Zugang zum römischen Marschlager

Spatenpaulus

Mitglied
Eine Frage an die Wissenden:
Das römische Marschlager verfügte über mehrere Zugänge. Diese Zugänge wurden infrastrukturell entweder durch einen vorgelagerten Graben (Titulum) oder eine zungenförmige Ausbuchtung (Clavicula) gesichert.
Mich interessiert das Titulum. Wie lang war ca. der dem Zugang vorgelagterte Graben und wie bereit war der tatsächliche Zugang zum Lager?
Gibt es Bilder eines solchen Titulums?

Grüße
 
@Spatenpaulus

ein Titulum mit unterbrochenen Graben (Toursituation) hatte ich erst kürzlich hier vom Marschlager an der Saale eingestellt. Es stimmt haargenau mit den Angaben des Pseudo-Hygin überein. Das Titulum wurde laut diesem 60 Fuß (ca. 18 m) vor dem Tor angelegt und war exakt so breit wie das Tor selbst. Das an der Saale ist ca. 20 m (!) breit, und das von Aken ebenfalls. Und jetzt kommt's - heute Vormittag habe ich vom Luftbildarchäologen erfahren das es noch ein drittes(!) sehr großes Lager gibt. Es ist in der Nähe von Aken. Was ging da ab frage ich mich ?!!! Jahrelang nicht ein einziges und nun gleich 3 !!!
 
@ Hermundure
Kannst du mir den Beitrag mit dem Titulum des Marschlagers an der Saale verlinken, bevor ich ihn ewig suchen muss? Vielen Dank.
Warum geht das LDA mit diesen Erkenntnissen nicht an die Öffentlichkeit? Es wären ja schließlich die bisher östlichsten Marschlager in Sachsen-Anhalt. Oder wartet man, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind? Gibt es bereits erste Ergebnisse?
In Hannover hat man damals einen riesigen Budenzauber um das Marschlager Wilkenburg mit Pressekonferenz u.s.w. veranstaltet.
 
Ich gehe davon aus, dass erst nach den Grabungen Ergebnisse vom LDA veröffentlicht werden. Hier nochmal das Titulum vom Lager an der Saale.
 

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Es gibt nur ein augusteisches Lager mit Titulum - das Kleinlager in Oberbrechen. Alle anderen haben kein (!) Titulum.
 

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@ Hermundure
Kannst du mir den Beitrag mit dem Titulum des Marschlagers an der Saale verlinken, bevor ich ihn ewig suchen muss? Vielen Dank.
Warum geht das LDA mit diesen Erkenntnissen nicht an die Öffentlichkeit? Es wären ja schließlich die bisher östlichsten Marschlager in Sachsen-Anhalt. Oder wartet man, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind? Gibt es bereits erste Ergebnisse?
In Hannover hat man damals einen riesigen Budenzauber um das Marschlager Wilkenburg mit Pressekonferenz u.s.w. veranstaltet.
Zunächst einmal müssen die Ergebnisse der Grabungen vorliegen. Erst dann werden die Medien aktiv. Leider ist die Gegend um Aken durch einen Lokalpatrioten vorgeschädigt, der überall römische Lager sah. (Und ein Denkmal auf dem Hasselberg sowie ein Wasserkastell bei Brambach). Die Mittelelbe-Region ist durch ihre Furten interessant. Aber für eine touristische Vermarktung ist man hier viel zu träge.
 
Aber für eine touristische Vermarktung ist man hier viel zu träge.
Naja, man muss sich halt mal fragen, was da touristisch vermarktet werden soll. Bis auf ein paar Geschichts- und Archäologienerds kann niemand etwas mit Gräben anfangen.

„Ja schön, da ist ein Graben. Und? Oh, zwei Nägel und eine Münze hat man auch noch gefunden. Ganz toll.“

Da kann kein Café oder Hotel von leben. Da fährst du nach Xanten, nach Trier, zur Saalburg: da hast du Römer massenweise.

Dass das LDA kein Archäologie-Marketing betreiben würde kann man wirklich nicht sagen. Die Himmelsscheibe ist eines der berühmtesten archäologischen Artefakte in Dtld., wenn nicht vielleicht sogar das berühmteste, sie hat ihr eigenes Museum und das archäologische Museum in Halle ist auch renommiert. Der archäologische Markenkern von Sachsen-Anhalt ist aber das Neolithikum und besonders die Bronzezeit.
 
Naja, man muss sich halt mal fragen, was da touristisch vermarktet werden soll. Bis auf ein paar Geschichts- und Archäologienerds kann niemand etwas mit Gräben anfangen.

„Ja schön, da ist ein Graben. Und? Oh, zwei Nägel und eine Münze hat man auch noch gefunden. Ganz toll.“

Da kann kein Café oder Hotel von leben. Da fährst du nach Xanten, nach Trier, zur Saalburg: da hast du Römer massenweise.

Dass das LDA kein Archäologie-Marketing betreiben würde kann man wirklich nicht sagen. Die Himmelsscheibe ist eines der berühmtesten archäologischen Artefakte in Dtld., wenn nicht vielleicht sogar das berühmteste, sie hat ihr eigenes Museum und das archäologische Museum in Halle ist auch renommiert. Der archäologische Markenkern von Sachsen-Anhalt ist aber das Neolithikum und besonders die Bronzezeit.
Es ginge nur mit historischen Aktivitäten. Aber die Gastronomie leidet (nicht nur) hier an akutem Personalmangel. Bisher konnte man hier im Lorf (slawische, mittelalterlich ausgebaute Anlage) fast in Sichtweite des Grabenwerks, noch Kaffee trinken. Nach Ausfall einer Rentnerin gibt es nichts mehr. Wenn sich hier die Römer tatsächlich tummelten, wäre das ein Schauplatz für Veranstaltungen (Drusus/Tiberius/Ahenobarbus.
 
Es ginge nur mit historischen Aktivitäten. Aber die Gastronomie leidet (nicht nur) hier an akutem Personalmangel. Bisher konnte man hier im Lorf (slawische, mittelalterlich ausgebaute Anlage) fast in Sichtweite des Grabenwerks, noch Kaffee trinken. Nach Ausfall einer Rentnerin gibt es nichts mehr. Wenn sich hier die Römer tatsächlich tummelten, wäre das ein Schauplatz für Veranstaltungen (Drusus/Tiberius/Ahenobarbus).
Schau mal: Kalkriese macht jedes Jahr - neben seiner Dauerausstellung - eine Sonderausstellung. Diese Sonderausstellungen sind entweder zum Römer-Germanen-Thema, Krieg in der Antike oder aber zu herausragenden Neufunden (Neues Gold aus Kalkriese; Cold Case - Tod eines Legionärs [zum Schienenpanzer]), hin und wieder auch mal zu Themen, die nicht direkt ins Kalkriese-Schema passen, aber einen Link zur Archäologie haben, z.B. die Ausstellung über 2 Millionen Jahre Migration, wo der Anknüpfungspunkt natürlich neolithischer und bronzezeitlicher Technologietransfer waren - es handelt sich schließlich um ein archäologisches Museum, aber die Ausstellung beleuchtete das Thema bis in die Gegenwart.
Alle 2 Jahre organisiert Kalkriese sogenannte "Römertage". Ich habe keine Ahnung, ob das Gewinn abwirft, ein Nullsummenspiel ist oder vom Landkreis bezuschusst werden muss. Würde man das öfter machen, würde das Interesse ausgereizt und erlahmen. Gut, da mögen ein paar Schausteller irgendwo in Engter, Venne, Schwagstorf oder Bramsche im Hotel absteigen. Nun bin ich so ziemlich der letzte, der über betriebswirtschaftliche Sachverhalte reden sollte, aber ich bezweifle doch, dass das in den Jahresbilanzen der Hotels der Umgebung ablesbar ist, dass diese "Römertage" stattfinden. Und vielleicht mag der ein oder andere hochspezialisierte Eventgastronom an so einem Tag guten Gewinn machen. Aber derselbe Gastronom ist eben dann doch nicht der chinesische Imbissstand, der auf jedem Volksfest auftreten kann.
 
Bevor das hier zu weit abgeleitet: das Ausmaß touristischer Verwertung sagt exakt nichts über die historische und archäologische Bedeutung eines Funds/Fundplatz.
 
Ich gehe davon aus, dass erst nach den Grabungen Ergebnisse vom LDA veröffentlicht werden. Hier nochmal das Titulum vom Lager an der Saale.

Das Lager an der Saale hat mit seiner Fläche von fast 40 Hektar schon eine sehr ordentliche Dimension.
Ich bin tatsächlich sehr auf die Ergebnisse gespannt. Insbesondere deshalb, da sich hier wieder ein Puzzleteil des möglichen Marschweges des römischen Heeres zeigt, das Anknüpfungspunkte zu weiteren Marschlagern liefern kann.
Aufgrund der Lage südlich der Saale gehe ich davon aus, dass die römischen Truppen entweder die Saale aufwärts, oder eben aus Richtung Süden kommend, entlang der Elbe marschiert sind. Das schließt aber am Ende eine Süd-Nordmarschbewegung natürlich nicht aus.
Vom archäologischen Standpunkt aus ist es aber auf jeden Fall eine Sensation!
 
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Dass das LDA kein Archäologie-Marketing betreiben würde kann man wirklich nicht sagen. Die Himmelsscheibe ist eines der berühmtesten archäologischen Artefakte in Dtld., wenn nicht vielleicht sogar das berühmteste, sie hat ihr eigenes Museum und das archäologische Museum in Halle ist auch renommiert. Der archäologische Markenkern von Sachsen-Anhalt ist aber das Neolithikum und besonders die Bronzezeit.
Natürlich ist die Stein/Bronzezeit leichter zu vermarkten, aber es fehlen schriftliche Überlieferungen. Himmelsscheibe Nebra, Ringheiligtum Pömmelte: alles reine spekulative Ausdeutung. Ganz im Gegensatz zur Römerzeit.
 
Das Lager an der Saale hat mit seiner Fläche von fast 40 Hektar schon eine sehr ordentliche Dimension.
Ich bin tatsächlich sehr auf die Ergebnisse gespannt. Insbesondere deshalb, da sich hier wieder ein Puzzleteil des möglichen Marschweges des römischen Heeres zeigt, das Anknüpfungspunkte zu weiteren Marschlagern liefern kann.
Aufgrund der Lage südlich der Saale gehe ich davon aus, dass die römischen Truppen entweder die Saale aufwärts, oder eben aus Richtung Süden kommend, entlang der Elbe marschiert sind. Das schließt aber am Ende eine Süd-Nordmarschbewegung natürlich nicht aus.
Vom archäologischen Standpunkt aus ist es aber auf jeden Fall eine Sensation!
Deshalb ist ja ein zweites Lager bei Aken so interessant. Lödderitz hatte sich ja als Irrtum erwiesen (Feldwege)
 
Ich lese hier dauernd etwas von einem Lager in/bei Aken. Indes kann ich dazu online nicht so richtig etwas finden. Ist das eine Vermutung, sei sie nun mehr oder weniger begründet, dass da ein Marschlager aus der Römerzeit war oder gibt es dazu auch etwas substantielles, wie Funde und Befunde?
 
Ich lese hier dauernd etwas von einem Lager in/bei Aken. Indes kann ich dazu online nicht so richtig etwas finden. Ist das eine Vermutung, sei sie nun mehr oder weniger begründet, dass da ein Marschlager aus der Römerzeit war oder gibt es dazu auch etwas substantielles, wie Funde und Befunde?
Es gibt ein Luftbild und eine geomagnetische Bestätigung. Eine Grabung soll im Herbst erfolgen.
 
Ich lese hier dauernd etwas von einem Lager in/bei Aken. Indes kann ich dazu online nicht so richtig etwas finden. Ist das eine Vermutung, sei sie nun mehr oder weniger begründet, dass da ein Marschlager aus der Römerzeit war oder gibt es dazu auch etwas substantielles, wie Funde und Befunde?
Das LDA hält sich hinsichtlich dieser Meldungen augenscheinlich sehr bedeckt. Vermutlich, um ungestört diese möglichen Lager untersuchen zu können und nicht Heerscharen von illegalen Sondengänger anzulocken. Das umso mehr, da die Marschlager ja oftmals über nur sehr wenige Verlustfunde verfügen. Und wenn diese wenigen Objekte schon von Sondengängern mitgenommen werden, wird es für die Archäologen noch schwerer Hinweise zu finden.
 
Aber immerhin römische Backöfen. Die Fundarmut soll mit der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Fläche zu tun haben.
 
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