Wo wohnten die Götter?

Zar Alexander

Mitglied
Hallo liebe Mitglieder,

ich meine einmal in einem Buch gelesen zu haben, dass die römischen Götter, nachdem durch die Etrusker der griechische Einfluss dazu kam, als Wohnort den Olymp hatten. Das wäre dann die erste Frage.

Wenn das dann so war, hatten die Römer dann die gleiche oder eine ähnliche Schöpfungsgechichte und Vorgeschichte wie die Griechen? Ich spreche dabei von Gaia und Uranos, die Titanen, die Zyklopen usw..

Ich würde mich sehr über Antworten freuen.
Zar Alexander.
 
Einfach mal bei Wikipedia unter „Römische Mythologie“ nachsehen. Was den Schöpfungsmythos betrifft empfehle ich dir die Äneis von Vergil. Wenn es nach ihm geht stammen die Römer von dem Trojaner Äneas ab, der nach dem verlorenen Krieg gegen die Griechen mit seinem Vater und seinem Sohn aus der brennenden Stadt floh. Äneas war wiederum der Sohn von Aphrodite (Griechen) bzw. Venus (Römer). Julius Cäsar führte seinen Stammbaum auch auf diesen Urahnen zurück.
Im übrigen haben viele Götter bei den Römern einfach nur andere Namen als bei den Griechen (Ares = Mars, Zeus = Jupiter, Athene = Minerva, Hera = Juno, Pluto = Hades, Poseidon = Neptun, usw.)

LG
 
Zuletzt bearbeitet:
Im übrigen haben viele Götter bei den Römern einfach nur andere Namen als bei den Griechen (Ares = Mars, Zeus = Jupiter, Athene = Minerva, Hera = Juno, Pluto = Hades, Poseidon = Neptun, usw.)

LG

hmm...

das ist mir etwas zu vereinfachend...

der Ursprung der römischen Religion ist schon stark von der griechischen zu unterscheiden, auch wenn später natürlich schon ein sehr großer hellenistischer Einfluss da war der die römischen Götter stark veränderte und sie den griechischen Göttern annäherte.

Trotzdem darf man beide Religionen nicht einfach gleichsetzen... trotz oberflächlicher Ähnlichkeiten unterschieden sich die römischen Götter mitunter recht stark von denen der homerischen Dichtung, vor allem auch im alltäglichen Kult.

Die Römer hatten generell (wie die Griechen) die Tendenz ihre eigenen Götter mit denen anderer Völker zu identifizieren... z.B. mit denen der Kelten oder Ägypter. Trotzdem gaben sie selbst deswegen ihre eigenen Votrstellungen normalerweise nicht so einfach auf... viel mehr war die Interpretatio Romana so eine Art "interkultureller Verständigungsstrategie"...

Die Frage des Olymp ist zudem NOCH etwas komplizierter... ich muss dazu mal Zitate raussuchen , denn bei den Griechen war "der Olymp" mitunter nicht nur der reale Berg Olymp sondern ein "spiritueller Olymp" von dem der reale nur ein Abbild war... ich muss da unbedingt mal genauer nach ´nem verwertbaren Zitat suchen...
 
Die ursprüngliche römische Götterwelt dürfte zunächst wohl in den nahe gelegenen Flüssen, Tümpeln, Hainen oder Hügeln gewohnt haben, bevor sie aufgrund des überragenden Einflusses der griechischen Kultur ihre Heimstatt auf dem Olymp fanden und sich wohl auch inhaltlich änderten.
Große Ausnahme sind, glaube ich, die Hausgötter geblieben. Diese haben meines Wissens bis zum "Sieg" des Christentums ihre Wurzeln erhalten können.
 
Ganz so negativ würde ich das nicht darstellen. Eine frühe "Trinität" war z.B. Iupiter, Mars und Quirinus. Später etwas rätselhaft "ersetzt" durch Iupiter, Iuno, Minerva.
Ältere Götter mit einer Priesterschaft ("flamen"): Furrina, Carmenta, Vulcanus, Ceres, Portunus, Volturnus, Palatua, Flora, Pomona wurden auch nur teilweise durch die interpretatio romana aufgesogen.
Ganz extrem wichtig: Vesta!
Vom Wohnsitz her lebten diese Götter alle in und mit der "Natur".

Die "minderen" Geister, lebten im Haus (Laren), in der Scheune (Penaten) oder unterm Bett (Genien)
 
In der griechischen Geschichte scheint es mir immer, dass die Götter eine größere Rolle als im alten Rom spielten. Vor allem wirkt ihr Einwirken plastischer und unmittelbarer. Vielleicht ist dies auch nur eine Täuschung durch die bekannten Griechischen Sagen und Homers Epos. In Rom wirkt die Religion manchmal sehr aufgesetzt. Politiker benutzen die Religion um politischen Einfluss zu nehmen (z.b. Bibulus während seines Konsulats mir Caesar) und die Götter tauchen nicht direkt auf, sondern durch Zeichen (Eingeweide, Vogelflug, Sterne) oder Unglücke (Sturm, Missernte). In Griechenland kämpfen ja Halbgötter mit den Menschen. Vielleicht ist mein Eindruck aber auch falsch.
 
Nun, soweit ich es mal gehört habe, ist es so, dass die Römer schon die Mythen der Griechen für ihre Götter übernommen haben - aber dass die Mythen dennoch etwas Griechisches an sich blieben. Also gewissermaßen eine Art Trennung zwischen den Göttern und ihren Geschichten. Dadurch entsteht sicher auch dein Eindruck, Jago.

Außerdem ist das Verhältnis der Römer zu den Göttern ein anderes als bei den Griechen. Es ist eine Art Vertragsverhältnis: Wenn ich dich verehre und dir opfere, bekomme ich dafür Frieden, Wohlstand etc.
 
Zumindest bei Romolus und Remus handelte es sich um Halbgötter.
Und ich glaube, bei Livius gab es eine Episode mit Cassius und Pollux.
Ich bin mir bei letzterem allerdings nicht ganz sicher.
Vielleicht spielte es auch eine Rolle, daß durch weitere Halbgötter in der römischen Geschichtsschreibung die Position der Stadtgründer relativiert worden wäre.
Ein weiterer Aspekt mag sein, daß aus der Sicht der Römer die Götter prinzipiell auf Roms Seite standen, selbst wenn sie straften. Man hat immer den Eindruck, sie seien sich in ihrer Haltung zu Rom einig, nachdem Aeneas einmal Fuß in Italien gefaßt hatte. Vorher ist das ja noch ein wenig anders. Hiergegen verteilten sich die Götter bei den Griechen auf verschiedene Städte und Helden mit wechselnden Koalitionen. Oft genug kämpfte die eine Gottheit mit Stadt A und die andere mit Stadt B. Besonders deutlich wird das in der Illias. Oft genug ist der Olymp gar das reinste Intrigantenstadl.
 
aus den homerischen Epen kann man nur zu einem sehr geringen Teil auf das tatsächliche antike Götterbild schliessen!

Viel wichtiger und aufschlußreicher für diese Frage sind die Schr9iften der Philosophen und in frühchristlicher Zeit die der heidnischen Apologeten.

Und dann hätten wir noch die Volksreligion des kleinen Mannes... auch ein anderes Paar Schuhe als der Staatskult...

von den verschiedenen Ausprägungen der provinzialrömischen Religion gar nicht erst anfangen!
 
Haerangil, ich hoffe nicht, daß Du ernsthaft glaubst, die homerischen Epen seien alles, was ich von den Sagen der Griechen und Römer gelesen habe? ;)

Sollte die römische Überformung provinzieller Religionen auch thematisiert werden? Vielleicht kann der TE klarstellen, ob es hier nur um die römische Religion i.e.S. gehen sollte?
 
Zumindest bei Romolus und Remus handelte es sich um Halbgötter.
Und ich glaube, bei Livius gab es eine Episode mit Cassius und Pollux.

*räusper* Castor!! Cassius war ein Familienname. Etwa des Historikers Cassius Dio, des Cäsarmordverschwörers Cassius Longinus oder auch der in Spanien islamisierten Familie der Banū Qāsī (Casii) aus Caesarea Augusta (> Saraqusta > Zaragoza)
 
Elysian ich will dir wirklich nichts unterstellen...

aber du musst zugeben, daß bei Vergil und Ovid z.B. die Götter bereits etwas andere Züge aufweisen... vielleicht sehe ich das etwas eng aber die antiken Religionen ist für mich von besonderem Interesse.
 
Für mich auch, aber so wenig, wie man aus den genannten Beispielen allein auf die gesamte Götterwelt schließen kann, so wenig ergibt sich daraus mein Leseumfang.
Aber zurück zur Sache: ich denke schon, daß die Götter bei den Römern soweit es um ihre "Geschichte" geht, Unterschiede zu ihrem griechischen literarischen Gegenstück aufweisen. Im Bereich des Alltäglichen scheint die Divergenz anders zu sein, das stimmt wohl.
 
aus den homerischen Epen kann man nur zu einem sehr geringen Teil auf das tatsächliche antike Götterbild schliessen!

Viel wichtiger und aufschlußreicher für diese Frage sind die Schr9iften der Philosophen und in frühchristlicher Zeit die der heidnischen Apologeten.

Und dann hätten wir noch die Volksreligion des kleinen Mannes... auch ein anderes Paar Schuhe als der Staatskult...

von den verschiedenen Ausprägungen der provinzialrömischen Religion gar nicht erst anfangen!

Stimt, beliebt war auch bei Römern der Kult der keltischen Pferdegottheit Epona und dazu kommen Fruchtbarkeitsgottheiten wie Kybele, Isis und die Magna Mater. Dazu noch die verschiedenen Mysterienkulte wie der des Serapis oder des Hermes Trimegistos. Nicht zu vergessen der Mithraskult als Mysterien und Erlösungsreligion. Das Judentum hatte auch unter heidnischen Römern Anhänger wie Popäa Sabina oder Sergius Paulus, den die Apostelgeschichte als "gottesfürchtig" beschreibt und der sich mit einem jüdischen Magier umgibt, als Paulus ihn bei seiner 1. Missionsreise aufsucht. Das Christentum war, wie die Pliniusbriefe zeigen, bereits zu Beginn des 2. Jahrhunderts eine feste Größe vor allem in Kleinasien. Kirchensprache war damals allerdings noch Griechisch, und erst zu Augustinus Zeiten wurde Latein Kirchensprache.

Dann wird man noch zwischen den Vorstellungen der Intellektuellen und der Volksreligion unterscheiden. Die spézifisch römische Religion ist eigentlich kaum über den Punkt des Annimismus hinausgekommen. Rom und Italien wurden allerdings zum Schmelztiegel unterschiedlichster Religionen und Kulturen, ähnlich wie die Karibik und die beiden Amerikas in der Neuzeit. Bei den Intellektuellen, auch bei denen, die keine Sympathie für das Christentum hatten, nähern sich die Vorstellungen einem monotheistisch- pantheistischen Gottesbild an. Bei der Krise des Imperiums schienen die alten Götter keinen so rechten Trost mehr zu spenden. Sie waren für viele Römer offenbar nur noch literarische Figuren, und Mysterienreligionen wie der Kult des Mithras, Serapis und Hermes Trimegistos besaßen offenbar mehr Attraktivität. Die besaßen sie auch für Christen und Okkultes nahm ja auch die christliche Gnosis auf, die die Kirche in eine ihrer frühen Krisen stürzte.

Die Etablierung eines solaren Monotheismus, eines Sol Invictus, war im Grunde genommen viel zeitgemäßer, als die Religionspolitik des Diocletians, die sich schließlich zur größten Christenverfolgung auswuchs. Denn der Juppiter Optimus Maximus hatte offenbar nur noch für die konservativen illyrischen Landser Attraktivität.
 
Ein kleiner Seiteneinwurf, man möge es mir verzeihen. ;) Kybele und Magna Mater bzw. gr. Meter Megale sind ein und dieselbe Gottheit.
 
DIE römische Religion hat ja auch eine wechselhafte Geschichte von 1000 Jahren... angefangen bei den erwähnten animistischen Bauernkulten bis hin zur RKZ mit ihrer komplizierten und pluralistischen religiösität.

Ovid, Vergil und die heidnischen Apologeten sind mit Sicherheit als Vertreter der römischen Intellektuellen zu verstehen...

zurück zum Thema Olymp, ich suche immer noch nach Textstellen, aber es gab z.B. auch in Griechenland verschiedene lokale Olympe die als lokale Abbilder des "geistigen Olymps" der Götter oder "Götterthrone" verstanden wurden...

etwas vergleichbares ist mir für die Römer nicht bekannt IIRC galt das Pantheon in Rom als irdischer Wohnort der Gottheiten die ansonsten als Transzendent gedacht wurden. Z.B. gab es das Ritual der Evocatio bei dem feindliche (fremdländische) Gottheiten ausgerufen und gebeten wurden ein neues Heim in Rom zu suchen...
 
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