Die USA waren natürlich in der besonderen Situation, als sich die Kriegsschauplätze außer beim Angriff auf Pearl Harbor fast immer weit vom eigenen Land entfernt befanden und sie dadurch kaum Tote Zivilisten oder Kriegsschäden im eigenen Land hatten.
Natürlich, aber es legt doch nahe dass nicht Kriegführen an und für sich ein Problem für die wirtschaftliche Entwicklung ist, sondern, dass es auch sehr darauf ankommt, wo der Krieg geführt wird und wie lange er dauert.
Dennoch möchte ich bezweifeln, ob der Krieg für die USA unter dem Strich finanziell wirklich von Vorteil war, denn immerhin war das teuer erkauft, z. B. mit einer extrem hohen Verschuldung und extrem hohen Steuersätzen, um den Krieg zu finanzieren und die Schulden zurück zu zahlen, mit Millionen von Soldaten, die jahrelang nicht als Arbeitskräfte zur Verfügung standen und nicht zuletzt 400.000 überwiegend jungen toten Soldaten und 670.000 Verwundeten.
Die Spitzensteuersätze der Einkommensteuer lagen während des Krieges zeitweise bei 94%. Auch nach dem Krieg sanken sie nur leicht und sanken erst Mitte der Sechziger Jahre unter 90%. Erst Anfang der Achtziger sanken sie unter 70%.
Das geht meines Erachtens nach insofern etwas an den historische Bedingungen vorbei, dass es nicht berücksichtigt, aus welche Situation die USA kamen.
Die sehr hohen Steuersätze, waren zum Teil bereits Produkt des New-Deal-Programms also schon vor dem Krieg gegeben (und wer und wie viele Personen die Spitzensätze tatsächlich bezahlen musssten, ist demgegenüber noch einmal eine andere Frage).
Insofern bei Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg auch die Massenarbeitslosigkeit in den USA infolge der Weltwirtschaftskriese noch keineswegs wirklich befriedigend behoben war (teilweise wurde sie durch staatliche Beschäftigungsprogramme kaschiert, deren wirtschaftlicher Nutzen aber eher gering war), so das die Mobilisierung von Soldaten für den Krieg durchhaus nicht unbedingt dadurch bestritten werden musste der Wirtschaft die Arbeitskräfte zu entziehen, ein Großteil der nötigen Aushebungen konnte aus dem Pool der ohnehin Arbeitslosen oder künstlich beschäftigten Rekrutiert werden.
Der Zahl der Verwundeten und Toten, die die USA durch denn Krieg zu beklagen hatten, steht eine ansehnliche Zahl von gut ausgebildeten Flüchtlingen aus Europa gegenüber, die nach dem 2. Weltkrieg in die USA abwanderten, weil sie mit den Verhältnissen im zudem mittlerweile völlig zerstörten Europa fertig waren.
Der Krieg sorgte kurzfristig dafür das ein erheblicher Teil der Industriepotentiale Europas und Japans zerstört oder anderweitig außer Betrieb (zerstörte Transportnetze, Rohstoff- und Energiemangel) gesetzt wurden, so dass mindestens in den ersten Nachkriegsjahren der vergleichsweise starke Dollar dem amerikanischen Export nicht schadete, weil wegen der Notwendigkeit des Wiederaufbaus und dem darniederliegen der europäischen Industrien an amerikanischen Produkten mitunter kein Weg vorbeiführte.
Gleichzeitig führte die Absenkung des Lebensstandarts in Europa mittelfristig zu einer enormen Aufwertung der Kaufkraft amerikanischer Einkommen in US-Dollar auf dem sich wieder integrierenden Weltmarkt.
In Sachen und Kriegsbeute, holten die Amerikaner einiges an Technologien und Wissenschaftlern aus Europa heraus, was der Entwicklung der amerikanische Industriekonzerne eher förderlich als abträglich gewesen sein dürfte.
Durch den in Europa und Japan deutlich zurückgfallenen Lebensstandart und das Währungsgefälle hatten es die US-Unternehmen und der US-Amerikanische Forschungsbetrieb auch Jahrzehnte lang sehr leicht, von anderswo die gut ausgebildeten Bildungseliten abzuwerben, wenn sie Interesse daran hatten.
Auch von der endgültigen Ablösung des britischen Pfunds durch den US-Dollar als Weltleitwährung profitierten die USA in the long run durchaus bemerkbar.