Wahlplakat KPD (Spartakus) zur Nationalversammlung 1919- überhaupt möglich?

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GoldenC

Gast
Hallo miteinander!
Ich habe eine Frage zu einem Plakat von 1919, welches ich unbedarft als Wahkplakat identiziert habe.
Sehr ausdruchsstark zeigt es, dass die Köpfe der Hydra nachwachsen und nur eine Revolution im Sinne der KPD/Spafrtakusbund wirklich veränderung bringt.
Aber: kann das überhaupt ein Wahlplakat sein? Hat die KPD nicht die Wahl zur Nationalversammlung boykottiert? Worum handelt es sich denn?

Herzlichen Dank für eure Mühen!

p63-498
 
Das Plakat ist durchaus interessant, vor allem weil hier auch ein krassblonder Nibelungen-Siegfried herangezogen wird - was man eher von völkischen Gruppen erwarten würde - , eine Vermischung von Hydra und Lindwurm stattfindet.
Zu deiner Frage: Ein Wahlplakat ist immer auch ein Propagandaplakat (auch wenn wir Propaganda häufig im negativen Sinne benutzen kann man das Wort durchaus neutral einsetzen), aber nicht jedes Propagandaplakat ruft zur Wahl (einer bestimmten Gruppe) auf.
 
Ritter und Hydra gab es fünf Jahre vorher ja schon einmal. Es wäre interessant zu erfahren, ob die Spartakisten sich hier absichtlich beim Bildprogramm des politischen Gegners bedienten oder ob Krieger und Hydren allgegenwärtig waren. Man bräuchte ein größeres ikonographisches Lexikon (das LCI habe ich, aber das hilft hier sicher nicht weiter :) )
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Ich sammle historische Plakate seit den 1980er Jahren, ich habe da einige. ich hänge dir einmal eine Abbildung eines Plakates hier an, es ist eine Rarität.

Es stammt aus einem Konvolut aus den 1980er Jahren, eine alte Lady aus Oldenburg verkaufte mir ihre alte Sammlung für sehr kleines Geld.
Ich ahnte, das Motiv könnte in späteren Jahren etwas wert sein.
Genau so ist es, es findet sich weltweit kein zweites Exemplar...

Micha
 

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    Davis Marx 1972 Plakat KLEIN.PNG
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Die Hydra mit dem Schwert zu bekämpfen, steht jedenfalls nicht in antiker Tradition. Üblich ist die Darstellung von Herakles mit Keule und Iolaos mit Fackel.

Ein interessantes Detail beim KPD-Plakat ist die gänzlich moderne Kleidung des blonden Spartakus: Hose mit Hosenträgern, hochgekrempelte Hemdsärmel und Stiefel mit Absätzen. Lediglich das Schwert erinnert an eine graue Vorzeit.
 
Nachtrag, das Plakat wurde signiert mit "Freitag 72". Es war mir bis heute nicht möglich, etwas über den damaligen Grafiker zu finden?

Vielleicht hat jemand von euch einen Hinweis auf den damaligen Grafiker, ist ja auch schon sehr lange her. über 50 Jahre...
Das Plakat ist sehr dekorativ, die Marx-Zitate über das Kapital sprechen für sich, das sehr große Plakat gehört eigentlich in ein deutsches Museum, aber wem sage ich das...

Gruß
Micha
 

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  • Davis Signatur Freitag 1972.jpg
    Davis Signatur Freitag 1972.jpg
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Plakat entstammt den Bundestagswahlkampf 1972.

Es ist ein Plakat der DKP (1972 = Erststimmen = 0,4 % - Zweitstimmen = 0,3 %.

Die „Sozioplis“ (Fachforum für gegenwartsbezogene Sozialwissenschaften, insbesondere für Soziologie) schreibt zu diesen Plakat:

Die DKP nutzte für ihren Wahlkampf 1972 die Köpfe von Karl Marx und Angela Y. Davis, die - verbunden durch ihre jeweilige Haarpracht - gewissermaßen eine symbiotische Verbindung eingingen. Davis war nach ihrer Rückkehr in die USA 1968 dem afroamerikanische Che-Lumumba-Kreis innerhalb der Kommunistischen Partei der USA (CPUSA) beigetreten. Im bundesdeutschen Wahlkampfjahr hatte sie die DDR besucht und dort unter anderem eine Ehrung von Erich Honecker erhalten.“

Che = „Che“ Guevara 1928 - 1967

Soziopolis: Soziopolis – Wikipedia

Was man auf diesen Foto hier nicht sieht ist >handschriftlich das bekannte Zitat aus seinem Werk „Das Kapital Band I“<:

Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn.
Zehn Prozent sicher und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens.


Dieses Zitat wird aber von Karl Marx nur wiedergegeben. Es entstammt den "Quarterly Reviewer" von Thomas Joseph Dunning.
 
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Danke dir Ralf M. Das Zitat war nicht handgeschrieben, es war gedruckt. Der damalige Name des Grafikers "Freitag", ich konnte nichts über den Grafiker finden.

Sicher eines der "besten" Plakate in meiner kleinen Sammlung alter politischer Plakate. Zum Wegwerfen zu schade, was ich bis heute nicht verstehe, es gab und gibt kein zweites Exemplar im Handel. Die damalige Auflage muß wohl sehr klein gewesen sein...

Danke für deinen Kommentar!

Micha
PS Die Verkäuferin in Oldenburg bot mir damals eine Mappe voller Plakate aus ihrer Studentenzeit an, so stücka 30 Blatt, größtenteils Konzertplakate, ein sehr seltenes Exemplar eines Boxkampfes aus den 1960er Jahren, und einige Kunstplakate. Ich habe damals weniger als 100,- DM für das Konvolut bezahlt. Lange her...
 
Zuletzt bearbeitet:
Sie suchen ja nach den Grafiker der dieses Plakat entworfen hat.

Ich könnte mir vorstellen die suche auch in der DDR vorzunehmen.

Die Beziehungen zwischen der DKP und SED waren ja immer recht brüderlich, herzliche, intensiv usw.
 
Moin Ralf.M,

danke für deinen Hinweis, vermutlich stammt das Motiv aus dem Werk des Malers und Grafikers Fritz Freitag, 1915-1977.
Es finden sich einige Plakate von Freitag Online, ist aber nach wie vor nur eine Vermutung meinerseits..?
Fritz Freitag: Fritz Freitag (Maler) – Wikipedia .

Hier noch ein interessanter Link zu dem Thema der Angela Davis und der damaligen Propaganda.
Link: Angela Davis – schwarze Schwester und rote Ikone

Einen freundlichen Gruß und die besten Wünsche für das sehr lange Wochenende!

Micha
PS Danke für deinen Hinweis auf das Zitat, das auf dem Plakat angefügt wurde, es spricht für sich, auch heute noch.
 
Moin im Thema,
vielleicht interessant für einige Mitleser. In den 1980er Jahren kaufte ich in der Stadt Oldenburg den Nachlass eines ehemaligen "Plakatklebers".
Der Vater der Verkäuferin war in den 1950er und den 1960er Jahren als ein Plakatkleber unterwegs. In dem Keller das Hauses fand sich ein sehr großer Restbestand alter Plakate. Viele gestapelt, und einige Plakate wurden als Unterlage für die Weckgläser mit dem Eingemachten benutzt.

Es gab dort so etwa 30 Plakate mit diesem Motiv: Gerade auf LeMO gesehen: LeMO Objekt: Plakat "seine Kameraden - unsere Verbündeten"

Die Plakate liegen unbeachtet hier herum, eingerollt, ich hänge mir so etwas nicht an meine Wand!

Micha
 
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