Es gab natürlich auch die im Westen veröffentlichten Bücher der Dissidenten, die mich als Schüler im Westen begeisterten:
Reiner Kunze: "Die wunderbaren Jahre"
de.m.wikipedia.org
Monika Maron: "Flugasche"
de.m.wikipedia.org
Jurek Becker: "Jakob der Lügner"
de.m.wikipedia.org
Hermann Kants "Aula" haben wir in der Oberstufe in Deutsch gelesen, ich sah ihn zwar als linientreu (und seine Rolle im Schriftstellerverband war übel), zugleich zeichnete er viele Einzelheiten des DDR-Alltags atmosphärisch gut nach, ich mochte das Buch und die Zwischentöne.
Und dann gab es das Konzert von Wolf Biermann in Köln 1976, das als Livesendung im Radio übertragen wurde.
Konzertgitarre und Gesang - seine Bühnenshow ist nicht überwältigend, aber sein Auftritt am 13. November 1976 in Köln: Nach über zehn Jahren Auftrittsverbot in der DDR steht der Liedermacher wieder auf der Bühne, allerdings in der BRD .
www1.wdr.de
Ich saß vor der Stereoanlage und hatte eine Gänsehaut, ein Gefühl der Dichte und Wahrheit.
Und Gänsehaut auch jetzt noch, wenn ich mich erinnere an den Vortrag von "Ermutigung":
"Du laß Dich nicht verhärten,
in dieser harten Zeit.
Du, lass dich nicht verhärten,
in dieser harten Zeit
Die allzu hart sind, brechen,
die allzu spitz sind, stechen,
und brechen ab sogleich,
und brechen ab sogleich.
Du, lass dich nicht verbittern
in dieser bitt′ren Zeit!
Die Herrschenden erzittern,
sitzt du erst hinter Gittern.
Doch nicht vor deinem Leid,
auch nicht vor deinem Leid.
Du, lass dich nicht erschrecken
in dieser Schreckenszeit.
Das woll'n sie doch bezwecken:
Dass wir die Waffen strecken
schon vor dem großen Streit,
schon vor dem großen Streit.
Du, lass dich nicht verbrauchen, gebrauche deine Zeit:
Du kannst nicht untertauchen
Du brauchst uns und wir brauchen
grad deine Heiterkeit,
grad deine Heiterkeit
Wir woll′n es nicht verschweigen,
in dieser Schweigezeit:
Das Grün bricht aus den Zweigen.
Wir wolln das allen zeigen:
Dann wissen sie Bescheid,
dann wissen sie Bescheid."
Oder die Ballade vom preußischen Ikarus:
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Der seltsame Abend der Wende (ich war zu meinen Eltern gefahren, ich hatte am kommenden Morgen das Vorstellungsgespräch für meine erste Arztstelle) war ähnlich berührend, und in jenem phänomenalen Konzert von 1976 schon vorweggenommen.
Und es gab, im Möbeldesign und in der Konsumgüterkultur der DDR, etliche Dinge mit sehr gutem und aufrichtigem Design.
Viele bedeutende Formgestalter aus der ehemaligen DDR sind bereits älter. Ihr wertvolles Wissen und ihre persönlichen Einblicke in die ostdeutschen Designprozesse drohen verloren zu gehen. Das Gleiche gilt für zahlreiche private Archive, die in ihrem Gehalt gefährdet sind. Da das Haus der...
www.stiftung-industrie-alltagskultur.de