TV-Tipps - Dokumentarfilme zu historischen Themen

Carolus

Aktives Mitglied
Ich lege hier einen neuen Sammelthread zu Hinweisen auf Dokumentarfilme zu historischen Themen an. Häufiger kommen ganz sehenswerte TV-Dokumentationen, für die alleine es sich lohnt, einen neuen Thread anzulegen.
 
Hier eine ganze Palette von Dokureihen, die sich mit allem Möglichen befassen, was für einen Geschichtsinteressierten von Interesse ist:

Geschichte: Die großen Dokureihen - Geschichte | ARTE

Mit den Themen:
  • Colonia Dignidad
  • Vietnam
  • Juden & Muslime
  • Entkolonisieren
  • Die Apokalypse
  • Fabrik
  • Die Geschichte der Arbeiterbewegung
  • Gulag
  • Die großen Mythen
  • usw. usf.
das kann ich gar nicht alles aufzählen: unglaublich vieles, das lohnt sich aber ganz sicher! Man muss allerdings ein bisschen Muße mitbringen.
Ich sehe, Carolus hat auch alles aus arte, ich weiß allerdings nicht, ob diese Beiträge in dieser Reihe vertreten sind.
 
Algerien 1943 - Der Betrug an den Juden (L'Algérie sous Vichy)

läuft am Dienstag, dem 18.01.2022 um 23:30h auf arte oder noch bis zum 18.03.2022 in der mediathek.
Der französische Titel "L'Algérie sous Vichy" ist zutreffender, weil es nicht nur um das Jahr 1943 und nicht nur um Juden geht. Stellenweise wird bis in das zweite Kaiserreich zurückgeblendet.
 
Rottet die Bestien aus
"Von der Ausrottung der amerikanischen Urbevölkerung über den Sklavenhandel bis zum Holocaust: ein Filmessay von Raoul Peck ("I Am Not Your Negro"), quer durch 600 Jahre Geschichte, eine Reise ins Herz der Finsternis. Persönlich, rasant, aufrüttelnd. " Text von arte -
eine doku-Reihe 4x 57min (noch bis zum 08.04.2022 in der mediathek)
 
Heute abend kommt auf ZDF ein Spielfilm zur Wannseekonferenz:

Die Wannseekonferenz

und anschließend eine Dokumentation:

Die Wannseekonferenz - Die Dokumentation

Danke für den Tipp! Ich habe mir den Spielfilm gerade in der Mediathek angesehen, und ich fand ihn recht überzeugend. Die Produktion musste sich an anspruchsvollen Vorgänger-Verfilmungen messen lassen. 1984 gab es ein Fernsehfilm von Heinz Schirk, an dem zahlreiche renommierte Schauspieler (Dieter Matausch, Jochen Busse, Gerd Böckmann u. a.) mitwirkten, und vor einigen Jahren gab es eine britische Verfilmung mit Kenneth Branagh als Heydrich,

Ich finde, diese Neubearbeitung hält den Vergleich mit ihren Vorgängern aus.
 
Mich hat der Film tief beeindruckt und erschüttert, gerade weil mir die Situation (die Sitzung; das Thema zum Glück nicht) so vertraut vorkam.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung zur Genüge: Vertreter verschiedener Behörden/Organisationen treffen sich zu einem Austausch zu einem bestimmten Thema. Was ich im Film sah, ist mir formal bis in die Details vertraut: Ein Sitzungsteilnehmer schenkt sich Wasser ein und bietet seinem Nebenmann an, ihm auch gleich einzuschenken. In den Sitzungspausen bilden sich kleine Grüppchen zu zweit (oder dritt), die nach draußen rauchen gehen und/oder bei einem Buffet kleine Häppchen auf kleine Teller legen und essen; dabei betreiben sie teils (mitunter etwas gezwungenen) Smalltalk, teils loten sie Positionen aus oder versuchen etwas in Erfahrung zu bringen oder etwas zu akkordieren oder mitzuteilen, was nicht für die große Runde bestimmt ist. Bei der Sitzung in der großen Runde achten die Teilnehmer penibel auf die Interessen ihrer Behörde/Organisation (und ihrer Vorgesetzten) und wachen über ihre Zuständigkeiten, sei es dass sie eingebunden werden wollen, sei es dass sie nicht betroffen werden wollen. Die Frage, was ins Protokoll soll. Abgesehen davon, dass die meisten Teilnehmer der Wannseekonferenz Uniform trugen, war mir fast alles vertraut.
Umso erschütternder, worüber sie bei der Sitzung sprachen. Diese Selbstverständlichkeit, mit der sie über die Ermordung von elf Mio. Menschen reden. Nicht der Völkermord an sich sorgt für Irritationen (sondern seine "Notwendigkeit" wird als selbstverständlich akzeptiert) und Reibereien, sondern nur Detailfragen der Durchführung. Nicht der Völkermord an sich wird hinterfragt, sondern nur Abgrenzungsfragen gestellt (wie man mit Halbjuden, Juden aus dem Reich, Weltkriegsveteranen etc. umgehen soll).
 
Soll heute Abend auf Arte gesendet werden, hat nicht unbedingt positive Kritiken erhalten
Ich sehe mir gerade den zweiten Teil an. Die Dokureihe hat seltsame Sprünge, die ich so nicht nachvollziehen kann - z.B. von der Schlacht bei Alamo im Texanischen Unabhängigkeitskrieg zum Holocaustmahnmal in Berlin und der Darstellung einer revisionistischen Position, die aber gleich wieder in Frage gestellt wird. Ich weiß bislang noch nicht so ganz, was ich von der Reihe halten soll. Sie verursacht in meinem Kopf bislang viele Fragezeichen.

Edit: So langsam dämmert es mir, dass der Ich-Erzähler eine Umkehrung der historischen Narrative versucht darzustellen: Weiße Teenager werden von schwarzen Sklavenjägern gequält und durch den Urwald getrieben, um verschifft zu werden. Das finde ich szenenweise gelungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
So langsam dämmert es mir, dass der Ich-Erzähler eine Umkehrung der historischen Narrative versucht darzustellen: Weiße Teenager werden von schwarzen Sklavenjägern gequält und durch den Urwald getrieben, um verschifft zu werden. Das finde ich szenenweise gelungen.
Ich habe das ganze Spektakel erst etwas besser verstanden, als mir klar wurde, dass es sich beim Ich-Erzähler um den erfolgreichen Regisseur Raoul Peck handelt. Sein filmerisches Schaffenswerk wird anscheinend als bekannt vorausgesetzt. Es hilft jedenfalls dem Verständnis ungemein, wenn man weiß welche Filme Peck gemacht hat und welche nicht.
Besonders einfallsreich fand ich diese Umkehrung des rassistschen Herrschaftsverhältnisses eigentlich nicht. Derartige Verfremdungen gibt es vor allem in alten Sandalenfimen und im Science-Fiction sehr häufig. Das Thema "weiße Sklaven" taucht auch schon in den Orientalismus-Phantasien des 19. Jahrhundert auf. Das ist nichts neues.

Es handelt sich um ein Mosaik aus Spielfilm-Zitaten, Original-Aufnahmen und grotesken Spielszenen mit gelegentlichen autobiografischen Exkursen, eher oberflächlichen historischen Betrachtungen und natürlich ganz vielen Hink-Vergleichen. Der besserwisserische Duktus des Erzählers hat aber schon irgendwie genervt.
Für eine vierteilige Dokumentationsreihe hatte das ganze erstaunlich wenig Inhalt. Das John-Wayne-Filme nicht die historische Wahrheit abbilden, war mir schon vorher klar. Ich hätte gern etwas über die Haiti-Revolution oder die Seminolen erfahren, aber da kam irgendwie nichts mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Kaiserspiel in Versailles" - "Dokudrama" über die deutsche Kaiserkrönung in Versailles 1871 in der Rückschau von Eugénie, der Witwe von Napoleon III., und Luise von Baden, Tochter von Wilhelm I., die sich 1919 in der Schweiz treffen. (bis zum 13.02.2022 in der mediathek)

Ein weiteres "Dokudrama": "1648 - Der lange Weg zum Frieden" über die langjährigen Verhandlungen zum Westfälischen Frieden (bis zum 08.05.2022 in der mediathek)
 
"Die goldene Zeit in Andalusien" behandelt die islamisch beherrschte iberische Halbinsel vom 8. bis ins 15. Jahrhundert. Eine US-Dokumentation, die auf arte noch bis zum 28.02.2023 noch sichtbar ist - ganz ohne Cliffhanger. Isb der "Convivencia", dem Zusammenleben von Moslems, Christen und Juden, wird große Aufmerksamkeit gewidmet. Szenenweise werden Comicsequenzen eingesetzt, was mir persönlich besser gefällt als menschliches Reenactment in Dokus.
Mich würde stark interessieren wie @ElQuijote die Doku einschätzt. Ich bin Laie - mir hat sie gut gefallen und ich fand sie aufschlussreich.

Die goldene Zeit in Andalusien - Die ganze Doku | ARTE
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben