Du willst also behaupten, obwohl es mehrere Briefe und Schriften gibt, es gäbe keine belegten christlichen Gemeinden? Denkst du dann auch, dass die Figur des Sokrates hochgeschaukelt wurde und man eigentlich über Sokrates "nur spekulieren kann" und das vorallem in "Form von Hypothesen und nich in Form kategorischer Aussagen"? Denn zu ihm gibt es vorallem die Schriften von seinen Schülern Xenophon und Platon. Beide weisen Unterschiede in der Darstellung Sokrates' auf. Nur weil die Bibel auch DAS Schriftstück einer Weltreligion ist wird sie in der Geschichtswissenschaft ziemlich verachtet als Quelle...
Keine Ahnung, was Chan sagen wollte, wäre aber interessant.
Das Problem ist, dass wir von Jesus eigentlich nur christliche Quellen haben, die gewollt nicht objektiv sind (und ein, zwei Erwähnungen bei anderen Autoren, die vermutlich Jesus betreffen). Daher können wir
über Jesus nur wenig sagen, außer dass er höchstwahrschneinlich gelebt hat. (Ein Theologe merkte dazu an, dass der Tod Jesu wesentlich besser belegt ist als seine Geburt...)
Das wäre bei Sokrates gar nicht so anders. Kein Mensch weiß , was der wirklich erzählt und gelehrt hat. Wir können das nur aus den Aussagen und evtl Lebenswegen anderer schließen, die über ihn berichten, von ihm lernten, oder sich über ihn lustig machten. Der Unterschied: Seine Schüler sahen ihn ihm nicht den Sohn Gottes oä, auch wenn Platon mE nahe dran war. Auch haben wir andere Quellen wie Aristophanes, der ihn in seinen Stücken auftreten lässt, besonders in den "Wolken". Das ist sicher auch keine objektive Darstellung, bietet aber ein wichtiges Korrektiv.
Richtig ist, das die Bibel eine sehr wertvolle Quelle ist; schon, weil wohl kein Buch im christlichen Abendland so oft kopiert wurde und von kaum einem antiken Text ältere Abschriften existieren. Aber die Bibeltexte des NT (bzw alle Teile der christlichen Überlieferung Jesu betreffend) haben eine bestimmte Intention, und die ist nicht historisch. Tukydides behauptet zumindest, das "wahre Geschehen" (TM abgelaufen) darzustellen; in wie weit das zutrifft, mögen die Historiker entscheiden, aber sie rechnen ihm die Idee mWn hoch an. Religiöse Offenbarungen haben nicht mals diesen Anspruch.