Zielsetzung der RAF

Hmmm, ein bißchen ungünstig, wenn du das Thema so breit läßt. Es wäre vorteilhaft, wenn gleich aus dem Titel hervorgeht, was im Referat behandelt wird.
Ich habe meine Präsentation mit "Die Geschichte der Roten Armee Fraktion" überschrieben, wenn du das meinst.

Na denn. Hoffentlich lags nicht nur daran, daß die anderen Themen so langweilig waren.
Die beiden Themen bisher waren "Kubakrise" und "Vietnamkrieg", beides durchaus keine langweiligen Themen. Jedenfalls meiner bescheidenen Meinung nach.

Es trifft gar nicht. Wollte die RAF den Staat komplett abschaffen oder durch einen anderen ersetzen?
Ja. Sie wollte einen kapitalistischen Staat durch einen kommunistischen Staat ersetzen, wie auch immer das jetzt genau ausgesehen hätte.

Wie ist es gerade im Hinblick darauf, daß die RAF sich als revolutionäre Avantgarde sah, die die Revolution machen wollte, egal was die Bevölkerung davon hielt?
Ähm nun ja... die RAF hat ihre Revolution ja gemacht, egal was die Bevölkerung davon hielt. Am Anfang mag da ja noch eine gewisse Symphatie da gewesen sein, noch aus der Zeit der 68er Bewegung heraus. Aber spätestens die Dritte Generation - eigentlich waren das nur noch Verbrecher. Die ihr Ding ganz sicher nicht im Einklang mit Volkes Wille gedreht haben.
 
Wie ist es gerade im Hinblick darauf, daß die RAF sich als revolutionäre Avantgarde sah, die die Revolution machen wollte, egal was die Bevölkerung davon hielt?

Ihrer Einschätzung nach war eine Revolution zwingend notwendig. Das zeigte sich für sie an den Studentenunruhen anno 68. Sie wollten die abgeflaute Begeisterung und Euphorie wieder entfachen. Die erste Generation war durchaus bestrebt den Rückhalt der Bevölkerung zu erhalten - Bombenanschläge auf US Basen, weil die USA Krieg gegen Vietnam führte. Das waren unter anderem auch populistische Äkte, sie wollten Zustimmung. Die zweite Generation verfolgte das Ziel der Befreiung der Gefangenen. Der Tod von Meins führte ja zu einem Aufschrei in der Öffentlichkeit - damals stiegen die Sympathisantenzahlen rapide.
Für die Mitglieder der RAF gab es einen Nährboden in der Gesellschaft für einen Umsturz, das war wohl Verblendung.
Du hast natürlich Recht, dass Morde und Enführungen auf öffentliche Abneigung stießen, aber mit einigen Aktionen wollte man lapidar gesagt die Gunst der Menschen gewinnen.

Bookworm, wir haben ja schon über ICQ geschrieben, das Thema ist zu umfangreich, allein mit dem Thema die erste Generation, Gründung, Motive, Aktionen und Organisation könntest du Bücher füllen. RAF ist ein tolles Thema, viel Spaß dabei und natürlich Erfolg
 
Hallo,
ich habe hier eine etwas ausführlichere Zusammenfassung über die RAF aller 3 Generationen verfasst: Geschichte im berblick: RAF
Du gehst aber auf Deiner Seite noch immer nicht auf die Beweggründe/Geschehnisse zur Entstehung der RAF, wie hier empfohlen, ein, hast die Zusammenhänge offenbar damit noch immer nicht herausgearbeitet/begriffen...

Literaturempfehlungen:
Aust, Stefan: Der Baader-Meinhof-Komplex.
Koenen, Gerd: Vesper, Ensslin, Baader. Urszenen des deutschen Terrorismus.
Kraushaar, Wolfgang (Hrsg): Die RAF und der linke Terrorismus.
Peters, Butz: Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF.
DIE ZEIT Zeitgeschichte Nr. 2 2007: Das Jahr der Revolte.
DIE ZEIT Zeitgeschichte Nr. 3 2007: Die Jahre des Terrors.


Ihrer Einschätzung nach war eine Revolution zwingend notwendig. Das zeigte sich für sie an den Studentenunruhen anno 68. Sie wollten die abgeflaute Begeisterung und Euphorie wieder entfachen. Die erste Generation war durchaus bestrebt den Rückhalt der Bevölkerung zu erhalten - Bombenanschläge auf US Basen, weil die USA Krieg gegen Vietnam führte. Das waren unter anderem auch populistische Äkte, sie wollten Zustimmung. Die zweite Generation verfolgte das Ziel der Befreiung der Gefangenen. Der Tod von Meins führte ja zu einem Aufschrei in der Öffentlichkeit - damals stiegen die Sympathisantenzahlen rapide.
Und was waren die Beweggründe der dritten Generation - die dann letztendlich so einfach aufgab?

Die erste Generation der RAF, also Baader, Ensslin, Meinhof, Raspe, Meins, etc., ging ja aus der Radikalisierung der Linken, u.a. gegen Altnazis in Regierungsämtern, gegen Vietnamkrieg etc., hervor. Sie wollten, statts immer nur Reden, endlich etwas tun, aktiv werden. Man kann/muss ihnen durchaus politische Motivationen zubilligen - auch wenn ihre Ideologie mehr als verworren war, und wenn auch ihr erstes Jahr im Untergrund, in der Illegalität, fast ausschliesslich aus Autodiebstahl und Bankraub bestand. Da waren sie äusserlich ganz gewöhnliche Kriminelle! Innerlich verfolgten sie sehr wohl politische Ziele: das geraubte Geld und die geklauten Autos dienten schliesslich dem Überleben in der Illegalität und der Vorbereitung politischer Aktionen.

Die zweite Generation der RAF entstand aus der Sympathisantenszene gegen die "Isolationsfolter": die sich besonders an der Einzel- u. Isolationshaft der Ulrike Meinhof in Köln fest machte. Letztendlich versuchten sie, nach endlosen Protesten, begleitet von Hungerstreiks der inhaftierten Gefangenen, die RAF-Gefangenen erster Generation frei zu pressen - und schreckten dabei nicht vor kaltblütigem Mord oder dem Hineinziehen Unbeteiligter zurück!

Der dritten Generation ging es, trotz aller pompösen Erklärungen über den "Angriff auf den militärisch-industriellen Komplex", in Wirklichkeit nur noch um Zusammenlegung der inhaftierten RAF-Mitgliedern zu grösseren Gruppen - als gäbe es die Erfahrungen von Stammheim nicht. In völliger Verkennung der politischen Gegebenheiten glaubten sie allen ernstes, der Staat müsse die RAF als eine Art Krieg führende Partei anerkennen. Dafür mussten fünf Menschen sterben (Zimmermann, Beckurts, von Braunmühl, Herrhausen und Rohwedder), je begleitet von Hungerstreiks der RAF-Häftlinge (was die Medien einstimmig verschwiegen) ... um am Ende die Aussichtslosigkeit ihrer Illusionen zu erkennen und sich aufzulösen!



Saludos!
 
Was die dritte Generation angeht: Hier ist ein Blick in folgendes Buch empfehlenswert, und zwar nicht, weil die dort vertretenen Thesen überzeugen, sondern weil es auf eine Reihe immer noch nicht geklärter Ungereimtheiten hinweist.

Das RAF-Phantom ? Wikipedia
 
Du gehst aber auf Deiner Seite noch immer nicht auf die Beweggründe/Geschehnisse zur Entstehung der RAF, wie hier empfohlen, ein, hast die Zusammenhänge offenbar damit noch immer nicht herausgearbeitet/begriffen...

Mein Fehler, hatte ich vor, aber dann aus den Augen verloren.
Ich empfahl sie Bookworm, weil ich versuchte eine relative Struktur in 3 Generationen Raf zu bekommen. Zielsetzungen hatte ich gesondert oben schon ergänzt bzw. erklärt.

Literaturempfehlungen:
Aust, Stefan: Der Baader-Meinhof-Komplex.
Koenen, Gerd: Vesper, Ensslin, Baader. Urszenen des deutschen Terrorismus.
Kraushaar, Wolfgang (Hrsg): Die RAF und der linke Terrorismus.
Peters, Butz: Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF.
DIE ZEIT Zeitgeschichte Nr. 2 2007: Das Jahr der Revolte.
DIE ZEIT Zeitgeschichte Nr. 3 2007: Die Jahre des Terrors.

Ich kann besonders Butz Peters Buch empfehlen, möchte man einen allgemeinen Überblick über die Geschichte der RAF ist das Buch besser geeignet als BM-Komplex.

Und was waren die Beweggründe der dritten Generation - die dann letztendlich so einfach aufgab?
Der dritten Generation ging es, trotz aller pompösen Erklärungen über den "Angriff auf den militärisch-industriellen Komplex", in Wirklichkeit nur noch um Zusammenlegung der inhaftierten RAF-Mitgliedern zu grösseren Gruppen - als gäbe es die Erfahrungen von Stammheim nicht. In völliger Verkennung der politischen Gegebenheiten glaubten sie allen ernstes, der Staat müsse die RAF als eine Art Krieg führende Partei anerkennen. Dafür mussten fünf Menschen sterben (Zimmermann, Beckurts, von Braunmühl, Herrhausen und Rohwedder), je begleitet von Hungerstreiks der RAF-Häftlinge (was die Medien einstimmig verschwiegen) ... um am Ende die Aussichtslosigkeit ihrer Illusionen zu erkennen und sich aufzulösen!

Das war aber ein Beweggrund, ebenso kann man den "Aufbau" einer anti-imperialistischen Front in Europa als Ziel der 3. anführen.
Ich zitiere aus der Auflösungserklärung:

"Wir führten Angriffe gegen Projekte der NATO und mit anderen Guerillagruppen Westeuropas zusammen gegen den militärisch- industriellen Komplex des Kapitals durch; es gab den Versuch von Action Directe aus Frankreich, Brigate Rosse/PCC aus Italien und uns, eine westeuropäische Guerillafront aufzubauen."

Du hast mich vorher zitiert, aber mir kommt es ein bisschen aus dem Zusammenhang gerissen vor:
Eine Ausgangsfrage war ja:

Wie ist es gerade im Hinblick darauf, daß die RAF sich als revolutionäre Avantgarde sah, die die Revolution machen wollte, egal was die Bevölkerung davon hielt?

Meine Entgegnung darauf hast du selbst ja zitiert, manch Aktion kann man als populistische Aktionen ansehen, natürlich war die Raf von Anfang an politisch motiviert, das zeigt ja auch ihr Kader:
Meinhof und Ensle waren doch eher die politisch-aktiven
Baader war der Aktionist, er wollte was "bewegen"
 
Bei der Frage nach den Zielen der RAF würde doch eher die Gründung als die Auflösung betrachten.
Die "Geburtsstunde" der RAF ist die Befreiung Andreas Baaders aus der Haft.
Ich sehe da jetzt keine nennenswerte Unterschiede sondern eher eine Kontinuität der Primärziele: Befreiung von inhaftierten Terroristen, die als "politische Gefangene" verklärt werden

So schreibt es Ulrike Meinhof in der Gründungserklärung der RAF in der Zeitschrift Agit 883, Ausgabe 61 vom 22.5.1970. Daher stammen folgende Zitate:
http://plakat.nadir.org/883/ausgaben/agit883_61_22_05_1970.pdf
Glaubten die Schweine wirklich, wir würden den Genossen Baader 2 oder 3 Jahre sitze lassen?
...
Gandhi und Martin Luther King sind tot. Die Kugeln ihrer Mörder, die Kugeln auf Rudi, die Kugeln von Kurras, Dallwitz und Wetter haben den Traum von Gewaltlosigkeit beendet. Wer sich nicht wehrt, stirbt. Wer nicht stirbt, wird lebend begraben: in den Gefänfnissen, in den Erziehungsheimen, in den Löchern von Kreuzberg, Wedding, Neuköln, in den Steinsärgen der Neubaugebiete, in den überfüllten Kindergärten und Schulen, in den perfekten Neubauküchen, in ubezahlten Schlafzimmerpalästen.
Der Brandstifter Andreas Baader wird hier mit Martin Luther King, Gandhi und Dutschke verglichen.
Der gewaltsame Kampf wird als Kampf ums Überleben gerechtfertigt. Ansonsten noch Kampf gegen alles andere sich? Wenn etwas Anarchie ist dann, die Befreiung der Menschen aus Kindergärten, Schulen und Mietskasernen. Weil ja ein normales Leben in der Bundesrepublik offenbar nicht als lebenswert gilt, dem Gefängnis gleichkommt. Am besten man zündet wie Andreas Baader ein Kaufhaus an, um die Arbeiter Deutschlands zu befreien.:grübel:

Unser Feind und der Feind Südamerikas, der Feind des japanischen und vietnamesischen Volkes, der Feind aller Schwarzen in den USA, der Feind der Arbeiter in Berlin - der Feind ist der amerikanische Imperialismus.
Die Arbeiter Berlin, sie leiden?

Glaubten die Schweine wirklich, wir könnten den Genossen Baader im gegen den amerikanischen Imperialismus für 2-3 Jahre entbehren?
Glaubten die Schweine wirklich, mit den Terror-Urteilen, mit den Dienstpistolen der Staatsmacht, dem amerikanischen Imperialismus Handlangerdienste erweisen zu können?
Die Befreiung Baaders ist also nur eine Notwendigkeit im Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus.

Und am Ende stehen die erklärten Ziele der RAF:
DIE KLASSENKÄMPFE ENTFALTEN !
DAS PROLETARIAT ORGANISIEREN !
MIT DEM BEWAFFNETEN WIDERSTAND BEGINNEN !
DIE ROTE ARMEE AUFBAUEN !
Bei der Großschreibung oben hielt ich mich an das Original.

Erkärtes Ziel ist also der Aufbau des bewaffneten Widerstandes, noch nicht der Widerstand oder die Revolution selbst. Und hierzu brauchen sie ganz dringend Herrn Baader, ein paar Flinten usw... um das Proletariat zu bewaffnen um es von amerikanischer Knechtschaft zu befreien. Und damit keiner ins Gefängnis oder in die Schule oder zur Arbeit muss, muss eben scharf geschossen werden.:autsch:
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben