Das von dir erwähnte leichte MG ist vermutlich das Chauchat, das wurde aber erst 1915 eingeführt. (
Chauchat ? Wikipedia) Vorher gab es schon das dänische Madsen, was auch bei den deutschen im Einsatz war. Es gab aber nur sehr wenige davon.
Richtig, ich meinte das Chauchat 1915, das ich in dem Zusammenhang aber nicht als "überlegene, kriegsentscheidende" Waffe angeführt hatte. Ich habe darauf verwiesen, um deutlich zu machen, dass keineswegs nur die Deutschen solche Waffen entwickelt oder weiterentwickelt haben. Die Gegenseite hatte die Dinger auch und war bezüglich der Modernisierung sogar weiter.
Dass die französische Armee zudem schon vorher Hotchkiss-Modelle im Einsatz hatte, hast Du bereits erwähnt. Bezüglich der Ausstattung des deutschen Heeres dachte ich bislang, dass ein Maxim-Modell (bzw. Nachbauten davon) zum Einsatz kam. Aber die Herkunft dürfte den Erschossenen scheißegal gewesen sein...
Randbemerkung: Ellis vertritt übrigens die Auffassung, dass Maschinenwaffen zwar in den "kolonialen" Konflikten bedenkenlos eingesetz wurden ("Neger" abkzunallen, habe niemanden in Gewissensnot gebracht), dass aber bezüglich der Verwendung gegen "zivilisierte" Gegner große Vorbehalte bestanden hätten. Ich las diese Theorie und habe immer noch Mühe, sie für glaubwürdig zu halten...
Von dem französischen Hotchkiss wurden 1914 gerade mal 100 Stück gebaut, 1915 dagegen 2300 Exemplare und 1916 dann schon 9300 Stück.
Diese Zahlen beschreiben die Nachrüstung, nicht den Bestand. 1915 hat sich sicher auch die Fertigung von Feldlatrinen gegenüber dem Vorjahr verhundertfacht. Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände neigen nunmal dazu, in Gefechten schneller kaputt zu gehen als in Manövern. Das ist jetzt aber nur wieder eine Theorie. Ich kann keine belastbaren Zahlen über den Bestand an Maschinengewehren in den einzelnen Armeen liefern.
Aber ich will aus dieser Debatte keinen verbalen Grabenkrieg machen
feif:. Deshalb verzichte ich künftig darauf, das Wort "Maschinengewehr" zu verwenden. Ich spreche stattdessen von "massiv gesteigerter Feuerkraft der Infanterie". Die war nicht nur auf das *zensiert!* zurückzuführen, sondern auch auf die Entwicklung von Vorderladern zu Hinterladern, von einschüssigen Waffen zu Repetiergewehren, von manuell zu ladenden zu Automatikwaffen. Diese Steigerung der Feuerkraft begünstigte massiv die Verteidigung. Schon in den "richtungsweisenden" Kriegen zuvor (amerikanischer Bürgerkrieg, 70/71) hatte die Reiterei deshalb nur noch eine untergreordnete Bedeutung. Die Verdrängung der (schnellen) Reiter machte die (langsame) Infanterie noch wichtiger - und noch anfälliger.
-Die Beweglichkeit der Truppe, mehrheitlich zu Fuß, war gering.
-Die Logistik für solche Menschenmassen war kompliziert und fern der eigenen Eisenbahn kaum noch zu bewerkstelligen. Der enorme Munitionsverbrauch führte auch ohne Trennung von den eigenen Versorgungssträngen zu Problemen.
Das sind mit Sicherheit ganz wichtige Faktoren.
An der Stelle mutmaße ich, dass der Wandel zum Massenkrieg auch die Generäle überfordert hat. Die hatten zwar eine Menge Erfahrung mit Kriegen, standen aber nie vor der Aufgabe, solche Menschenmengen, die mit so modernen Waffen ausgerüstet waren, mit Nachschub zu versorgen. Hier ist in erster Linie die Artillerie zu nennen, die in keinem Krieg zuvor so oft scheißen musste...
MfG