Natürlich kann man nicht ausschliessen, dass während des Seegefechts oder meinetwegen unmittelbar davor Pfeile, Speere oder was sonst noch ausgetauscht wurden; das halte ich jedoch nicht für kampfentscheidend.
Doch, die Hauptlast lag zunächst auf den Fernwaffen, insbesondere Pfeile und Steine. Ich zitiere mal aus dem Beginn der Sogneschlacht:
""Zunächst bot die See im Umkreis dieser Flotte einen Anblick, als wenn ein gewaltiger Regenschauer plötzlich ganz stilles Wetter ablöste. Dieser ging aber wieder vorüber. Es war ein Pfeilsturm gewesen, und man konnte die Schilde wohl brauchen. … Der König (Sverrir) ruderte zwischen den Schiffen umher und feuerte seine Männer an … Der König ruderte wieder zu seinem Schiff zurück. Da fuhr ein Pfeil in den Steven des Bootes über des Königs Haupt und gleich darauf ein zweiter auf Deck vor die Knie des Königs. … Nun sah der König, wie ein so dichter Hagel von Geschossen und Steinen über das Marienschiff hinflog, dass er nicht auf sein Schiff gelangen konnte. … Die Heklunge schleuderten da Pfeile, Speere und harte Steine, die sie aus Skien mitgebracht hatten, und da fielen eine Menge Männer. Sie warfen auch Dolche und Pfähle, kamen sich aber nicht so hahe, dass sie ins Handgemenge gerieten.
Man suchte den Nahkampf und in einem solchen das Schild an seiner Seite.
Nö, eigentlich nicht, Das war vor allem die neue Taktik Sverres, der seine Schiffe frei fahren ließ, so dass sie längsseits gehen und den feindlichen Nachbarn entern konnten. Aber der Bericht zeigt bildhaft, dass die Fernwaffen im "indirekten Beschuss" eingesetzt wurden. Die Pfeile flogen in einer ballistischen Kurve. Da nützen Schilde an der Reling nix, da muss man (wie bei der römischen Schildkröte) den Schild schräg über sich halten.
Fingalo schrieb, dass die bordwändigen Schilde das Rudern eingeschränkt hätten, was ich nicht abschließend beurteilen kann.
Nur, wenn die Riemenöffnungen in der obersten Planke waren.
Kurz noch zu dem "Aneinanderbinden" der Boote; was für einen Sinn hätte es die eigenen Boote zu verbinden, während der Gegner manövrierfähig bleibt und tatsächlich den Fernkampf vorzöge? So komisch das klingt, aber es muss für beide Parteien von Vorteil gewesen sein, die Boote miteinander zu verbinden.
Manchmal ist nicht der Vorteil für eine Handlung entscheidend, sondern die Tradition. Mir ist auch nicht klar, warum man das gemacht hat. Als eine Erklärung wird genannt, dass einzelne Schiffevon zwei Seiten angegriffen werden können, während bei den zusammengebundene Schiffen nur die äußersten von einer Seite angegriffen werden konnten. Da war man vor dem Entern ziemlich sicher. Dass Sverrirs Schiffen das Entern am ende doch gelang, wird in der Geschichte zwischen den zeilen darauf zurückgeführt, dass er - das wird an anderer Stelle früher berichtet - seine Schiffe mit wesentlich höherer Bordwand bauen ließ. Von einer erhöhten Position kämpft es sich effektiver. Sverrir war ein Meister in der Taktik und brach viele traditionelle Kampfesregeln sehr innovativ, worauf schlussendlich sein Erfolg zurückgeführt wird. Eine seiner Neuerungen war auch die damals höchst umstrittene Maßnahme, nicht in vorderster Front zu kämpfen, wie sich das für einen König gehörte, sondern von rückwärts seine Truppen zu dirigieren. Das wurde ihm von seinen Zeitgenossen als Feigheit ausgelegt. In Wahrheit war ihm klar, dass das Hauptangriffsziel immer der Heerführer ist, weil, wenn dieser fällt, das Heer buchstäblich "kopflos" wird. Und von hinten behielt er den Überblick und konnte die Mannschaften effektiver einsetzen, wo es am nötigsten war. Das steht zwar so nicht in der Geschichte, aber eine genaue Analyse der Schlacht bei Ilevold zeigt das.