Mailand und andere Städte des Lombardischen Bundes mussten also enorm viel Geld gehabt haben, um das zu wagen. Ich bezweifle, dass dieses Geld von Gebühren herkam, der Haupteinnahmequellen der Städte.
Die großen italienischen Städte kontrollierten allerdings nicht nur das Territorium innerhalb ihrer Stadtmauern, sondern de facto auch einen großen Teil ihres Umlandes und die darauf befindlichen Ortschaften.
Wenn du dir anschaust, wo die Städte des Lombardischen Bundes liegen, wirst du feststellen, dass sie jedenfalls in Friedenszeiten einen Großteil der südlichen Ausgänge der zentralen und östlichen Alpenpässe kontrollierten, bzw. die Territorien in der Ebene südlich davon (Mailand, Bergamo, Brescia, Vicenza, Verona, Treviso) und der Machtbereich vonn Teilen der beteiligten Kommunen im Süden an den Po heran reichte (Piacenza vor allen Dingen).
Mit anderen Worten die Städte des lombardischen Bundes kontrollierten mehr oder weniger einen Großteil der Handelswege zwischen Italien und dem Regnum Teutonicum mindestens abschnittsweise, heißt dass die Hand auf den Zöllen eines Großteils des Handels zwischen beiden Gebieten hatten (sofern der nicht über die westliche Alpenpässe und/oder das arelatische Burgund lief).
Auch kontrollierten die Mitglider des Bundes den Handel auf einem Großteil der Flüsse in der Po-Ebene, streckenweise den Handel auf dem Po selbst.
Die Möglichkeiten einzelner Kommunen, die dem lombardischen Bund angehörten mögen für sich genommen begrenzt gewesen sein, die Möglichkeiten aller im lombardischen Bund vereinigten norditalienischen Städt zusammen waren demgegenüber gewaltig, weil die Städte zusammengenommen mehr oder weniger alle wichtigen Verkehrswege Norditalien (mit Ausnahme der westlichen Alpenpässe) kontrollierten und auf einem große Teil des Gebiets der heutigen italienischen Provinzen Lombardia, Veneto und Emilia-Romagna im Prinzip kein Handel mehr stattfinden konnte, bei dem nicht irgndein Mitglied des lombardischen Bundes seine Hand sowohl bei Wegzöllen, als auch bei Marktgebühren aufhielt.
Dieser Bund war zusammen in der Lage mehr oder weniger sämtiliche Handelsaktivitäten in Norditalien anzuzapfen um den Finanzbedarf für seine Auseinandersetzungen mit Friedrich II. zu bestreiten.
Davon konnte man schon ganz gut ein paar Söldner bezahlen.
Hinzu kommt, wie gesagt, dass die größeren Kommunen auch ihr direktes Umland kontrollierten, so dass sie auch von den umliegenden Bauern und kleineren Siedlungen Beiträge einfordern konnten.
Daher: Gehe ich Recht in der Annahme, dass in solchen Fällen die vermögenden Bürger, also diejenigen, die am meisten zu verlieren hätten, durch Selbstverpflichtung die Hauptlast trugen? Ich meine, sie müssen ausgerechnet haben, was an Kaiser im Fall der Unterwerfung zu zahlen wäre, und was der Unterhalt des Heeres kostete. Und was sie im Fall einer Einnahme der Stadt durch Plünderungen verlieren würden.
Die Bürger warenn ja bereits insofer selbstverpflichtet, als dass sie im Belagerungsfall selbst bei der Verteidigung der Stadtmauer mitwirken und gegebenenfalls Ersatzleute stellen (bezahlen) mussten, die das für sie taten.
Ansonsten spielte an und für sich die Zeit für die lombardischen Städte, weil es im Prinzip völlig undekbar war, die alle zu belagern.
Insofern die Bewohner selbst verpflichtet waren Bewaffnung vorzuhalten und bei der Verteidigung der Städte mitzuwirken, musste hierfür auch keine besonderen Aufwändungen für zusätzliche Söldner kalkuliert werden, zumal schutzsuchende Bewohner des Umlandes sich in die Städte geflüchtet haben dürften, die man sicherlich zusätzlich für die Verteidigung einspannen konnte.
Das kaiserliche Heer kostete sicher auch was, aber die Hauptlast haben die Ritter für sich und ihre eigene Truppe tragen müssen, oder? Wenn man bedenkt, dass 150 Jahre später der
Deutsche Orden 24 Gulden für einen Ritter, sprich "Lanze" (1 Lanze = 1 Gewappneter + ein Schütze + ein Junge + ein lediges Pferd = 3 Mann und 4 Pferde) pro Monat (= 4 Wochen) zahlte (das sind etwas weniger als 1 Gulden pro Tag), kann man sich in etwa ausrechnen, wie kostspielig schon damals Kriege waren, die (bei Belagerungen) auch Monate und Jahre dauern konnten.
150 Jahre später herrschen völlig andere Strukturen, zumal der Deutschodensstaat als durch die Verfasstheit des Ritterordens etc. ohnehin einen a-typischen Fall darstellt, schon was die Organisation des geamten Landes angeht.
Das Hochmittelalter und die Stauferzeit, sind noch nicht die Hochzeit des Söldnerwesens, das kommt im größeren Maße erst später auf.
Die militärische Macht der römisch deutschen Kaiser im Hochmittelalter basierte noch wesentlich auf der Gefolgschaftspflicht ihrer Lehensmänner (deswegen reagierte Friedrich I. Barbarossa so empfindlich darauf, als ihm Heinrich der Löwe seine Gefolgschaft für die Auseinandersetzung in Italien verweigerte).
Der Knackpunkt im hochmittelalterlichen Lehenswesen und im Hinblick auf die Gefolgschaft, die die Lehensnehmer ihren Herren schuldig waren, bestand allerdings darin, dass diese Verpflichtung nur für eine gewisse Zeit im Jahr galt.
Danach konnte die bis hierhin verpflichteten Vasallen von rechts wegen entweder nach Hause gehen oder aber die Hand auf halten und sich ihre weiteren Dienste nach selbst ausgehandelten Tarifen bezahlen lassen.
D.h. in den ersten Wochen/Monaten war ein kaiserliches Heer vergleichsweise billig, weil es nicht auf Bezahlung, sondern auf rechtlicher Verpflichtung der belehnten Vasallen des Kaisers zur Heerfolge basierte.
In dem Moment, in dem die rechtliche Verpflichtung der Vasallen allerdings aulief, weil sie ihr rechtlich verankertes Jahrespensum an Heeresfolge abgeliefert hatten, war ein kaiserliches Heer entweder akkut davon bedroht zu zerfallen, weil die Leute nach Hause ginge, oder aber innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums explodierten die Unterhaltskosten, weil sich die Grundlage des Heeres von rechtlicher Bindung hin zu Bezahlung veränderte.
Will bedeuten, es war für einer Kaiser recht einfach ein Heer auszuheben, aber sehr schwierig es für längere Zeit zu unterhalten.
Und das sprach im Konfliktfall durchaus dafür zu versuchen einen Konflikt einfach auszusitzen, im besonderen, wenn man gut befestigte Städte hatte, deren Belagerung sich über Monate hinziehen konnte.
Denn Zeit war das, was der Kaiser in der Regel nicht hatte.
Friedrich II. war hier ein Sonderfall, weil er mit dem Königreich Sizilien über eine eigene Hausmacht in Italien verfügte und nicht in dem Maße wie andere Kaiser von den Verhältnissen im Norden und Verstärkungen aus dem Regnum Teutonicum abhängig war, wenn er in Italien Krieg führen wollte.
Allerdings war diese Hausmacht in Italien auf der anderen Seite auch eine Hypothek, weil sie dafür sorgte, dass der Papst (bzw. die verschiedenen Päpste seiner Zeit), zumal in seiner Eigenschaft als mittelitalienischer Territorialfürst ihm gegenüber mehr oder minder kontinuierlich misstrauisch eingestellt war.
Insofern eine Ausweitung der kaiserlichen Macht (und im Besonderen diess Kaisers, der auch in Süditalien eine Machtbasis hatte) dem Papst und anderen Großen in Mittelitalien, auch in Toscana und den Seestädten nicht schmecken konnte, sprach auch dafür die Auseinandersetzung fortzusetzen.
Insofern auch der Papst, und bisher nicht betroffene Italienische Kommunen und Große eine Ausweitung der kaiserlichen Macht in Norditalien nicht wünschen konnten, stand Friedrich II. ohnehin vor dem Problem, dass allzu maßlose Forderungen im Falle eines Sieges den Annschluss von Papst und weiteren Städten und italienischen Großen an den Lombardischen Bund und damit ein Kippen des Kräfteverhältnisses hätte verursachen können.
Von dem her sprach für die lombardischen Städte sehr viel dafür den Konflikt wenn möglich in die Länge zu ziehen, bis Friedrich II. zu einem Kompromiss bereit sein würde.
Die Mittel dazu hatten sie.