War Sigibert von Köln Christ?

Cadreduvide

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Gibt es Quellen, die Aufschluss über Sigibert von Köln als Christ geben? Ich habe nur gelesen, dass Chlodwig nach der Schlacht von Zülpich sich taufen ließ und habe mich gefragt, ob das auch für den rheinfränkischen Kleinkönig zutraf.
 
Sagen wir mal so: Die Taufe Chlodwigs kam sicherlich nicht so aus dem Nichts, wie sie uns in den Quellen geschildert wurde und wie die Geschichtswissenschaft das im 19. Jhdt. noch als gegeben hinnahm. Es kann also sein, dass Sigibert bereits Christ war. Allerdings wüsste ich nicht, wo außer bei Gregor von Tours Sigibert erwähnt würde und dort sind die Angaben über ihn äußerst spärlich. Über seine Religion wird dort nichts gesagt. Meines Wissens gibt es keine Urkunden von ihm und auch keine Briefe, die uns über seine Konfession Auskunft geben könnten.
 
Würde gern helfen, ist aber nicht gerade mein Wissensgebiet.

Im Portal „Deutsche Biografie“ finde ich 3 Sigiberts.

· Sigibert I., merowingischer Frankenkönig von 561-575, Sohn Chlothachar's I. und der Ingundis.
· Sigibert II., ebenfalls merowingischer Frankenkönig 613, Sohn Theuderich II. von Burgund und einer ungenannten Buhle.
· Sigibert III., auch er merowingischer Frankenkönig von 632-656, Sohn Dagobert I. von Ragnetrud.

Ich denke mir Ihnen geht es um Sigibert III. Dieser sollte wohl dann „Der Lahme“ auch sein.

Deutsche Biographie - Sigibert I. (deutsche-biographie.de)

Diese Web-Seite führt Sie dann zum zweiten und dritten Sigibert und zu Quellen.
 
Würde gern helfen, ist aber nicht gerade mein Wissensgebiet.

Im Portal „Deutsche Biografie“ finde ich 3 Sigiberts.

· Sigibert I., merowingischer Frankenkönig von 561-575, Sohn Chlothachar's I. und der Ingundis.
· Sigibert II., ebenfalls merowingischer Frankenkönig 613, Sohn Theuderich II. von Burgund und einer ungenannten Buhle.
· Sigibert III., auch er merowingischer Frankenkönig von 632-656, Sohn Dagobert I. von Ragnetrud.

Ich denke mir Ihnen geht es um Sigibert III. Dieser sollte wohl dann „Der Lahme“ auch sein.

Deutsche Biographie - Sigibert I. (deutsche-biographie.de)

Diese Web-Seite führt Sie dann zum zweiten und dritten Sigibert und zu Quellen.

Sigibert von Köln ist keiner dieser drei. Er wurde zwischen 496 und 511 ermordet. Man weiß nicht einmal sicher, ob er Merowinger war oder nicht.
 
Danke für die Antworten. Mir geht es um den Sigibert von Köln, der von seinem Sohn Chloderich ermordet worden sein soll, durch Anstiftung von Chlodwig I, also vor 511 und nach der Schlacht von Vouillé im Jahre 507.

Auf Deutsche Biographie - Chlodwig I. heißt es:

"Chlodwig besiegte und unterwarf die Alemannen, er erbte nach Beseitigung der anderen merowingischen Teilkönige deren Herrschaften und ließ sich nach der Ermordung des Ribuarierkönigs Sigibert zu dessen Nachfolger wählen. (Ohne befriedigende Erklärung bleibt die Nachricht vom Sieg über die „Thoringer“.) Unter dem Einfluß seiner Gattin Chrodchild und des Bischofs Remigius von Reims trat Chlodwig vom Heidentum zum katholischen Christentum über."

Ich erstelle gerade ein Theaterstück über Chloderich und mir jucken die Finger, Sigibert als Antagonist zum christlichen Chlodwig I. den heidnischen Göttern zugewandt darzustellen. Aber vorher wollte ich mich gerne vergewissern, ob die spärliche Quellenlage soviel Freiraum zulässt, oder ob irgendwo (beispielsweise bei Georg von Tours' Historae II?) Sigibert als Christ beschrieben wurde.
 
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Ich erstelle gerade ein Theaterstück über Chloderich und mir jucken die Finger, Sigibert als Antagonist zum christlichen Chlodwig I. den heidnischen Göttern zugewandt darzustellen. Aber vorher wollte ich mich gerne vergewissern, ob die spärliche Quellenlage soviel Freiraum zulässt, oder ob irgendwo (beispielsweise bei Georg von Tours' Historae II?) Sigibert als Christ beschrieben wurde.
Weder in die eine, noch in die andere Richtung. Chlodwigs Grund, Chloderich zum Vatermord anzustiften, sei gewesen, dass der Vater lahm sei.
Im Übrigen habe ich übersehen, dass Sigibert an der Schlacht von Vouillé 507 teilnahm, auf Seiten Chlodwigs. Also wenn beide an der Schlacht an Vouillé gegen die Westgoten teilnahmen, werden beide sicher katholisch gewesen sein. Sigibert ist eher Opfer als Gegenspieler - sofern wir Gregor glauben.
 
Sigibert nahm an der Schlacht von Zülpich teil und verletzte sich dort. An der Schlacht von Vouillé wird er als "Lahmer" wahrscheinlich nicht mehr teilgenommen haben.
Die zeitliche Einordnung in der Sigibert von Chloderich ermordet wurde, zwischen der Schlacht von Vouillé im Jahre 507 und 511, sollte nur helfen, die möglichen Sigiberts auf den Gemeinten einzugrenzen. Ich hätte das besser formulieren sollen.
Bei Georg von Tours (sofern das aktuell die einzige Quelle über Sigibert ist) steht auch nichts von einer möglichen Konfession Sigiberts.
Aus den bisherigen Antworten entnehme ich, dass die Möglichkeit eines ungetauften Sigiberts, durch fehlende Quellenbelege die ihn als Christen beschreiben könnten, erhalten bleibt. Das hilft mir schonmal weiter.
 

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Ich erstelle gerade ein Theaterstück über Chloderich und mir jucken die Finger, Sigibert als Antagonist zum christlichen Chlodwig I. den heidnischen Göttern zugewandt darzustellen.
Es ist verlockend, heidnische Franken um das Jahr 500 herum mit Wodan, Thor, Walküren und Walhall in Verbindung zu bringen ;) Und wenn man sich an alemannischen Quellen (Nordendorfer Bügelfibel etc) orientiert, weil man keine entsprechenden fränkischen hat, könnte man unterstellen, dass heidnische Alemannen, Franken, Sachsen, Goten mehr oder weniger dasselbe Pantheon "nutzten" --- aber ich fürchte, dass das nicht ganz zutrifft:
- die "Franken" waren weitaus früher "römisch" akkulturiert als andere Gruppen im 5. Jh. (teils lange in spätrömischen Diensten, teils lange Nachbarn der "Römer") und ihre Warlords waren erpicht, als hohe römische Militärs Karriere zu machen: da ist zumindest bei den Anführern wahrscheinlicher, dass sie eher "römisch" politisch orientiert waren (da fällt mir ein, dass bei Eugen Ewig "die Franken" zu lesen ist, dass Chlodwig vor seiner Taufe mit der got.-arianischen Kirche geliebäugelt haben soll) kurzum der Kölner Sigibert wird sich wenig von anderen fränk. Warlords unterschieden haben; die militär. fränk. Oberschicht dürfte wohl nicht mehr heidnisch, vermutlich synkretistisch eingestellt gewesen sein.
- die heidnischen Goten kannten keinen Wodan (H. Wolfram "die Goten") also ein allen germanischen Gruppen gleiches Heidenpantheon gab es wohl nicht
- H. Wolfram "das Reich und die Germanen" bezeichnet das Heidentum einiger germanischer Heermeister als neuplatonisch

Zu religiösen Einstellungen der merowingischen Franken ist vielleicht G. Scheibelreiter "die barbarische Gesellschaft" nützlich.
 
Im Buch "Die Zeit der Kriegsherren" von Gunivortus Goos gibt es ein Kapitel "Heidentum, Kulte und Götter" von 69 Seiten, das sich ausführlich mit der Religion (eher: den Religionen) in der fränkischen Frühzeit befasst.

Problematisch ist bei der Berufung auf Originalquellen, dass es zu jener Zeit üblich war, in lateinischen Texten einheimische Götter mit "vergleichbaren" römischen Götternamen zu bezeichnen – wie oft wird Mercurius auf den unterschiedlichsten Votivaltären genannt? Hinzu kommen im 19. Jh. beliebte Rückprojektionen aus dem wikingerzeitlichen Skandinavien/Island.

Schließlich muss man auch bedenken, dass für viele römisch erzogene "Christen" die Taufe erst einmal nur die Hinzunahme eines weiteren Gottes bedeutete, der Ausschließlichkeitsanspruch wurde bestenfalls vom Klerus erhoben und setzte sich nur langsam durch.
 
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Danke für die vielen Quellenvorschläge. Da werde ich mal weiter recherchieren. Richomer, Bauto, Arbogast der Ältere und Childerich I. (Chlodwigs Vater) waren beispielsweise foederati, die wohl keine Christen waren, aber sich gut mit den Bischöfen verstanden haben.
Ein synkretistisches Köln würde mir schon reichen. Zu starke Kontraste klar abgegrenzter Glaubensrichtungen gehen ja auch zu Lasten von Komplexität, das brauche ich nicht im Drama ;)
Ich finde auch die Frage spannend, inwiefern die Orientierung hin zu einer "römischen Karriere" und damit evtl. einhergehende Taufe überhaupt noch gegeben war, angesichts des Untergangs von Rom.
Für Chlodwigs Motivation sich taufen zu lassen, spräche wohl auch seinen Thronanspruch im Jenseits zu legitimieren, das Sieghelfermotiv eines stärkeren Gottes auf seiner Seite zu wissen und sich mit den Bischöfen, die in den von Salfranken eroberten "römischen Regionen" die Verwaltung Inne hatten, gut zu stellen.
Ich fände es interessant, wenn sich Sigibert als Rheinfranke fragen würde, ob er dem Beispiel des Salfrankenkönigs (nicht aus einem rheinfränkischen Selbstverständnis, sondern aus der Sicht eines eroberten Randgebietes auf ein zerfallenen Reiches heraus, das schwächelt und dennoch im Begriff steht ein riesiges Erbe zu hinterlassen) folgen soll und sich taufen lassen soll (sofern er noch nicht getauft war ;) ) oder nicht, in Bezug auf die dadurch erzeugte Auswirkung auf die durchmischte Bevölkerung Kölns (christliche und "heidnische" Tempel existierten in der Stadt, sowie Mischformen von Gallo-römischen und germanischen Gottheiten), auf sein eigenes politisches Kalkül und seinem ganz privaten Glauben, auch wenn es nur eine Nebenhandlung sein soll, da es hauptsächlich um Chloderich gehen soll, der ihn umbringt.
Aber vielen Dank für den Input, da habe ich einiges zu lesen :)
 
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Ich finde auch die Frage spannend, inwiefern die Orientierung hin zu einer "römischen Karriere" und damit evtl. einhergehende Taufe überhaupt noch gegeben war, angesichts des Untergangs von Rom.
Das ist eine interessante Fragestellung! Betrachteten sich solche Warlords wie Chlodwig und Theoderich als "Eroberer" und hielten das weströmische Reich für perdu? Beiden waren ihre römischen Titel (!) durchaus was wert. Chlodwig hatte von Ostrom den Titel Consul.

Man könnte, ex post, auch naiver fragen: warum soll der heidnische germanische Kriegsmann "römische" Götter übernehmen, wenn es doch mit der römischen Herrlichkeit bergab geht? -- Aber das scheint mir zu naiv. Den Warlords ging es um Integration in die herrschende Militärelite, ihre barbarischen Truppen sollten das militärische Vakuum auffüllen: man darf nicht vergessen, was für winzige demografische Minoritäten die West-, Ostgoten, Vandalen und (jedenfalls weiter westlich von Rhein/Mosel) die Franken waren - dazu erhellend H. Wolfram "das Reich und die Germanen".
 
Umso mehr ich mich mit Chlodwig I. beschäftigte, entsteht bei mir der Eindruck, dass ihm die Rolle gelegen kommen konnte, als loyaler foederati Roms Feinde zu beseitigten und sich dabei die Machtbereiche (beispielsweise von Aegidius) der anderen Warlords einzuverleiben und vielleicht trug die Taufe dazu bei, militärische Unterstützung von Rom nutzen zu können, um gegen arianische Gemeinschaften einen Kriegsgrund und mögliche, weitere Geländegewinne erlangen zu können.
Sigibert könnte dieses Verhalten missfallen und die Angst um seine eigene Macht hinter moralischen Bedenken tarnen. Wenn sein Sohn Chloderich nach der Schlacht von Vouillé nach Köln zurück kehrt und die Anerkennung seines Vaters einholen will, könnte Sigibert Chloderich mit Chlodwig vergleichen, dem treuen Bluthund Roms, der loyal ist, solang man ihn mit Anerkennung füttert, in Form von Geländegewinnen und seinen Sohn fragen, warum ein christlicher Gott legitime, römische Herrscher sich in gegenseitigen Attentaten beseitigen lässt.
Mich würde auch mal interessieren, ob Chlodwig I. auch vom weströmischen Kaisertitel geträumt hat, oder ob er sich mit einem eigenen Reich begnügte, da man ja wahrscheinlich auch nie sicher war, die römische Gunst mit dem nächsten Kaiser einzubüßen (Wie dies Aegidius mit Ricimer erleben musste).
 
Mich würde auch mal interessieren, ob Chlodwig I. auch vom weströmischen Kaisertitel geträumt hat, oder ob er sich mit einem eigenen Reich begnügte
Ohne Kontrolle über die Stadt Rom zu haben - und davon war Chlodwig weit entfernt - , dürften alle denkbaren Ambitionen auf einen weströmischen Kaisertitel wohl tatsächlich nicht mehr als ein Traum gewesen sein.

Aber war Westrom während Chlodwigs Herrschaft und damit auch der weströmische Kaisertitel nicht bereits Geschichte? Chlodwig ist etwa 10 Jahre alt gewesen als der letzte halbwegs legitime weströmische Kaiser Romulus Augustulus von Odoaker 476 abgesetzt wurde.
 
Ohne Kontrolle über die Stadt Rom zu haben - und davon war Chlodwig weit entfernt - , dürften alle denkbaren Ambitionen auf einen weströmischen Kaisertitel wohl tatsächlich nicht mehr als ein Traum gewesen sein.

Aber war Westrom während Chlodwigs Herrschaft und damit auch der weströmische Kaisertitel nicht bereits Geschichte? Chlodwig ist etwa 10 Jahre alt gewesen als der letzte halbwegs legitime weströmische Kaiser Romulus Augustulus von Odoaker 476 abgesetzt wurde.

Der Senat war wohl noch den Oströmischen Kaisern untergeben mit ostgotischen Herrschern.
 
Ohne Kontrolle über die Stadt Rom zu haben - und davon war Chlodwig weit entfernt - , dürften alle denkbaren Ambitionen auf einen weströmischen Kaisertitel wohl tatsächlich nicht mehr als ein Traum gewesen sein.
Die Kontrolle über die Stadt Rom war wohl weniger wichtig. Schließlich hatten die Kaiser des Westens schon lange in Mailand oder Ravenna residiert, und jahrhundertelang hatten sich immer wieder Personen zu Kaisern ausgerufen, die lediglich irgendeinen Winkel des Reiches tatsächlich kontrolliert hatten. Einen solchen (ehemaligen) Winkel beherrschte auch Chlodwig.

Dafür, dass Chlodwig irgendwelche Ambitionen auf die Kaiserwürde gehabt hätte, gibt es meines Wissens keine Anzeichen, und ich halte es für extrem unwahrscheinlich. Ohnehin war es schlichtweg nicht üblich, dass ein Germane, obendrein ein nicht romanisierter, den Kaisertitel führte. (Die Ausnahme Magnentius war wohl nur mütterlicherseits germanischer Herkunft.) Das änderte sich erst mit Karl dem Großen. Davor begnügten sich Germanen damit, die tatsächliche Macht als "Heermeister" o.ä. auszuüben, siehe Arbogast, Ricimer, Gundobad etc. Auch Odoaker hatte sich gerade nicht zum Kaiser erhoben, ebensowenig Theoderich.

Mit der Absetzung von Romulus Augustulus und dem Tod von Iulius Nepos hatte sich ein eigener Kaiser für den Westen erledigt. Der in Konstantinopel residierende Kaiser wurde aber im Westen als formaler Oberherr anerkannt, auch von faktisch völlig unabhängigen Germanenherrschern wie Chlodwig und Theoderich.
 
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