie über Claudius, die aber schlecht bewertet wurde. Zu ihrem Tiberius hat sie bessere Kritiken erhalten. Von Seager startet gerade eine Neuauflage. Das Buch ist noch nicht erhältlich. Aber ach du Schreck: da kostet schon die Taschenbuchausgabe 26 Euro!
Ich tendiere trotzdem zu Seager und werde mich wohl demnächst durch ein englisches Fachbuch quälen.
 
Wenn das Thema für dich interessant ist, dann ist auch das mit dem Englisch gar nicht so schwer. Glaub mir. Außerdem kann man so super viele Vokabeln lernen. Ein guter Wörterbuch sollte man dann aber dabei haben. Bei mir war das mal so, dass ich unbedingt mal die historischen Aufzeichnungen des Sima Qian über die Qin- und westl. Han-Dynastie lesen wollte. Geschrieben 90 v. Chr., leider nur einmal vom chinesischen ins englische übersetzt. "Records of the Grand Historian" by Watson 3 Bücher über 4000 Seiten. Alle gekauft und vollständig gelesen. Hat gut geklappt, mit Wörterbuch, alles verstanden. Also keine Scheu, halb so schlimm, wenn man mag was man liest. :)
 
Hallo Panthea,

ich weiß ja, dass du eine gute Biographie über Tiberius suchst, aber hast du mal an Originalquellen wie Velleius Patercullus gedacht? Falls du sie natürlich schon kennst, vergiß meinen Vorschlag. Aber ich persönlich finde es wesentlich hilfreicher erst die Quellen zu studieren, bevor man sich mit den Biographien auseinandersetzt.

Gruß

Marbod
 
@Louis: man wächst ja bekanntlich an seinen Herausforderungen...

@Marbod: den Velleius hab ich tatsächlich noch nicht vollständig gelesen. Ich kenne ihn nur in Auszügen. Danke für den Tipp!
 
Hallo Panthea,

gerade um sich ein eigenes Bild von Tiberius machen zu können, ist Velleius Paterculus ja schon sehr gut geeignet. Gerade für den frühen Prinzipat ist er ja Zeitzeuge, auch wenn er wohl bei Tiberius genauso ins Positive hin übertreibt wie Tacitus ins Negative ;)


Gruß

Marbod
 
Hallo Panthea,

hast du schon die Nachschlagwerke wie RE( die Real Enciklopedie, oder DNP( Der neue Pauly) benutzt? Dort kannst du eine kompakte Information über alles möglich finden.

Gruß: Reni
 
Reni, die von dir angesprochenen Nachschlagewerke (wie auch das Lexikon der Alten Welt und der "richtige" Pauly u.ä.) sind KEINE Biographien. Es sind lexikalische Nachschlagewerke, welche dir einen groben Überblick geben können.
Theorien können dort nicht behandelt werden. Würde man sich also über z.B. Nero nur dort Informieren bekäme man ein kompaktes Datenwissen, jedoch keinen Einblick in die tiefergehende Forschung.
 
Aber kann man Sueton trauen? Es ist ja bekannt, dass er erstens ziemlich subjektiv ist und zweitens dass er nur zur Unterhaltung des Lesers, nicht zu seiner Information schrieb. Man könnte Suetons Tiberiusbiographie sicherlich durchlesen, aber es gibt, denke ich, bessere Biographen wie er.
 
Suetonius ist wichtiger als sein Ruf es vermuten läßt. Er ist einer der wenigen Menschen, die in die römischen Archive einblick nehmen konnten.
Ließt man sich sein Werk durch wird man auch die Einteilung feststellen. So zitiert er die Laufbahn und bemerkenswerte Leistungen (gut und negativ) und addiert dazu dann ein "Kapitel" Klatsch und Tratsch.

Also, Suetonius zu lesen kann viel verzerrendes und unsinniges in die Köpfe plfanzen, andererseits ist er für die Forschung eine sehr wichtige Quelle.
Und: er hatte uneingeschränktes Vertrauen z.B. durch Plinius d. J. und so manchen Kaiser, was nicht das schlechteste Licht auf ihn wirft.
 
Ja, Sueton gilt im Groben als zuverlässig, auch wenn er sich manchmal gewaltig in der antiken Gerüchteküche bedient.
Gerade sein Charakterbild von Tiberius wird jedoch stark angezweifelt und geht wohl hauptsächlich auf Tiberius-feindliche Quellen zurück. Sueton hatte sichtlich Spaß an solchem Klatsch und einige Stellen in der Tiberius-Biographie sind derart pornographisch, daß manche Übersetzer den lateinischen Wortlaut beibehielten!
Einmal schreibt Sueton sogar selbst, "es sei nicht statthaft, diese Dinge die über Tiberius verbreitet wurden zu schreiben, geschweige denn, sie zu glauben"!
Sueton trug Fakten und Gerüchte gleichermaßen zusammen. Er wollte seine Leser unterhalten, was ihm gewiß gelungen ist, denn seine Werke ziehen einen auch noch bald 2000 Jahre später in den Bann.
Berücksichtigt man Motivation und Hintergrund Suetons ergibt sich eine wichtige Quelle der geschichtlichen Forschung.
 
Für den Einstieg finde ich die Biographien des DIR-Project ganz hilfreich, vor allem berücksichtigen die den neueren Forschungsstand und sind meistens von Kennern der Materie verfasst (vor allem die Justinian Biographie von Evans).

Die bereits genannten Werke von Levick und Seager sind IMO ganz ordentlich. Vor allem Levick (aus der Reihe "Imperial Biographies" von Routledge) ist ein guter Überblick. Leider erscheint bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft im Rahmen der Reihe "Gestalten der Antike" keine neue Biographie (aber von Augustus, Nero, Julian, Justinian etc).

MfG Benowar
 
Danke schön, Benowar!
Ich warte auf die Neuauflage von Robin Seager. Bis jetzt tut sich noch nichts.
In der Zwischenzeit bin ich dem Rat von Marbod gefolgt und hab mir den Velleius besorgt.
 
Tib. Gabinius schrieb:
Reni, die von dir angesprochenen Nachschlagewerke (wie auch das Lexikon der Alten Welt und der "richtige" Pauly u.ä.) sind KEINE Biographien. Es sind lexikalische Nachschlagewerke, welche dir einen groben Überblick geben können.
Theorien können dort nicht behandelt werden. Würde man sich also über z.B. Nero nur dort Informieren bekäme man ein kompaktes Datenwissen, jedoch keinen Einblick in die tiefergehende Forschung.

*Räusper* [Klugscheißmodus/on] :teach: Lieber Tib. Gabinius,

sicherlich hast du Recht mit deinem Hinweis auf den lexikalischen Charakter der beiden Reihen, aber man bekommt bei uns im ersten Semester beigebracht, dass in RE und im neuen Pauly immer die wichtigsten Quellen genannt werden! Das würde Panthea schon weiterhelfen und einige Arbeit ersparen. Insofern war der Hinweis von Reni schon in Ordnung ;) [Klugscheißmodus/off]
Ist mir aber auch klar, dass es dir um die gesuchte Biographie ging! :D


Gruß

Marbod
 
Hallo Panthea!

Ich habe vor kurzem "Ich Tiberius, Erinnerungen eines Tyrannen" von Alan Massie gelesen.
Darin wird Tiberius in einer sehr interessanten Weise gezeigt. Die ganze Geschichte ist jedoch etwas merkwürdig, weil Massie schreibt, dass jemand ihm dieses Biographie gegeben hat, der behauptete es sei die echte. Er berichtet, dass er dies selber nicht so ganz glaubt und ich tue dies auch nicht. Trotzdem bietet es zu Tacitus und den anderen ein ganz passable Alternative.

Ich habe mal gesucht und unter www.hist-rom.de/rez/masstibe.html findest du eine Inhaltsangabe und eine Bewertung von dem Buch.

Bei Interesse kann ich noch mehr darüber berichten.
Viele Grüße
Hamilkar
 
Hallo Hamilkar!
Ich hab diesen Roman schon 2mal gelesen und freue mich sehr, dass ihn hier nochmal jemand kennt und gut findet!
Einige andere Romane von Massie kann ich auch weiterempfehlen. Der "Tiberius" gefällt mir natürlich am Besten!
Ich mag den flüssigen, lebendigen Stil von Allan Massie, und dass er sich nicht zu sehr von Gerüchten beeinflussen und zu Spekulationen hinreißen läßt. Außerdem schreibt er mit großem Einfühlungsvermögen, das einen nicht kalt lassen kann.
Diese geheimnisvolle Geschichte im Vorwort stimmt natürlich nicht. Das gehört bei Massie zum Roman und ist vielleicht ein bißchen an Umberto Eco angelehnt, der sich für "Der Name der Rose" etwas ähnliches hat einfallen lassen.
In seinem Roman "Ich Augustus" geht Massie sogar noch weiter: er behauptet allen Ernstes, eine Abschrift der Tagebücher des Augustus wäre ihm zur Übersetzung anvertraut worden!!
Er macht das so geschickt, dass ich in Rezensionen tatsächlich manchmal die Frage finde: "sind die Tagebücher wirklich gefunden worden?"
Für mich sind Massies Romane eine willkommene Abwechslung zu den Fachbüchern und den "Tiberius" hab ich bestimmt nicht zum letzten mal gelesen!
Viele Grüße
Panthea
 
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