Der Kosovo Krieg, an dem ich als Bundeswehrsoldat beteiligt war, war ein klarer Angriffskrieg der Nato gegen Serbien zur Verhinderung eines befürchteten Völkermord.
Ob er wirklich gerechtfertigt war oder nicht, kann ich nicht entscheiden. Er war mMn ein perfekter Grenzfall, den man so oder so sehen kann. mMn hätte man nicht eingreifen sollen, aber ich verurteile den Angriff nicht, das war schon in Ordnung.
Allgemein zur Frage von Angriff und Verteidigung : Auch Defension kann im Angriff erfolgen.
Man muß hier zwischen den verschiedenen Ebenen des Krieges und Kampfes unterscheiden.
Da gibt es die Ebene der Strategie, die Operative Ebene und die Ebene der Taktik.
Wenn man nun z.B. die Bundeswehr als Defensiv bezeichnet, so ist dies in Bezug auf die Strategische Ebene ev. richtig, aber z.B. in Bezug auf die Taktische Ebene nicht.
Ähnlich z.B. in der römischen Spätzeit. Auch wenn man Strategisch defensiv agierte, so versuchte man operativ und taktisch höchst offensiv zu agieren. Deshalb erhöhte man z.b. den Anteil der Reitertruppen immer mehr. Die Reitertruppe ist keine Truppe der Defension.
Nun zu weiteren Unterschieden von Legionären zu BW Soldaten :
Wenn man alle römischen Militärsysteme betrachtet, so war die römische Legion zuerst eine Milizarmee, und dann eine Berufsarmee. Den Begriff und die Idee eines Wehrpflichtigen Soldaten heute in der BW unterscheiden sich davon, da der BW Soldat kein Milizionär ist. Die Legionäre stellten in der Milizarmee ihre Waffen selbst.
Dann waren die Motive und die Mentalität eine völlig andere : die Legionäre kämpften (bwz leisteten Dienst) nicht aus den gleichen Motiven wie das heutige BW Soldaten mehrheitlich tun.
Dann herschte damals eine viel strengere Disziplin, die Strafen die damals gang und gäbe waren, sind heute verboten.
Die heutige Waffentechnologie bedingt im weiteren auch eine unterschiedliche Mentalität : Der Massennahkampf und der Nahkampf im allgemeinen erforderten ein anderes Denken und brachten als Erfahrung andere Menschen hervor, als dies heute, beim anonymisierten Einsatz von Schußwaffen der Fall ist. Wenn ich einen grünen Tarnanzug auf 200 m erschieße, so ist dies deutlich anders psychisch als wenn ich jemanden eigenhändig ersteche. Es herschte mehr eine Kriegermentalität vor, man war mehr Krieger als moderner, heutiger Soldat, auch in der Kaiserzeit oder Spätzeit.
Dazu kam bei den Legionären mMn ein besonderer Korpsgeist in der Berufssoldatenzeit. Man identifzierte sich sehr stark mit seiner Legion, und war zuvorderst Teil der Legion. Das findet sich heute noch so in der französischen Fremdenlegion und in wenigen verbliebenen deutschen Verbänden (Fallschirmjäger z.b.)
Man war stolz auf sich und betrachtete häufig den Krieg als Positiv. Vor allem in der Republik und in der Milizphase war der Krieg Alltag und Alltagsthema. Das Militär durchdrang das gesamte Denken der Zivilgesellschaft, die Militarisierung des Volkes und der Militarismus unterscheiden den römischen Menschen hier ganz deutlich vom heutigen Deutschen der die klassichen römischen Soldatentugenden als negativ ansehen würde/sieht.
Die körperliche Leistungsfähigkeit römische Legionäre (im Durchschnitt der Zeit, (ich weiß, es gab auch Sautruppen die durch lange Friedenszeiten ausgebrannt erst von einem Corbulo wieder hergestellt werden mussten)) liegt ganz klar über der, der heutigen Wehrpflichtigen, die im Durchschnitt eine sehr schwache körperliche Leistung bringen. (Tendenz stark nachlassend) Ebenso ist die Motivation der Legionäre zum ernsthaften Einsatz meist größer gewesen.
Dann unterscheidet sich gerade dieser Einsatz deutlich : Römische Legionen sollten zuerst Land erobern und halten. Später dann sollten sie das Imperium militärisch verteidigen. Der militärische, kriegerische Aspekt überwiegt hier ganz klar. Die BW dagegen ist eine Truppe, in der der Kampf und der Ernsthaft Krieg nachrangig sind, und die als eine Art grünes THW Friedenseinsätze durchführt wobei die Soldaten sich für jeden Schuß rechtfertigen müss(t)en. Ein Gros der BW Truppen ist zudem gar nicht einmal in der Lage, ernsthaft Krieg zu führen, auch vom Material her nicht. Im Durchschnitt der Zeit gab es aber auch in der römischen Legion Phasen und Regionen, in denen Legionäre auf diese Weise herunter gekommen sind, z.B. in Syrien. Während dies aber nur kurze und räumlich begrenzte Phasen waren, stellt sich die Frage, ob die BW bzw Deutschland jemals wieder militärisch auf die Füsse kommen wird.
Noch ein Unterschied: Rom gab einen bedeutenden Anteil seines BIP für das Militär aus, die BRD gibt nur um die 1,5% dafür aus, die USA z.B. um die 4% (als Vergleich).