Währungsreform - Bedeutung für die soziale Marktwirtschaft?

Der Mangel an Gütern hat die positive Folge, dass Preise hoch sind. Hohe Preise sind der Anreiz, das Angebot auszuweiten. Eine starke Währung hat zur Folge, dass Zinsen hoch sind und damit Gelder langfristig angelegt werden, z.B. in den Wohnungsbau. Ein sich ausweitendes Angebot bei gleichzeitiger Sparsakmkeit bzw. steigender Nachfrage war ein ganz wesentliches Element für die Stärke der D-Mark und die relativ rasche Bewältigung des Wohnraummangels. Aus heutiger Sicht muss gesagt werden: Es gibt nichts Schädlicheres für den Wohnungsbau als die Mietpreisbremse und Niedrigzinsen.
 
Es gibt nichts Schädlicheres für den Wohnungsbau als die Mietpreisbremse und Niedrigzinsen.
Für den Wohnungsbau sind neben Mietpreisbremsen auch hohe Zinsen schädlich, denn Wohnungsbau ist kapitalintensiv und Kapital ist bei hohen Zinsen teuer.

Übrigens stärken hohe Zinsen tendenziell eine Währung, nicht umgekehrt.
 
@Clemens64 Übrigens stärken hohe Zinsen tendenziell eine Währung, nicht umgekehrt.

Kannst du das etwas genauer ausführen? Ich verstehe den Einwand nicht.

@Clemens64 Wohnungsbau ist kapitalintensiv, aber aufs Ganze gesehen renditeschwach. Wer Anleger ist, weiß, dass Immobilienfonds wenig abwerfen, nicht trotz der Niedrigzinsphase, sondern gerade wegen der Niedrigzinsphase. Klar, mit zunehmender Geldmenge steigen auch die langfristigen Kosten für den Erhalt eines Gebäudes. Der Wohnungsbau ist kapitalintensiv und im Vergleich zu anderen Investitionsformen oftmals renditeschwach. Anleger sind sich bewusst, dass Immobilienfonds trotz der aktuellen Niedrigzinsphase wenig Erträge generieren – dies gilt nicht nur trotz, sondern gerade wegen der Niedrigzinsen. Die niedrigen Zinsen führen dazu, dass die Refinanzierungskosten für Immobilien sinken, was die Renditen schmälert. Kein Grund, zu investieren. Ich investiere nicht, um zu investieren, sondern um Zinserträge, sprich Gewinn zu erwirtschaften. Mit einer starken Währung in einem Wirtschaftsraum, der kein oder nur wenig Handelsdefizit aufweist, bin ich besser dran.

Wieso sollte ich als Anleger eines Investmentfonds Risikostufe 1 oder 2 wählen, wenn ich mit Risikostufe 3 oder 4 im Ernstfall weniger Verlust mache? Da sieht man ja schon an der Kursentwicklung, dass Immobilien nicht das halten, was sie versprechen. Das ist die jetzige Erfahrung. Besser ist man dran mit Buden, die man als Privatperson vor 20, 30 Jahren gekauft hat. In diesem Fall nimmt man teure Mieten ein, lässt die Wohneinheiten verkommen, um sie dann gewinnbringend an Dritte zu verkaufen. Das ist aber kein Investitionsprogramm.

Hohe Zinsen haben Vorteile: Erstens werden Investoren auf den Plan gerufen, zweitens wird sichergestellt, dass auch wirklich nur wirtschaftlich solide Personen und Institutionen bauen und drittens wird sichergestellt, dass effizient gebaut wird. Der niedrige Zins bewirkt das Gegenteil: Er senkt den Anreiz zu sparsamen Bauen, er trägt zur Überschuldung der Privathaushalte bei und sorgt langfristig für große Volatilität bei den Anlegern. Effizienz ist in der Ökonomie alles, deshalb sollte Geld nicht allzu leicht zur Verfügung gestellt werden. Der Schweizer Franken ist stärker als der Euro so wie die D-Mark die bessere und sozialere Währung war als der Euro. Eine pauschal richtige Antwort gibt es natürlich nicht. Die Frage, ob niedrige oder hohe Zinsen richtig sind, hängt von externen Entwicklungen ab. Man kann aber nicht behaupten, dass der Wohnungsmarkt per se von niedrigen Zinsen profitiert. Das geht 10 Jahre gut und dann kommt eben die Blase, weil alle merken, dass das Wohneinheiten nicht zwingend gute Renditeobjekte sind. Die Auflagen und Bedingungen die wir jetzt vorfinden, hindern den Wohnungsbau ganz extrem. Ein Vergleich der Bedingungen um 1955/1960 mit denen heute wäre reizvoll.
 
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@Reinecke In den 50ern Jahren war der Wohnungsmarkt stark reguliert, inklusive Miethöhe.

Ja klar, weil es die Zwangsbewirtschaftung gab. Für neuen Wohnraum galt das nur eingeschränkt. Ist ja auch logisch. Welchen Sinn hätte es gehabt, Wohnraum zu schaffen, wenn Personen zwangszugewiesen worden wären? Jedenfalls wäre das kein wirklich guter Anreiz gewesen, zu investieren.
 
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Man kann aber nicht behaupten, dass der Wohnungsmarkt per se von niedrigen Zinsen profitiert. Das geht 10 Jahre gut und dann kommt eben die Blase, weil alle merken, dass das Wohneinheiten nicht zwingend gute Renditeobjekte sind.
In diesem Text stehen so einige Aussagen, die ich für irreführend halte, aber hier nur so viel: Aus den zitierten Sätzen geht ja hervor, dass niedrige Zinsen die Immobilienwirtschaft anregen können, und eventuell sogar so stark, dass es zu einer Blase kommen kann, die irgendwann platzt.

Dass hohe Zinsen eine Währung tendenziell stärken, ist eine Standardaussage im Wirtschaftsteil der Zeitungen. Die theoretische Begründung geht ungefähr so: Wenn Dollaranlagen wegen höherer Zinsen einen höheren Ertrag abwerfen als Euroanlagen, kann das kein gleichgewichtiger Zustand sein, denn dann würden die Investoren in Dollaranlagen umschichten. Wenn aber mit der US-Zinserhöhung der Dollar gegenüber dem Euro aufwertet, sodass er aus langfristiger Perspektive überbewertet ist, stellt sich ein neues Finanzmarktgleichgewicht ein. Denn dann wird langfristig wieder mit einer Dollar-Abwertung gerechnet, die den Vorteil der höheren US-Zinsen ausgleicht, sodass die Investoren doch keine Veranlassung zur Umschichtung ihrer Portfoios von Euro- zu Dollaranlagen haben.
 
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