Mashenka
Aktives Mitglied
Eigentlich müsste der Thread »über europäische Tagesliegen und mehrplätzige Sitzmöbel« heißen; ein recht breites Thema, bei dem ich immer wieder vor sprachlichen Fragen und Unsicherheiten stehe…
Anstatt hier die Fragen zu stellen, schreibe ich einfach mal meine Erkenntnisse, bzw. Vermutungen zum Thema »Liege« auf, und hoffe, dass Ihr sie gegebenenfalls ergänzt und korrigiert.
Griechische und römische Antike
Der vornehme antike Grieche ruhte sich auf einer Kline (κλίνη) aus – von der Funktion her dem Chaiselongue nicht unähnlich – und benutzte das Möbelstück etwa ab dem 7. Jh. v.Chr. auch als Essliege. Der erhöhte Kopfteil, ein reich geschmücktes (bei den Griechen) abnehmbares Element der Liege, war volutenartig gestaltet. Das Bettgestell wurde aus Holz und/oder Metall gefertigt, in öffentlichen Räumen auch aus Stein, worauf häufig ein flächendeckender Kissen (›Matratze‹) gelegt wurde, zumindest aber Textilien (Decken, Kissen), oder Leder und Felle. Laut en. Wiki soll die Liegefläche aus einem Geflecht bestanden haben, ohne Referenzen anzugeben. Habe im dort anschließend angegebenen Buch nachgeschaut (Dimitra Andrianou, The Furniture and Furnishings of Ancient Greek Houses and Tombs, Cambridge University Press, New York, 2009) und keinen Hinweis darauf gefunden.
Der vornehme antike Römer benutzte ebenfalls die Kline zum Ausruhen bei Tage und zum ›Dabeisitzen‹ (accumbare) am Tisch. In der Nacht jedoch zog er ein niedrigeres Bett mit Gitter- oder Lattenrost und Matratze (stratum, culcita{??}) vor, wie dies bereits die Etrusker getan haben. Ein Liegemöbel nannte man generell »lectus«, nur das einfache Holzgestell der ärmeren Schichten bezeichnete man als »grabatus«. Das aus dem Griechischen stammende »clinium« gebrauchte der Römer nur in zusammengesetzten Ausdrücken, wie »biclinium« (›Doppel-Essliege‹) und »triclinium« (dreiplätzige Liegefläche zum Speisen, später u-förmig aufgestelltes Ensemble von drei Essliegen). Eine noch größere Essgruppe wurde »stibadium« genannt, wobei die einzelnen Liegen kreisförmig aufgestellt waren; auch hier mit einer Aussparung, um den Sklaven das Auftragen zu ermöglichen.
Der erhöhte Kopfteil der römischen Essliege hieß »fulcrum«. Die Kline (und das biclinium?) bestand aus dem Gestell, darauf dem fulcrum und den weichen Liegeunterlagen, sei dies eine flächendeckende Matratze, und/oder Kissen (pulvinus), resp. zylinderförmige Kissenrolle (torus{?}), oder Felle.
Die mehrplätzige Sitzbank hatte in Rom keine spezielle Bezeichnung, sondern wurde »scamnum«, oder »subsellium« genannt (letzteres im öffentl. Bereich), unabhängig von der Breite. Einzig das zweiplätzige subsellium hatte mit »bisellium« einen eigenen Namen, das später (zur Kaiserzeit) als einplätziger Ehrensitz diente (manche Rekonstruktionszeichnungen beruhen auf falsch zusammengesetzte Klinen. Siehe: Martins u. Schwahn, Das Bisellium, das eine Kline war…, Heidelberg, 2014, PDF)
Soviel mal für's Erste. (Zu neuzeitlichen Liegen später, wo es dann mehr um die damaligen Bedeutungen der Bezeichnungen geht.)
Anstatt hier die Fragen zu stellen, schreibe ich einfach mal meine Erkenntnisse, bzw. Vermutungen zum Thema »Liege« auf, und hoffe, dass Ihr sie gegebenenfalls ergänzt und korrigiert.
Griechische und römische Antike
Der vornehme antike Grieche ruhte sich auf einer Kline (κλίνη) aus – von der Funktion her dem Chaiselongue nicht unähnlich – und benutzte das Möbelstück etwa ab dem 7. Jh. v.Chr. auch als Essliege. Der erhöhte Kopfteil, ein reich geschmücktes (bei den Griechen) abnehmbares Element der Liege, war volutenartig gestaltet. Das Bettgestell wurde aus Holz und/oder Metall gefertigt, in öffentlichen Räumen auch aus Stein, worauf häufig ein flächendeckender Kissen (›Matratze‹) gelegt wurde, zumindest aber Textilien (Decken, Kissen), oder Leder und Felle. Laut en. Wiki soll die Liegefläche aus einem Geflecht bestanden haben, ohne Referenzen anzugeben. Habe im dort anschließend angegebenen Buch nachgeschaut (Dimitra Andrianou, The Furniture and Furnishings of Ancient Greek Houses and Tombs, Cambridge University Press, New York, 2009) und keinen Hinweis darauf gefunden.
Der vornehme antike Römer benutzte ebenfalls die Kline zum Ausruhen bei Tage und zum ›Dabeisitzen‹ (accumbare) am Tisch. In der Nacht jedoch zog er ein niedrigeres Bett mit Gitter- oder Lattenrost und Matratze (stratum, culcita{??}) vor, wie dies bereits die Etrusker getan haben. Ein Liegemöbel nannte man generell »lectus«, nur das einfache Holzgestell der ärmeren Schichten bezeichnete man als »grabatus«. Das aus dem Griechischen stammende »clinium« gebrauchte der Römer nur in zusammengesetzten Ausdrücken, wie »biclinium« (›Doppel-Essliege‹) und »triclinium« (dreiplätzige Liegefläche zum Speisen, später u-förmig aufgestelltes Ensemble von drei Essliegen). Eine noch größere Essgruppe wurde »stibadium« genannt, wobei die einzelnen Liegen kreisförmig aufgestellt waren; auch hier mit einer Aussparung, um den Sklaven das Auftragen zu ermöglichen.
Der erhöhte Kopfteil der römischen Essliege hieß »fulcrum«. Die Kline (und das biclinium?) bestand aus dem Gestell, darauf dem fulcrum und den weichen Liegeunterlagen, sei dies eine flächendeckende Matratze, und/oder Kissen (pulvinus), resp. zylinderförmige Kissenrolle (torus{?}), oder Felle.
Die mehrplätzige Sitzbank hatte in Rom keine spezielle Bezeichnung, sondern wurde »scamnum«, oder »subsellium« genannt (letzteres im öffentl. Bereich), unabhängig von der Breite. Einzig das zweiplätzige subsellium hatte mit »bisellium« einen eigenen Namen, das später (zur Kaiserzeit) als einplätziger Ehrensitz diente (manche Rekonstruktionszeichnungen beruhen auf falsch zusammengesetzte Klinen. Siehe: Martins u. Schwahn, Das Bisellium, das eine Kline war…, Heidelberg, 2014, PDF)
Soviel mal für's Erste. (Zu neuzeitlichen Liegen später, wo es dann mehr um die damaligen Bedeutungen der Bezeichnungen geht.)