Fw 190 – Die Jagdbomber und die D-Serie
Hiermit reiche ich den angekündigten zweiten Teil zur Fw 190 nach, ein Dritter wird sich mit der Ta 152 beschäftigen.
Die beiden Serien F und G waren als Jagdbomber entworfen, stellten aber faktische Varianten der A-Serie dar. Die gepanzerte Fw 190 F („Panzerblitz“) erschien im Frühjahr 1944 auf den Schlachtfeldern. Man hatte die Anzahl der Bordwaffen auf zwei MG 17 und zwei 20-mm-Kanonen reduziert und dafür die Bombenlast auf eine 1000- und zwei 250-kg-Bomben erhöht. Der wichtigste Subtyp, die F-8, erreichte das III(Pz)/KG 200 im Herbst 1944 und konnte entweder vierzehn 21-cm-Raketengeschosse, sechs 28-cm-Granatwerfer oder 24 ungelenkte R4M-Raketen tragen.
Die G-Serie kam noch wesentlich vor der Fw 190 F in den Einsatz. In Nordafrika nahmen sie im November 1942 mit dem SG 2 an den Operationen rund um die Landung der Alliierten in Nordafrika (Operation Torch) teil und eine erhebliche Anzahl operierte im Rahmen des Unternehmens Zitadelle, der Panzerschlacht um den Kursker Frontbogen. Obwohl beide Muster als Jagdbomber entworfen und eingesetzt wurden, konnten sie doch eine erhebliche Anzahl an Flugzeugabschüssen erzielen.
Etliche Piloten erlangten einen hervorragenden Ruf mit dem Muster. Josef Wurmheller schoss über Dieppe an einem Tag sieben Spitfire Mk V ab und zwar mit einem Beinbruch und einer Gehirnerschütterung vom vorhergehenden Feindflug. Der viertbeste Pilot der Luftwaffe, Oberleutnant Otto Kittel, erzielte 220 von seinen 267 Luftsiegen mit der Fw 190 A-4 und -5. Walter Nowotny, Heinz Bär, Hermann Graf und Kurt Buhligen erreichten mit diesem Jagdflugzeug mehr als 100 Abschüsse. Bald schon erhielt die Fw 190 von den Alliierten den Beinamen „Butcher Bird“.
Ein Manko der Fw 190 war der extreme Leistungsabfall in großen Flughöhen, womit sie sich beispielsweise der P-51D unterlegen zeigte. Bei den Sturzkampfbombern spielte das kaum eine Rolle, der robuste Sternmotor erhielt sogar guten Zuspruch, da er einige Schäden wegstecken konnte. Die Lösung sollte ein Reihenmotor bringen, wobei das Reichsluftfahrtministerium (RLM) den Jumo 213 und der Chefkonstrukteur Kurt Tank den DB 603 favorisierte, beide flüssigkeitsgekühlte 2000 PS V-12-Motoren.
Ab Anfang 1942 testete man zahlreiche Modelle mit den Reihenmotoren, die mit ihren ringförmigen Gebläsekühlern in der Nase optisch aber immer noch an Flugzeuge mit Sternmotor erinnerten. Als sich im Lauf des Jahres 1943 abzeichnete, dass der Junkers-Motor früher verfügbar sein würde, konzentrierte sich die Entwicklung auf die Fw 190 D. Diese erhielt den Jumo-213A-1-Motor mit 1776 PS, die sich mit dem MW-50 kurzfristig auf 2240 PS erhöhen ließen. Das Team um Tank betrachtete die D-Serie aber immer noch als Notlösung, da sie auf den DB 603 fixiert blieben. Dabei handelte es sich hier um ein emotionales Problem, da der Jumo 213 ursprünglich als Bombermotor entworfen worden war. Bei den Fronteinheiten hielt sich deshalb hartnäckig das Gerücht, dass die Fw 190 D ein schwerfälliger zweitklassiger Jäger sei.
Die Entwicklung der Fw 190 D dauerte von April 1942 bis Mai 1944, wobei anfangs mit umgerüsteten A-Modellen experimentiert wurde. Das endgültige Serienmodell, die D-9, genannt „Dora Neun“, hatte einen um 0,6m verlängerten Bugkonus und, zum Erhalt der Richtungsstabilität, eine zusätzliche Rumpfsektion von knapp einem halben Meter Länge. Weitere Veränderungen betrafen die Bewaffnung: zwei der vier MG 151/20 in den Tragflächen entfielen und die MG 17 wurden durch zwei 13-mm-MG 131 ersetzt. Zusätzlich erhielt die D-9 drei Bombenschlösser, ein Sturzflugzielgerät und die MW-50-Einspritzung.
Als die Dora Neun im August 1944 an das III/JG 54 in Oldenburg ausgeliefert wurde, zeigten sich die Piloten von der neuen Maschine begeistert, obwohl Kurt Tank sie bei Frontbesuchen immer noch als Notlösung bezeichnete, deshalb erhielt sich auch den Beinamen „Dora/Mädchen von der Kellersteige“. Man betrachtete sie den alliierten Jägern, einschließlich der P-51D, als überlegen oder doch zumindest ebenbürtig. Allerdings konnte ihr volles Potential oft nicht genutzt werden, da kaum Druckkabinen verfügbar waren. Obwohl Focke-Wulf knapp 700 Jäger dieser Serie produzierte, kamen nur noch wenige zum Einsatz, da es an Treibstoff und Piloten mangelte.
Bald nach Produktionsbeginn erhielt die Fw 190 D-9 die gewölbtere Kanzel der F-2 für bessere Rundumsicht. Unterformen waren die D-10 mit einem MG 151 im linken Flügel und einer synchronisierten Mk 108, sowie die D-11 mit zwei MG 151 und zwei Mk 108 in den Tragflächen.
Trotz der sich verschlechternden Kriegslage produzierte Focke-Wulf eine beachtliche Menge Fw 190 mit insgesamt 20.087 Maschinen.
Das erste Bild zeigt eine Fw 190 A-3 und das zweite eine Fw 190 D-9.