deSilva
Aktives Mitglied
jschmidt schrieb:Manche zeitgenössische Geschichtsschreiber haben sich als unzuverlässig erwiesen, weshalb es für spätere notwendig war, eigene Plausibilitätsüberlegungen anzustellen. Von welchen Parametern hängt typischerweise die Stärke einer Armee ab? Das wäre doch eine schöne Aufgabe für einen gewohnheitsmäßigen Rechner:
* Bevölkerungszahl
* Altersaufbau
* Männer-Anteil
* Anteil der uk-Gestellten
* usw.
Die große Unbekannte dürfte die Stärke der "sonstigen" Heeresangehörigen sein, insbesondere etwaiger Söldner und aus anderen Völkern/Stämmen zwangsweise Rekrutierter.
BalticBirdy schrieb:Eine Quote von mehr als 5% der Bevölkerung ist in vorindustriellen Zeiten nicht mobilisierbar. Landwirtschaft, Infrastruktur und Handwerk müssen ja weiterhin funktionieren. Reiternomaden, wo praktisch jeder von 15-75 kämpfen kann, sind ein Sonderfall.
hyokkose schrieb:Eine noch etwas niedrigere Zahl errechnete einst General Cao Cao (der 220 n. Chr. erfolgreich nach dem Thron gegriffen hat): Um ein Heer von 100.000 Mann aufrechtzuerhalten, seien 700.000 Haushalte nötig. Da fünf Personen pro Haushalt eine bewährte Hausnummer sind, landen wir sogar bei unter 3%.
Ich kann sicher mal ein paar Fälle in einem Diagramm auftragen... aber bei mir geht es leider nicht heute
Doch schon mal einige qualitative Überlegungen.
(a) Ich habe schon lange den Eindruck, dass die bevölkerungsschätzenden Autoren sehr freizügig mit den Kindern umgehen. Ich habe meine Zweifel, ob und wie sie in Schätzungen für die Zeit vor 1700 berücksichtigt wurden. Viel besser wäre die Schätzung von "Haushalten".....
(b) Die vor- und frühindustrielle Gesellschaft bestand zur Hälfte aus Kindern, eher sogar 60%, "Alte" waren nicht so häufig. 1/6 im Prinzip wehrfähige Männer wäre wohl eine tragfähige Schätzung (= 16%). Eine andere, aus jeder (5-köpfigen?) Familie einen Sohn zu stellen = 20%. Dies sind Werte für den "Totalen Krieg".
(c) In ruhigeren Zeiten ist ein stehendes Heer viel kleiner, siehe oben die Zahlen des "Reichsheeres" oder heute eine moderne Armee.
Eine "Netto-Steuerlast" von 10% gilt als moderat. Setzen wir das als Militärversorgung an, dann können 10 Familien (= 50 Personen) eine "Soldatenfamilie" unterhalten. Unter Berücksichtigung des größeren Aufwands (Transport, Waffen, Verletzungen,..) setzen wir das mal mit einem Soldaten gleich; dies führt zu einem stehenden Heer von 2% der Bevölkerung.
Zuletzt bearbeitet: