Dazu gehören etwa eine innere Logik und Widerspruchsfreiheit der aufgestellten Behauptungen, die Bereitschaft, Gründe anzuführen und auf Gegenargumente einzugehen und auch eine Trennung persönlicher Glaubensüberzeugungen und wissenschaftlicher Belege.
All das fehlt mir in der bisherigen Diskussion von Deiner Seite her ehrlich gesagt ein wenig. Bisher konnte ich - was aber natürlich auch an mir selbst liegen kann, das soll also kein Angriff sein! - noch nicht einmal einen echten Kern Deiner These erkennen, der über die innere Gewissheit, alles am frühen Christentum sei irgendwie gefälscht und durch spätere Redaktionen überformt, hinausgeht.
Du verlangst also
eine innere Logik und Widerspruchsfreiheit von einer schwierigen These die sich auf Quellen stützen muß, die voller Widerspruch sind. Nehmen wir den wohl um 50 n.Chr. geschriebenen Paulusbrief an die Galater. Nach seiner Erscheinung vor Damaskus ging er nicht nach Jerusalem, sondern nach Arabien. Danach ging er zurück nach Damaskus um dann erst nach drei Jahren nach Jerusalem zu kommen.
Die Apostelgeschichte berichtet auch genauestens über diese Zeit, weiß aber nichts von Arabien und den drei Jahren.
Dann wird es konfuser. Den Galatern schreibt Paulus, daß er nachdem er Jerusalem verlassen habe
ging er in die Region von Syrien und Cilicien. Und fährt fort:
Dann nach 14 Jahren ging ich wieder hinauf nach Jerusalem.
Man kann sicher hier nicht von mir verlangen alle Einzelheiten hier auszubreiten. Jedenfalls ist man in der Apostelgeschichte und dem Galaterbrief bemüht, die Geschehnisse gegen Ende der letzten Jahrzehnte zu harmonisieren. So kommt man zu einem sicheren Übergang zu der historisch bezeugten Ankunft des Paulus 61 in Rom.
Um einmal zu zeigen, wie man sich Chronologie damals auch aufbauen konnte, sei hier ein interessantes Beispiel gegeben:
http://biblicalstudies.org.uk/pdf/jts/008_590.pdf
Von Seite 590-606 liest man von der Möglichkeit eines höheren Alters von Jesus. (Selbst bei Johannes 8,57 haben wir einen merkwürdigen Hinweis: Da sagte die Juden zu ihm: "Noch nicht fünfzig Jahre bist du und hast Abraham gesehen?")
In dem angegebenen Link geht es um das Zeugnis des:
Irenäus von Lyon (griechisch Εἰρηναῖος ὁ Σμυρναῖος Eirenaios ho Smyrnaios‚ Irenäus aus Smyrna / der Smyrner‘; * um 135; † um 200), ein Kirchenvater, war Bischofin Lugdunum in Gallien (heute Lyon/Frankreich). Er gilt als einer der bedeutendsten Theologen des 2. Jahrhunderts und einer der ersten systematischen Theologen des Christentums. Seine Schriften waren in der frühen Entwicklung der christlichen Theologie wegweisend, vor allem seine fünf Bücher gegen die Häresien (adversus haereses). Er prägte den Begriff der Regula fidei, der „Regel des Glaubens“.
Er wird als Heiliger verehrt. In evangelischen, anglikanischen und römisch-katholischen Kirchen wird seiner am 28. Juni gedacht, in orthodoxen Kirchen und der armenischen Kirche am 23. August. (Wiki)
Dieser Irenäus muß sehr glaubwürdig sein, wenn gleich fünf große Kirchen große Stücke auf ihn halten und sich auf ihn berufen.
Soviel zu innerer Logik und Widerspruchsfreiheit.