Vergleich: Sklaven in islamischen und christlichen Gebieten

Sansibar liegt aber nicht in Arabien, sondern vor der Küste Afrikas. Ein derartiges Plantagenwesen mit Massensklaverei gab es in Arabien und dem mittleren Osten die meiste Zeit nicht. Lediglich im frühen Mittelalter gab es im Südirak Plantagensklaven in großer Zahl, die Zanj. Hier zeigt sich schon am Begriff die Farbenlehre der islamischen Sklavenhalter. Zanj nannte man die Sklaven, was nichts anderes als Schwarze bedeutet, das Wort Sansibar bedeutet Land der Schwarzen. Nach den großen Sklavenaufständen im 9. Jahrhundert gab es im Südirak keine derartige Massensklaverei mehr.

An der islamischen Peripherie - vor allem Nord- und Ostafrika - war Sklaverei ein Massenphänomen. Hier war die islamische Frontier, wo die Umma, das islamische Herrschaftsgebiet mit den Heiden zusammentrag.
Nach den Einkaufspreise braucht man nicht zu fragen. Die Sklaven waren entweder menschliche Beute im Krieg oder auf Raubzügen oder wurden von den heidnischen Königreichen den nördlicher gelegenen islamischen Herrschaften als Tribut geleistet. (In Zentralasien um Samarkand, aber auch in Anatolien und im Kaukasus gab es wohl ähnliche Verhältnisse. Es gab zumindest über Jahrhunderte einen steten Strom türkischer und kaukasischer Sklaven, nur entstanden eben anders als bei Berbern, Soudans usw. keine auf Sklaverei basierenden, zementierten Gesellschaftsformen.)
Diese islamischen Peripheriestaaten verkauften die Sklaven dann weiter. Zu beachten ist hier natürlich das Wohlstandsgefälle zwischen den Regionen. In Bagdad, Istanbul oder Damaskus stand erheblich mehr Silber zur Verfügung als in jene Regionen die die Sklaven lieferten. Auch Europäer dürften im Mittelalter mit dem Ausverkauf der Slawen erhebliche Mengen arabischen Silbers erwirtschaftet haben.

Bemerkenswert ist vor allem in Nordafrika, dass die eigentlich Sklaven irgendwann freigelassen wurden, aber auch ihre Nachfahren in einer Art Erbuntertänigkeit verblieben. Mit jenen Freigelassenen wird aber kein Handel mehr getrieben und sie leben nicht in völliger Unfreiheit. Es handelt sich vielmehr um eine ausgeprägte Klassengesellschaft mit einem Handel und einer abhängigen Unterschicht, wobei hier oft auch die Hautfarbe eine tatsächliche oder eingebildete Rolle spielt. So gibt sowohl bei Mauren, Tuareg und Afroaraber eine schwarze Unterschicht, in einigen Regionen bildet sich sogar die Bevölkerungsmehrheit.

In der arabischen Welt war das Versklaven von Weißen keineswegs verboten, vielmehr legte man den Wert eines Sklaven nach seiner Hautfarbe oder Herkunft fest. Am höchsten bewertete man die hellhäutige Slawen und Kaukasier (ich meine Tscherkessen, Georgier usw.). Auch die Türken haben sich lange Zeit sehr gut verkauft. Es ging dabei nicht nur die angebliche Loyalität eines Volkes sondern auch um eine gewisse Ästhetik. Persische Dichter schwärmten für türkische Weinjungen und Mamluken. Im Grunde war es eine seltsame Moden bei den es um Exotik und Erotik ging.
So lange genug Menschen zur Verfügung standen, konnte man es sich schlicht leisten, dass so viele Knaben mehr der Kastration drauf gingen.
 
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An der islamischen Peripherie - vor allem Nord- und Ostafrika - war Sklaverei ein Massenphänomen. Hier war die islamische Frontier, wo die Umma, das islamische Herrschaftsgebiet mit den Heiden zusammentrag.
Nach den Einkaufspreise braucht man nicht zu fragen. Die Sklaven waren entweder menschliche Beute im Krieg oder auf Raubzügen oder wurden von den heidnischen Königreichen den nördlicher gelegenen islamischen Herrschaften als Tribut geleistet.
Im heutigen Äthiopien sind eine Reihe kleiner Reiche sehr wohlhabend geworden, indem sie Sklaven in der Nachbarschaft gefangen und weiter verkauft haben. Tribut war das nicht.
 
Äthiopien ist aber eigentlich eher ein Beispiel für Sklaverei in christlichen Gebieten.;)
Die Sklaverei wurde in Äthiopien offiziell erst 1944 abgeschafft.
Der christliche Sklavenhandel war auch an anderen Ort sehr exportorientiert. So waren z. B. die genuesischen Kolonien auf der Krim ein wichtiger Umschlagplatz für Sklaven. Von den Krimtataren gefangene Tataren, Russen und Kaukasier wurde von dort nach Ägypten usw. exportiert. Der Eigenbedarf der Europäer war offenbar noch geringer als der der Afrikaner. Interessant wäre sicher noch ein Blick auf die russische Ostexpansion; hier stießen ja die christlichen Russen mit den muslimischen Tataren zusammen, was ja eigentlich beiden Seite die Gelegenheit des Menschenraubs gab.
 
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Äthiopien ist aber eigentlich eher ein Beispiel für Sklaverei in christlichen Gebieten.;)
Zum einen gibt (und gab) es in Äthiopien sehr viele Muslime und auch muslimische Reiche. Zum anderen ging es mir ja vorrangig um Sklavenjagd und Sklavenhandel, die die arabische Welt mit Sklaven versorgten und nicht um Sklavenhaltung im Land selber. :winke:
Diese kleinen äthiopischen, mit Sklaven handelnden Reiche waren muslimisch, christlich bzw. animistisch - also bunt gemischt.
 
In einem der oben verlinkten Artikel wird die Behauptung aufgestellt, es gäbe in den ehemligen Sklavenhalterländern keine afrikanischen Restbevölkerungen und stellt das als Beweis für eine systematische Kastrierung an. Ich hatte schon erwähnt, dass es in Nordafrika sehr wohl Menschen mit subsaharianischem Einschlag gibt, in Mauritanien sind sie sogar in der Mehrheit, in Marokko nicht selten.

In Ägypten, Oman und Jemen ebenfalls. Vor einiger Zeit las ich über eine afrikanischstämmige Bevölkerungsgruppe im Süden Persiens und gestern hörte ich im Radio einen kurzen Beitrag über diesen Vortrag:

https://www.berlin.de/tickets/suche/detail.php?id=781971

Der Titel "zwanzig Olivenbäume und ein Haus" bezieht sich auf die "Mitgift" die bei der Gründung der Türkischen Republik den letzten schwarzen Staatssklaven mitgegeben wurde. Die Nachfahren von diesen existieren noch immer und haben vor Jahren einen eigenen "afrotürkischen" Verein gegründet.

Vor Kurzem habe ich auch ein Buch gelesen in dem das Thema des arabischen Sklavenhandels u.A. behandelt wurde: "Los arabes del mar" von Jordi Esteva. Dort wird eine Zahl von ca. 300.000 Sklaven angeführt, die zu den Hochzeiten des Handels über Sansibar geschleust wurden. (In Wikipedia wird ein jährliche Zahl von 6.000 bis 10.000 Personen angegeben).

Hauptabnehmer waren anscheinend die Gewürznelken-Plantagen auf Sansibar selbst, den Nachbarinseln Pemba umd Mafia so wie Madagascar und Reunion.
 
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Sansibar liegt aber nicht in Arabien, sondern vor der Küste Afrikas. Ein derartiges Plantagenwesen mit Massensklaverei gab es in Arabien und dem mittleren Osten die meiste Zeit nicht. Lediglich im frühen Mittelalter gab es im Südirak Plantagensklaven in großer Zahl, ...
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An der islamischen Peripherie - vor allem Nord- und Ostafrika - war Sklaverei ein Massenphänomen. ...

Der Eindruck ist für den afrikanischen Sklavenhandel allerdings wesentlich dadurch geprägt, dass

- nur für das 19. Jahrhundert halbwegs verlässliche Schätzungen vorliegen, und sich hier die "Exportwege" in islamische Regionen verändert haben mögen

- innerhalb der Skavenrouten der Trans-Sahara-Handel besser dokumentiert ist als die übrigen Routen

- der Handel in die asiatische islamische "Peripherie" bis Sunda reichte, und sich später auch mit dem europäischen Auftreten in Südostasien vermischte. Wenn man dem Konsens der Schätzungen folgen mag, redet man hier insgesamt über ca. 10000 bis 20000 Sklaven, zT auch 5000 Sklaven p.a. im Bereich des gesamten Islamischen Sklavenhandels (Transsahara, Rotes Meer und Mittlerer Osten sowie Indische Route) zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert, davon ca. die Hälfte (extrem grobe Schätzungen) Transsahara, die sich auf riesige Gebiete und dort befindliche hohe Bevölkerungszahlen verteilten.
 
In einem der oben verlinkten Artikel wird die Behauptung aufgestellt, es gäbe in den ehemligen Sklavenhalterländern keine afrikanischen Restbevölkerungen und stellt das als Beweis für eine systematische Kastrierung an.
Dafr kann es auch eine andere Erklärung geben.
In der dortigen Rassismus-Spielart wurde zwar der buchstäbliche Werte eines Menschen nach der Hautfarbe berechnet, aber anders als in der neuzeitlichen amerikanischen Sklaverei wurde die Söhne eines Sklavenhalters und einer Sklavin als legale Nachkommen mit vollem Erbrecht anerkannt. Die Nachfahren der freigelassenen Sklaven blieben daher nicht als isolierte Gruppe erhalten.
Genauso gut man nach dem Verbleib der ebenfalls zeitweise in rauen Mengen importierten blonden und hellhäutigen Slawen fragen.

Die heute herangezogenen afrikanisch-stämmigen Türken sind noch nicht seit sehr langer Zeit vor Ort. Meistens ist da sogar noch familiär überliefert, dass dieser oder jeder Uropa aus Afrika verschleppt und später feigelassen wurde.
Das Problem ist, dass über 1000 Jahre lang Menschen in jenes Gebiet importiert und in die türkische Gesellschaft integriert wurden. Und vor den Türken haben das die Byzantiner und Griechen im Grunde genauso gemacht.

Das wäre mal eine interessante Anwendung für diese Haplotypen-Untersuchung. Es müsste nachweisbar sein, inweiweit typische mittel- und osteuropäische oder auch zentralafrikanische und zentralasiatische Bevölkerungen jeweils ihre Y-Chromosome oder Mitochondrial-DNS im Nahen Osten hinterlassen hat. Damit ließe sich vielleicht die These der flächendeckenden Kastration eventuellen überprüfen.

- der Handel in die asiatische islamische "Peripherie" bis Sunda reichte, und sich später auch mit dem europäischen Auftreten in Südostasien vermischte.
Interessant ist da noch, dass es afrikanisch-stämmige Bevölkerung in die Indien und Pakistan gibt, die Siddi. Das entsprechende Siedlungsgebiet war muslimisch und hinduistisch durchwachsen.

In Indosien wurde die dortige autochtone Bevölkerung in die Sklaverei verschleppt - hierzu etwa Wikipedia Sklavenhandel auf Timor. (Das ging teilweise bis zur Ausrottung.)
Dort haben sich Europäer, Chinesen und Araber im Grunde nicht unterschieden, einander abgewechselt und gegenseitig beliefert.

Das wesentliche Problem bei der Betrachtung Südostasiens ist aber, dass der dortige Menschenhandel von den Europäern nicht als Sklaverei anerkannt wurde. Chinesische Kulis und indische Kontraktangehörige ersetzen die afrikansichen Sklaven sehr schnell nach dem Verbot der Sklaverei. Dass es sich bei diesen neuen Arbeitern ebenfalls um Hörige handelte, die verkauft wurden, hat niemanden mehr gestört.
Wichtig fände ich daher überhaupt ersteinmal eine innerislamische Sicht dazu, wann jemand Sklave ist, wann er freigelassen ist und ob weniger massive Abhängigkeits- und Hörigkeitsverhältnisse auch als Sklaverei gelten oder eben nicht.
 
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Wichtig fände ich daher überhaupt ersteinmal eine innerislamische Sicht dazu, wann jemand Sklave ist, wann er freigelassen ist und ob weniger massive Abhängigkeits- und Hörigkeitsverhältnisse auch als Sklaverei gelten oder eben nicht.

Außerhalb der wirtschaftshistorischen Literatur kann ich da leider nichts dazu beitragen. Aber ich bin skeptisch, ob sich die Frage einheitlich von Kleinasien über Indien bis zu den Sundas klären lässt.
 
Bei den islamischen Kleinfürstentümern auf den südlichen Phillippinen und dem heutigen Malaysia gab es auch eine Gesellschaft die stark auf Sklaverei basierte. Laut spanischen Berichten aus dem 19. Jahrhundert, aus der Zeit der Piratenkriege, ging dieses von Anführern wie z.B. der Sultan von Jolo bis zu einfachen Gefolgsleuten. Die Haupttätigkeit der "Moros" war die Piraterie, die Arbeit wurde von Sklaven verrichtet.

Das kuriose dabei ist , dass im Konfliktfall diese Sklaven bewaffnet wurden und bis zum Tode für ihre Herren kämpften.

Ich denke, dass neben "echten" Sklaven die bei den Razzias entführt und für Lösegelderpressung festgehalten wurden, die Europäer irrtümlicherweise hier eine Art von Leibeigenschaft oder Klientelismus für Sklaverei hielten.
 
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