Auf die anderen Fragen wurde ja schon ausführlich geantwortet, Aber noch so eine Hypotese: Was wäre aus Rom geworden, hätte es keine Sklaven gegeben, die es hätte ausbeuten können.
Der Einfluss auf die Wirtschaft lässt sich doch nur schwer einschätzen. Letzlich hängen die Konsequenzen von dem aktuellen Verhältnis von Angebot und Nachfrage an Arbeitskräften zusammen. Ein Sklave kann ja durchaus teurer sein als ein Tagelöhner. Sind also genug Arbeitskräfte vorhanden und die Nachfrage nach Arbeit entsprechend hoch, dürfte dem Arbeitgebern doch egal sein, ob ein Tagelöhner von dem Geld, das er bekommt, überhaupt leben kann. Ein Sklave ist doch auch eher eine langfristige Investition. Hat man aufgrund der wirtschaftlichen Situation plötzlich mehr Sklaven, als man für die anfallende Arbeit benötigt, kann man diese natürlich verkaufen. Man muss nur einen Käufer finden. Und wenn ein Überschuss an Arbeitskräften besteht, dürfte das zu einem angemessenen Preis schwierig sein. Der Unternehmer ist mit Sklaven also eher unflexibel.
Ich denke ein Vorteil, den die Sklavenhaltung mit sich gebracht hat, ist eine höhere Mobilität der Arbeitskräfte. Die Menschen tendieren dazu, dahin zu gehen, wo es Arbeit gibt (oder ihre Existenz gesichert ist). Gab es in einer Provinz einen Mangel an Arbeitskräften und in einer anderen einen Mangel an Arbeit, dürfte der Sklavenhandel organisierter und, von den eigenen wirtschaftlichen Interessen geleitet, schneller reagiert haben. Man war nicht darauf angewiesen, Arbeitskräfte "einwandern" zu lassen. (Ich hoffe, das ist in der Kürze einigermaßen verständlich.)
Ein weiterer Gedanke, der mir gekommen ist, hängt mit dieser Mobilität eng zusammen. Sklaven waren ja nicht ausschließlich ungebildet. Und jeder Mensch, trägt seinen kulturellen Hintergrund mit sich. Der Vorteil am Besitzen eines Menschen ist auch, dass man seinen Aufenthaltsort bestimmen darf. Das traurige Schicksal eines Sklaven, der aus seiner gewohntem Umfeld gerissen und in ein fremdes Land transportiert wurde, kann für dieses fremde Land ja eine kulturelle Bereicherung mit sich gebracht haben. Und mitunter vielleicht sogar auf diese Art den Zusammenhalt des römischen Reichs gestärkt haben.
Ohne Sklaverei wäre man auch mehr auf einheimische Arbeitskräfte angewiesen gewesen. Diese hätten in Zeiten eines Arbeitskräftemangels ihre Interessen besser durchsetzen können, da die Ausweichmöglichkeit, Sklaven zu importieren, weggefallen wäre. Soviel ich weiß, war die Sklaverei darüber hinaus auch so etwas wie das letzte Netz der sozialen Sicherung. Bevor ich mich oder meine Familie nicht mehr ernähren kann, kann ich mich selbst bzw. Familienmitglieder verkaufen. Mann darf diese letzte Möglichkeit vielleicht als soziales Ventil betrachten.
Letzlich würde ein Rom ohne Sklaven auch ein ganz anderes Menschenbild in der Antike vorraussetzen. Der Wert, kein Mensch kann Besitz eines anderen sein, setzt eine Menschenbild und Selbstverständniss vorraus, dass sicher auch andere Formen der Verfügungsgewalt eines Menschen über einen anderen in Frage gestellt hätte.