Were humorous collections and cartoons published for the Wehrmacht in the Third Reich? What kind of humor was there at the front?

K

KalebJunker

Gast
Since Im from Russia, I know for sure that humorous stories, cartoons, and satire were published for the Soviet army. These small books were called "Frontline Humor" (Фронтовой юмор) Was there something similar for the German army?
 
What kind of humor was there at the front?

Wenn man die Broschüre aus Sepiolas Link zugrundelegt, war das ziemlich harmloser Soldatenhumor, Schwänke, Anekdoten... (wobei sie mir erfunden zu sein scheinen, auch wenn sie vorzugeben scheinen, echt zu sein).
Nun muss man sagen, dass diese Borschüre (ich habe kein Datum gefunden) laut archive.org von 1944 ist. Victor Klemperer schreibt entweder in seinem Tagebuch (Ich will Zeugnis abgeben bis zum letzten....) oder in LTI (Lingua Tertii Imperii), dass ihm aufgefallen sei, dass in Liederbüchern von 1944 die Textzeile von Es zittern die morgschen Knochen nicht mehr "Heute gehört und Deutschland und morgen die ganze Welt" plötzlich "Heute hört uns Deutschland und morgen die ganze Welt" lautete.
Die Frage ist halt, wie offiziell so ein Heftchen war, wer es zu welchem Zweck herausgegeben hat und ob verschiedene solcher Heftchen mit verschiedenen Urhebern und Zwecken kursierten. Wie gesagt, dies hier ist realtiv harmlos, erzählt vom Soldatenleben, wie aus dem Leben herausgegegriffen.
Eine politische Stelle ist ganz interessant. Da schimpft ein Kamerad nach einem Sturz, dass er früher jede Woche drei Mark für die Rote Hilfe aufgewendet habe und die Sowjets hätten es dennoch nicht geschafft, vernünftige Straßen zu bauen.
Eine andere Stelle könnte evtl. als Kritik aufgefasst werden, aber auch die ist im Prinzip harmlos:
In eine Offiziersbesprechung auf dem Feld kommt ein Ochse und stellt sich zu den Offizieren, lässt sich von den Offizieren nicht verstreiben und der Major fragt einen bibelfesten Rekruten, was der denn dafür für einen zur Situation passenden Bibelspruch kennte und der antwortet, dass er das nicht sagen dürfe, weil er dann ins Gefängnis komme. Der Major gibt ihm darauf einen dienstlichen Befehl, und der Rekrut rezitiert "Er kam zu den Seinen und sie nahmen ihn nicht auf."
Selbst wenn es um Sex geht, geht der eher auf die Kosten eines Kameraden, der sich beim Anblick einer backten jungen Dame keusch die Augen zuhält und sich frage, was seine Mutter denn jetzt denken würde, als dass hier "Männerhumor" gefrönt wird.

Aus SS- oder Polizeikasernen sind aber derbe Wandgemälde bekannt, die ganz im Sinne antisemitischer Propaganda waren.
 
Die Frage ist halt, wie offiziell so ein Heftchen war, wer es zu welchem Zweck herausgegeben hat

Als erster Herausgeber fungiert Oberbereichsleiter NSDAP Werner Laß (1941 unter dem Reichspressechef als Reichsamtsleiter für die Pressebetreuung zuständig), erschienen ist es im Zentralverlag der NSDAP.

Also ganz parteioffiziell.

Der Zweck? Die Soldaten bei Laune zu halten, nehme ich an. Zuvor waren schon drei ähnliche Heftchen erschienen.
 
Eine gewisse kanalisierte Subversion meine ich aus manchen Beiträgen schon herauslesen zu können. Man war sich sicherlich bewusst, dass nicht alles, was unter den Landsern so erzählt wurde, linientreu war, und wollte das vielleicht in den Griff bekommen und kontrollieren, indem man selbst entsprechendes, aber vergleichsweise harmloses Zeug in Umlauf brachte.

Auf S. 49 werden sogar "Göringwitze" (!) erwähnt, deren Existenz man damit also eingestand.
 
Als erster Herausgeber fungiert Oberbereichsleiter NSDAP Werner Laß (1941 unter dem Reichspressechef als Reichsamtsleiter für die Pressebetreuung zuständig), erschienen ist es im Zentralverlag der NSDAP.

Also ganz parteioffiziell.

Der Zweck? Die Soldaten bei Laune zu halten, nehme ich an. Zuvor waren schon drei ähnliche Heftchen erschienen.

Seit Kriege geführt werden, hält man Soldaten am sichersten mit Alkohol, Drogen und Prostituierten bei Laune. Die Kunst ist die richtige Dosis zu finden, um sie nicht so sehr bei Laune zu halten, dass die Kampfmoral darunter leidet.


Ich denke, der Grund, weshalb man auch den Humor für die Kriegsführung seit dem 1. Weltkrieg versuchte dienstbar zu machen, liegt wohl darin, dass dem Humor eben auch ein durchaus großes subversives Potenzial zu eigen ist.

Josef Schwejk ist ein äußerst subversiver Charakter, der durch seinen Übereifer, durch das Wörtlichnehmen eines Befehls, einer Redewendung die ganze Autorität des Militärapparats der Lächerlichkeit preisgibt. Sein Übereifer, sein Status als "behördlich anerkannter Idiot" verschafft ihm das Privileg des Narren, die Wahrheit auszusprechen. Wenn man Reservisten, oder ehemaligen Soldaten zuhört, weiß fast jeder Geschichten über einen Kompaniedepp oder einen (mehr oder weniger geschickten) Nachahmer von Schwej zu berichten.

Lachen und Humor hat eine befreiende Wirkung, und in einer Armee stellt sich natürlich Unzufriedenheit über alles mögliche ein. Zu schimpfen, zu meckern über Vorgesetzte, über Verpflegung, Sold usw. ist bis zu einem gewissen Punkt nötig, ist berechtigt, und die Möglichkeit, Unmut zu äußern ist eben auch eine Möglichkeit, mit den Belastungen besser fertig zu werden.



Selbst eine Armee die ihren Soldaten so radikal den Mund verbat wie die Wehrmacht oder auch die Rote Armee-(Die Wehrmacht hat ungefähr 40 mal mehr ihrer eigenen Soldaten zum Tode verurteilt, als Briten, Amerikaner und Commonwealth-Truppen zusammen) konnte ihren Soldaten nicht abgewöhnen, ihren Unmut zu äußern.

Der Wehrmachtstruppenbetreuung durch Komiker, Unterhaltungskünstler etc. wurde schon ein hohes Maß an Wirksamkeit zugebilligt, und überall hinter der Front wurde Personal nach vorne geschickt, um die Truppe aufzuheitern.

Durch harmlose Witze, durch ein Zulassen eines gewissen Maßes an Subversion sollte dem Humor diese Subversion genommen werden. Das blieb auch nicht ohne Wirkung. In dem Drama Des Teufels General werden Offiziere der Staffel Eilers ihrem obersten Chef vorgestellt, und Göring punktet, indem er selbst einen Göring-Witz macht, was die meisten Offiziere "fabelhaft" finden.

General Harras weiß sogar, das Göring einige Göring-Witze zugelassen hat, weiß aber auch, dass Komiker, die zuviel Erfolg und Lacher auf ihrer Seite haben, ohne Pelzstiefel an die Ostfront geschickt werden. (Nicht zur Truppenbetreuung)".

In Frontnähe wurde, je nach Befindlichkeit der Offiziere zuweilen sehr bissiges und aggressives Kabarett gemacht. Fritz Muliar und Heinz Erhard haben ihre Karriere als Truppenbetreuer gestartet. Muliar sagte, dass er süffig immer schärfere Pointen brachte zur Begeisterung der Truppe. Ein Landsmann, ein Österreicher, im Zivilleben Polizeibeamter riet Muliar zur Mäßigung, und ein anderer Landsmann hat Muliar denunziert ihm ein Kriegsgerichtsverfahren wegen Wehrkraftzersetzung angehängt.

Hans Kilian, ein bekannter Chirurg schrieb in seinen Kriegserinnerungen (Im Schatten der Siege), dass an einem Frontabschnitt zuweilen sehr hochwertiges und freches Kabarett geboten wurde, das in dieser Form im Reich unmöglich war.

"Wir wollen heute Abend alle gemeinsam lachen-falls jemand an der falschen Stelle lacht, kann ich nichts dafür." Solche und ähnliche Scherze riss Werner Finck täglich in seinem Theater der Katakombe.

Der systemkonforme Humor war nach Machtergreifung der Nazis auf Seite der Sieger übergegangen, was dem Humor nie gut tut. Das was offiziell als "Fronthumor" durchging, war äußerst platt und betont harmlos.

Kabarettisten wie Werner Finck, Fritz Muliar haben ihr Leben riskiert, und etliche Soldaten wie Zivilisten wurden wegen eines harmlosen Witzes hingerichtet. Sie fanden aber dennoch ihr Publikum, und es war ein Publikum, das zwischen den Zeilen lesen und in Zusammenhängen denken konnte und das auch sehr subtile Anspielungen verstand.
 
... Durch harmlose Witze, durch ein Zulassen eines gewissen Maßes an Subversion sollte dem Humor diese Subversion genommen werden. Das blieb auch nicht ohne Wirkung. In dem Drama Des Teufels General werden Offiziere der Staffel Eilers ihrem obersten Chef vorgestellt, und Göring punktet, indem er selbst einen Göring-Witz macht, was die meisten Offiziere "fabelhaft" finden.

General Harras weiß sogar, das Göring einige Göring-Witze zugelassen hat, weiß aber auch, dass Komiker, die zuviel Erfolg und Lacher auf ihrer Seite haben, ohne Pelzstiefel an die Ostfront geschickt werden. (Nicht zur Truppenbetreuung)". ....
I
Göring und Humor ist ein spannendes Thema. Göring besuchte das Panzerschiff "Deutschland" und nahm an einer Fahrt dieses Kriegsschiffes teil. Dabei wurde Göring seekrank. Ihm unterlief ein Anfängerfehler und übergab sich an Deck an der Luvseite. Das Ergebnis war, dass seine Uniform verschmutzt war. Die Eitelkeit Görings kann man als bekannt voraussetzen. So weit, so schwierig.

Bei der Marine gibt es den Brauch, dass solche Missgeschicke in der Messe Spott nach sich ziehen. Ein Marineoffizier nahm das Gerede, dass Göring über sich selbst lachen konnte, für bare Münze. In der bereits genannten Tradition der Messespäße überreichte dieser Offizier Göring einen selbst gebastelten Orden und ernannte ihn zum "Reichsfischfuttermeister". Göring war empört und verlangte von der Marineführung eine Bestrafung des Offiziers. Die Marineführung verwies auf die alte Tradition, dass solche Messespäße nicht bestraft wurden. Dies führte dann zu einer tiefen Feindschaft von Göring zur Marine, was sich für die Seestreitkräfte im 2. Weltkrieg negativ auswirken sollte.

Ich habe das jetzt aus dem Gedächtnis referiert. Nachlesen kann man das aber zum Beispiel bei Prager, Panzerschiff "Deutschland", Schwerer Kreuzer "Lützow"
 
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