perfekt, danke!
noch was zur DDR: weshalb konnte die volkskammer einfach den führungsanspruch der SED streichen? die SED hatte doch mit 99% die absolute mehrheit in der volkskammer. hat sich die SED also selbst ins knie geschossen, da sie bemerkt hatte, dass die opposition an überhand gewinnt?
danke euch!
Das mit der Streichung des Führungsanspruchs der SED war ja erst Anfang Dezember ´89. Bis dahin hatte der Machtapparat der SED schon ganz andere Eruptionen erlebt (unzählige Skandale, ständige Rücktritte ganzer Regierungteile usw.).
Daß die SED 99% der Sitze in der Volkskammer besaß, dürfte nicht korrekt sein, da es ja auch noch 4 weitere Parteien gab, die bis dahin allerdings als sogenannte "Blockparteien" keine eigene Meinung vertraten.
Fest steht, daß der Führungsanspruch in der Verfassung auf den "Druck der Straße" hin gestrichen wurde. In dieser Zeit wurden die Forderungen der Bürgerrechtsbewegungen von der SED weitgehend umgesetzt - sie versuchte zwar noch zu bremsen, aber es waren zu dieser Zeit nur noch kraftlose Versuche. Die friedliche Revolution hatte im Grunde bereits gesiegt.
Das wichtigste Zeichen des Sieges der Revolution war ja auch die Durchsetzung freier Wahlen, die es ohne die friedliche Revolution bis heute nicht gegeben hätte.
hey,
mir ist eines eben aufgefallen, was mir nicht mehr ganz einzuleuchten scheint: warum kann man sagen, dass es eine niederlage für die linksradikalen war, als beschlossen wurde, dass es zur wahl der nationalversammlung kommen soll? die nationalversammlung sollte doch eben über die zukünftige staatsform (ob rätesystem oder republik) entscheiden oder nicht?
warum war das dann also ein neiderschmetterndes ergbenis für die linksradikalen?
lg
Es gab im November 1918 am selben Tag zwei verschiedene Ausrufungen zweier verschiedener Republiken:
Philipp Scheidemann (SPD) rief die "Deutsche Republik" aus,
aber
Karl Liebknecht (Kommunist, Spartakusbund) rief am selben Tag die "Sozialistische Deutsche Republik" aus.
Die "Deutsche Republik" von Scheidemann setzte sich im weiteren Verlauf schließlich durch und damit auch die parlamentarische Demokratie.
Eine "Sozialistische Deutsche Republik" wäre keine parlamentarische Republik mit freien Wahlen gewesen, da ja die Kommunisten nach unserem Verständnis auch keine Demokraten waren - zu keiner Zeit.
Somit ist klar, daß die Komunisten eine weitere Revolution durchführen mußten, um ihre Regierungsform durchsetzen zu können. Durch freie Wahlen und in der Nationalversammlung und später im Reichstag war das nicht durchsetzbar.