muck
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Wenn ein Thinktank postuliert, dass die Atomkraft niemals rentabel sein werde, stellt sich die Frage, ob man deren Kristallkugel mieten kann. Ich habe auch starke Zweifel, dass man nicht einen rentablen Atomreaktor gefunden haben will. Anders als durch die Einpreisung der putativen Kosten der Stilllegung und Endlagerung lässt sich mir dieses Ergebnis nicht erklären; ansonsten müsste man der Atomlobby zum größten Coup aller Zeiten gratulieren.
"Putativ" nenne ich die Kosten deshalb, weil sie, historisch betrachtet, erheblichen Schwankungen unterworfen sind, in Abhängigkeit von der Erwartung an die Qualität des Endergebnisses und der Nutzbarmachung neuer Technologien. Die Entsorgung radioaktiver Altlasten war zuerst billig, weil man die Gefahr nicht ernst nahm, dann verteuerte sie sich rapide, weil die Technik nicht so weit war, sie kostenffizient ernstzunehmen.
Es besteht freilich Grund zur Hoffnung, dass sich solche Prozesse wieder verbilligen werden, umso weiter der technische Fortschritt sich beschleunigt. So hat man im britischen National Nuclear Laboratory am Standort Sellafield erhebliche Fortschritte bei der Beschleunigung der Unschädlichmachung nuklearer Altlasten erzielt.
"Qualität des Endergebnisses" meint hingegen den Umstand, dass ein schnellerer und billiger Rückbau von KKWs durchaus innerhalb der – aus medizinischer Sicht unnötig niedrigen – gesetzlichen Grenzwerte möglich ist, aber stattdessen der Rückbau auf das – medizinisch nicht notwendige – Niveau der Hintergrundstrahlung verlangt wird.
Davon abgesehen stellt sich die Frage, ob die Autoren den Entscheidern überhaupt einen Ermessensspielraum zugestanden haben, im Sinne eines Werturteils über Kosten und Nutzen. Denn dabei gibt es kein "richtig" und "falsch", nur einen richtigen oder falschen Ermessensgebrauch. Diesbezüglich denke ich etwa an die Frage der Energiesicherheit, gerade in geopolitisch volatilen Zeiten. Man denke nur an Japans Abhängigkeit von der Atomkraft.
Dass der Bau etlicher Atomkraftwerke subventioniert wurde, erscheint mir ein schlechtes Argument für eine angenommene Unwirtschaftlichkeit. Erstens sind diese Subventionen gewiss nicht so hoch ausgefallen, dass sie sich in der Geschichte der Nutzung der Atomkraft nicht bereits amortisiert hätten. Auch stellt sich die Frage, ob etwa die geschaffenen Arbeitsplätze berücksichtigt wurden.
Zweitens werden heutzutage gerade die grünen Energien aufs Äußerste subventioniert, und es interessiert mich sehr, ob die Autoren hier Risiken wie z.B. die geringe Lebensdauer von Windkraft- und Solaranlagen oder die hohen Kosten für ihre umweltschonende Entsorgung eingepreist haben, bzw. die Möglichkeit eines Paradigmenwechsels überhaupt in Betracht gezogen haben.
Erlangen bspw. Kernfusionsreaktoren die Serienreife, kann man alle Windräder der Welt als Fehlinvestition abschreiben. (Ausgenommen, natürlich, die deutschen Windräder, denn die Atomkraft-Antipathie der Deutschen geht so weit, dass Kernfission und Kernfusion munter gleichgesetzt werden, weswegen man diese vielversprechende Technologie nicht weiter verfolgt und, etwa im Falle von B'90/Grüne, aktiv sabotiert.)
Heute Nachmittag werde ich mich mal in diese Studie vergraben.
Fraglich ist, wie Dein Einwand zu gewichten ist. Ich würde meinen, dass mit einer solch widersprüchlichen Haltung mehr über den Charakter solcher Politiker als über die Begründetheit ihrer Meinung ausgesagt wird.
"Putativ" nenne ich die Kosten deshalb, weil sie, historisch betrachtet, erheblichen Schwankungen unterworfen sind, in Abhängigkeit von der Erwartung an die Qualität des Endergebnisses und der Nutzbarmachung neuer Technologien. Die Entsorgung radioaktiver Altlasten war zuerst billig, weil man die Gefahr nicht ernst nahm, dann verteuerte sie sich rapide, weil die Technik nicht so weit war, sie kostenffizient ernstzunehmen.
Es besteht freilich Grund zur Hoffnung, dass sich solche Prozesse wieder verbilligen werden, umso weiter der technische Fortschritt sich beschleunigt. So hat man im britischen National Nuclear Laboratory am Standort Sellafield erhebliche Fortschritte bei der Beschleunigung der Unschädlichmachung nuklearer Altlasten erzielt.
"Qualität des Endergebnisses" meint hingegen den Umstand, dass ein schnellerer und billiger Rückbau von KKWs durchaus innerhalb der – aus medizinischer Sicht unnötig niedrigen – gesetzlichen Grenzwerte möglich ist, aber stattdessen der Rückbau auf das – medizinisch nicht notwendige – Niveau der Hintergrundstrahlung verlangt wird.
Davon abgesehen stellt sich die Frage, ob die Autoren den Entscheidern überhaupt einen Ermessensspielraum zugestanden haben, im Sinne eines Werturteils über Kosten und Nutzen. Denn dabei gibt es kein "richtig" und "falsch", nur einen richtigen oder falschen Ermessensgebrauch. Diesbezüglich denke ich etwa an die Frage der Energiesicherheit, gerade in geopolitisch volatilen Zeiten. Man denke nur an Japans Abhängigkeit von der Atomkraft.
Dass der Bau etlicher Atomkraftwerke subventioniert wurde, erscheint mir ein schlechtes Argument für eine angenommene Unwirtschaftlichkeit. Erstens sind diese Subventionen gewiss nicht so hoch ausgefallen, dass sie sich in der Geschichte der Nutzung der Atomkraft nicht bereits amortisiert hätten. Auch stellt sich die Frage, ob etwa die geschaffenen Arbeitsplätze berücksichtigt wurden.
Zweitens werden heutzutage gerade die grünen Energien aufs Äußerste subventioniert, und es interessiert mich sehr, ob die Autoren hier Risiken wie z.B. die geringe Lebensdauer von Windkraft- und Solaranlagen oder die hohen Kosten für ihre umweltschonende Entsorgung eingepreist haben, bzw. die Möglichkeit eines Paradigmenwechsels überhaupt in Betracht gezogen haben.
Erlangen bspw. Kernfusionsreaktoren die Serienreife, kann man alle Windräder der Welt als Fehlinvestition abschreiben. (Ausgenommen, natürlich, die deutschen Windräder, denn die Atomkraft-Antipathie der Deutschen geht so weit, dass Kernfission und Kernfusion munter gleichgesetzt werden, weswegen man diese vielversprechende Technologie nicht weiter verfolgt und, etwa im Falle von B'90/Grüne, aktiv sabotiert.)
Heute Nachmittag werde ich mich mal in diese Studie vergraben.
Da wir die Endlager-Problematik sowieso an der Backe haben, sehe ich darin persönlich keinen Grund, auf die Atomkraft zu verzichten. Wo so argumentiert wird, vermag ich keine Apologetik zu erkennen.Ich nicht. Wir wissen heute, dass es - neben den Risiken der Atomenergie - eine Endlagerproblematik gibt. Trotzdem gibt es immer noch Leute, die versuchen, Atomenergie als "saubere Alternative zur Kohle" zu verkaufen. Als sei CO2 das einzige Problem.
Irgendwoher musste die Aussage kommen, und Deine Wortwahl …Ich habe nichts von Umfragen geschrieben.
Ohne in die Tagespolitik abrutschen zu wollen: die Ministerpräsidenten in Dtld. die am ehesten an der Atomenergie festhalten woll(t)en, sind gleichzeitig die, die sich am lautesten gegen Atom-Müll-End- und -zwischenlager in ihrem Bundesland wehren.
… klang sehr allgemein gehalten. Dass damit Ministerpräsidenten gemeint gewesen sein sollten, war mir nicht zu erkennen, mir schien es, Du bezögest Dich auf die Gesellschaft an sich.El Quijote schrieb:Aber spätestens beim Endlagerstreit sieht man, dass selbst die größten Apologeten ungern ein Endlager vor der eigenen Haustür hätten.
Fraglich ist, wie Dein Einwand zu gewichten ist. Ich würde meinen, dass mit einer solch widersprüchlichen Haltung mehr über den Charakter solcher Politiker als über die Begründetheit ihrer Meinung ausgesagt wird.
Ja, weil Du die Gesundheitsschäden im Uranbergbau in der DDR als Argument gegen die Atomkraft anführtest, wobei in meinen Augen äußerst fraglich ist, ob man diese der Atomkraft zurechnen muss, wo doch Mensch und Umwelt allgemein gerade in der Zeit des Stalinismus als Wegwerfmaterial galten.Das Fass Sozialismus vs. Kapitalismus machst du auf.
Ich weiß nicht, was ich von diesem Einwand halten soll. Wenn es quakt wie eine Ente, watschelt wie eine Ente und zudem noch Ente genannt werden will, mag man es wohl getrost Ente nennen. Aber das gehört nicht hierher.(Wobei man sagen muss, dass, was auch immer man vom Sozialismus als Idee halten mag, bisher keines der Länder, die sich auf Marx berufend als "sozialistisch" oder "kommunistisch" apostrophierten, auch nur annähernd für sich in Anspruch nehmen konnte, die Ideen von Marx und Engels tatsächlich umzusetzen.
Man könnte argumentieren, dass die Staaten des sich konstituierenden Ostblocks subjektiv keine andere Wahl hatten, als rücksichtslos ihre Industrialisierung und Militarisierung zu betreiben, alles auf Kosten der Umwelt, um sich für einen baldigen Krieg mit den Westalliierten zu wappnen, den ja zumindest einzelne führende Köpfe (wie Winston Churchill oder z.B. auch diverse Generäle) durchaus durchspielten.Das heißt natürlich im Umkehrschluss nicht, dass ein sozialistisches Land umweltfreundlicher gewesen wäre. Aber dass ausgerechnet Länder, die sich als "sozialistisch" apostrophieren den Arbeitsschutz ignorieren und systematisch verheimlichen, dass es im Uranbergbau noch mal ganz eigene Gesundheitsprobleme gab, die über die aus dem Bergbau bekannten Probleme hinausgingen, zeigt, wie wenig "der Arbeiter" dort im Fokus der Verantwortlichen des "Arbeiter- [und Bauern]staates" stand, wie wenig sich die politisch Verantwortlichen jenseits der Rhetorik für die, für sie sie zu sprechen vorgaben, interessierten.)