Sepiola
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Auf alle Fälle die Zeit des Probus, welcher die geschlagenen Reste der Germanen jenseits von Neckar und Elbe entfernte.
Du meinst die Stelle in der Historia Augusta:
"His gestis cum ingenti exercitu Gallias petiit, quae omnes occiso Postumo turbatae fuerant, interfecto Aureliano a Germanis possessae. tanta autem illic proelia et tam feliciter gessit, ut a barbaris sexaginta per Gallias nobilissimas reciperet civitates, praedam deinde omnem, qua illi praeter divitias etiam efferebantur ad gloriam. et cum iam in nostra ripa, immo per omnes Gallias, securi vagarentur, caesis prope quadringentis milibus, qui Romanum occupaverant solum, reliquos ultra Nicrum fluvium et Albam removit. tantum his praedae barbaricae tulit quantum ipsi Romanis abstulerant. contra urbes Romanas castra in solo barbarico posuit atque illic milites collocavit."
An diese Stelle sind zwei Fragen zu stellen:
1. Kann man dem Autor hier trauen?
2. Was ist mit "Alba" gemeint?
1. Die Informationen der Historia Augusta für Probus sind mit Vorsicht zu genießen. Mitunter widerspricht sich der Autor selber, mitunter hat er belegte Ereignisse nachweislich falsch zugeordnet. An dieser Stelle behauptet der Autor, Probus habe 400.000 Gemanen niedergemacht, die "römischen Boden besetzt hatten". Welche Glaubwürdigkeit verdienen solche Angaben?
2. Der "Nicer" wird hier als Fluss bezeichnet, bei der "Alba" fehlt eine solche Bezeichnung. Ist hier überhaupt ein Fluss gemeint? Gerald Kreucher* stellt zwei Möglichkeiten vor: Einiges spricht von der Identifizierung mit der Schwäbischen Alb. Oder aber der Autor der Historia Augusta hat sich hier ein Wortspiel mit "niger" (schwarz) und "alba" (weiß) geleistet.
Die Chronologie der Ereignisse des Feldzugs gegen Alemannen und Franken rekonstruiert Kreucher folgendermaßen:
- Am 5. Mai 277 befand sich Probus noch in Sirmium (heute Sremska Mitrovica, serbische Vojvodina)
- Das Heer könnte Mitte Mai von Sirmium oder Siscia aus aufgebrochen sein und wäre dann frühestens Ende August in Zentralgallien (Lugdunum) gewesen sein.
- Nachdem sich das Heer aufgeteilt hatte, um die gallischen Städte von den germanischen Eindringlingen zu befreien, könnte Probus den oberen Rhein bei Cambete (Kembs) Ende September/Anfang Oktober erreicht worden sein:
"Das fortschreitende Jahr mochte noch für ein Übersetzen über den Rhein ausreichen, um den Allemannen eine Lektion zu erteilen.
Allerdings kann von einem in der Vita (13,7) berichteten Vorgehen über Niger und Alba keine Rede sein."
Ich halte es für denkbar, dass römische Truppen zumindest im Mündungsbereich des Neckar und der Alb (zwei Schwarzwaldflüsse, die Obere und die Untere Alb, hießen tatsächlich Alba) im Herbst 277 operiert haben. Ob der Autor der Historia Augusta von solchen Details Kenntnis hatte, möchte ich allerdings bezweifeln.
* Der Kaiser Marcus Aurelius Probus und seine Zeit (= Historia. Einzelschriften; Heft 174), Stuttgart 2003