Woher kam die massive Fehleinschätzung des Westens im Bezug auf Persien und den Schah?

Griffel

Mitglied
Ich wollte mal ein Thema ansprechen, das bei genauerem Nachdenken, eigentlich logisch ist!
Bis zum Umsturz galt das Kaiserreich Persien und mit ihm der Schah, als Verbündeter der USA und ihrer Verbündeten. Und dennoch war keine Macht in der Lage den Sturz vorherzusehen? Nun frage ich mich: Warum?
Wie alle Länder des Nahen Ostens hatte Persien, sprich der Iran eine lange und schwierige Geschichte. Diese wurde im 19. Jhd. und zwischen den beiden Weltkriegen nicht einfacher.

Was auch an der Einmischung fremder Mächte lag. Namentlich Großbritannien und Russland. Und dennoch waren alle westlichen Mächte, Anfang 1979 der Meinung, es werde sich schon wieder alles einrenken. Was aber nicht der Fall war! :mad: Mit dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Iraner seit 40 Jahren unter einem klerikalen Regime leben muss.
Ich frage mich nur wo waren damals die Diplomaten und Geheimdienstler? Wäre schön wenn, es wieder viele Beiträge gäbe.
 
Ich wollte mal ein Thema ansprechen, das bei genauerem Nachdenken, eigentlich logisch ist!
Was genau ist ist "eigentlich logisch"?

Bis zum Umsturz galt das Kaiserreich Persien und mit ihm der Schah, als Verbündeter der USA und ihrer Verbündeten. Und dennoch war keine Macht in der Lage den Sturz vorherzusehen?
Ich halte diese Prämisse für falsch.
Der demokratische Senator von Idaho, Frank Church, sprach 1976 vom Iran als einem Kartenhaus, dass auf die USA und ihre Verbündeten herunterfallen würde.

Wie alle Länder des Nahen Ostens hatte Persien, sprich der Iran eine lange und schwierige Geschichte.
Und das heißt?

Und dennoch waren alle westlichen Mächte, Anfang 1979 der Meinung, es werde sich schon wieder alles einrenken.
Waren sie das?

Was aber nicht der Fall war! :mad: Mit dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Iraner seit 40 Jahren unter einem klerikalen Regime leben muss.
Die Iraner haben die Pest gegen die Cholera eingetauscht. Es ist nicht einzusehen, dass es ein Vorteil für sie wäre, wären sie zur Pest zurückgekehrt. Ist doch am Ende egal, warum du ermordet wirst - ob wegen religiösen Fanatismus oder weil eine reiche Elite, die sich selbst bereichert, nicht von der Macht lassen will - am Ende bist du in beiderlei Varianten tot.

Die iranischen Kommunisten und sonstige Sozialrevolutionäre setzten 1978/79 auf ein Bündnis mit Khomeini, der war für sie das geringere Übel. Hat sich nicht bewahrheitet. Und dem Westen ist im Rahmen des Containment nichts besseres eingefallen, als das Regime zu stützen, indem er es butterte und hat sich damit den bis heute andauernden Hass der iranischen Hardliner eingefahren.
 
Und dennoch war keine Macht in der Lage den Sturz vorherzusehen? Nun frage ich mich: Warum?
Zur Teilfrage 1: Sagt wer? Siehe Khomeini, den niemand, auch die bürgerlichen Iraner und Schahgegner selbst, zunächst nicht auf der Rechnung hatten. Und sich in ihm völlig verschätzten.
Siehe diesen Faden.

Teilfrage 2: Siehe Khomeini, wieder.

Kritik am Schah gab es ansonsten reichlich auch im 'Westen', der keine geschlossene Persönlichkeit war, er bestand auch nicht nur aus tumben Regierungen.
 
Mich wundert nur, dass man im Fall des Iran, so nachlässig war! Es ist ja klar, dass es den westlichen Mächten, allen voran den USA im Nahen Osten nie um Demokratie ging.:rolleyes: Das kann man verdammen -sicherlich. Aber das wäre naiv.

Ich muss dazu sagen bzw. schreiben, dass die meisten Informationen, über den Iran, die ich habe, aus einem Buch stammen! Gerhard Konzelmann: Allahs Schwert: Der Aufbruch der Schiiten. Natürlich gibt es noch viele andere Bücher von diesem Autor. Aber für mich als interessiertem Jugendlichen war dieses Buch sehr informativ.
Ich weiß natürlich, dass der Schiismus nur eine Rechtsschule des Islam ist! Aber der grundlegende Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, ist ja noch heute eines der Hauptprobleme des Islam.

Und im Rahmen des sogenannten Great Game, war ja der Nahe Osten lange umstritten.
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Great_Game
Der Iran, gehörte also sehr lange Zeit, zur britischen Einflusssphäre. Was sicherlich nicht immer zum Vorteil des Iran war. Deswegen meine Formulierung schwierige Geschichte. Eine der einschneidendsten Maßnahmen dürfte die Invasion während des 2. Weltkrieges gewesen sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Anglo-sowjetische_Invasion_des_Iran
Im Anschluss daran kam es ja zur Irankrise. Bei der sich zwei Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen in den Haaren lagen. Und wenige Jahre danach folgte die Operation Ajax.
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Ajax
Insbesondere diese 3 für Persien unschönen "Episoden", dürften nicht dazu geführt haben, dass man sich über weitere fremde Einflüsse gefreut hat. Ich dachte einfach, die USA und ihre Verbündeten, hätten aus diesen Fehlern gelernt. Sich blindlings auf die total korrupte Armee zu verlassen, war mehr als blauäugig. Wie gesagt, wäre man wirklich umfassend über die Verhältnisse im Iran informiert gewesen, hätte es einem gar nicht entgehen können, dass die religiösen sprich Khomeini sehr beliebt waren.
 
Gerhard Konzelmann: Allahs Schwert: Der Aufbruch der Schiiten. Natürlich gibt es noch viele andere Bücher von diesem Autor. Aber für mich als interessiertem Jugendlichen war dieses Buch sehr informativ.
„Konzelmanns Elaborat bietet […] geradezu einen Katalog für das gesamte Feindbildregister, das sich das christliche Abendland über die Jahrhunderte hinweg gegenüber der islamischen Welt zurechtgelegt hat: Brutalität, Unzuverlässigkeit, Geilheit, Irrationalität, Hysterie.“
Gerhard Konzelmann – Wikipedia
 
Die USA hatten im Rahmen der Operation Ajax 1953 ja erstmal relativ gute Erfahrungen mit der schiitischen Geistlichkeit gemacht. Demos, organisiert von Großajatollah Hossein Borudscherdi, waren nicht unerheblich für den Erfolg der Operation.

Nach der Flucht des Schahs und dem Zusammenbruch der Monarchie im Frühjahr 1979 war noch nicht absehbar, wie islamisch die Islamische Republik sein sollte. Eine übrragende Mehrheit von 98% der Iraner stimmte in einem Referendum am 30. und 31. März 1979 jedenfalls für die Einführung einer Islamischen Republik. Ministerpräsident wurde Mehdi Bāzargān von der Nationalen Front, die auf den in der Operation Ajax gestürzten Mossadegh zurückgeht. Neben der "Vereinigung der kämpfenden Geistlichkeit" unterstützte als dritte Bewegung noch die marxistisch-leninistische Tudeh-Partei die Revolution.
Bereits im April 1979 fällten islamische Revolutionsgerichte Todesurteile gegen Repräsentaten des Schah-Regimes. Im Sommer 1979 folgte die Ausschaltung von laizistischen Kräften innerhalb der Revolution: Angehörige der Tudeh-Partei und der Nationalen Front wurden von islamischen Revolutionsgerichten verurteilt - die Revolution frisst ihre Kinder.

Als der Schah im November 1979 aus gesundheitlichen Gründen nach langem hin und her in die USA reiste, um sich dort behandeln zu lassen, forderten die Anhänger der Geistlichkeit seine Auslieferung und unterstrichen dies mit der Besetzung der US-Botschaft im Iran und der Geiselnahme von 52 US-Bürgern, die 1 Jahr andauern sollte. Bāzargān war damit gar nicht einverstanden, konnte sich aber gegen die radikalierten Kräfte im Iran, die ja auch seine Parteianhänger verfolgten, nicht durchsetzen. Er trat von seinem Amt zurück und verließ den Iran. Nach seinem Rücktritt wurde am 03.12.1979 die neue Iranische Verfassung in einem Referendum angenommen.

„Nach der Revolution passierte etwas völlig Unvorhergesehenes – der Klerus hat uns völlig verdrängt und die Kontrolle über das Land übernommen. Seine Herrschaft begann genau in dem Augenblick, als die Mullahs eigentlich durch Laien ersetzt werden sollten. Zu diesem Zeitpunkt haben alle Parteien islamischer Ausrichtung ebenso geschlafen wie die Linke, die für die Massen nie wirklich attraktiv wurde und am Rand der Realität blieb. Wir Zivilisten haben die Machtübernahme des Klerus durch unsere Inaktivität ermöglicht.“ Mehdi Bāzargān

Erst mit der Besetzung der US-Botschaft und dem Rücktritt Bāzargāns dürfte den USA klar geworden sein, dass Khomeinis Islamische Republik eine ganz neue Art von Gegner war.
 
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Der
Ich wollte mal ein Thema ansprechen, das bei genauerem Nachdenken, eigentlich logisch ist!
Bis zum Umsturz galt das Kaiserreich Persien und mit ihm der Schah, als Verbündeter der USA und ihrer Verbündeten. Und dennoch war keine Macht in der Lage den Sturz vorherzusehen? Nun frage ich mich: Warum?
Wie alle Länder des Nahen Ostens hatte Persien, sprich der Iran eine lange und schwierige Geschichte. Diese wurde im 19. Jhd. und zwischen den beiden Weltkriegen nicht einfacher.

Was auch an der Einmischung fremder Mächte lag. Namentlich Großbritannien und Russland. Und dennoch waren alle westlichen Mächte, Anfang 1979 der Meinung, es werde sich schon wieder alles einrenken. Was aber nicht der Fall war! :mad: Mit dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Iraner seit 40 Jahren unter einem klerikalen Regime leben muss.
Ich frage mich nur wo waren damals die Diplomaten und Geheimdienstler? Wäre schön wenn, es wieder viele Beiträge gäbe.

Wer im Westen hätte 1987 gedacht, dass der 40 Jährige Geburtstag der DDR ihr letzter werden würde? Wer hätte um diese Zeit das rasante Ende der Sowjetunion vorhersehen können, wer hätte, als Reagan Gorbatschow aufforderte, die Berliner Mauer abzureißen, die Prognose gewagt, dass sie in absehbarer Zeit fällt, dass Leute ohne Gefahr auf ihr herumklettern? Dass sie mal als Souvenir an "den Klassenfeind" verhökert wird?

Jeder, der das 1987 prognostiziert hätte, wäre ausgelacht worden.

Khomeni hatte kaum jemand so recht auf dem Schirm, der saß seit den 1960ern in Paris. Der erste frei gewählte Präsident der Islamischen Republik wurde Abdolhassan Banisadr https://de.wikipedia.org/wiki/Abdolhassan_Banisadr

Er war ein Anhänger des auf Iniative der USA gestürzten Mohammed Mossadegh und er kannte Khomeni seit Kindheitstagen. Ihm und anderen Iranern kam es wohl vor allem darauf an, erstmal die Pest, Schah Mohammed Reza Pahlevi loswurde.

Wenn man die Dinge von ihrem Ende her denkt, drängt es sich natürlich auf, Entwicklungslinien zu sehen. Historiker oder Soziologen waren aber nie besonders gut darin, die Zukunft exakt so vorauszusagen wie sie sich dann ereignet. Diplomaten und Geheimdienstleute können es auch nicht besser, genauso wenig wie Journalisten, Ökonomen und Geistliche.
 
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Mich wundert nur, dass man im Fall des Iran, so nachlässig war!
Schade, du kleidest leider nur deine prämissenhafte Behauptung von oben in ein neues Kleid.

Woran machst du die behauptete „Nachlässigkeit“ denn fest? Daran, dass du in der komfortablen Lage bist, ex post darauf zu schauen?

Aber für mich als interessiertem Jugendlichen war dieses Buch sehr informativ.
Ich kann das gut nachvollziehen, dass du dich mit deinen bald 40 Jahren noch „jugendlich“ fühlst.

Ich weiß natürlich, dass der Schiismus nur eine Rechtsschule des Islam ist! Aber der grundlegende Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, ist ja noch heute eines der Hauptprobleme des Islam.
Die Schia ist keine Rechtsschule, sondern eine Konfession. Wie im sunnitischen Islam gibt es auch im shi‘itischen Islam verschiedene Rechtsschulen.
Was nun der innerislamische Konfessionskonflikt (der hierzulande häufig überbewertet wird, z.B. im jemenitischen Bürgerkrieg, der hierzulande gerne als Stellvertreterkrieg zw. Saudi-Arabien und dem Iran dargestellt wird, dabei gehören die Huthi einer ganz anderen shi‘itischen Strömung an als die Iraner), mit deiner ursprünglichen Frage zu tun hat, müsstest du erklären.

Wie gesagt, wäre man wirklich umfassend über die Verhältnisse im Iran informiert gewesen, hätte es einem gar nicht entgehen können, dass die religiösen sprich Khomeini sehr beliebt waren.
Diesem Satz liegt ja erneut eine unbelegte Behauptung zugrunde: nämlich dass es „den Amerikanern“ und „dem Westen“ entgangen sei, dass es im religiösen Lager gärte. Und, so die Schlussfokgerung: Weil dies den Westen und den Amerikanern entging, deshalb nahm die Geschichte den bekannten Verlauf. Die Möglichkeit, dass die Amerikaner überhaupt gar kein anderes Rezept hatten, als das Regime im Rahmen des Containment zu buttern, ziehst du erst gar nicht in Betracht.
 
Mich wundert nur, dass man im Fall des Iran, so nachlässig war! Es ist ja klar, dass es den westlichen Mächten, allen voran den USA im Nahen Osten nie um Demokratie ging.:rolleyes: Das kann man verdammen -sicherlich. Aber das wäre naiv.

Ich muss dazu sagen bzw. schreiben, dass die meisten Informationen, über den Iran, die ich habe, aus einem Buch stammen! Gerhard Konzelmann: Allahs Schwert: Der Aufbruch der Schiiten. Natürlich gibt es noch viele andere Bücher von diesem Autor. Aber für mich als interessiertem Jugendlichen war dieses Buch sehr informativ.
Ich weiß natürlich, dass der Schiismus nur eine Rechtsschule des Islam ist! Aber der grundlegende Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, ist ja noch heute eines der Hauptprobleme des Islam.

Und im Rahmen des sogenannten Great Game, war ja der Nahe Osten lange umstritten.
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Great_Game
Der Iran, gehörte also sehr lange Zeit, zur britischen Einflusssphäre. Was sicherlich nicht immer zum Vorteil des Iran war. Deswegen meine Formulierung schwierige Geschichte. Eine der einschneidendsten Maßnahmen dürfte die Invasion während des 2. Weltkrieges gewesen sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Anglo-sowjetische_Invasion_des_Iran
Im Anschluss daran kam es ja zur Irankrise. Bei der sich zwei Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen in den Haaren lagen. Und wenige Jahre danach folgte die Operation Ajax.
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Ajax

Insbesondere diese 3 für Persien unschönen "Episoden", dürften nicht dazu geführt haben, dass man sich über weitere fremde Einflüsse gefreut hat. Ich dachte einfach, die USA und ihre Verbündeten, hätten aus diesen Fehlern gelernt. Sich blindlings auf die total korrupte Armee zu verlassen, war mehr als blauäugig. Wie gesagt, wäre man wirklich umfassend über die Verhältnisse im Iran informiert gewesen, hätte es einem gar nicht entgehen können, dass die religiösen sprich Khomeini sehr beliebt waren.

Persien und der Iran waren nie eine britische oder russische Kolonie. Längere Zeit waren dort nie fremde Besatzungstruppen stationiert. Die staatliche Souveränität Persiens wurde nie von europäischen Mächten in Frage gestellt. Die Briten interessierte Persien vor allem im Hinblick auf die Sicherheit von Britisch-Indien und die Nachbarschaft mit dem zaristischen Russland, das Interesse an einem Zugang zum Indischen Ozean hatte. Großen Einfluss auf die inneren Angelegenheiten Persiens/des Irans haben die Europäer eigentlich nicht ausgeübt. Die Eliten Persiens öffneten sich aber für die europäische Kultur, schickten Söhne auf europäische Universitäten. Es gab und gibt in deutschen Universitätsstädten Ende des vorigen Jahrhunderts recht viele Iraner, die dort studiert und sich dort niedergelassen haben.

Innerhalb der alten Eliten gab es im 19. und 20. Jahrhundert eine begeisterte Hinwendung zur europäischen Kultur. Khomeni beherrschte wie Banisadr mehrere europäische Fremdsprachen, und auch heute noch sprechen viele iranische Geschäftsleute und Intellektuelle Englisch, Französisch oder Deutsch. Vor der Islamischen Revolution, während des Kalten Krieges hätte man viel eher vermuten können, dass, salopp gesagt Karl Marx mehr Anziehungskraft, als Allah im Iran haben könnte.

Der Iran wäre vermutlich heute, wenn es demokratische Wahlen gäbe, eines der "westlichsten" islamischen Länder. Zumindest was urbane Zentren wie Shiraz oder Teheran betrifft und Teile der alten Eliten. In Persien hat die Homosexualität eine große und lange Tradition, Perser/Iraner haben dazu recht beeindruckende literarische Produkte beigesteuert. Im privaten Bereich zeigen sich, oft sehr hübsche Frauen ohne Kopftuch und Schador, und natürlich gibt es auch im Iran Prostitution. Viele Iraner trinken auf Partys Alkohol, und auch das Opiumrauchen hat in Persien Tradition. Die Gesetze gegen Homosexuelle und "Drogenvergehen" sind entsetzlich. Der Besitz von Cannabis oder Heroin kann mit der Todesstrafe geahndet werden. Allerdings erlaubt die Iranische Republik Iran die legale Vergabe von Opium als Substitutionsmittel wie in Europa Methadon. Die Homosexualität dürfte innerhalb der Gesellschaft des Irans auch heute noch, zumindest im privaten Bereich, eine höhere Akzeptanz haben, als in den meisten arabischen Ländern.

Die revolutionäre Bewegung im Iran war äußerst heterogen. Die iranischen Intellektuellen, die sich mit Khomeni verbündeten, waren durchaus nicht gegen das Frauenwahlrecht. Da waren linke Intellektuelle, Anhänger von Mossadegh. Khomeni war ein religiöses Oberhaupt, das über ein hohes Ansehen verfügte. Er hatte beste Beziehungen, er hatte jahrelang schon im Exil politische Aktivitäten entfaltet, und er war eine Persönlichkeit, die so etwas wie gemeinsame Aktivitäten der äußerst unterschiedlichen Gegner des Schahs organisieren konnte. Er verfügte über das Charisma die sehr unterschiedliche Oppositionsbewegung unter einen Hut zu bekommen.

Die Einkommensverhältnisse, die Kluft zwischen arm und reich war schreiend im Iran. Als der Schah in die BRD reiste, schwelgte die Mehrheit der Presse im Glanz des Pfauenthrons. Ulrike Meinhof, damals noch eine renommierte Journalistin veröffentlichte einen offenen Brief an die Farah Diba, die zweite Frau des Schahs , die geschrieben hatte, dass sie den Sommer wie die meisten Iraner am Kaspischen Meer verbringt. Die Mehrheit der iranischen Bevölkerung waren damals Analphabeten, die unter "schwierigen Bedingungen" ein armseliges Leben fristeten. Die Landreform des Schah hatte keine wirkliche Verbesserung gebracht. Ein wichtiger Punkt des Programms der Islamischen Revolution war die Bekämpfung der Armut. Armenfürsorge gehört zu den 5 Grundpfeilern des Islam, und von Khomeni, der persönlich einen bescheidenen Lebensstil führte, von einem Oberhaupt der Schiiten war, aus der Perspektive der Landbevölkerung, eine Erfüllung dieses Programms am ehesten von Khomeni zu erwarten, von den alten Eliten war diesbezüglich nicht viel zu erwarten. Das war der Grund, dass
Zitat Griffel: die religiösen, sprich Khomeni beliebt waren

Der Westen hat den Schah unterstützt, die Beziehungen zur Bundesrepublik waren traditionell gut, als Mohammed Reza Pahlewi zum "Polizeistaatsbesuch" anreiste, sperrte man die Autobahn für ihn ab, gestattete "Jubelpersern" und Sawak-Agenten dass sie auf Studenten losgingen, die vom einem Grundrecht Gebrauch machten. Der Schah hatte bis dahin, für viele auch danach, Ansehen im Westen-er war jedenfalls im Zeitalter des Kalten Krieges, der Ölkrise, des Nahostkonfliktes berechenbar. Er regierte schon ewig, dass er so schnell weg sein würde, hätte kaum jemand gedacht-Er schien "seinen Laden" jedenfalls im Griff zu haben.


Der erste frei gewählte Präsident des Iran, Abdolhassan Banisadr kannte Khomeni seit seiner Kindheit. Er hat Khomeni und die Dynamik der Islamischen Revolution unterschätzt.

Was hätte denn der Westen unternehmen sollen, selbst wenn man die Ereignisse hätte vorhersehen können? Wir sprechen hier von einem Zeitraum, in dem der Kalte Krieg noch sehr kalt war, als es noch zwei "Supermächte" gab, als in Moskau mit Leonid Breschnew und Andrej Gromyko zwei absolute Hardliner und "Betonköpfe" Generalsekretär und Außenminister waren, als jegliche Eskalation einen Atomkrieg auslösen konnte, der das Ende jeder Zivilisation bedeuten konnte. Die USA hatten gerade erst den Vietnamkrieg hinter sich gebracht. Dieses Abenteuer war in die Hose gegangen. Von Islamismus war damals überhaupt noch keine Rede. Die Anschläge von New York, Paris, London Madrid waren Zukunftsmusik. Was hätten die USA auch unternehmen sollen? In den Iran einmarschiere- So wie es die Sowjetunion in Afghanistan machte?

Das wäre ein Bruch des Völkerrechts, ein Eingriff in die staatliche Souveränität des Iran, ganz offensichtlich gegen den Willen der Mehrheit des iranischen Volkes. Der Iran war Anrainerstaat der Sowjetunion. Die Sowjetunion hätte niemals einen Militäreinsatz von US-Truppen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft geduldet. Breschnew hätte mit Sicherheit mit Atomwaffen-Einsatz gedroht, und es hätte sich mit Sicherheit die Sowjetunion selbst bedroht fühlen müssen. Ein solcher Einsatz hätte ein unverantwortliches drehen an der Eskalationsschraube bedeutet, dass es schlichtweg unverantwortlich gewesen wäre. Es wäre auch der Bevölkerung der USA eine solche Aktion nicht zu vermitteln gewesen. Ein Militäreinsatz im Iran hätte politischen Selbstmord bedeutet. Präsident des Iran wurde zunächst Banisadr, ein gemäßigter Mann.
 
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Ein wichtiger Punkt des Programms der Islamischen Revolution war die Bekämpfung der Armut. Armenfürsorge gehört zu den 5 Grundpfeilern des Islam

Schah Reza ließ sich im Jahr 1963 die Weiße Revolution durch ein Referendum bestätigen. Einer der Punkte davon war die Enteignung von Großgrundbesitz. Diese Enteignung wurde unter Khomeini rückgängig gemacht. Der ehemalige britische Botschafter Anthony Parsons im Iran wird auf wiki so zitiert:
„Seit dem 16. Jahrhundert hat es im Iran nur eine Revolution gegeben, nämlich die von Reza Schah Pahlavi, die von seinem Sohn Mohammad Reza Schah Pahlavi fortgesetzt wurde. Definiert man Revolution als die Zerstörung vorhandener gesellschaftlicher Strukturen und den Aufbau einer neuen Gesellschaft, die sich von der vorherigen Gesellschaft unterscheidet, so war es genau das, was Reza Schah gemacht hat. .... Chomeini dagegen hat lediglich die beiden Machtzentren wiederhergestellt, die die iranische Gesellschaft für hunderte von Jahren dominiert haben, die Hierarchie der Shia-Muslim-Geistlichkeit und die Kaufleute des Basars. ... Die neue Verfassung ist weit reaktionärer als die Verfassung von 1906. Die modernen administrativen und wirtschaftlichen Strukturen, die die Pahlavis geschaffen hatten, sind bis auf die Grundfesten erschüttert.“

Ich war im Sommer 2000 für 3 Wochen im Iran. U.a. wollte ich auch Si-o-se Pol in Isfahan besichtigen. Leider führte diese Brücke über den Zayandeh Rud Fluß über ein ausgetrocknetes Flußtal. Etwas stromaufwärts liegt das Städtchen Rafsandschan, in der das damalige Staatsoberhaupt Rafsandschani riesige Pistazienplantagen betrieb, so dass im Sommer der Fluss in Isfahan des öfteren austrocknet.
 
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Woran machst du die behauptete „Nachlässigkeit“ denn fest? Daran, dass du in der komfortablen Lage bist, ex post darauf zu schauen?
nur am Rande ein Gedanke dazu: in der Wahrnehmung seinerzeit, geprägt wenn nicht gar beherrscht von der Regenbogenpresse, waren der Schah und seine Gattin Farah Diba quasi Stars, Operettenkönige, märchenhaft wie Maharadschas etc. - dem Prunk und "märchenhaften Reichtum" galt die Bewunderung und warum ein "orientalischer"/persischer Herrscher derart reich war, interessierte da zunächst nicht so sehr. Schah & Farah sowie Onassis wurden regenbogenpresseseits schlichtweg bewundert und glorifiziert.
Hinter so einer Glorie kann vielerlei verblassen...
 
in der Wahrnehmung seinerzeit, geprägt wenn nicht gar beherrscht von der Regenbogenpresse, waren der Schah und seine Gattin Farah Diba quasi Stars, Operettenkönige,
Der Regenbogenpresse gegenüber stand aber gerade in Deutschland die Wahrnehmung des Schahbesuchs 1967 mit den Jubel- bzw. Prügelpersern, wie sie @Scorpio oben schon angeschnitten hat.

Korrektur meines Beitrags #10: Der Link Rafsandschan funzt nicht. Rafsandschani war 2000 kein Staatsoberhaupt mehr. Er war Staatspräsident von 1989-97.
 
Der "Polizeistaatsbesuch" des Schah 1967 bei der es zu Demonstrationen und zum Tod des Studenten Benno Ohnesorg kam, war zweifellos eine Zäsur in der Geschichte der Bundesrepublik. In linken Kreisen wurde der Schah spätestens zu diesem Zeitpunkt zu einer Unperson.

Die Protestbewegung der späten 1960er Jahre wurde allerdings von einer zahlenmäßig relativ schwachen Minderheit der bundesdeutschen Gesellschaft getragen. Die überwältigende Mehrheit stand dem allerdings bestenfalls irritiert gegenüber, wenn nicht empört oder feindselig.

Vor allem für die Springer-Presse wurde die Bürgerrechts- und Protestbewegung recht bald zu einem bevorzugten Feindbild. Die Leser der Regenbogenpresse waren unter der Protestbewegung eher nicht zu finden. Der Tag, an dem Benno Ohnesorg ums Leben kam, sah die wildeste und rücksichtsloseste Knüppelei seit dem Ende der Nazizeit.

Darüber war in führenden Zeitungen aber kaum etwas zu lesen, stattdessen mokierte man sich darüber, dass ein Gast der Bundesrepublik beleidigt worden sei.

Der Schah war schon seit seiner ersten Ehe mit Soraya ein Lieblingskind der Regenbogenpresse. An der Berichterstattung über den Schah, seine zweite Gattin Farah Diba, seine Familie änderte sich bis zu seinem Tod kaum etwas. Für die Leser solcher Magazine war er ein exotischer Märchenprinz.

Die Mentalität der Leser(innen) von Produkten der Regenbogenpresse wird in Helmut Dietls Serie "Kir Royal" total überzeichnet, allerdings durchaus zutreffend karikiert.

In einer Episode kehrt eine ehemalige Friseuse, ein Münchner Madl vom Hasenbergl triumphal als Königin irgendeiner afrikanischen Plutokratie nach München zurück. Der Klatschreporter Baby Schimmerlos mietet daraufhin ein benachbartes Zimmer im Bayrischen Hof. Statt des erwarteten Schäferstündchens mit einem Lover, trifft sich Ihre Majestät aber mit einem Schweizer Waffenhändler, der schon mit Mobotu und Bokassa glänzende Geschäfte gemacht hat. Auf Druck seiner Freundin bringt Schimmerlos eine Story "Königin Kathy plant Völkermord".

Das Resultat ist, dass Schimmerlos Porsche demoliert wird, dass "Baby" und sein "Fotografen-Jude" Morddrohungen von begeisterten Monarchisten erhalten und seine Freundin Mona ihre Semmeln woanders kaufen muss.
 
Schah Reza ließ sich im Jahr 1963 die Weiße Revolution durch ein Referendum bestätigen.
Revolution scheint mir für die Machtergreifung des Schahs der falsche Begriff zu sein, denn es war ein Staatsstreich gegen Mossadegh. Dieser wollte die Ölquellen verstaatlichen und hätte damit der Anglo-Iranian Oil Company (heute BP) geschadet.
Auf Drängen der Briten inszenierte die CIA schließlich 1953 den Putsch und installierte den Schah als Vasallen.
 
Revolution scheint mir für die Installation des Schahs der falsche Begriff zu sein,
Die sogenannte "Weiße Revolution" 1963 fand aber 10 Jahre nach dem Sturz Mossadeghs 1953 statt. Es ist gut vorstellbar, dass der Schah damit der Opposition im Land Wind aus den Segeln nehmen wollte, indem er sozialpolitische Aspekte, die auch von Mossadegh hätten stammen können, umsetzen wollte.
Aber ich gebe dir recht "Revolutionen von oben" sollte man besser in Anführungszeichen setzen.
 
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... wollte ich auch Si-o-se Pol in Isfahan besichtigen. Leider führte diese Brücke über den Zayandeh Rud Fluß über ein ausgetrocknetes Flußtal. Etwas stromaufwärts liegt das Städtchen Rafsandschan, in der das damalige Staatsoberhaupt Rafsandschani riesige Pistazienplantagen betrieb, so dass im Sommer der Fluss in Isfahan des öfteren austrocknet.
Eine typisch iranische „Legende“. Ddenn der Zayandeh-Fluss fliesst nämlich gar nicht durch Rafsandschan. Er beginnt westlich von Isfahan im Zagros-Gebirge, fliesst durch Isfahan und endet südöstlich von Varzaneh im Gawchuni-Salzsee.

Auf meinen früheren Reisen führte der Zayandeh-Fluss in Isfahan immer Wasser. Auch im März 2016 (wir fuhren mit dem Tretboot-Schwan zur Si-o-se Pol!). Doch im April war er dann aufs Mal ausgetrocknet!
Wie sich herausstellte, wurde das Wasser zu den Nouruz-Feierlichkeiten extra „angestellt“! In der übrigen Zeit braucht man es für die Bewässerung der Felder. Im Oberlauf wird viel Reis und Gemüse angebaut. Und ich vermute, auch die riesigen Stahlwerke brauchen Flusswasser.

Zu unserem Erstaunen führte der Zayandeh im Unterlauf wieder ganz schön Wasser. Keine Ahnung wo das herkam?

Gruss Pelzer
 
Die Protestbewegung der späten 1960er Jahre wurde allerdings von einer zahlenmäßig relativ schwachen Minderheit der bundesdeutschen Gesellschaft getragen. Die überwältigende Mehrheit stand dem allerdings bestenfalls irritiert gegenüber, wenn nicht empört oder feindselig.
Vor allem für die Springer-Presse wurde die Bürgerrechts- und Protestbewegung recht bald zu einem bevorzugten Feindbild. Die Leser der Regenbogenpresse waren unter der Protestbewegung eher nicht zu finden. Der Tag, an dem Benno Ohnesorg ums Leben kam, sah die wildeste und rücksichtsloseste Knüppelei seit dem Ende der Nazizeit.
Darüber war in führenden Zeitungen aber kaum etwas zu lesen, stattdessen mokierte man sich darüber, dass ein Gast der Bundesrepublik beleidigt worden sei.
Der Schah war schon seit seiner ersten Ehe mit Soraya ein Lieblingskind der Regenbogenpresse. An der Berichterstattung über den Schah, seine zweite Gattin Farah Diba, seine Familie änderte sich bis zu seinem Tod kaum etwas. Für die Leser solcher Magazine war er ein exotischer Märchenprinz.
besten Dank für die ausführliche Beschreibung! Das meinte ich mit:
in der Wahrnehmung seinerzeit, geprägt wenn nicht gar beherrscht von der Regenbogenpresse, waren der Schah und seine Gattin Farah Diba quasi Stars, Operettenkönige, märchenhaft wie Maharadschas etc. - dem Prunk und "märchenhaften Reichtum" galt die Bewunderung
 
Woher kam die massive Fehleinschätzung des Westens?

Es stellt sich die Frage, ob man "dem Westen" überhaupt eine massive Fehleinschätzung unterstellen kann, weil sie die Dynamik der Islamischen Revolution unterschätzt oder auch falsch eingeschätzt hat. Zunächst mal waren die Interessen der Europäer und der Amerikaner ja durchaus nicht identisch und "der Westen" kein monolithischer Block.

Die Amerikaner waren interessiert an Stabilität im Nahen Osten, und von deren Standpunkt war es durchaus naheliegend, sich an den Schah zu halten, der schon eine gefühlte Ewigkeit regierte. Etwas anderes, als das Ancien Regime im Iran zu buttern, fiel ihnen nicht ein.

Auch die Prämisse, dass Europäer und Amerikaner sich wegen des Great Games im Iran unbeliebt und verhasst gemacht hätten, ist falsch. Andere Staaten des Nahen Ostens hatten noch eine ganz andere "schwierige Geschichte" erlebt, waren Kolonien der Europäer gewesen. Eine Kolonie war Persien, war der Iran nie, der Schah nie eine Marionette, von Kolonialmächten eingesetzt, sondern durchaus eine geachtete Persönlichkeit auf internationalem, diplomatischem Parkett. Es gab diplomatische Beziehungen zu Europa bereits im 17. Jahrhundert, seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schickten iranische Familien der "Oberschicht" Söhne zum Studium nach Europa. Antiwestlich war die persische Gesellschaft nicht, ja im Grunde ist sie es auch heute nicht. Im Gegenteil! Die deutsch-iranischen Beziehungen waren traditionell gut. Deutschland genießt einen guten Ruf im Iran, es waren vor allem französische und deutsche Universitäten, wo Iraner studierten. Antiwestlich war die Gesellschaft des Irans nicht, und im Grunde ist sie es selbst unter der Islamischen Republik nicht.

Im Zeitalter des Imperialismus konnte es nicht ausbleiben, dass der Iran sich mit europäischen Großmächten arrangieren mußte, die Interessen in der Region hatten. Die Briten waren eigentlich für den Schah die verlässlicheren Ansprechpartner. Das Britische Empire war saturiert, hatte keine Ambitionen im Iran Provinzen zu annektieren oder sich in innere Angelegenheiten einzumischen. Das britische Empire war saturiert. Persien war weder eine Bananenrepublik, noch jemals eine Kolonie oder Protektorat.

Die Dynamik der Islamischen Revolution haben wie gesagt auch iranische Politiker wie Banisadr unterschätzt, die mit den Verhältnissen des Landes gut vertraut waren, die Khomeni seit Kindertagen kannten.

-Eine weitere Prämisse ist, dass es eine gewaltige Fehleinschätzung der Amerikaner war, dass sie den Sturz des Schah nicht vorausgesehen haben und dass sie die Islamische Republik Iran nicht verhindert haben.
Ich halte sie für falsch. Der rasante Sturz des Schah war ebenso wenig vorauszusehen wie der des "Eisernen Vorhangs". Auch Supermächte verfügen nicht über übernatürliche Fähigkeiten, sie können vielleicht das wetter vorhersagen, aber nicht die Zukunft.

Wie gesagt, Historiker waren nie besonders gut darin, die Zukunft vorher zu sagen, sie arbeiten mit Quellen, nicht mit Glaskugeln. Militärs und Geheimdienstleuten stehen (noch) ganz andere Möglichkeiten offen, sie werden auch besser bezahlt, als Historiker-sie können die Zukunft aber nicht besser, eher schlechter, als Historiker, vorhersagen, und das trifft auch auf Ökonomen, Wahrsager, Astrologen, Sozialpädagogen etc., etc. zu.

-Hätte aber "der Westen" oder die USA die Islamische Revolution verhindern können? Ich behaupte nein! Als Möglichkeit der Verhinderung hätte ja wohl nur eine Militärintervention dienen können.

-Eine solche hätte im Zeitalter des Kalten Krieges ein unglaubliches Risiko bedeutet. Noch gab es die Sowjetunion, in manchen Waffensystemen war die SU sogar leicht überlegen. Außerdem war von Glasnost und Perestroika noch keine Rede. Breschnew regierte schon ewig, ein absoluter Hardliner und Betonkopp, genau wie Außenminister Gromyko.

-Die USA hatten gerade den Vietnamkrieg hinter sich gebracht, Saigon hatte man fast fluchtartig räumen müssen. Diesen Militäreinsatz hatten die USA von Frankreich geerbt. Weitere Militäreinsätze konnten sich die USA nicht leisten, sie wären dem Volk, den Wählern kaum zu vermitteln gewesen. Der Nahe Osten war ohnehin heikel genug, es haben im übrigen auch zwei Kriege, die die USA und ihre Verbündeten führ(t)en, die Region nicht stabiler gemacht.

-Es hätte eine Militärintervention einen Bruch des Völkerrechts bedeutet, ein durch nichts gerechtfertigter Eingriff in die Souveränität eines Staates, der von den USA und Europa anerkannt wurde. Ein Eingriff, ein Angriffskrieg auch, den die Verbündeten nicht mitgemacht hätten, den vor allem die Sowjetunion nicht tatenlos hingenommen hätte.
 
Man kann wohl nicht immer "Gewinnen". Ich glaube allerdings, dass den USA und Großbritannien, ein Iran mit Schahregierung lieber gewesen wäre, als Khomeini. Wenn, man aber über die Missstände im Iran unterrichtet war, warum hat man dann die Regierung des Schah nicht beeinflusst? Wie gesagt, ich mache mir keine Illusionen über die Demokratieliebe der USA! Aber unter dem Gesichtspunkt der Stabilität hätte man doch handeln müssen.
 
Kleiner Tipp:
  • Akteure sind nicht die USA, GB oder Iran
  • Akteure sind die (gewählte) Regierungen, in den Staaten aber auch der ungemein mächtige Kongreß mit seiner konstitutionell schon verankerten Fähigkeit zu einer Nebenpolitik, Herrscher, Machthaber, Regime und innerhalb der Regime mächtige Institutionen wie Geheimdienste, Militär usw.
  • Der Iran wurde weder von einem Marionettenregime beherrscht, welches die großen westlichen Brüder nur einfach mal kräftig durchschütteln musste, damit die Missstände verschwanden und die Demokratie herrschen würde
  • noch war der Iran einfach nur irgendein Land, irgendeine 'Bananenrepublik', welches nur zufällig von den US-Regierungen und früher von den UK-Regierungen unterstützt wurde. Der anfängliche Wunschpartner und später dann durchaus eigenständige Ansprechpartner war das antikommunistisch-antisozialistische Schah-Regime, welches dank Öl, Gas und strategisch hervorragender Lage eine große Bedeutung und eine gewisse Autonomie gewann.
  • In Namen der - westlichen - Menschenrechte einfach imperialistische Machtpolitik mit Zielsetzung der Durchsetzung einer stärkeren Beachtung westlich-universalistischer Menschenrechte einzufordern, widerspricht sich schon selber und diversen, auch 'westlicherseits' immer wieder postulierten politischen Selbstbestimmungsrechten - vielleicht als Anregung
  • Die Carter-Administration hatte mit ihrer globalen, leicht aufdringlichen Menschenrechts-Mission anfangs auch vor dem Schah-Regime nicht halt gemacht. Der Schah bekam das durchaus zu spüren. Doch gewann bald nach den ersten ernsthaften Differenzen zwischen Carter-Mission und Schah-Regime die sogenannte Realpolitik gegenüber dem Schah die Oberhand - der Iran war energiepolitisch-geostrategisch einfach zu bedeutend für die USA. Und das Regime in Teheran keine Ansammlung von Laien.
 
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