Die unterschiedlichen Antworten geben schonmal einen schönen Hinweis, dass seit Domaszewski sehr unterschiedliche Deutungen dieses Begriffes genutzt wurden.
Wenn man die Fachlexika bemühen würde, käme man auf folgende Entwicklung des Begriffes:
Im 2. Jh.v.Chr. standen Männer nach geleistetem Militärdienst weitere Jahre (i.d.R. bis zu 16) als Reserve zur Verfügung, zur Einberufung / Ausrufung) also. Dies waren die evocati.
Als im letzten Jahrhundert der Republik die Feldherren versuchten, die gedienten Soldaten nach Ablauf ihrer Zeit beim Heer zu halten, waren diese Freiwilligen evocati, schon eine Art Rangbezeichnung, die jedoch unterhalb der centurionen anzusiedeln ist, also eher principalen Rang einnahm.
Die nähe der kaiserzeitlichen evocati, also der nach ihrer Dienstzeit verlängernden (heutzutage "freiwillig länger Dienende") zu den Prätorianern und deren nähe zu den centuriones ist daher auch recht leicht zu begründen. Während die regulären Truppen 25 Jahre abzureißen hatten, lag die Dienstzeit der Prätorianer bei nur 16 Jahren, eine Verlängerung danach erschien also lukrativ, da sie auch einen Sprung nach oben bedeutete und ziemlich sicher zum Zenturionat führte, selbst wenn man vorher die Leiter kaum heraufgekommen war.
Dazu gibt es neben der veralteten Literatur "Die Rangordnung des römischen Heeres" von Domaszewski einen guten Artikel im Neuen Pauly und einen kurzen Abschnitt im "Lexikon der lateinischen militärischen Fachausdrücke".
Wer des italienischen mächtig ist:
M. Traverso, A proposito dell’evocatus legionis in der Zeitschrift Epigraphica von 1999