Theater und Religion

tela

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Hallo

Ursprünglich war das Theater in Griechenland eng mit dem Kult/der Religion verwoben. Tragödien waren Kultgaben an Apoll und durften dementsprechend nur einmal aufgeführt werden.

Weiß jemand, ob das in Rom ähnlich war. Immerhin gibt es einige Beispiele, dass Theater und Tempel eng miteinander verknüpft waren. In Rom als berühmtestes Beispiel das Pompeius-Theater. Und nördlich der Alpen ist in Augst und in Avenches Theater und Tempel zu einem Komplex zusammengefasst.

Wäre toll, wenn da jemand was drüber wüßte!
 
tela schrieb:
Hallo

Ursprünglich war das Theater in Griechenland eng mit dem Kult/der Religion verwoben. Tragödien waren Kultgaben an Apoll und durften dementsprechend nur einmal aufgeführt werden.

Apoll war allerdings nicht der einzige und früheste Adressat.
Der kultische Anteil ging schon im griech. Theater zurück mit dem Niedergang der klass. Tragödie hin zur Kommödie.

Die öffentl. Theaterstücke in Rom konnten z.B. zur Besänftigung d. Götter oder den Musen gewidmet sein, abgesehen von den Massenspektakeln aus anderen Gründen.
Meinst du hier eine "Einmaligkeit " eines bestimmten Stückes zu einer bestimmten Kulthandlung?
 
tela schrieb:
Weiß jemand, ob das in Rom ähnlich war. Immerhin gibt es einige Beispiele, dass Theater und Tempel eng miteinander verknüpft waren. In Rom als berühmtestes Beispiel das Pompeius-Theater

Meines Wissens war dass bei den Römern nicht der Fall. Das Theater im griechischen Stil wurde von den Römern von den Griechen übernommen, wie so vieles anderes. Das Pompeius Theater war das erste steinerne Theater Roms, davor wurden die Bühne und die Zuschauerränge immer neu aufgebaut und nach Gebrauch abgerissen. Es mag sein dass Tempel und Theater in manchen Fällen verbunden waren, dass war aber nicht die Regel. In einem religiösem Zusammenhang dürften die beiden zumindest nicht gestanden haben.
 
Arcimboldo schrieb:
Meinst du hier eine "Einmaligkeit " eines bestimmten Stückes zu einer bestimmten Kulthandlung?

Nein, die Frage ist, ob es einen grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Theater und Kult in der römischen Zeit gibt.
 
Die Antwort ist "jein". Kultische Spiele wurden von den Römern gerne veranstaltet und übernommen: siehe Sportspiele (Circus Maximus, latinisches und somit eigenes Kulturgut), Gladiatorenspiele (aus Etrurien, nach dem ersten punischen Krieg), griechische Tragödien (aus, wen wunderts, Griechenland, seit dem zweiten punischen Krieg, aber in der von G. M. geschilderten Darreichungsform). Einen richtigen Boom erlebte Theater in Rom erst seit der Erbauung des "Theaterviertels" auf dem Campus Martius, wobei Pompeius noch sein erstes richtiges Theater als große Freitreppe eines Venustempels "tarnen" musste. Balbus und Marcellus mussten das nicht mehr.

(Ironischerweise hatten die beiden größten Komödiendichter Roms, Plautus und Terentius, sich zu diesem Zeitpunkt schon lange zu den Vorvätern versammelt, aber vielleicht finden ja die größten Kunstwerke dieser Art in provisorischen und schäbigen Bauwerken statt.)

Dieser Theaterboom ist m. E. durch Augustus und seine besondere Förderung des Kultes des Apoll ausgelöst worden (Römer und Augustus insbesondere hätten wohl eher auf eine besondere Förderung des Augustus durch Apoll geschlossen). Damit waren Theateraufführungen legitimiert als einem dem Kaiserkult nahestehenden Gott, später unter Nero sogar dem Kaiser selber, wohlgefällige Handlungen. Was will man mehr.

Was ich nicht feststellen kann, auch mit tieferer Recherche, ist eine besondere Stellung der Schauspieler - sie scheinen eher, wie alle Künstler dieser Zeit, hohe gesellschaftliche Anerkennung für ihr Können geerntet haben, ohne dabei in der gesellschaftlichen Achtung gestiegen zu sein.
 
Mummius Picius schrieb:
(Ironischerweise hatten die beiden größten Komödiendichter Roms, Plautus und Terentius, sich zu diesem Zeitpunkt schon lange zu den Vorvätern versammelt, aber vielleicht finden ja die größten Kunstwerke dieser Art in provisorischen und schäbigen Bauwerken statt.)

Interessanterweise haben dann später Religion und Kultus eine eigene Entwicklung im mittelalterl. -christl. Theater gefunden.
Die Kommödien des Terentius, oder Terenz z.B. wurden im MA durch die Nonne Hrotsvitha von Gandersheim ( 935-975) in freier Form aufgegriffen und zu Exempeln christl. Moral geformt.
Christl. Volkstheater begegnet uns später auch in architektonischer Ausformung z.B. im Passions-Festspielbau Oberammergau und sogar im späten 19. Jahrh. mit dem Festspielhaus Bayreuth, welches in seiner Zuschauerraum -Anlage bewußt das Amphitheater in Delphi aufgreift und für das eigens die Oper "Parsifal " geschrieben wurde- ein freilich eher pseudo-religiöses , aber immerhin Bühnenweihfestspiel.......:gaehn:
 
Zuletzt bearbeitet:
Verbindungen zwischen Theater und Religion gab es bei einigen Festen, bei denen zu Ehren der Götter Theateraufführungen stattfanden, z. B.:
- Ludi Megalenses vom 4. - 10. April. Einweihungstag des Tempels der Magna Mater. Hier wurden u. a. eine Komödie des Plautus und vier der insgesamt sechs erhaltenen Komödien des Terenz uraufgeführt.
- Ludi Florales vom 28. April - 3. Mai. Auf diesem Fruchtbarkeitsfest ließen Prostituierte die Hüllen fallen. Ob man das als Theaterstück bezeichnen soll?
- Ludi Apollinares vom 6. - 13. Juli: Bei diesem achttägigen Fest zu Ehren des Apollo richtete man an sechs Tagen Bühnenstücke aus und an zwei Tagen Circusrennen
- Ludi Plebei vom 4. - 17. November: Hier gab's an den ersten neun Tagen Theateraufführungen, dann folgten drei Tage lang Circusspiele.

So, genug abgeschrieben.
Abgesehen von diesen Festen gab es sicher noch jede Menge Theater ohne Bezug zur Religion. Mit fortschreitender Kaiserzeit wurden die Stücke immer niveauloser. Wenn man ketzerisch veranlagt ist, kann man durchaus Parallelen ziehen zu heutigen Comedy-Shows oder Seifenopern.
 
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